Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

gebirgen, da sie von den tertiären Gebirgen durch Lagerungen
von Steinkohlen mit monocotyledonischen Stämmen, als Palmen,
baumartigen Farrenkräutern und Gräsern getrennt sind, auf
der andern Seite dagegen ist das Flötzgebirge von Lagerungen
dicotyledonischer, unserer Waldungen ähnlicher Baumstämme be-
grenzt, die sich durch die Reize der Holzschichten oder Jahrringe
deutlich erkennen lassen. Bei der in den Braunkohlenschicht
zwischen dem Flötz- und Tertiärengebirge eingeschlossenen Zer-
störung einer Palmenwelt, muß man nicht glauben daß si[e]
mitein[unleserliches Material]ander verschwänden sei, denn auch in den Gypsen finden
sich Palmenstämme. Wenn also einst diese Gegenden den
Tropenländern ähnlich waren, so unterscheiden sie sich doch wesentlich
von diesen dadurch, daß die unanfängliche Vegetation nur allein
aus monocotyledonischen Stämmen bestand, und in den Flötzen
ein dicotyledonische St. gefunden worden sind.

Wer in den todten und starren Gebirgsarten des Innern
verfolgt, den fesseln die Spuren der Reste alter Thiere und
Floren, dem erscheint der Boden unheimisch, wo Elephanten
und crodillartige Thiere sich vorfinden. Dieses Aneinande[r-]
reihen von Organismus hat das Leben von colossalen
Landthieren bis zum Corallenstamme gallertartig umhüllt, verfolgt.
Ein großer Theil der Gebirgsformationen ist durch Spuren
des Zusammenlebens und des Alters nach, characterisirt.

gebirgen, da ſie von den tertiären Gebirgen durch Lagerungen
von Steinkohlen mit monocotyledoniſchen Stämmen, als Palmen,
baumartigen Farrenkräutern und Gräſern getrennt ſind, auf
der andern Seite dagegen iſt das Flötzgebirge von Lagerungen
dicotyledoniſcher, unſerer Waldungen ähnlicher Baumſtämme be-
grenzt, die ſich durch die Reize der Holzſchichten oder Jahrringe
deutlich erkennen laſſen. Bei der in den Braunkohlenſchicht
zwiſchen dem Flötz- und Tertiärengebirge eingeſchloſſenen Zer-
ſtörung einer Palmenwelt, muß man nicht glauben daß ſi[e]
mitein[unleserliches Material]ander verſchwänden ſei, denn auch in den Gypſen finden
ſich Palmenſtämme. Wenn alſo einſt dieſe Gegenden den
Tropenländern ähnlich waren, ſo unterſcheiden ſie ſich doch weſentlich
von dieſen dadurch, daß die unanfängliche Vegetation nur allein
aus monocotyledoniſchen Stämmen beſtand, und in den Flötzen
ein dicotyledoniſche St. gefunden worden ſind.

Wer in den todten und ſtarren Gebirgsarten des Innern
verfolgt, den feſſeln die Spuren der Reſte alter Thiere und
Floren, dem erſcheint der Boden unheimiſch, wo Elephanten
und crodillartige Thiere ſich vorfinden. Dieſes Aneinande[r-]
reihen von Organismus hat das Leben von coloſſalen
Landthieren bis zum Corallenſtamme gallertartig umhüllt, verfolgt.
Ein großer Theil der Gebirgsformationen iſt durch Spuren
des Zuſammenlebens und des Alters nach, characteriſirt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="36">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0278" n="272."/>
gebirgen, da &#x017F;ie von den tertiären Gebirgen durch Lagerungen<lb/>
von Steinkohlen mit monocotyledoni&#x017F;chen Stämmen, als Palmen,<lb/>
baumartigen Farrenkräutern und Grä&#x017F;ern getrennt &#x017F;ind, auf<lb/>
der andern Seite dagegen i&#x017F;t das Flötzgebirge von Lagerungen<lb/>
dicotyledoni&#x017F;cher, un&#x017F;erer Waldungen ähnlicher Baum&#x017F;tämme be-<lb/>
grenzt, die &#x017F;ich durch die Reize der Holz&#x017F;chichten oder Jahrringe<lb/>
deutlich erkennen la&#x017F;&#x017F;en. Bei der in den Braunkohlen&#x017F;chicht<lb/>
zwi&#x017F;chen dem Flötz- und Tertiärengebirge einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Zer-<lb/>
&#x017F;törung einer Palmenwelt, muß man nicht glauben daß &#x017F;i<supplied reason="damage" resp="#BF">e</supplied><lb/>
mitein<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">ander</add></subst> ver&#x017F;chwänden &#x017F;ei, denn auch in den Gyp&#x017F;en finden<lb/>
&#x017F;ich Palmen&#x017F;tämme. Wenn al&#x017F;o ein&#x017F;t die&#x017F;e Gegenden den<lb/>
Tropenländern ähnlich waren, &#x017F;o unter&#x017F;cheiden &#x017F;ie &#x017F;ich doch we&#x017F;entlich<lb/>
von die&#x017F;en dadurch, daß die unanfängliche Vegetation nur allein<lb/>
aus monocotyledoni&#x017F;chen Stämmen be&#x017F;tand, und in den Flötzen<lb/>
ein dicotyledoni&#x017F;che St. gefunden worden &#x017F;ind.</p><lb/>
                <p>Wer in den todten und &#x017F;tarren Gebirgsarten des Innern<lb/>
verfolgt, den fe&#x017F;&#x017F;eln die Spuren der Re&#x017F;te alter Thiere und<lb/>
Floren, dem er&#x017F;cheint der Boden unheimi&#x017F;ch, wo Elephanten<lb/>
und crodillartige Thiere &#x017F;ich vorfinden. Die&#x017F;es Aneinande<supplied reason="damage" resp="#BF">r-</supplied><lb/>
reihen von Organismus hat das Leben von colo&#x017F;&#x017F;alen<lb/>
Landthieren bis zum Corallen&#x017F;tamme gallertartig umhüllt, verfolgt.<lb/>
Ein großer Theil der Gebirgsformationen i&#x017F;t durch Spuren<lb/>
des Zu&#x017F;ammenlebens und des Alters nach, characteri&#x017F;irt.</p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272./0278] gebirgen, da ſie von den tertiären Gebirgen durch Lagerungen von Steinkohlen mit monocotyledoniſchen Stämmen, als Palmen, baumartigen Farrenkräutern und Gräſern getrennt ſind, auf der andern Seite dagegen iſt das Flötzgebirge von Lagerungen dicotyledoniſcher, unſerer Waldungen ähnlicher Baumſtämme be- grenzt, die ſich durch die Reize der Holzſchichten oder Jahrringe deutlich erkennen laſſen. Bei der in den Braunkohlenſchicht zwiſchen dem Flötz- und Tertiärengebirge eingeſchloſſenen Zer- ſtörung einer Palmenwelt, muß man nicht glauben daß ſie mitein_ ander verſchwänden ſei, denn auch in den Gypſen finden ſich Palmenſtämme. Wenn alſo einſt dieſe Gegenden den Tropenländern ähnlich waren, ſo unterſcheiden ſie ſich doch weſentlich von dieſen dadurch, daß die unanfängliche Vegetation nur allein aus monocotyledoniſchen Stämmen beſtand, und in den Flötzen ein dicotyledoniſche St. gefunden worden ſind. Wer in den todten und ſtarren Gebirgsarten des Innern verfolgt, den feſſeln die Spuren der Reſte alter Thiere und Floren, dem erſcheint der Boden unheimiſch, wo Elephanten und crodillartige Thiere ſich vorfinden. Dieſes Aneinander- reihen von Organismus hat das Leben von coloſſalen Landthieren bis zum Corallenſtamme gallertartig umhüllt, verfolgt. Ein großer Theil der Gebirgsformationen iſt durch Spuren des Zuſammenlebens und des Alters nach, characteriſirt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/278
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 272.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/278>, abgerufen am 02.05.2024.