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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Phanerogamen 2400 und die der Acotyledonen 3400 beträgt.
Dasselbe Verhältniß ist auch in Lappland gefunden. Manche
der Acotyledonen können große Abänderungen der Tempe-
ratur ertragen, so fand ich an Felsenwänden unter den
Tropen Flechten, wo beim Gegenschein der Sonne das Thermo-
meter + 60-62° R. zeigte, eine Hitze gleich den heisse-
sten Quellen. - Es ist gewißermaßen richtig,
daß die Uranfänge der Schöpfung, eine Tropenvegetation
gewesen ist, da sie nur aus Monocotyledonen bestand.
Der Anblick der alten Welt mußte von der jetzigen
sehr verschieden sein, da jetzt die größere Masse der Species
doch immer zu den Dicotyledonen gehört. Dies deutet
auf das Gesetz, daß das erste Aufkeimen des Organischen,
mit den einfachsten Formen beginnt. Die Zahl der Mono-
cotyledonen
beträgt in Vergleich mit den Dicotyledonen
unter den Tropen 1/6 , in Lappland dagegen 1/3 . Im
mittleren Europa ist die Zahl der Größer 1/8 . Weit mehr
noch meiden aber die Farrenkräuter kältern Regionen.
Die Zahl der Palmen ist unter den Tropen 1/200, der
Leguminosen 1/18. Der größte Theil der Pflanzengruppen
nimmt von Aequator nach den Polen zu ab, es giebt aber
auch andern, die eben so gleichmäßig wieder zu nehmen.

Phanerogamen 2400 und die der Acotyledonen 3400 beträgt.
Daſſelbe Verhältniß iſt auch in Lappland gefunden. Manche
der Acotyledonen können große Abänderungen der Tempe-
ratur ertragen, ſo fand ich an Felſenwänden unter den
Tropen Flechten, wo beim Gegenſchein der Sonne das Thermo-
meter + 60–62° R. zeigte, eine Hitze gleich den heiſſe-
ſten Quellen. – Es iſt gewißermaßen richtig,
daß die Uranfänge der Schöpfung, eine Tropenvegetation
geweſen iſt, da ſie nur aus Monocotyledonen beſtand.
Der Anblick der alten Welt mußte von der jetzigen
ſehr verſchieden ſein, da jetzt die größere Maſſe der Species
doch immer zu den Dicotyledonen gehört. Dies deutet
auf das Geſetz, daß das erſte Aufkeimen des Organiſchen,
mit den einfachſten Formen beginnt. Die Zahl der Mono-
cotyledonen
beträgt in Vergleich mit den Dicotyledonen
unter den Tropen ⅙, in Lappland dagegen ⅓. Im
mittleren Europa iſt die Zahl der Größer ⅛. Weit mehr
noch meiden aber die Farrenkräuter kältern Regionen.
Die Zahl der Palmen iſt unter den Tropen 1/200, der
Leguminoſen 1/18. Der größte Theil der Pflanzengruppen
nimmt von Aequator nach den Polen zu ab, es giebt aber
auch andern, die eben ſo gleichmäßig wieder zu nehmen.

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[535./0541] Phanerogamen 2400 und die der Acotyledonen 3400 beträgt. Daſſelbe Verhältniß iſt auch in Lappland gefunden. Manche der Acotyledonen können große Abänderungen der Tempe- ratur ertragen, ſo fand ich an Felſenwänden unter den Tropen Flechten, wo beim Gegenſchein der Sonne das Thermo- meter + 60–62° R. zeigte, eine Hitze gleich den heiſſe- ſten Quellen. – Es iſt gewißermaßen richtig, daß die Uranfänge der Schöpfung, eine Tropenvegetation geweſen iſt, da ſie nur aus Monocotyledonen beſtand. Der Anblick der alten Welt mußte von der jetzigen ſehr verſchieden ſein, da jetzt die größere Maſſe der Species doch immer zu den Dicotyledonen gehört. Dies deutet auf das Geſetz, daß das erſte Aufkeimen des Organiſchen, mit den einfachſten Formen beginnt. Die Zahl der Mono- cotyledonen beträgt in Vergleich mit den Dicotyledonen unter den Tropen ⅙, in Lappland dagegen ⅓. Im mittleren Europa iſt die Zahl der Größer ⅛. Weit mehr noch meiden aber die Farrenkräuter kältern Regionen. Die Zahl der Palmen iſt unter den Tropen 1/200, der Leguminoſen 1/18. Der größte Theil der Pflanzengruppen nimmt von Aequator nach den Polen zu ab, es giebt aber auch andern, die eben ſo gleichmäßig wieder zu nehmen.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 535.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/541>, abgerufen am 29.04.2024.