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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Säugethiere kannte man im Jahre 1790 nur 400 bis
420, jetzt sind schon über 900 beschrieben, von denen
80 in Europa leben; und rechnet man die hinzu welche
im Meere leben, so sind es 100, also der Gesammtzahl.
Vögel nimmt man 5000 an, doch herrschen bei den vielen
Varietäten derselben noch große Zweifel. Cuvier glaubt
daß diese Zahl zu geringe angenommen sei, da das Pariser
Museum allein 5080 Arten besitze. Von den Amphibien
sind erst 700 beschrieben, es ist aber wohl möglich, daß es
eben so viele als Säugethiere giebt. Fische sind nach
Cuvier & Valanciennes 5000 Arten bekannt.

Alle großen Knochenthiere zeichnen sich dadurch aus, daß
das Gehirn bei ihnen einer Medularsubstanz gleicht. Nach
Sömmering bezeichnet das Gehirn nicht allein die Stuffe der
Organisation, sondern auch die mit ihm in Verbindung stehen-
den Nerven, als die eigentlichen Bedingnisse der Muskelkraft.

Von den eigentlichen Wirbelnadenthieren sind also nach
den angegebenen Zahlen 11,600 bekannt. Die gleiche Zahl
der Vögel und Fische beträgt allein schon 10,000 Arten,
so daß 10/111/2 aller in den beiden flüssigen Umhüllungen
des Erdkörpers leben. Ungeachtet dieser Ueberein-
stimmung trennen doch die größten Unterschiede beide

Säugethiere kannte man im Jahre 1790 nur 400 bis
420, jetzt ſind ſchon über 900 beſchrieben, von denen
80 in Europa leben; und rechnet man die hinzu welche
im Meere leben, ſo ſind es 100, alſo ⅑ der Geſammtzahl.
Vögel nimmt man 5000 an, doch herrſchen bei den vielen
Varietäten derſelben noch große Zweifel. Cuvier glaubt
daß dieſe Zahl zu geringe angenommen ſei, da das Pariſer
Muſeum allein 5080 Arten beſitze. Von den Amphibien
ſind erſt 700 beſchrieben, es iſt aber wohl möglich, daß es
eben ſo viele als Säugethiere giebt. Fiſche ſind nach
Cuvier & Valanciennes 5000 Arten bekannt.

Alle großen Knochenthiere zeichnen ſich dadurch aus, daß
das Gehirn bei ihnen einer Medularſubſtanz gleicht. Nach
Sömmering bezeichnet das Gehirn nicht allein die Stuffe der
Organiſation, ſondern auch die mit ihm in Verbindung ſtehen-
den Nerven, als die eigentlichen Bedingniſſe der Muskelkraft.

Von den eigentlichen Wirbelnadenthieren ſind alſo nach
den angegebenen Zahlen 11,600 bekannt. Die gleiche Zahl
der Vögel und Fiſche beträgt allein ſchon 10,000 Arten,
ſo daß 10/11½ aller in den beiden flüſſigen Umhüllungen
des Erdkörpers leben. Ungeachtet dieſer Ueberein-
ſtimmung trennen doch die größten Unterſchiede beide

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[544./0550] Säugethiere kannte man im Jahre 1790 nur 400 bis 420, jetzt ſind ſchon über 900 beſchrieben, von denen 80 in Europa leben; und rechnet man die hinzu welche im Meere leben, ſo ſind es 100, alſo ⅑ der Geſammtzahl. Vögel nimmt man 5000 an, doch herrſchen bei den vielen Varietäten derſelben noch große Zweifel. Cuvier glaubt daß dieſe Zahl zu geringe angenommen ſei, da das Pariſer Muſeum allein 5080 Arten beſitze. Von den Amphibien ſind erſt 700 beſchrieben, es iſt aber wohl möglich, daß es eben ſo viele als Säugethiere giebt. Fiſche ſind nach Cuvier & Valanciennes 5000 Arten bekannt. Alle großen Knochenthiere zeichnen ſich dadurch aus, daß das Gehirn bei ihnen einer Medularſubſtanz gleicht. Nach Sömmering bezeichnet das Gehirn nicht allein die Stuffe der Organiſation, ſondern auch die mit ihm in Verbindung ſtehen- den Nerven, als die eigentlichen Bedingniſſe der Muskelkraft. Von den eigentlichen Wirbelnadenthieren ſind alſo nach den angegebenen Zahlen 11,600 bekannt. Die gleiche Zahl der Vögel und Fiſche beträgt allein ſchon 10,000 Arten, ſo daß 10/11½ aller in den beiden flüſſigen Umhüllungen des Erdkörpers leben. Ungeachtet dieſer Ueberein- ſtimmung trennen doch die größten Unterſchiede beide

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 544.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/550>, abgerufen am 29.04.2024.