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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Radius hätten, so müßten sie immer in einer gleichen
Stellung zu einander bleiben, und könnten in ihrer Be-
wegung in keiner Beziehung zu einander stehen. Es giebt
Doppelsterne die nur aus 2 Sternen bestehen, andere da-
gegen sind aus mehreren zusammengesetzt, da sie bei starken
Vergrösserungen sich bis zu 17 Sternen oft auflösen. So
ist Castor ein Doppelstern vor 2 Sternen. Der Polarstern
desgleichen, da er der 2ten, der kleine Stern neben ihm,
dagegen der 11ten Grösse angehört. Der Orion ist ein Doppel-
stern von 16 kleinen andern. Die ältesten Beobachtungen sind
von 1756-59, wo im Schwan der 61te Stern als ein Doppel-
stern erkennt wurde, also erst vor 70 Jahren. Ihre Bewe-
gung läßt sich schon in einem Monat beobachten, sie muß von
einer Schnelligkeit sein, wovon wir kein Beispiel haben.

Die Farbe der Doppelsterne ist bei einigen weniger
auffallend, bei vielen aber höchst merkwürdig. Es giebt gelbe,
grüne, indigoblaue und rothe. Zuweilen sehen wir verschieden
gefärbte um einen nicht gefärbten grössere sich bewegen.
Gewöhnlich ist der grössere farbenlos und der kleinere bunt,
doch auch nicht selten drehen sich zwei bunte um einander.
Wenn man 2 verschiedene gefärbte Sterne sieht, könnte man
glauben es sei subjectiv, aber die Richtigkeit der Farben

Radius hätten, ſo müßten ſie immer in einer gleichen
Stellung zu einander bleiben, und könnten in ihrer Be-
wegung in keiner Beziehung zu einander ſtehen. Es giebt
Doppelſterne die nur aus 2 Sternen beſtehen, andere da-
gegen ſind aus mehreren zuſammengeſetzt, da ſie bei ſtarken
Vergröſſerungen ſich bis zu 17 Sternen oft auflöſen. So
iſt Caſtor ein Doppelſtern vor 2 Sternen. Der Polarſtern
desgleichen, da er der 2ten, der kleine Stern neben ihm,
dagegen der 11ten Gröſſe angehört. Der Orion iſt ein Doppel-
ſtern von 16 kleinen andern. Die älteſten Beobachtungen ſind
von 1756–59, wo im Schwan der 61te Stern als ein Doppel-
ſtern erkennt wurde, alſo erſt vor 70 Jahren. Ihre Bewe-
gung läßt ſich ſchon in einem Monat beobachten, ſie muß von
einer Schnelligkeit ſein, wovon wir kein Beiſpiel haben.

Die Farbe der Doppelſterne iſt bei einigen weniger
auffallend, bei vielen aber höchſt merkwürdig. Es giebt gelbe,
grüne, indigoblaue und rothe. Zuweilen ſehen wir verſchieden
gefärbte um einen nicht gefärbten gröſſere ſich bewegen.
Gewöhnlich iſt der gröſſere farbenlos und der kleinere bunt,
doch auch nicht ſelten drehen ſich zwei bunte um einander.
Wenn man 2 verſchiedene gefärbte Sterne ſieht, könnte man
glauben es ſei ſubjectiv, aber die Richtigkeit der Farben

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[98./0104] Radius hätten, ſo müßten ſie immer in einer gleichen Stellung zu einander bleiben, und könnten in ihrer Be- wegung in keiner Beziehung zu einander ſtehen. Es giebt Doppelſterne die nur aus 2 Sternen beſtehen, andere da- gegen ſind aus mehreren zuſammengeſetzt, da ſie bei ſtarken Vergröſſerungen ſich bis zu 17 Sternen oft auflöſen. So iſt Caſtor ein Doppelſtern vor 2 Sternen. Der Polarſtern desgleichen, da er der 2ten, der kleine Stern neben ihm, dagegen der 11t Gröſſe angehört. Der Orion iſt ein Doppel- ſtern von 16 kleinen andern. Die älteſten Beobachtungen ſind von 1756–59, wo im Schwan der 61t Stern als ein Doppel- ſtern erkennt wurde, alſo erſt vor 70 Jahren. Ihre Bewe- gung läßt ſich ſchon in einem Monat beobachten, ſie muß von einer Schnelligkeit ſein, wovon wir kein Beiſpiel haben. Die Farbe der Doppelſterne iſt bei einigen weniger auffallend, bei vielen aber höchſt merkwürdig. Es giebt gelbe, grüne, indigoblaue und rothe. Zuweilen ſehen wir verſchieden gefärbte um einen nicht gefärbten gröſſere ſich bewegen. Gewöhnlich iſt der gröſſere farbenlos und der kleinere bunt, doch auch nicht ſelten drehen ſich zwei bunte um einander. Wenn man 2 verſchiedene gefärbte Sterne ſieht, könnte man glauben es ſei ſubjectiv, aber die Richtigkeit der Farben

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 98.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/104>, abgerufen am 30.04.2024.