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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 155. Köln, 29. November 1848. Zweite Beilage.

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Reichensperger erklärt hierauf: wir sind hier die National-Versammlung; da wir aber nicht beschlußfähig sind, so können wir keine gültigen Beschlüsse fassen.

Brüneck vertagt die Sitzung eine halbe Stunde, um dem Ministerium Anzeige zu machen.

Als die Gesellschaft wieder zusammen ist, harrt man lange vergebens auf das Erscheinen der Minister. Die Gesellschaft langweilt sich. -- Endlich bringt ein Huissier ein Schreiben des Ministers.

Brüneck besieht es 10 Minuten lang von allen Seiten und theilt endlich den Versammelten mit, daß die Minister erklären, da die Versammlung nicht beschlußfähig sei, müßten sie zuvor dem Könige darüber Vortrag halten und ersuchen die Versammlung, morgen Vormittag 9 Uhr zur Anhörung einer kgl. Botschaft sich wieder zu versammeln.

Von mehreren Seiten ruft man, wir wollen uns erst um 11 Uhr morgen versammeln, nicht um 9 Uhr und dabei bleibts. Die Gesellschaft wollte zeigen, daß sie ihre Launen hat und nicht unbedingt Ordre parirt.

Nachträglich muß noch bemerkt werden, daß sich unter den 154 Anwesenden mehrere befanden, deren Wahlen noch gar nicht geprüft sind und die sehr zweifelhaft sein sollen. Auch viele unglücklichen Stellvertreter, wie v. d. Heydt, befanden sich hier, deren Patrone in Berlin tagen. Eine beschlußfähige Anzahl zu Brandenburg ist eine Utopie.

* Münster, 27. November.

Das von reaktionären Militärbehörden im Bunde mit gleichgesinnten Bureaukraten aus Minden herbeigezogene Bataillon vom 15er Regiment hat, wie es wahrscheinlich beabsichtigt war, zu einem ernstlichen Kampf zwischen Volk und Militär geführt. Arbeiter, mit Aexten, Hämmern etc. bewaffnet, haben den 15ern derb westphälisch geantwortet. Es giebt mehrere Todte und noch mehr Verwundete unter den 15ern. Die Erbitterung des Volkes über den feigen Anfall Seitens der 15ner ist furchtbar. Details morgen.

Koblenz, 27. Nov.

Aus Andernach erfahren wir, daß der dortige Krawall durch die daselbst stehende Kompagnie der reitenden Artillerie entstanden sei. Dieselbe habe eine Katze erschossen und deren Leichenbegängniß den Bürgern von Andernach angezeigt, und zwar durch gedruckte Zettel. Hierin habe die Bürgerschaft das, was es auch gewesen sein mag, nämlich eine Parodie auf die an mehreren Orten Deutschlands begangene Leichenfeier zu Ehren Blum's, erblickt, worauf eine große Masse Menschen unter Toben und Schreien und dem Rufe nach Waffen vor der Kaserne sich eingefunden hatte. Eiligst wurde Infanterie von Koblenz dahin beordert, bei deren Eintreffen die Ruhe wieder hergestellt wurde.

(Rh.- u. M.- Z.)

* Berncastel, 26. Novbr.

Heute früh wollte man Herrn Coblenz, der zum Führer des Landsturmes erwählt worden war, verhaften. Das Volk widersetzte sich, die Sturmglocken wurden geläutet, Schaaren Bewaffneter aus der Umgegend zogen herbri und die Schergen mußten auf die gehoffte Beute verzichten. Aus Trier kommt, wie eben das Gerücht umgeht, ebenfalls bewaffneter Zuzug. Der Landrath und der Regierungskommissär Bolz (Advokat und Landwehrlieutenant) sind arg durchgeprügelt worden.

Französische Republik.
* Paris, 27. November.

(Flucht des Papstes.) In Paris ist am 26. November Abends ein ausserordentlicher Kurier eingetroffen, welcher Rom am 19. November verließ und dem französischen Kabinet die Nachricht brachte, daß der Papst aus Rom geflohen sei.

(Univers.)

[Deutschland]
* Köln, 28. Nov.

Ist der Advokat v. Hontheim, derselbe, der sich bei Gelegenheit der Entwerfung des demokratischen Programms für Frankfurt durch eine Perfidie unmöglich gemacht hatte, der Redakteur en chef der "Rheinischen Volkshalle", die Windischgrätz zum Morde Robert Blums gratulirt? Hr. v. Hontheim, als Taubmann des hiesigen Barreau's, scheint speziell für diesen Posten geeignet. (Taubmann war Doctor subtilissimus zu Dresden und zugleich Hofnarr des Königs von Sachsen, Augustus).

Druckfehler.

In der Beilage zu Nr. 155 "Neueste Nachrichten" soll es statt: "so geht so eben ein fest verbürgtes" heißen: "ein fast verbürgtes Gerücht."

Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.

Reichensperger erklärt hierauf: wir sind hier die National-Versammlung; da wir aber nicht beschlußfähig sind, so können wir keine gültigen Beschlüsse fassen.

Brüneck vertagt die Sitzung eine halbe Stunde, um dem Ministerium Anzeige zu machen.

Als die Gesellschaft wieder zusammen ist, harrt man lange vergebens auf das Erscheinen der Minister. Die Gesellschaft langweilt sich. — Endlich bringt ein Huissier ein Schreiben des Ministers.

Brüneck besieht es 10 Minuten lang von allen Seiten und theilt endlich den Versammelten mit, daß die Minister erklären, da die Versammlung nicht beschlußfähig sei, müßten sie zuvor dem Könige darüber Vortrag halten und ersuchen die Versammlung, morgen Vormittag 9 Uhr zur Anhörung einer kgl. Botschaft sich wieder zu versammeln.

Von mehreren Seiten ruft man, wir wollen uns erst um 11 Uhr morgen versammeln, nicht um 9 Uhr und dabei bleibts. Die Gesellschaft wollte zeigen, daß sie ihre Launen hat und nicht unbedingt Ordre parirt.

Nachträglich muß noch bemerkt werden, daß sich unter den 154 Anwesenden mehrere befanden, deren Wahlen noch gar nicht geprüft sind und die sehr zweifelhaft sein sollen. Auch viele unglücklichen Stellvertreter, wie v. d. Heydt, befanden sich hier, deren Patrone in Berlin tagen. Eine beschlußfähige Anzahl zu Brandenburg ist eine Utopie.

* Münster, 27. November.

Das von reaktionären Militärbehörden im Bunde mit gleichgesinnten Bureaukraten aus Minden herbeigezogene Bataillon vom 15er Regiment hat, wie es wahrscheinlich beabsichtigt war, zu einem ernstlichen Kampf zwischen Volk und Militär geführt. Arbeiter, mit Aexten, Hämmern etc. bewaffnet, haben den 15ern derb westphälisch geantwortet. Es giebt mehrere Todte und noch mehr Verwundete unter den 15ern. Die Erbitterung des Volkes über den feigen Anfall Seitens der 15ner ist furchtbar. Details morgen.

Koblenz, 27. Nov.

Aus Andernach erfahren wir, daß der dortige Krawall durch die daselbst stehende Kompagnie der reitenden Artillerie entstanden sei. Dieselbe habe eine Katze erschossen und deren Leichenbegängniß den Bürgern von Andernach angezeigt, und zwar durch gedruckte Zettel. Hierin habe die Bürgerschaft das, was es auch gewesen sein mag, nämlich eine Parodie auf die an mehreren Orten Deutschlands begangene Leichenfeier zu Ehren Blum's, erblickt, worauf eine große Masse Menschen unter Toben und Schreien und dem Rufe nach Waffen vor der Kaserne sich eingefunden hatte. Eiligst wurde Infanterie von Koblenz dahin beordert, bei deren Eintreffen die Ruhe wieder hergestellt wurde.

(Rh.- u. M.- Z.)

* Berncastel, 26. Novbr.

Heute früh wollte man Herrn Coblenz, der zum Führer des Landsturmes erwählt worden war, verhaften. Das Volk widersetzte sich, die Sturmglocken wurden geläutet, Schaaren Bewaffneter aus der Umgegend zogen herbri und die Schergen mußten auf die gehoffte Beute verzichten. Aus Trier kommt, wie eben das Gerücht umgeht, ebenfalls bewaffneter Zuzug. Der Landrath und der Regierungskommissär Bolz (Advokat und Landwehrlieutenant) sind arg durchgeprügelt worden.

Französische Republik.
* Paris, 27. November.

(Flucht des Papstes.) In Paris ist am 26. November Abends ein ausserordentlicher Kurier eingetroffen, welcher Rom am 19. November verließ und dem französischen Kabinet die Nachricht brachte, daß der Papst aus Rom geflohen sei.

(Univers.)

[Deutschland]
* Köln, 28. Nov.

Ist der Advokat v. Hontheim, derselbe, der sich bei Gelegenheit der Entwerfung des demokratischen Programms für Frankfurt durch eine Perfidie unmöglich gemacht hatte, der Redakteur en chef der „Rheinischen Volkshalle“, die Windischgrätz zum Morde Robert Blums gratulirt? Hr. v. Hontheim, als Taubmann des hiesigen Barreau's, scheint speziell für diesen Posten geeignet. (Taubmann war Doctor subtilissimus zu Dresden und zugleich Hofnarr des Königs von Sachsen, Augustus).

Druckfehler.

In der Beilage zu Nr. 155 „Neueste Nachrichten“ soll es statt: „so geht so eben ein fest verbürgtes“ heißen: „ein fast verbürgtes Gerücht.“

Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.

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[0824/0002] Reichensperger erklärt hierauf: wir sind hier die National-Versammlung; da wir aber nicht beschlußfähig sind, so können wir keine gültigen Beschlüsse fassen. Brüneck vertagt die Sitzung eine halbe Stunde, um dem Ministerium Anzeige zu machen. Als die Gesellschaft wieder zusammen ist, harrt man lange vergebens auf das Erscheinen der Minister. Die Gesellschaft langweilt sich. — Endlich bringt ein Huissier ein Schreiben des Ministers. Brüneck besieht es 10 Minuten lang von allen Seiten und theilt endlich den Versammelten mit, daß die Minister erklären, da die Versammlung nicht beschlußfähig sei, müßten sie zuvor dem Könige darüber Vortrag halten und ersuchen die Versammlung, morgen Vormittag 9 Uhr zur Anhörung einer kgl. Botschaft sich wieder zu versammeln. Von mehreren Seiten ruft man, wir wollen uns erst um 11 Uhr morgen versammeln, nicht um 9 Uhr und dabei bleibts. Die Gesellschaft wollte zeigen, daß sie ihre Launen hat und nicht unbedingt Ordre parirt. Nachträglich muß noch bemerkt werden, daß sich unter den 154 Anwesenden mehrere befanden, deren Wahlen noch gar nicht geprüft sind und die sehr zweifelhaft sein sollen. Auch viele unglücklichen Stellvertreter, wie v. d. Heydt, befanden sich hier, deren Patrone in Berlin tagen. Eine beschlußfähige Anzahl zu Brandenburg ist eine Utopie. * Münster, 27. November. Das von reaktionären Militärbehörden im Bunde mit gleichgesinnten Bureaukraten aus Minden herbeigezogene Bataillon vom 15er Regiment hat, wie es wahrscheinlich beabsichtigt war, zu einem ernstlichen Kampf zwischen Volk und Militär geführt. Arbeiter, mit Aexten, Hämmern etc. bewaffnet, haben den 15ern derb westphälisch geantwortet. Es giebt mehrere Todte und noch mehr Verwundete unter den 15ern. Die Erbitterung des Volkes über den feigen Anfall Seitens der 15ner ist furchtbar. Details morgen. Koblenz, 27. Nov. Aus Andernach erfahren wir, daß der dortige Krawall durch die daselbst stehende Kompagnie der reitenden Artillerie entstanden sei. Dieselbe habe eine Katze erschossen und deren Leichenbegängniß den Bürgern von Andernach angezeigt, und zwar durch gedruckte Zettel. Hierin habe die Bürgerschaft das, was es auch gewesen sein mag, nämlich eine Parodie auf die an mehreren Orten Deutschlands begangene Leichenfeier zu Ehren Blum's, erblickt, worauf eine große Masse Menschen unter Toben und Schreien und dem Rufe nach Waffen vor der Kaserne sich eingefunden hatte. Eiligst wurde Infanterie von Koblenz dahin beordert, bei deren Eintreffen die Ruhe wieder hergestellt wurde. (Rh.- u. M.- Z.) * Berncastel, 26. Novbr. Heute früh wollte man Herrn Coblenz, der zum Führer des Landsturmes erwählt worden war, verhaften. Das Volk widersetzte sich, die Sturmglocken wurden geläutet, Schaaren Bewaffneter aus der Umgegend zogen herbri und die Schergen mußten auf die gehoffte Beute verzichten. Aus Trier kommt, wie eben das Gerücht umgeht, ebenfalls bewaffneter Zuzug. Der Landrath und der Regierungskommissär Bolz (Advokat und Landwehrlieutenant) sind arg durchgeprügelt worden. Französische Republik. * Paris, 27. November. (Flucht des Papstes.) In Paris ist am 26. November Abends ein ausserordentlicher Kurier eingetroffen, welcher Rom am 19. November verließ und dem französischen Kabinet die Nachricht brachte, daß der Papst aus Rom geflohen sei. (Univers.) [Deutschland] * Köln, 28. Nov. Ist der Advokat v. Hontheim, derselbe, der sich bei Gelegenheit der Entwerfung des demokratischen Programms für Frankfurt durch eine Perfidie unmöglich gemacht hatte, der Redakteur en chef der „Rheinischen Volkshalle“, die Windischgrätz zum Morde Robert Blums gratulirt? Hr. v. Hontheim, als Taubmann des hiesigen Barreau's, scheint speziell für diesen Posten geeignet. (Taubmann war Doctor subtilissimus zu Dresden und zugleich Hofnarr des Königs von Sachsen, Augustus). Druckfehler. In der Beilage zu Nr. 155 „Neueste Nachrichten“ soll es statt: „so geht so eben ein fest verbürgtes“ heißen: „ein fast verbürgtes Gerücht.“ Der Gerant: Korff. Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 155. Köln, 29. November 1848. Zweite Beilage, S. 0824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz155b2_1848/2>, abgerufen am 27.04.2024.