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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 37. Leipzig (Sachsen), 16. September 1843.

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[Beginn Spaltensatz] gepflanzt werden, als bis keine Nachtfröste mehr zu fürch-
ten sind. Er kommt in jedem Boden fort, am besten
aber in sandiger Erde. Jn fetter Erde bekommt er mehr
Blätter, aber kleinere Ähren. Soll die Ernte gut aus-
fallen, so muß man eine anhaltende Aufmerksamkeit nicht
scheuen. Der Acker muß schon im Herbst gedüngt und ge-
pflügt und im Frühjahre das Pflügen wiederholt werden.
Jst der Acker so vorbereitet, so legt man die Körner in
Reihen so in die Erde, daß die daraus entstehenden Pflan-
zen nach allen Seiten1 1 / 2 --3 Fuß voneinander abstehen.
Bis zur Ernte muß der Boden mehrmals aufgelockert
und um die einzelnen Pflanzen wiederholt aufgehäufelt
werden. Jst die Zeit der Reife gekommen, so schneidet
man die Ähren am Stengel ab, bindet sie in Büschel
und hängt sie an einem vor Nässe geschützten Orte auf,
damit sie recht trocken werden können. Sind die Kolben
ganz trocken, so werden sie mittels eigener Werkzeuge
oder auch mit der bloßen Hand abgerieben. Die Sten-
gel kann man zur Feuerung, die trockenen Blätter zur
Fütterung, die Körner selbst zur Mästung von Rindvieh,
Schweinen, Gänsen, Enten u. s. w. oder zu Mehl und
allerlei Speisen benutzen, von denen der süddeutsche Sterz
und die italienische Polenta weltbekannt sind.

Zu der Zeit, wenn der Mais noch grün ist, findet
sich zwischen den Halmknoten und den weiblichen Blumen
ein helles Wasser, das süß wie Zucker ist und sich mit
Vortheil zu Zucker verarbeiten läßt.

Da diese Getreideart 100--200fältige Frucht gibt
und in allen Theilen so gut zu gebrauchen ist, sollte ihr
Anbau wol mit größerm Eifer betrieben werden als
es geschieht.



Die Fanggruben.

Der District Bundelkund in der Präsidentschaft Alla-
habad ist in Jndien ebenso berüchtigt als berühmt: be-
rühmt durch die Diamantengruben von Pannah, die einst
denen von Golkonda nichts nachgaben, berüchtigt durch
die unermeßlichen, von Königstigern und andern Raub-
thieren bewohnten Rohrdickigte und seinen sumpfigen, un-
gesunden Boden. Dennoch wird diese Gegend oft von
Engländern durchschritten, welche hier verschiedene Berg-
festungen besetzt halten. Ein gleiches Loos traf unter
Tausenden auch Arthur Maktawish, als ihm Callinger,
der Hauptort von Bundelkund, zur Garnison angewie-
sen wurde.

Maktawish empfand am Bord des kleinen Bootes,
auf welchem er flußaufwärts höchst langsam seinem Be-
stimmungsorte zufuhr, die schrecklichste Langeweile, die
man sich denken kann. Er beschloß daher bei der ersten
Stelle, welche ihm den angenehmen Anblick einer mensch-
lichen Wohnung bieten würde, sein Boot zu verlassen.
Da er wußte, daß die umliegende Gegend von wilden,
reißenden Thieren wimmelte, widerstand er klüglich der
Versuchung, ans Land zu gehen, wenn ihm unterwegs
eine reizende Gegend zu Gesichte kam. Endlich erfreute
ihn der ersehnte Anblick menschlicher Wohnungen; eine
Gruppe Hinduhütten lag, eine halbe Stunde vom Ufer
anmuthig ausgebreitet, vor ihm. Der Schiffer mußte
sogleich die Barke ans Ufer befestigen und Maktawish
ging mit seiner Doppelflinte auf der Schulter auf das
Dorf zu. Ehe er es erreicht hatte, kamen zwei Hindus
auf ihn zu und warnten ihn vor den zahlreichen Fang-
gruben für die wilden Thiere, die rings um ihn her ge-
graben wären. Sie sagten ihm, daß sie das vergangene
Jahr mittels der Fanggruben, die gewöhnlich gräberähn-
[Spaltenumbruch] lich, acht Fuß tief und mit Buschwerk so täuschend zu-
gedeckt wären, daß die wilden Thiere selten die ihnen ge-
legte Schlinge ahneten, über 20 Tiger getödtet hätten;
freilich wären dabei zwei von den Jhrigen umgekommen,
aber seinem Schicksale könne Niemand entrinnen, wenn
die letzte Stunde gekommen sei.

Da der Tag schon fast vergangen war, entschloß sich
Maktawish, die Nacht in einer der Hütten zuzubringen
und den nächsten Tag dem Feldzuge beizuwohnen, der
mit Anbruch des Morgens gegen die reißenden Thiere
unternommen werden sollte. Während einige von den
Hindus zu dem Boote gingen, um ihm seinen Schlaf-
apparat daraus zu holen, nahm er selbst seinen Weg
nach dem Dorfe, im Vorgenusse Dessen schwelgend, was
der nächste Tag bringen sollte.

Nachdem er eine aus Reis und Ghi ( Getränk aus
Milch ) bestehende Mahlzeit zu sich genommen, putzte er
seine Flinte, untersuchte seine Munition und setzte sein
Jagdzeug in Bereitschaft; hierauf streckte er sich auf sei-
nen Matten aus, nicht ohne vorher sorgfältig die Thür
seines Zimmers verbarricadirt zu haben, denn unter den
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züge ihm durchaus nicht gefielen. Er bereute jetzt sehr,
sich so ohne Weiteres der Gewalt ihm unbekannter, ro-
her Menschen preisgegeben zu haben, ohne auch nur
einen einzigen von seinen Leuten mitzunehmen. Die Hin-
dus, alle von einer athletischen Kraft und von Jugend
auf gewöhnt, mit wilden Thieren zu kämpfen, waren
fast ebenso unbändig wie die Ungeheuer, mit denen sie
in beständigem Kriege lagen.

Wer stand ihm dafür, daß Menschen, denen ein
Mord ihres Gleichen nicht viel zu schaffen machte, die
wegen ihres Geizes verschrieen waren und in ihren Ein-
öden den genauesten Nachforschungen leicht entgehen konn-
ten, nicht auf den Gedanken, ihn zu ermorden, kommen
konnten? Unklugerweise hatte er aus seiner mit Ru-
pien gefüllten Börse kein Geheimniß gemacht und ihnen
die Vortrefflichkeit seiner Flinte gerühmt. Wie leicht
konnte sie die Lust anwandeln, sich dieser Gegenstände
zu bemächtigen! Diese Gedanken ließen keinen Schlaf
in die Augen Arthur's kommen und gaben ihn einer
unaussprechlichen Angst preis.

Ungefähr um 1 Uhr des Nachts hörte er ein lebhaf-
tes Gespräch vor der Thür der Hütte, in der er sich be-
fand. Wie ein Pfeil war er am Fenster und blickte
verstohlen hindurch, um sich zu überzeugen, was drau-
ßen vorging. Da vernahm er zu seinem Schrecken von
einer blutdürstigen Rede folgendes Bruchstück:

Seit wie lange ist er da? fragte eine unbekannte
Stimme.

Seit gestern Abend.

Habt Jhr Euch zu überzeugen gesucht, ob er schläft?

Ja, er scheint in tiefem Schlafe zu liegen.

So ist es Zeit, seine Rechnung zu machen, aber da
wir es mit einem furchtbaren Gegner zu thun haben,
so werden wir wohlthun, mit Klugheit zu verfahren.
Wie gedenkt Jhr ihn anzugreifen?

Am besten wäre es, antwortete einer von Arthur's
Gastfreunden, ihm durch die Spalten einige vergiftete
Pfeile in den Leib zu jagen.

Aber wenn er herausspränge?

Nun, so müssen wir ihn mit unsern Messern ab-
fertigen.

Wohlan, holt sie, sagte der Fragensteller, welcher ihr
Haupt zu sein schien. Wir müssen die Sache so schnell
als möglich abmachen; in fünf Minuten bin ich wie-
der hier.

Hierauf entfernten sich die Hindus nach verschiedenen
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] gepflanzt werden, als bis keine Nachtfröste mehr zu fürch-
ten sind. Er kommt in jedem Boden fort, am besten
aber in sandiger Erde. Jn fetter Erde bekommt er mehr
Blätter, aber kleinere Ähren. Soll die Ernte gut aus-
fallen, so muß man eine anhaltende Aufmerksamkeit nicht
scheuen. Der Acker muß schon im Herbst gedüngt und ge-
pflügt und im Frühjahre das Pflügen wiederholt werden.
Jst der Acker so vorbereitet, so legt man die Körner in
Reihen so in die Erde, daß die daraus entstehenden Pflan-
zen nach allen Seiten1 1 / 2 —3 Fuß voneinander abstehen.
Bis zur Ernte muß der Boden mehrmals aufgelockert
und um die einzelnen Pflanzen wiederholt aufgehäufelt
werden. Jst die Zeit der Reife gekommen, so schneidet
man die Ähren am Stengel ab, bindet sie in Büschel
und hängt sie an einem vor Nässe geschützten Orte auf,
damit sie recht trocken werden können. Sind die Kolben
ganz trocken, so werden sie mittels eigener Werkzeuge
oder auch mit der bloßen Hand abgerieben. Die Sten-
gel kann man zur Feuerung, die trockenen Blätter zur
Fütterung, die Körner selbst zur Mästung von Rindvieh,
Schweinen, Gänsen, Enten u. s. w. oder zu Mehl und
allerlei Speisen benutzen, von denen der süddeutsche Sterz
und die italienische Polenta weltbekannt sind.

Zu der Zeit, wenn der Mais noch grün ist, findet
sich zwischen den Halmknoten und den weiblichen Blumen
ein helles Wasser, das süß wie Zucker ist und sich mit
Vortheil zu Zucker verarbeiten läßt.

Da diese Getreideart 100—200fältige Frucht gibt
und in allen Theilen so gut zu gebrauchen ist, sollte ihr
Anbau wol mit größerm Eifer betrieben werden als
es geschieht.



Die Fanggruben.

Der District Bundelkund in der Präsidentschaft Alla-
habad ist in Jndien ebenso berüchtigt als berühmt: be-
rühmt durch die Diamantengruben von Pannah, die einst
denen von Golkonda nichts nachgaben, berüchtigt durch
die unermeßlichen, von Königstigern und andern Raub-
thieren bewohnten Rohrdickigte und seinen sumpfigen, un-
gesunden Boden. Dennoch wird diese Gegend oft von
Engländern durchschritten, welche hier verschiedene Berg-
festungen besetzt halten. Ein gleiches Loos traf unter
Tausenden auch Arthur Maktawish, als ihm Callinger,
der Hauptort von Bundelkund, zur Garnison angewie-
sen wurde.

Maktawish empfand am Bord des kleinen Bootes,
auf welchem er flußaufwärts höchst langsam seinem Be-
stimmungsorte zufuhr, die schrecklichste Langeweile, die
man sich denken kann. Er beschloß daher bei der ersten
Stelle, welche ihm den angenehmen Anblick einer mensch-
lichen Wohnung bieten würde, sein Boot zu verlassen.
Da er wußte, daß die umliegende Gegend von wilden,
reißenden Thieren wimmelte, widerstand er klüglich der
Versuchung, ans Land zu gehen, wenn ihm unterwegs
eine reizende Gegend zu Gesichte kam. Endlich erfreute
ihn der ersehnte Anblick menschlicher Wohnungen; eine
Gruppe Hinduhütten lag, eine halbe Stunde vom Ufer
anmuthig ausgebreitet, vor ihm. Der Schiffer mußte
sogleich die Barke ans Ufer befestigen und Maktawish
ging mit seiner Doppelflinte auf der Schulter auf das
Dorf zu. Ehe er es erreicht hatte, kamen zwei Hindus
auf ihn zu und warnten ihn vor den zahlreichen Fang-
gruben für die wilden Thiere, die rings um ihn her ge-
graben wären. Sie sagten ihm, daß sie das vergangene
Jahr mittels der Fanggruben, die gewöhnlich gräberähn-
[Spaltenumbruch] lich, acht Fuß tief und mit Buschwerk so täuschend zu-
gedeckt wären, daß die wilden Thiere selten die ihnen ge-
legte Schlinge ahneten, über 20 Tiger getödtet hätten;
freilich wären dabei zwei von den Jhrigen umgekommen,
aber seinem Schicksale könne Niemand entrinnen, wenn
die letzte Stunde gekommen sei.

Da der Tag schon fast vergangen war, entschloß sich
Maktawish, die Nacht in einer der Hütten zuzubringen
und den nächsten Tag dem Feldzuge beizuwohnen, der
mit Anbruch des Morgens gegen die reißenden Thiere
unternommen werden sollte. Während einige von den
Hindus zu dem Boote gingen, um ihm seinen Schlaf-
apparat daraus zu holen, nahm er selbst seinen Weg
nach dem Dorfe, im Vorgenusse Dessen schwelgend, was
der nächste Tag bringen sollte.

Nachdem er eine aus Reis und Ghi ( Getränk aus
Milch ) bestehende Mahlzeit zu sich genommen, putzte er
seine Flinte, untersuchte seine Munition und setzte sein
Jagdzeug in Bereitschaft; hierauf streckte er sich auf sei-
nen Matten aus, nicht ohne vorher sorgfältig die Thür
seines Zimmers verbarricadirt zu haben, denn unter den
Hindus befand sich einer, dessen Manieren und Gesichts-
züge ihm durchaus nicht gefielen. Er bereute jetzt sehr,
sich so ohne Weiteres der Gewalt ihm unbekannter, ro-
her Menschen preisgegeben zu haben, ohne auch nur
einen einzigen von seinen Leuten mitzunehmen. Die Hin-
dus, alle von einer athletischen Kraft und von Jugend
auf gewöhnt, mit wilden Thieren zu kämpfen, waren
fast ebenso unbändig wie die Ungeheuer, mit denen sie
in beständigem Kriege lagen.

Wer stand ihm dafür, daß Menschen, denen ein
Mord ihres Gleichen nicht viel zu schaffen machte, die
wegen ihres Geizes verschrieen waren und in ihren Ein-
öden den genauesten Nachforschungen leicht entgehen konn-
ten, nicht auf den Gedanken, ihn zu ermorden, kommen
konnten? Unklugerweise hatte er aus seiner mit Ru-
pien gefüllten Börse kein Geheimniß gemacht und ihnen
die Vortrefflichkeit seiner Flinte gerühmt. Wie leicht
konnte sie die Lust anwandeln, sich dieser Gegenstände
zu bemächtigen! Diese Gedanken ließen keinen Schlaf
in die Augen Arthur's kommen und gaben ihn einer
unaussprechlichen Angst preis.

Ungefähr um 1 Uhr des Nachts hörte er ein lebhaf-
tes Gespräch vor der Thür der Hütte, in der er sich be-
fand. Wie ein Pfeil war er am Fenster und blickte
verstohlen hindurch, um sich zu überzeugen, was drau-
ßen vorging. Da vernahm er zu seinem Schrecken von
einer blutdürstigen Rede folgendes Bruchstück:

Seit wie lange ist er da? fragte eine unbekannte
Stimme.

Seit gestern Abend.

Habt Jhr Euch zu überzeugen gesucht, ob er schläft?

Ja, er scheint in tiefem Schlafe zu liegen.

So ist es Zeit, seine Rechnung zu machen, aber da
wir es mit einem furchtbaren Gegner zu thun haben,
so werden wir wohlthun, mit Klugheit zu verfahren.
Wie gedenkt Jhr ihn anzugreifen?

Am besten wäre es, antwortete einer von Arthur's
Gastfreunden, ihm durch die Spalten einige vergiftete
Pfeile in den Leib zu jagen.

Aber wenn er herausspränge?

Nun, so müssen wir ihn mit unsern Messern ab-
fertigen.

Wohlan, holt sie, sagte der Fragensteller, welcher ihr
Haupt zu sein schien. Wir müssen die Sache so schnell
als möglich abmachen; in fünf Minuten bin ich wie-
der hier.

Hierauf entfernten sich die Hindus nach verschiedenen
[Ende Spaltensatz]

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[293/0005] 293 gepflanzt werden, als bis keine Nachtfröste mehr zu fürch- ten sind. Er kommt in jedem Boden fort, am besten aber in sandiger Erde. Jn fetter Erde bekommt er mehr Blätter, aber kleinere Ähren. Soll die Ernte gut aus- fallen, so muß man eine anhaltende Aufmerksamkeit nicht scheuen. Der Acker muß schon im Herbst gedüngt und ge- pflügt und im Frühjahre das Pflügen wiederholt werden. Jst der Acker so vorbereitet, so legt man die Körner in Reihen so in die Erde, daß die daraus entstehenden Pflan- zen nach allen Seiten1 1 / 2 —3 Fuß voneinander abstehen. Bis zur Ernte muß der Boden mehrmals aufgelockert und um die einzelnen Pflanzen wiederholt aufgehäufelt werden. Jst die Zeit der Reife gekommen, so schneidet man die Ähren am Stengel ab, bindet sie in Büschel und hängt sie an einem vor Nässe geschützten Orte auf, damit sie recht trocken werden können. Sind die Kolben ganz trocken, so werden sie mittels eigener Werkzeuge oder auch mit der bloßen Hand abgerieben. 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Habt Jhr Euch zu überzeugen gesucht, ob er schläft? Ja, er scheint in tiefem Schlafe zu liegen. So ist es Zeit, seine Rechnung zu machen, aber da wir es mit einem furchtbaren Gegner zu thun haben, so werden wir wohlthun, mit Klugheit zu verfahren. Wie gedenkt Jhr ihn anzugreifen? Am besten wäre es, antwortete einer von Arthur's Gastfreunden, ihm durch die Spalten einige vergiftete Pfeile in den Leib zu jagen. Aber wenn er herausspränge? Nun, so müssen wir ihn mit unsern Messern ab- fertigen. Wohlan, holt sie, sagte der Fragensteller, welcher ihr Haupt zu sein schien. Wir müssen die Sache so schnell als möglich abmachen; in fünf Minuten bin ich wie- der hier. Hierauf entfernten sich die Hindus nach verschiedenen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 37. Leipzig (Sachsen), 16. September 1843, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig037_1843/5>, abgerufen am 17.06.2024.