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Reichspost. Nr. 78, Wien, 06.04.1897.

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78 Wien, Dienstag, 6. April 1897 Reichspost

[Spaltenumbruch]
Volkswirthschaftlicher Theil.
Der Congreß landwirthschaftlicher Ver-
suchsstationen

wurde nach dreitägiger Dauer
Samstag geschlossen. Im Vordergrunde der Berathungen
standen die Anträge bezüglich Errichtung einer sämmt-
liche Versuchsstationen umfassenden Organisation der
Reform des Versuchswesens, namentlich in der Richtung,
daß für die Untersuchungsmethoden eine einheitliche
Basis zu schaffen sei Bezüglich der Organisation des
heimischen Versuchswesens gelangte folgende Resolution
vom Regierungsrathe Mach (San Michele) zur An-
nahme: "Die Entwicklung des landwirthschaftlichen
botanischen Versuchswesens" respective der Samen-
Controlstationen und der landwirthschaftlich chemischen
Versuchsstationen soll den verschiedenen Verhältnissen der
einzelnen Länder und Wirthschaftsgebiete entsprechend eine
freie bleiben. Eine Organisation in dem Sinne, daß
die Samen-Controlstationen der einzelnen Länder als
Filialen der Samen-Controlstation in Wien untergeordnet
werden, erscheint nicht zweckmäßig, dagegen erscheint es
unbedingt nöthig, daß der Staat nur die Errichtung
solcher landwirthschaftlich chemischer und botanischer
Versuchsstationen genehmigt und subventionirt, welche
sowohl hinsichtlich der Anforderungen, die an ihr Per-
sonal gestellt werden, als auch hinsichtlich ihrer Ein-
richtungen die volle Gewähr bieten, entsprechend und
zum Nutzen der Landwirthschaft ihres Gebiets arbeiten
zu können." Lebhafte Zustimmung fand ein Antrag
auf die Errichtung eines Verbandes. Zur Durchführung
der nöthigen Vorarbeiten wurde ein Comite gewählt.

Canalprojecte.

Das Handelsministerium hat
die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten
für den Bau von Schiffahrtscanälen zwischen Wien-
Prerau-Oderberg-Krakau, Prerau-Pardubitz und Krakau-
Sadowa-Wisznia-Brody mit einer Abzweigung von
Sadowa-Wisznia nach Petrylow zum Anschlusse an den
Dniester auf die Dauer eines Jahres ertheilt.

Die österreichischen Maßregeln gegen die
amerikanische Tarifbill.

Der für die zweite Hälfte
April vom Centralverband der Industriellen in Aus-
sicht genommene allgemeine Verbandstag wird darüber
berathen, auf welche Weise eine Cooperation der
europäischen Staaten zu dem Zwecke angebahnt werden
könnte, um der von Amerika immer mehr drohenden
wirtyschaftlichen Gefahr zu begegnen. Die Haupt-
ausfuhrartikel, welche von Oesterreich nach den Ver-
einigten Staaten gehen, sind: Bier, Leinen-, Woll- und
Baumwollwaaren, seidene Besatzartikel, Glas und
Porcellan, einzelne Artikel der chemischen Industrie,
künstliche Blumen, Ledergalanteriewaaren, Musik-
instrumente, Perlmutterknöpfe, Fächer. Das Ausmaß
der von der neuen Tarifbill vorgeschlagenen Zoll-
erhöhungen ergibt sich am deutlichsten aus einem Blick
auf die davon erwartete Steigerung der Zolleinnahmen.
Auf Grundlage der letztjährigen Handelsausweise läßt
die Bill eine Mehreinnahme um 112 Millionen Dollars
voraussetzen, die sich in der folgenden Weise vertheilen:
Chemische Erzeugnisse 3·5 Millionen Dollars, Porcellan-
und Glaswaaren 4·3, Metalle 4, Holz 1·5, Zucker
21·75, Tabak 7, Ackerbauproducte 6·3, Spirituosen,
Weine und andere geistige Getränke 1·8, Jute, Flachs
und Hanf 7·8, Wolle 17·5, Wollfabrikate 27, Seide
1·5, Holzpapiermasse und Papier 0·058, endlich in der
Tarifgruppe: Diverse, mehr um 6·5 Millionen Dollars.

Insolvenznachrichten.

Vom Wiener Landesgerichte
wurde der über das Vermögen des Carl Scheller, nicht-
protocollirten Mehlhändlers in Wien, 18. Bez., Währing,
Schulgasse Nr. 7, verhängte Concurs für aufge-
hoben und beendet erklärt. -- Der Creditorenverein ver-
öffentlicht nachfolgende Insolvenzen: Lajos Kozma, Kauf-
mann in Eperies; Gustav Hogmann (Verlassenschaft),
Streichgarnspinner in Katharinenberg; Pietro Collerig,
Handelsmann in Cormons; Hermann Bettelheim, nicht-
protocollirter Kaufmann in Wien, 17. Bez., Ottakringer-
straße Nr. 30; Ernst Winter, Schuhwaarenfabrikant in
Boskowitz; Vilmos Schönberger, Kaufmann in Debreczin;
Moritz Birnbaum, Inhaber eines Herrenmode-Geschäftes in
Lemberg; J. Kühnel, Kaufmann in Komotau; Josef
Gergely, Kaufmann in Szt. Varalva; H. Bauer, Handels-
mann in Wien, 1. Bez., Sterngasse; E. D. Richetti,
Handelsfirma in Triest; R Singer, Handelsfirma in Agram;
Franz Rausch (Verlassenschaft), Schnittwaarenhändler in
Brünn; Adolf Hirschfeld, Kaufmann in Szederkeny.




Aus den Kranländern.
Mähren.

Mähr.-Trübau.

(Ein schlechter Witz.) Ein Insasse von
Hoch-Hermersdorf erschien jüngst bei seinem Pfarrer und
klagte ihm, daß er vor einigen Jahren etwas aus der Kirche
mitgenommen habe, was ihm nun keine Ruhe gebe. Der
geistliche Herr, in der Meinung, einen reuigen Kirchendieb
vor sich zu haben, tröstete den Mann und forderte ihn auf,
die Sache wieder zurückzustellen. Derselbe ging fort und
kehrte bald mit seiner Ehegattin zurück, welche er dem Seel-
sorger mit den Worten vorstellte: "Diese hier habe ich vor
einigen Jahren aus der Kirche mitgenommen, und sie ist es,
welche mir keine Ruhe gönnt." Die unglückliche Frau,
welche ihren Ehegatten auf bessere Lebenswege bringen
wollte, verfiel in Folge des schlechten Witzes in Wahnsinn.
Und da haben Leute noch den Muth, sich über die That
dieses Mannes lustig zu machen.

Böhmen.
Budweis.

(Nachklänge vom Besuche des Dr.
Lueger.) Die groben Excesse der Budweiser Juden
anläßlich der Ankunft Dr. Luegers sind noch in frischer
Erinnerung unserer Leser; ebenso die unwürdige Rolle,
welche der Jugendbildner Gans bei denselben spielle.
Trotz der großen Protection, welcher sich dieser Lehrer
[Spaltenumbruch] namentlich von Seite des Bürgermeisterstellvertreters
Taschek erfreute, konnte der Letztere nicht verhindern,
daß Gans vom Dienste suspendirt wurde. Taschek
setzte jedoch durch, daß eine ähnliche Maßregel auch
den Katecheten Foltin traf, welcher bekanntlich bei
dem auf Dr. Lueger perübten Attentate den Letzteren
schützte. Dieser Tage fand nun im Budweiser Schul-
rathe die Verhandlung über die Suspendirungsangele-
genheit statt, wobei der Schulinspector den Antrag
stellte, daß der als Excedent bekannte Lehrer Gans
aus Budweis versetzt werde. Diesem Antrage opponirte jedoch
Taschek aufs Heftigste und er setzte es auch wirklich
durch, daß der Antrag des Schulinspectors nicht ange-
nommen wurde. Hierauf beantragte Taschek, daß der
Katechet Foltin versetzt und ihm eine Rüge ertheilt
werde, und dieser Antrag wurde angenommen. Es ist
selbstverständlich, daß hier noch eine höhere Instanz,
als es der Herr Taschek ist, ein Wörtchen mitzureden
hat, aber diese Angelegenheit ist charakteristisch für die
Verhältnisse in Budweis.

Böhmisch-Leipa.

Kreisgerichtspräsident Franz
Bauer hat wegen hohen Alters die Versetzung in den
dauernden Ruhestand erbeten und erhalten. Bei dieser
Gelegenheit wurde dem allgemein geachteten Manne
auf's Neue die allerhöchste Anerkennung für seine viel-
jährige, treue und stets vorzügliche Dienstleistung aus-
gesprochen.

Prag.

Das hiesige czechisch-"christlich-sociale"
Blatt "Lidovy List" schreibt in Nr. 8: "Wir wieder-
holen es fortwährend, daß die deutscheu
Christlich-Socialen zuerst Deutsche und dann Christen
sind. Sie sollten sich schämen, Christen so mit Füßen
zu treten. Die geistliche Leitung in allen Wiener
Pfarreien ist ausschließlich deutsch. Das Wiener
Consistorium bescheidet jedes Gesuch um czechischen
Gottesdienst abschlägig. In Dresden und Hamburg
wird czechisch gepredigt, aber in Wien ist das Czechische
von der Kanzel und Altar ausgeschlossen. "Gehet hin
und lehret alle Völker", sagt Christus; aber keiner der
hohen geistlichen Herren hat auch diese Wahrheit er-
faßt. Die Frucht solcher Handlungsweise ist fürchter-
lich!" -- So das Hetzerei-Blatt. Als ob das fürsterz-
bischöfliche Consistorium christlich-social wäre. Uebrigens
ist das Vorstehende gar nicht wahr, sondern ein Gang
in die Wiener Redemptoristenkirche widerlegt das
czechische Blatt. Wie steht es aber in Prag, wo in den
letzten Jahrzehnten die deutschen Predigten abgeschafft
worden sind? Die geistliche Behörde in Wien dürfte
wohl gut unterrichtet sein, inwieweit realer Bedarf
nach Czechischem besteht, und wie viel der Begehrlichkeit
der rein nationalen Agitation zuzuschreiben ist.

Tirol.

Innsbruck.

(Das goldene Dachl.) Der hiesige
Gemeinderath hat beschlossen, zwei Preise: 600 und
400 Kronen für eine stylgerechte Renovirung des gol-
denen Dachels und der beiden Seiten desselben auszu-
schreiben. Der Termin für die Preisbewerbung dauert
3 Monate.

Galizien.

Stanislau.

(Jüdischer Geschäftsgeist.) Ein hiesiger
jüdischer Kaufmann, der in den Stand der Ehe zu
treten beabsichtigte, verschickte an sämmtliche Firmen,
mit denen er in Geschäftsverbindung stand, die Ein-
ladung zu seiner Trauung, auf welcher überdies noch
zu lesen war, daß behufs Fortbestandes der Geschäfts-
verbindung -- Brautgeschenke erwartet werden. Dann
soll man nicht Antisemit werden!




Aus Transleithanien.
Croatien.

Belovar.

(Todesurtheil.) Vom hiesigen Gerichte
wurde der 27jährige Franz Cmrlec wegen Raub-
mordes an der Mühlenbesitzerin Julie Barec in
Sigetec zum Tode durch den Strang verurtheilt.

Ungarn.

Budapest.

(Zur Verhaftung des Polizeirathes
Chudy.) Die Untersuchung gegen den Polizeirath Hugo
Chudy ist bereits abgeschlossen und werden demselben
nicht weniger als 15 Documentenfälschungen, 4 Defrau-
dationen und 17 Amtsveruntreuungen im Gesammt-
schaden von 10.000 fl. zur Last gelegt.




Gerichtssaal.
Der permanente Candidat für Wien.

Wann
immer in den letzten Jahren in Wien Wahlen ausge-
schrieben waren, offerirte sich den Wienern durch zahl-
lose Placate der Hausbesitzer Moses Freund als
Candidat auf eigene Faust. Dieser Tage sollte nun
gegen denselben eine Ehrenbeleidigungsklage zur Aus-
tragung gelangen, von welcher jedoch Abstand genommen
werden mußte, da sich, der amtlichen Relation zu Folge,
der permanente Candidat auf der -- psychiatrischen
Klinik befindet.

Der Ehrenbeleidigungsproceß Dr. Lueger-
Tomanek,

der heute verhandelt werden sollte, wurde
vertagt, weil inzwischen mehrere christlich-sociale Ge-
meinderäthe ebenfalls eine Klage gegen den radical-
deutschnationalen Gemeinderath und Lehrer Paul
Tomanek eingebracht hatten. Dieser neuen Klage
liegt ein Ausruf des Geklagten nach jenem Conflicte
mit Dr. Lueger zu Grunde, daß er "in einer solchen
infamen Gesellschaft nicht bleiben werde" Das Bezirks-
gericht Alsergrund hat die Verfügung getroffen, daß
beide Klagen gemeinschaftlich verhandelt werden.


[Spaltenumbruch]
Gemeindezeitung.
Sitzungen im Rathhause.

Im Laufe dieser
Woche findet eine Sitzung des Gemeinderathes
zur Erledigung currenter Geschäftsstücke, und zwar am
Freitag statt. Der Stadtrath hält Dienstag,
Mittwoch und Freitag Sitzungen ab.

Zur Bürgermeisterwahl.

Wie wir bereits ge-
meldet haben, findet die Bürgermeisterwahl in einer
hiezu eigens für den 8. d., 10 Uhr Vormittags anbe-
raumten Gemeinderathssitzung statt. Zu dieser Sitzung
wurden die Gemeinderäthe vom geschäftsführenden Vice-
bürgermeister Dr. Lueger mit dem Beifügen eingeladen,
daß jene Mitglieder des Gemeinderathes, welche ent-
weder gar nicht erscheinen oder vor Beendi-
gung der Wahlhandlung sich entfernen, ohne
ihr Ausbleiben oder ihre Entfernung durch hinreichende
Gründe zu entschuldigen, als ihres Amtes verlustig
anzusehen sind und in dem Zeitraume von zwei Jahren
nicht wieder gewählt werden können. Zugleich mit der
Einladung zur Wahlsitzung erhielten die Gemeinderäthe
auch den Stimmzettel zugestellt.

Aus der Gascomission.

Samstag Nachmit-
tags fand unter dem Vorsitze des Vicebürgermeisters
Dr. Lueger eine Sitzung der Gascommission statt,
in welcher die Projecte für verschiedene Baulichkeiten
genehmigt wurden. Die Herstellung der vier Gasbe-
hälterglocken wurde der Firma Ig. Gridl, die
Schlosserarbeiten für das Ofenhaus dem Carl Heger
übertragen. Wegen Sicherstellung des Bedarfes der er-
forderlichen Gasrohrschieber wird eine allgemeine schrift-
liche Offertverhandlung ausgeschrieben werden. Weiter
wurde der principielle Beschluß gefaßt, in Alleen,
Gartenanlagen, in Straßen mit Betondecke und in be-
sonders gefährlichem Terrain das Straßenrohrnetz mit
Entlüftungsvorrichtungen zu versehen. -- Der Bau der
städtischen Gaswerke an der Donaulände in Simmering
schreitet in sehr erfreulicher Weise fort.

Neue Armenräthe.

Der Bezirksausschuß für
die Innere Stadt hat den Hutmacher Wilhelm Blau
und den Kleidermacher Maximilian Swadosch zu
Armenräthen gewählt.

Verkehrsanlagen in Wien.

Auf das Er-
suchen der k. k. Baudirection für die Wiener Stadt-
bahn um Feststellung der feuersicheren Herstellungen auf
der Vorortelinie der Wiener Stadtbahn in der Kata-
stralgemeinde Penzing findet die gemäß § 26 der
Handelsministeriumsverordnung vom 25. Januar 1879
vorzunehmende commissionelle Erhebnng am Montag
den 12. d. unter der Leitung des Statthaltereisecretärs
Hans Hruschka statt. Die Commissionsmitglieder ver-
sammeln sich um 1/210 Uhr Vormittags im Bahnhofe
in Penzing.

Von der Gendarmerie.

Das Landesvertheidigungs-
ministerium hat folgende neue Gendarmerie-Posten aufgestellt:
im Bereiche des Landes-Gendarmeriecommando Nr. 1; für
Niederösterreich zu Rottenschachen, Bezirkshauptmannschaft
Waidhosen an der Thaya; zu Wullersdorf, Bezirkshaupt-
mannschaft Oberhollabrunn; zu Pyrawarth, Bezirkshaupt-
mannschaft Floridsdorf; zu Absdorf und zu Thalheim (ad
Murstetten) Bezirkshauptmannschaft Tulln; im Bereiche des
Landes-Gendarmeriecommando Nr. 5 für Galizien: Dydia-
tycze, Bezirkshauptmannschaft Mosciska, und im Bereiche
des Landes-Dendarmeriecommando Nr. 14 für Kärnten: zu
Krumpendorf, Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt. Belobungs-
zeugnisse und Remunerationen aus dem Gendarmerie-Be-
lohnungsfonde erhielt für besondere Leistungen der Posten-
führer Anton Schmied; Belobungszeugnisse erhielten: Wacht-
meister Josef Schiller, Postenfuhrer Carl Matousec, Josef
Meißner und Franz Motschiner.




Wissenschaft und Literatur.

Von sehr geschätzter Seite schreibt man uns: "Zu
dem ganz vorzüglichen Feuilleton-Artikel über den jetzt auch
nach Wien verpflanzten Theosophismus hätte ich noch
Einiges hinzuzufügen. Es ist zwar durchaus nicht das
Richtige, wenn man gleich für alle irgendwie auf-
fälligen schlimmen Vorfälle im öffentlichen Leben als
Ursache die Freimaurerei wie einen deus ex machina
auftauchen läßt, aber im vorliegenden Falle scheint
mir der Umstand, daß die Reclame gerade in der
"Deutschen Zeitung" erschien, doch eine Beziehung zu
der ehrwürdigen Bruderschaft aufzuweisen. Ungarische
Logenzeugnisse haben behauptet, daß der Heraus-
geber der "Deutschen Zeitung" dem Bunde der
Brüder angehört. Und auch diese ganze Theoso-
phisterei, diese curiose "Gottesweisheit", die keinen
Gott braucht (!), ähnelt aufs Haar der Maurerei,
die in ihren unsinnigen deistischen und pantheistischen
Dogmen eine "Metaphysik" liefern, in ihrem kindischen
Ceremoniell einen "Cultus" herstellen, und in
der maurerischen Action dem "Bekenntniß theore-
tischer zugleich ein solches praktischer Natur"
hinzufügen will. -- Die Theosophisterei ist
nur die Auffrischung der allgemach etwas
langweilig und defect gewordenen Formen durch die
Pikanterien des Spiritismus. In Amerika, London,
Paris und Berlin hat sie ja ihr Unwesen schon einige
Zeit getrieben, und jetzt ist auch unser Wien so
glücklich, von den Strahlen dieses, wie es scheint, von
Westen nach Osten gehenden "Lichtes" getroffen zu
werden. Nach all dem Unsinn, der darin schon ander-
wärts zu Tage gefördert wurde, braucht man aller-
dings nicht gerade allzu neugierig darauf sein, was sich
bei uns nun zeigen wird. Aber wer weiß, vielleicht
zeitigt der Wiener Boden doch noch etwas Apartes!
Und so sind wir doch noch in einiger Erwartung. Denn
wir denken, daß die "Theosophische Gesellschaft" doch

78 Wien, Dienſtag, 6. April 1897 Reichspoſt

[Spaltenumbruch]
Volkswirthſchaftlicher Theil.
Der Congreß landwirthſchaftlicher Ver-
ſuchsſtationen

wurde nach dreitägiger Dauer
Samſtag geſchloſſen. Im Vordergrunde der Berathungen
ſtanden die Anträge bezüglich Errichtung einer ſämmt-
liche Verſuchsſtationen umfaſſenden Organiſation der
Reform des Verſuchsweſens, namentlich in der Richtung,
daß für die Unterſuchungsmethoden eine einheitliche
Baſis zu ſchaffen ſei Bezüglich der Organiſation des
heimiſchen Verſuchsweſens gelangte folgende Reſolution
vom Regierungsrathe Mach (San Michele) zur An-
nahme: „Die Entwicklung des landwirthſchaftlichen
botaniſchen Verſuchsweſens„ reſpective der Samen-
Controlſtationen und der landwirthſchaftlich chemiſchen
Verſuchsſtationen ſoll den verſchiedenen Verhältniſſen der
einzelnen Länder und Wirthſchaftsgebiete entſprechend eine
freie bleiben. Eine Organiſation in dem Sinne, daß
die Samen-Controlſtationen der einzelnen Länder als
Filialen der Samen-Controlſtation in Wien untergeordnet
werden, erſcheint nicht zweckmäßig, dagegen erſcheint es
unbedingt nöthig, daß der Staat nur die Errichtung
ſolcher landwirthſchaftlich chemiſcher und botaniſcher
Verſuchsſtationen genehmigt und ſubventionirt, welche
ſowohl hinſichtlich der Anforderungen, die an ihr Per-
ſonal geſtellt werden, als auch hinſichtlich ihrer Ein-
richtungen die volle Gewähr bieten, entſprechend und
zum Nutzen der Landwirthſchaft ihres Gebiets arbeiten
zu können.“ Lebhafte Zuſtimmung fand ein Antrag
auf die Errichtung eines Verbandes. Zur Durchführung
der nöthigen Vorarbeiten wurde ein Comité gewählt.

Canalprojecte.

Das Handelsminiſterium hat
die Bewilligung zur Vornahme techniſcher Vorarbeiten
für den Bau von Schiffahrtscanälen zwiſchen Wien-
Prerau-Oderberg-Krakau, Prerau-Pardubitz und Krakau-
Sadowa-Wisznia-Brody mit einer Abzweigung von
Sadowa-Wisznia nach Petrylow zum Anſchluſſe an den
Dnieſter auf die Dauer eines Jahres ertheilt.

Die öſterreichiſchen Maßregeln gegen die
amerikaniſche Tarifbill.

Der für die zweite Hälfte
April vom Centralverband der Induſtriellen in Aus-
ſicht genommene allgemeine Verbandstag wird darüber
berathen, auf welche Weiſe eine Cooperation der
europäiſchen Staaten zu dem Zwecke angebahnt werden
könnte, um der von Amerika immer mehr drohenden
wirtyſchaftlichen Gefahr zu begegnen. Die Haupt-
ausfuhrartikel, welche von Oeſterreich nach den Ver-
einigten Staaten gehen, ſind: Bier, Leinen-, Woll- und
Baumwollwaaren, ſeidene Beſatzartikel, Glas und
Porcellan, einzelne Artikel der chemiſchen Induſtrie,
künſtliche Blumen, Ledergalanteriewaaren, Muſik-
inſtrumente, Perlmutterknöpfe, Fächer. Das Ausmaß
der von der neuen Tarifbill vorgeſchlagenen Zoll-
erhöhungen ergibt ſich am deutlichſten aus einem Blick
auf die davon erwartete Steigerung der Zolleinnahmen.
Auf Grundlage der letztjährigen Handelsausweiſe läßt
die Bill eine Mehreinnahme um 112 Millionen Dollars
vorausſetzen, die ſich in der folgenden Weiſe vertheilen:
Chemiſche Erzeugniſſe 3·5 Millionen Dollars, Porcellan-
und Glaswaaren 4·3, Metalle 4, Holz 1·5, Zucker
21·75, Tabak 7, Ackerbauproducte 6·3, Spirituoſen,
Weine und andere geiſtige Getränke 1·8, Jute, Flachs
und Hanf 7·8, Wolle 17·5, Wollfabrikate 27, Seide
1·5, Holzpapiermaſſe und Papier 0·058, endlich in der
Tarifgruppe: Diverſe, mehr um 6·5 Millionen Dollars.

Inſolvenznachrichten.

Vom Wiener Landesgerichte
wurde der über das Vermögen des Carl Scheller, nicht-
protocollirten Mehlhändlers in Wien, 18. Bez., Währing,
Schulgaſſe Nr. 7, verhängte Concurs für aufge-
hoben und beendet erklärt. — Der Creditorenverein ver-
öffentlicht nachfolgende Inſolvenzen: Lajos Kozma, Kauf-
mann in Eperies; Guſtav Hogmann (Verlaſſenſchaft),
Streichgarnſpinner in Katharinenberg; Pietro Collerig,
Handelsmann in Cormons; Hermann Bettelheim, nicht-
protocollirter Kaufmann in Wien, 17. Bez., Ottakringer-
ſtraße Nr. 30; Ernſt Winter, Schuhwaarenfabrikant in
Boskowitz; Vilmos Schönberger, Kaufmann in Debreczin;
Moritz Birnbaum, Inhaber eines Herrenmode-Geſchäftes in
Lemberg; J. Kühnel, Kaufmann in Komotau; Joſef
Gergely, Kaufmann in Szt. Varalva; H. Bauer, Handels-
mann in Wien, 1. Bez., Sterngaſſe; E. D. Richetti,
Handelsfirma in Trieſt; R Singer, Handelsfirma in Agram;
Franz Rauſch (Verlaſſenſchaft), Schnittwaarenhändler in
Brünn; Adolf Hirſchfeld, Kaufmann in Szederkeny.




Aus den Kranländern.
Mähren.

Mähr.-Trübau.

(Ein ſchlechter Witz.) Ein Inſaſſe von
Hoch-Hermersdorf erſchien jüngſt bei ſeinem Pfarrer und
klagte ihm, daß er vor einigen Jahren etwas aus der Kirche
mitgenommen habe, was ihm nun keine Ruhe gebe. Der
geiſtliche Herr, in der Meinung, einen reuigen Kirchendieb
vor ſich zu haben, tröſtete den Mann und forderte ihn auf,
die Sache wieder zurückzuſtellen. Derſelbe ging fort und
kehrte bald mit ſeiner Ehegattin zurück, welche er dem Seel-
ſorger mit den Worten vorſtellte: „Dieſe hier habe ich vor
einigen Jahren aus der Kirche mitgenommen, und ſie iſt es,
welche mir keine Ruhe gönnt.“ Die unglückliche Frau,
welche ihren Ehegatten auf beſſere Lebenswege bringen
wollte, verfiel in Folge des ſchlechten Witzes in Wahnſinn.
Und da haben Leute noch den Muth, ſich über die That
dieſes Mannes luſtig zu machen.

Böhmen.
Budweis.

(Nachklänge vom Beſuche des Dr.
Lueger.) Die groben Exceſſe der Budweiſer Juden
anläßlich der Ankunft Dr. Luegers ſind noch in friſcher
Erinnerung unſerer Leſer; ebenſo die unwürdige Rolle,
welche der Jugendbildner Gans bei denſelben ſpielle.
Trotz der großen Protection, welcher ſich dieſer Lehrer
[Spaltenumbruch] namentlich von Seite des Bürgermeiſterſtellvertreters
Taſchek erfreute, konnte der Letztere nicht verhindern,
daß Gans vom Dienſte ſuspendirt wurde. Taſchek
ſetzte jedoch durch, daß eine ähnliche Maßregel auch
den Katecheten Foltin traf, welcher bekanntlich bei
dem auf Dr. Lueger perübten Attentate den Letzteren
ſchützte. Dieſer Tage fand nun im Budweiſer Schul-
rathe die Verhandlung über die Suspendirungsangele-
genheit ſtatt, wobei der Schulinſpector den Antrag
ſtellte, daß der als Excedent bekannte Lehrer Gans
aus Budweis verſetzt werde. Dieſem Antrage opponirte jedoch
Taſchek aufs Heftigſte und er ſetzte es auch wirklich
durch, daß der Antrag des Schulinſpectors nicht ange-
nommen wurde. Hierauf beantragte Taſchek, daß der
Katechet Foltin verſetzt und ihm eine Rüge ertheilt
werde, und dieſer Antrag wurde angenommen. Es iſt
ſelbſtverſtändlich, daß hier noch eine höhere Inſtanz,
als es der Herr Taſchek iſt, ein Wörtchen mitzureden
hat, aber dieſe Angelegenheit iſt charakteriſtiſch für die
Verhältniſſe in Budweis.

Böhmiſch-Leipa.

Kreisgerichtspräſident Franz
Bauer hat wegen hohen Alters die Verſetzung in den
dauernden Ruheſtand erbeten und erhalten. Bei dieſer
Gelegenheit wurde dem allgemein geachteten Manne
auf’s Neue die allerhöchſte Anerkennung für ſeine viel-
jährige, treue und ſtets vorzügliche Dienſtleiſtung aus-
geſprochen.

Prag.

Das hieſige czechiſch-„chriſtlich-ſociale“
Blatt „Lidovy Liſt“ ſchreibt in Nr. 8: „Wir wieder-
holen es fortwährend, daß die deutſcheu
Chriſtlich-Socialen zuerſt Deutſche und dann Chriſten
ſind. Sie ſollten ſich ſchämen, Chriſten ſo mit Füßen
zu treten. Die geiſtliche Leitung in allen Wiener
Pfarreien iſt ausſchließlich deutſch. Das Wiener
Conſiſtorium beſcheidet jedes Geſuch um czechiſchen
Gottesdienſt abſchlägig. In Dresden und Hamburg
wird czechiſch gepredigt, aber in Wien iſt das Czechiſche
von der Kanzel und Altar ausgeſchloſſen. „Gehet hin
und lehret alle Völker“, ſagt Chriſtus; aber keiner der
hohen geiſtlichen Herren hat auch dieſe Wahrheit er-
faßt. Die Frucht ſolcher Handlungsweiſe iſt fürchter-
lich!“ — So das Hetzerei-Blatt. Als ob das fürſterz-
biſchöfliche Conſiſtorium chriſtlich-ſocial wäre. Uebrigens
iſt das Vorſtehende gar nicht wahr, ſondern ein Gang
in die Wiener Redemptoriſtenkirche widerlegt das
czechiſche Blatt. Wie ſteht es aber in Prag, wo in den
letzten Jahrzehnten die deutſchen Predigten abgeſchafft
worden ſind? Die geiſtliche Behörde in Wien dürfte
wohl gut unterrichtet ſein, inwieweit realer Bedarf
nach Czechiſchem beſteht, und wie viel der Begehrlichkeit
der rein nationalen Agitation zuzuſchreiben iſt.

Tirol.

Innsbruck.

(Das goldene Dachl.) Der hieſige
Gemeinderath hat beſchloſſen, zwei Preiſe: 600 und
400 Kronen für eine ſtylgerechte Renovirung des gol-
denen Dachels und der beiden Seiten desſelben auszu-
ſchreiben. Der Termin für die Preisbewerbung dauert
3 Monate.

Galizien.

Stanislau.

(Jüdiſcher Geſchäftsgeiſt.) Ein hieſiger
jüdiſcher Kaufmann, der in den Stand der Ehe zu
treten beabſichtigte, verſchickte an ſämmtliche Firmen,
mit denen er in Geſchäftsverbindung ſtand, die Ein-
ladung zu ſeiner Trauung, auf welcher überdies noch
zu leſen war, daß behufs Fortbeſtandes der Geſchäfts-
verbindung — Brautgeſchenke erwartet werden. Dann
ſoll man nicht Antiſemit werden!




Aus Transleithanien.
Croatien.

Belovar.

(Todesurtheil.) Vom hieſigen Gerichte
wurde der 27jährige Franz Cmrlec wegen Raub-
mordes an der Mühlenbeſitzerin Julie Barec in
Sigetec zum Tode durch den Strang verurtheilt.

Ungarn.

Budapeſt.

(Zur Verhaftung des Polizeirathes
Chudy.) Die Unterſuchung gegen den Polizeirath Hugo
Chudy iſt bereits abgeſchloſſen und werden demſelben
nicht weniger als 15 Documentenfälſchungen, 4 Defrau-
dationen und 17 Amtsveruntreuungen im Geſammt-
ſchaden von 10.000 fl. zur Laſt gelegt.




Gerichtsſaal.
Der permanente Candidat für Wien.

Wann
immer in den letzten Jahren in Wien Wahlen ausge-
ſchrieben waren, offerirte ſich den Wienern durch zahl-
loſe Placate der Hausbeſitzer Moſes Freund als
Candidat auf eigene Fauſt. Dieſer Tage ſollte nun
gegen denſelben eine Ehrenbeleidigungsklage zur Aus-
tragung gelangen, von welcher jedoch Abſtand genommen
werden mußte, da ſich, der amtlichen Relation zu Folge,
der permanente Candidat auf der — pſychiatriſchen
Klinik befindet.

Der Ehrenbeleidigungsproceß Dr. Lueger-
Tomanek,

der heute verhandelt werden ſollte, wurde
vertagt, weil inzwiſchen mehrere chriſtlich-ſociale Ge-
meinderäthe ebenfalls eine Klage gegen den radical-
deutſchnationalen Gemeinderath und Lehrer Paul
Tomanek eingebracht hatten. Dieſer neuen Klage
liegt ein Ausruf des Geklagten nach jenem Conflicte
mit Dr. Lueger zu Grunde, daß er „in einer ſolchen
infamen Geſellſchaft nicht bleiben werde“ Das Bezirks-
gericht Alſergrund hat die Verfügung getroffen, daß
beide Klagen gemeinſchaftlich verhandelt werden.


[Spaltenumbruch]
Gemeindezeitung.
Sitzungen im Rathhauſe.

Im Laufe dieſer
Woche findet eine Sitzung des Gemeinderathes
zur Erledigung currenter Geſchäftsſtücke, und zwar am
Freitag ſtatt. Der Stadtrath hält Dienſtag,
Mittwoch und Freitag Sitzungen ab.

Zur Bürgermeiſterwahl.

Wie wir bereits ge-
meldet haben, findet die Bürgermeiſterwahl in einer
hiezu eigens für den 8. d., 10 Uhr Vormittags anbe-
raumten Gemeinderathsſitzung ſtatt. Zu dieſer Sitzung
wurden die Gemeinderäthe vom geſchäftsführenden Vice-
bürgermeiſter Dr. Lueger mit dem Beifügen eingeladen,
daß jene Mitglieder des Gemeinderathes, welche ent-
weder gar nicht erſcheinen oder vor Beendi-
gung der Wahlhandlung ſich entfernen, ohne
ihr Ausbleiben oder ihre Entfernung durch hinreichende
Gründe zu entſchuldigen, als ihres Amtes verluſtig
anzuſehen ſind und in dem Zeitraume von zwei Jahren
nicht wieder gewählt werden können. Zugleich mit der
Einladung zur Wahlſitzung erhielten die Gemeinderäthe
auch den Stimmzettel zugeſtellt.

Aus der Gascomiſſion.

Samſtag Nachmit-
tags fand unter dem Vorſitze des Vicebürgermeiſters
Dr. Lueger eine Sitzung der Gascommiſſion ſtatt,
in welcher die Projecte für verſchiedene Baulichkeiten
genehmigt wurden. Die Herſtellung der vier Gasbe-
hälterglocken wurde der Firma Ig. Gridl, die
Schloſſerarbeiten für das Ofenhaus dem Carl Heger
übertragen. Wegen Sicherſtellung des Bedarfes der er-
forderlichen Gasrohrſchieber wird eine allgemeine ſchrift-
liche Offertverhandlung ausgeſchrieben werden. Weiter
wurde der principielle Beſchluß gefaßt, in Alleen,
Gartenanlagen, in Straßen mit Betondecke und in be-
ſonders gefährlichem Terrain das Straßenrohrnetz mit
Entlüftungsvorrichtungen zu verſehen. — Der Bau der
ſtädtiſchen Gaswerke an der Donaulände in Simmering
ſchreitet in ſehr erfreulicher Weiſe fort.

Neue Armenräthe.

Der Bezirksausſchuß für
die Innere Stadt hat den Hutmacher Wilhelm Blau
und den Kleidermacher Maximilian Swadoſch zu
Armenräthen gewählt.

Verkehrsanlagen in Wien.

Auf das Er-
ſuchen der k. k. Baudirection für die Wiener Stadt-
bahn um Feſtſtellung der feuerſicheren Herſtellungen auf
der Vorortelinie der Wiener Stadtbahn in der Kata-
ſtralgemeinde Penzing findet die gemäß § 26 der
Handelsminiſteriumsverordnung vom 25. Januar 1879
vorzunehmende commiſſionelle Erhebnng am Montag
den 12. d. unter der Leitung des Statthaltereiſecretärs
Hans Hruſchka ſtatt. Die Commiſſionsmitglieder ver-
ſammeln ſich um ½10 Uhr Vormittags im Bahnhofe
in Penzing.

Von der Gendarmerie.

Das Landesvertheidigungs-
miniſterium hat folgende neue Gendarmerie-Poſten aufgeſtellt:
im Bereiche des Landes-Gendarmeriecommando Nr. 1; für
Niederöſterreich zu Rottenſchachen, Bezirkshauptmannſchaft
Waidhoſen an der Thaya; zu Wullersdorf, Bezirkshaupt-
mannſchaft Oberhollabrunn; zu Pyrawarth, Bezirkshaupt-
mannſchaft Floridsdorf; zu Absdorf und zu Thalheim (ad
Murſtetten) Bezirkshauptmannſchaft Tulln; im Bereiche des
Landes-Gendarmeriecommando Nr. 5 für Galizien: Dydia-
tycze, Bezirkshauptmannſchaft Mosciska, und im Bereiche
des Landes-Dendarmeriecommando Nr. 14 für Kärnten: zu
Krumpendorf, Bezirkshauptmannſchaft Klagenfurt. Belobungs-
zeugniſſe und Remunerationen aus dem Gendarmerie-Be-
lohnungsfonde erhielt für beſondere Leiſtungen der Poſten-
führer Anton Schmied; Belobungszeugniſſe erhielten: Wacht-
meiſter Joſef Schiller, Poſtenfuhrer Carl Matousec, Joſef
Meißner und Franz Motſchiner.




Wiſſenſchaft und Literatur.

Von ſehr geſchätzter Seite ſchreibt man uns: „Zu
dem ganz vorzüglichen Feuilleton-Artikel über den jetzt auch
nach Wien verpflanzten Theoſophismus hätte ich noch
Einiges hinzuzufügen. Es iſt zwar durchaus nicht das
Richtige, wenn man gleich für alle irgendwie auf-
fälligen ſchlimmen Vorfälle im öffentlichen Leben als
Urſache die Freimaurerei wie einen deus ex machina
auftauchen läßt, aber im vorliegenden Falle ſcheint
mir der Umſtand, daß die Reclame gerade in der
„Deutſchen Zeitung“ erſchien, doch eine Beziehung zu
der ehrwürdigen Bruderſchaft aufzuweiſen. Ungariſche
Logenzeugniſſe haben behauptet, daß der Heraus-
geber der „Deutſchen Zeitung“ dem Bunde der
Brüder angehört. Und auch dieſe ganze Theoſo-
phiſterei, dieſe curioſe „Gottesweisheit“, die keinen
Gott braucht (!), ähnelt aufs Haar der Maurerei,
die in ihren unſinnigen deiſtiſchen und pantheiſtiſchen
Dogmen eine „Metaphyſik“ liefern, in ihrem kindiſchen
Ceremoniell einen „Cultus“ herſtellen, und in
der maureriſchen Action dem „Bekenntniß theore-
tiſcher zugleich ein ſolches praktiſcher Natur“
hinzufügen will. — Die Theoſophiſterei iſt
nur die Auffriſchung der allgemach etwas
langweilig und defect gewordenen Formen durch die
Pikanterien des Spiritismus. In Amerika, London,
Paris und Berlin hat ſie ja ihr Unweſen ſchon einige
Zeit getrieben, und jetzt iſt auch unſer Wien ſo
glücklich, von den Strahlen dieſes, wie es ſcheint, von
Weſten nach Oſten gehenden „Lichtes“ getroffen zu
werden. Nach all dem Unſinn, der darin ſchon ander-
wärts zu Tage gefördert wurde, braucht man aller-
dings nicht gerade allzu neugierig darauf ſein, was ſich
bei uns nun zeigen wird. Aber wer weiß, vielleicht
zeitigt der Wiener Boden doch noch etwas Apartes!
Und ſo ſind wir doch noch in einiger Erwartung. Denn
wir denken, daß die „Theoſophiſche Geſellſchaft“ doch

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[9/0009] 78 Wien, Dienſtag, 6. April 1897 Reichspoſt Volkswirthſchaftlicher Theil. Der Congreß landwirthſchaftlicher Ver- ſuchsſtationen wurde nach dreitägiger Dauer Samſtag geſchloſſen. Im Vordergrunde der Berathungen ſtanden die Anträge bezüglich Errichtung einer ſämmt- liche Verſuchsſtationen umfaſſenden Organiſation der Reform des Verſuchsweſens, namentlich in der Richtung, daß für die Unterſuchungsmethoden eine einheitliche Baſis zu ſchaffen ſei Bezüglich der Organiſation des heimiſchen Verſuchsweſens gelangte folgende Reſolution vom Regierungsrathe Mach (San Michele) zur An- nahme: „Die Entwicklung des landwirthſchaftlichen botaniſchen Verſuchsweſens„ reſpective der Samen- Controlſtationen und der landwirthſchaftlich chemiſchen Verſuchsſtationen ſoll den verſchiedenen Verhältniſſen der einzelnen Länder und Wirthſchaftsgebiete entſprechend eine freie bleiben. Eine Organiſation in dem Sinne, daß die Samen-Controlſtationen der einzelnen Länder als Filialen der Samen-Controlſtation in Wien untergeordnet werden, erſcheint nicht zweckmäßig, dagegen erſcheint es unbedingt nöthig, daß der Staat nur die Errichtung ſolcher landwirthſchaftlich chemiſcher und botaniſcher Verſuchsſtationen genehmigt und ſubventionirt, welche ſowohl hinſichtlich der Anforderungen, die an ihr Per- ſonal geſtellt werden, als auch hinſichtlich ihrer Ein- richtungen die volle Gewähr bieten, entſprechend und zum Nutzen der Landwirthſchaft ihres Gebiets arbeiten zu können.“ Lebhafte Zuſtimmung fand ein Antrag auf die Errichtung eines Verbandes. Zur Durchführung der nöthigen Vorarbeiten wurde ein Comité gewählt. Canalprojecte. Das Handelsminiſterium hat die Bewilligung zur Vornahme techniſcher Vorarbeiten für den Bau von Schiffahrtscanälen zwiſchen Wien- Prerau-Oderberg-Krakau, Prerau-Pardubitz und Krakau- Sadowa-Wisznia-Brody mit einer Abzweigung von Sadowa-Wisznia nach Petrylow zum Anſchluſſe an den Dnieſter auf die Dauer eines Jahres ertheilt. Die öſterreichiſchen Maßregeln gegen die amerikaniſche Tarifbill. Der für die zweite Hälfte April vom Centralverband der Induſtriellen in Aus- ſicht genommene allgemeine Verbandstag wird darüber berathen, auf welche Weiſe eine Cooperation der europäiſchen Staaten zu dem Zwecke angebahnt werden könnte, um der von Amerika immer mehr drohenden wirtyſchaftlichen Gefahr zu begegnen. Die Haupt- ausfuhrartikel, welche von Oeſterreich nach den Ver- einigten Staaten gehen, ſind: Bier, Leinen-, Woll- und Baumwollwaaren, ſeidene Beſatzartikel, Glas und Porcellan, einzelne Artikel der chemiſchen Induſtrie, künſtliche Blumen, Ledergalanteriewaaren, Muſik- inſtrumente, Perlmutterknöpfe, Fächer. Das Ausmaß der von der neuen Tarifbill vorgeſchlagenen Zoll- erhöhungen ergibt ſich am deutlichſten aus einem Blick auf die davon erwartete Steigerung der Zolleinnahmen. Auf Grundlage der letztjährigen Handelsausweiſe läßt die Bill eine Mehreinnahme um 112 Millionen Dollars vorausſetzen, die ſich in der folgenden Weiſe vertheilen: Chemiſche Erzeugniſſe 3·5 Millionen Dollars, Porcellan- und Glaswaaren 4·3, Metalle 4, Holz 1·5, Zucker 21·75, Tabak 7, Ackerbauproducte 6·3, Spirituoſen, Weine und andere geiſtige Getränke 1·8, Jute, Flachs und Hanf 7·8, Wolle 17·5, Wollfabrikate 27, Seide 1·5, Holzpapiermaſſe und Papier 0·058, endlich in der Tarifgruppe: Diverſe, mehr um 6·5 Millionen Dollars. Inſolvenznachrichten. Vom Wiener Landesgerichte wurde der über das Vermögen des Carl Scheller, nicht- protocollirten Mehlhändlers in Wien, 18. Bez., Währing, Schulgaſſe Nr. 7, verhängte Concurs für aufge- hoben und beendet erklärt. — Der Creditorenverein ver- öffentlicht nachfolgende Inſolvenzen: Lajos Kozma, Kauf- mann in Eperies; Guſtav Hogmann (Verlaſſenſchaft), Streichgarnſpinner in Katharinenberg; Pietro Collerig, Handelsmann in Cormons; Hermann Bettelheim, nicht- protocollirter Kaufmann in Wien, 17. Bez., Ottakringer- ſtraße Nr. 30; Ernſt Winter, Schuhwaarenfabrikant in Boskowitz; Vilmos Schönberger, Kaufmann in Debreczin; Moritz Birnbaum, Inhaber eines Herrenmode-Geſchäftes in Lemberg; J. Kühnel, Kaufmann in Komotau; Joſef Gergely, Kaufmann in Szt. Varalva; H. Bauer, Handels- mann in Wien, 1. Bez., Sterngaſſe; E. D. Richetti, Handelsfirma in Trieſt; R Singer, Handelsfirma in Agram; Franz Rauſch (Verlaſſenſchaft), Schnittwaarenhändler in Brünn; Adolf Hirſchfeld, Kaufmann in Szederkeny. Aus den Kranländern. Mähren. Mähr.-Trübau. (Ein ſchlechter Witz.) Ein Inſaſſe von Hoch-Hermersdorf erſchien jüngſt bei ſeinem Pfarrer und klagte ihm, daß er vor einigen Jahren etwas aus der Kirche mitgenommen habe, was ihm nun keine Ruhe gebe. Der geiſtliche Herr, in der Meinung, einen reuigen Kirchendieb vor ſich zu haben, tröſtete den Mann und forderte ihn auf, die Sache wieder zurückzuſtellen. Derſelbe ging fort und kehrte bald mit ſeiner Ehegattin zurück, welche er dem Seel- ſorger mit den Worten vorſtellte: „Dieſe hier habe ich vor einigen Jahren aus der Kirche mitgenommen, und ſie iſt es, welche mir keine Ruhe gönnt.“ Die unglückliche Frau, welche ihren Ehegatten auf beſſere Lebenswege bringen wollte, verfiel in Folge des ſchlechten Witzes in Wahnſinn. Und da haben Leute noch den Muth, ſich über die That dieſes Mannes luſtig zu machen. Böhmen. Budweis. (Nachklänge vom Beſuche des Dr. Lueger.) Die groben Exceſſe der Budweiſer Juden anläßlich der Ankunft Dr. Luegers ſind noch in friſcher Erinnerung unſerer Leſer; ebenſo die unwürdige Rolle, welche der Jugendbildner Gans bei denſelben ſpielle. Trotz der großen Protection, welcher ſich dieſer Lehrer namentlich von Seite des Bürgermeiſterſtellvertreters Taſchek erfreute, konnte der Letztere nicht verhindern, daß Gans vom Dienſte ſuspendirt wurde. Taſchek ſetzte jedoch durch, daß eine ähnliche Maßregel auch den Katecheten Foltin traf, welcher bekanntlich bei dem auf Dr. Lueger perübten Attentate den Letzteren ſchützte. Dieſer Tage fand nun im Budweiſer Schul- rathe die Verhandlung über die Suspendirungsangele- genheit ſtatt, wobei der Schulinſpector den Antrag ſtellte, daß der als Excedent bekannte Lehrer Gans aus Budweis verſetzt werde. Dieſem Antrage opponirte jedoch Taſchek aufs Heftigſte und er ſetzte es auch wirklich durch, daß der Antrag des Schulinſpectors nicht ange- nommen wurde. Hierauf beantragte Taſchek, daß der Katechet Foltin verſetzt und ihm eine Rüge ertheilt werde, und dieſer Antrag wurde angenommen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß hier noch eine höhere Inſtanz, als es der Herr Taſchek iſt, ein Wörtchen mitzureden hat, aber dieſe Angelegenheit iſt charakteriſtiſch für die Verhältniſſe in Budweis. Böhmiſch-Leipa. Kreisgerichtspräſident Franz Bauer hat wegen hohen Alters die Verſetzung in den dauernden Ruheſtand erbeten und erhalten. Bei dieſer Gelegenheit wurde dem allgemein geachteten Manne auf’s Neue die allerhöchſte Anerkennung für ſeine viel- jährige, treue und ſtets vorzügliche Dienſtleiſtung aus- geſprochen. Prag. Das hieſige czechiſch-„chriſtlich-ſociale“ Blatt „Lidovy Liſt“ ſchreibt in Nr. 8: „Wir wieder- holen es fortwährend, daß die deutſcheu Chriſtlich-Socialen zuerſt Deutſche und dann Chriſten ſind. Sie ſollten ſich ſchämen, Chriſten ſo mit Füßen zu treten. Die geiſtliche Leitung in allen Wiener Pfarreien iſt ausſchließlich deutſch. Das Wiener Conſiſtorium beſcheidet jedes Geſuch um czechiſchen Gottesdienſt abſchlägig. In Dresden und Hamburg wird czechiſch gepredigt, aber in Wien iſt das Czechiſche von der Kanzel und Altar ausgeſchloſſen. „Gehet hin und lehret alle Völker“, ſagt Chriſtus; aber keiner der hohen geiſtlichen Herren hat auch dieſe Wahrheit er- faßt. Die Frucht ſolcher Handlungsweiſe iſt fürchter- lich!“ — So das Hetzerei-Blatt. Als ob das fürſterz- biſchöfliche Conſiſtorium chriſtlich-ſocial wäre. Uebrigens iſt das Vorſtehende gar nicht wahr, ſondern ein Gang in die Wiener Redemptoriſtenkirche widerlegt das czechiſche Blatt. Wie ſteht es aber in Prag, wo in den letzten Jahrzehnten die deutſchen Predigten abgeſchafft worden ſind? Die geiſtliche Behörde in Wien dürfte wohl gut unterrichtet ſein, inwieweit realer Bedarf nach Czechiſchem beſteht, und wie viel der Begehrlichkeit der rein nationalen Agitation zuzuſchreiben iſt. Tirol. Innsbruck. (Das goldene Dachl.) Der hieſige Gemeinderath hat beſchloſſen, zwei Preiſe: 600 und 400 Kronen für eine ſtylgerechte Renovirung des gol- denen Dachels und der beiden Seiten desſelben auszu- ſchreiben. Der Termin für die Preisbewerbung dauert 3 Monate. Galizien. Stanislau. (Jüdiſcher Geſchäftsgeiſt.) Ein hieſiger jüdiſcher Kaufmann, der in den Stand der Ehe zu treten beabſichtigte, verſchickte an ſämmtliche Firmen, mit denen er in Geſchäftsverbindung ſtand, die Ein- ladung zu ſeiner Trauung, auf welcher überdies noch zu leſen war, daß behufs Fortbeſtandes der Geſchäfts- verbindung — Brautgeſchenke erwartet werden. Dann ſoll man nicht Antiſemit werden! Aus Transleithanien. Croatien. Belovar. (Todesurtheil.) Vom hieſigen Gerichte wurde der 27jährige Franz Cmrlec wegen Raub- mordes an der Mühlenbeſitzerin Julie Barec in Sigetec zum Tode durch den Strang verurtheilt. Ungarn. Budapeſt. (Zur Verhaftung des Polizeirathes Chudy.) Die Unterſuchung gegen den Polizeirath Hugo Chudy iſt bereits abgeſchloſſen und werden demſelben nicht weniger als 15 Documentenfälſchungen, 4 Defrau- dationen und 17 Amtsveruntreuungen im Geſammt- ſchaden von 10.000 fl. zur Laſt gelegt. Gerichtsſaal. Der permanente Candidat für Wien. Wann immer in den letzten Jahren in Wien Wahlen ausge- ſchrieben waren, offerirte ſich den Wienern durch zahl- loſe Placate der Hausbeſitzer Moſes Freund als Candidat auf eigene Fauſt. Dieſer Tage ſollte nun gegen denſelben eine Ehrenbeleidigungsklage zur Aus- tragung gelangen, von welcher jedoch Abſtand genommen werden mußte, da ſich, der amtlichen Relation zu Folge, der permanente Candidat auf der — pſychiatriſchen Klinik befindet. Der Ehrenbeleidigungsproceß Dr. Lueger- Tomanek, der heute verhandelt werden ſollte, wurde vertagt, weil inzwiſchen mehrere chriſtlich-ſociale Ge- meinderäthe ebenfalls eine Klage gegen den radical- deutſchnationalen Gemeinderath und Lehrer Paul Tomanek eingebracht hatten. Dieſer neuen Klage liegt ein Ausruf des Geklagten nach jenem Conflicte mit Dr. Lueger zu Grunde, daß er „in einer ſolchen infamen Geſellſchaft nicht bleiben werde“ Das Bezirks- gericht Alſergrund hat die Verfügung getroffen, daß beide Klagen gemeinſchaftlich verhandelt werden. Gemeindezeitung. Sitzungen im Rathhauſe. Im Laufe dieſer Woche findet eine Sitzung des Gemeinderathes zur Erledigung currenter Geſchäftsſtücke, und zwar am Freitag ſtatt. Der Stadtrath hält Dienſtag, Mittwoch und Freitag Sitzungen ab. Zur Bürgermeiſterwahl. Wie wir bereits ge- meldet haben, findet die Bürgermeiſterwahl in einer hiezu eigens für den 8. d., 10 Uhr Vormittags anbe- raumten Gemeinderathsſitzung ſtatt. Zu dieſer Sitzung wurden die Gemeinderäthe vom geſchäftsführenden Vice- bürgermeiſter Dr. Lueger mit dem Beifügen eingeladen, daß jene Mitglieder des Gemeinderathes, welche ent- weder gar nicht erſcheinen oder vor Beendi- gung der Wahlhandlung ſich entfernen, ohne ihr Ausbleiben oder ihre Entfernung durch hinreichende Gründe zu entſchuldigen, als ihres Amtes verluſtig anzuſehen ſind und in dem Zeitraume von zwei Jahren nicht wieder gewählt werden können. Zugleich mit der Einladung zur Wahlſitzung erhielten die Gemeinderäthe auch den Stimmzettel zugeſtellt. Aus der Gascomiſſion. Samſtag Nachmit- tags fand unter dem Vorſitze des Vicebürgermeiſters Dr. Lueger eine Sitzung der Gascommiſſion ſtatt, in welcher die Projecte für verſchiedene Baulichkeiten genehmigt wurden. Die Herſtellung der vier Gasbe- hälterglocken wurde der Firma Ig. Gridl, die Schloſſerarbeiten für das Ofenhaus dem Carl Heger übertragen. Wegen Sicherſtellung des Bedarfes der er- forderlichen Gasrohrſchieber wird eine allgemeine ſchrift- liche Offertverhandlung ausgeſchrieben werden. Weiter wurde der principielle Beſchluß gefaßt, in Alleen, Gartenanlagen, in Straßen mit Betondecke und in be- ſonders gefährlichem Terrain das Straßenrohrnetz mit Entlüftungsvorrichtungen zu verſehen. — Der Bau der ſtädtiſchen Gaswerke an der Donaulände in Simmering ſchreitet in ſehr erfreulicher Weiſe fort. Neue Armenräthe. Der Bezirksausſchuß für die Innere Stadt hat den Hutmacher Wilhelm Blau und den Kleidermacher Maximilian Swadoſch zu Armenräthen gewählt. Verkehrsanlagen in Wien. Auf das Er- ſuchen der k. k. Baudirection für die Wiener Stadt- bahn um Feſtſtellung der feuerſicheren Herſtellungen auf der Vorortelinie der Wiener Stadtbahn in der Kata- ſtralgemeinde Penzing findet die gemäß § 26 der Handelsminiſteriumsverordnung vom 25. Januar 1879 vorzunehmende commiſſionelle Erhebnng am Montag den 12. d. unter der Leitung des Statthaltereiſecretärs Hans Hruſchka ſtatt. Die Commiſſionsmitglieder ver- ſammeln ſich um ½10 Uhr Vormittags im Bahnhofe in Penzing. Von der Gendarmerie. Das Landesvertheidigungs- miniſterium hat folgende neue Gendarmerie-Poſten aufgeſtellt: im Bereiche des Landes-Gendarmeriecommando Nr. 1; für Niederöſterreich zu Rottenſchachen, Bezirkshauptmannſchaft Waidhoſen an der Thaya; zu Wullersdorf, Bezirkshaupt- mannſchaft Oberhollabrunn; zu Pyrawarth, Bezirkshaupt- mannſchaft Floridsdorf; zu Absdorf und zu Thalheim (ad Murſtetten) Bezirkshauptmannſchaft Tulln; im Bereiche des Landes-Gendarmeriecommando Nr. 5 für Galizien: Dydia- tycze, Bezirkshauptmannſchaft Mosciska, und im Bereiche des Landes-Dendarmeriecommando Nr. 14 für Kärnten: zu Krumpendorf, Bezirkshauptmannſchaft Klagenfurt. Belobungs- zeugniſſe und Remunerationen aus dem Gendarmerie-Be- lohnungsfonde erhielt für beſondere Leiſtungen der Poſten- führer Anton Schmied; Belobungszeugniſſe erhielten: Wacht- meiſter Joſef Schiller, Poſtenfuhrer Carl Matousec, Joſef Meißner und Franz Motſchiner. Wiſſenſchaft und Literatur. Von ſehr geſchätzter Seite ſchreibt man uns: „Zu dem ganz vorzüglichen Feuilleton-Artikel über den jetzt auch nach Wien verpflanzten Theoſophismus hätte ich noch Einiges hinzuzufügen. Es iſt zwar durchaus nicht das Richtige, wenn man gleich für alle irgendwie auf- fälligen ſchlimmen Vorfälle im öffentlichen Leben als Urſache die Freimaurerei wie einen deus ex machina auftauchen läßt, aber im vorliegenden Falle ſcheint mir der Umſtand, daß die Reclame gerade in der „Deutſchen Zeitung“ erſchien, doch eine Beziehung zu der ehrwürdigen Bruderſchaft aufzuweiſen. Ungariſche Logenzeugniſſe haben behauptet, daß der Heraus- geber der „Deutſchen Zeitung“ dem Bunde der Brüder angehört. Und auch dieſe ganze Theoſo- phiſterei, dieſe curioſe „Gottesweisheit“, die keinen Gott braucht (!), ähnelt aufs Haar der Maurerei, die in ihren unſinnigen deiſtiſchen und pantheiſtiſchen Dogmen eine „Metaphyſik“ liefern, in ihrem kindiſchen Ceremoniell einen „Cultus“ herſtellen, und in der maureriſchen Action dem „Bekenntniß theore- tiſcher zugleich ein ſolches praktiſcher Natur“ hinzufügen will. — Die Theoſophiſterei iſt nur die Auffriſchung der allgemach etwas langweilig und defect gewordenen Formen durch die Pikanterien des Spiritismus. In Amerika, London, Paris und Berlin hat ſie ja ihr Unweſen ſchon einige Zeit getrieben, und jetzt iſt auch unſer Wien ſo glücklich, von den Strahlen dieſes, wie es ſcheint, von Weſten nach Oſten gehenden „Lichtes“ getroffen zu werden. Nach all dem Unſinn, der darin ſchon ander- wärts zu Tage gefördert wurde, braucht man aller- dings nicht gerade allzu neugierig darauf ſein, was ſich bei uns nun zeigen wird. Aber wer weiß, vielleicht zeitigt der Wiener Boden doch noch etwas Apartes! Und ſo ſind wir doch noch in einiger Erwartung. Denn wir denken, daß die „Theoſophiſche Geſellſchaft“ doch

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 78, Wien, 06.04.1897, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost078_1897/9>, abgerufen am 28.04.2024.