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Reichspost. Nr. 105, Wien, 08.05.1894.

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Wien, Dienstag Reichspost. 8. Mai 1894. 105

[Spaltenumbruch] stimmte, befanden sich sämmtliche jüdische
Gemeinderäthe.

Samstag Mittags erschien Bürgermeister Dr.
Grübl in Begleitung des Magistratsrath Trabauer
unvermuthet im Bürgerversvrgungshause
und im allgemeinen Versorgungshause
am Alserbache,
um diese beiden Anstalten ein-
gehend zu inspiciren. Dr. Grübl nahm die sämmt-
lichen Räumlichkeiten in Augenschein und kostete die
für die Pfründner bestimmten Speisen. Mehrere der
Insassen der genannten Humanitätsanstalten fragte der
Bürgermeister um ihre früheren Verhältnisse, ob sie
mit ihrer jetzigen Lage zufrieden seien u. s. w. Nach
einem mehrstündigen Aufenthalte verließ der Bürger-
meister Dr. Grübl die beiden Anstalten.

In dieser Woche finden Gemeinderaths-
sitzungen Dienstag
und Freitag statt.
Für Dienstag steht das Referat über die Roth-
be[r]geraffaire
auf der Tagesordnung. In derselben
Sitzung wird mit der Berathung über die Stra-
ßensäuberung
begonnen und die Deba[t]te am
Freitag fortgesetzt werden.




Versammlungen.
Der Wiener Allgemeine Kirchenbauverein,

der
unter dem Protectorate des Kaisers steht, hielt gestern Abends
im großen Musikvereinssaale eine glänzende Versammlung
ab, deren Programm aus gediegenen Vorträgen, dem Ge-
schäftlichen und herrlichen Musikaufführungen der E. Strauß-
schen Capelle, welche deren Director wieder dem guten Zwecke
zur Verfügung gestellt hatte, befand. Es nahmen,
wie der Vorsitzende Canonicus Dr. Schneider in seiner
Begrüßungsansprache dankbar erwähnte unter anderem auch
theil Se. Eminenz der Cardinal-Fürsterzbischof Dr. Gruscha,
Se. Excellenz der päpstliche Nuntius, der Statthalter Graf
Kielmansegg, Bürgermeister Dr. Grübl, zahlreiche
Mitglieder der Aristokratie, des Clerus und Männer und
Frauen aus allen Gesellschaftsclassen. Da der Verein leider
noch zu wenig bekannt ist, hat derselbe beschlossen, seine erste
Generalversammlung möglichst feierlich zu gestalten. Der
Redner schilderte die Entstehung und Entwicklung des Ver-
eines, der namentlich durch den Tod des Cardinal-Fürsterz-
bischofes Ganglbauer, seines Gründers, eine betrübende lange
Unterbrechung seiner Thätigkeit erlitten und auch sonst große
Hindernisse erfahren habe. Dennoch habe der Verein nach
seiner Neuorganisation bereits 142.000 fl. für Kirchenbauten
in Wien spenden können. Einen besonderen Aufschwung des
Vereines erwartet derselbe jetzt von der Staatsunter-
stützung,
die der Cardinal-Fürsterzbischof Dr. Gruscha so
lebhaft und wirksam im Herrenhause angeregt habe.
Als zweiter Redner schilderte der Rector des Jesuitencollegs
zu Kalksburg P. Widmann S. J. in beredten Worten die
Wichtigkeit und Erhabenheit der Kirchenbauten in Wien vom
rein religiöser Standpunkte aus, während Baron Berger
die Haupteinwürfe gegen den Verein in glänzender Weife
wiederlegte und in geistvollen Worten auch seinerseits die
sociale Bedeutung der Kirchenbauten in Wien schilderte.
Dr. Pfluger erstattete den Rechenschaftsbericht und der Vor-
sitzende Canonicus Dr. Schneider brachte Hochs auf den Papst
und Kaiser aus. Cardinal Fürsterzbischof Dr. Gruscha sprach
das kräftige Schlußwort zur Bekräftigung des über die
Nothwendigkeit des Kirchenbau-
vereines
von den Rednern Gesagten. Auch wir
schließen uns dringend der Aufforderung an alle Wiener an,
doch dafür zu sorgen, daß namentlich in den Vororten neue
Kirchen gebaut werden können, deren Bau ein geradezn
schreiendes religiöses und sociales Bedürfniß ist.

Politischer Verein 13. Bezirk.

Das erste Grün-
dungsfest dieses rührigen Vereines wurde Samstag den
5. Mai in Mann's Saallocalitäten in Penzing abgehalten
und erfreute sich recht zahlreichen Besuches aus den gut
bürgerlichen Kreisen des Bezirkes. Der Abend wurde durch
eine Begrüßungsrede des Obmannes Kargl eröffnet, welcher
die erschienenen Abgeordneten Polzhofer, Kaiser, Hofmann
v. Wellenhof, sowie die anwesenden Gemeinderäthe freund-
lichst begrüßte. Die Festrede hielt Abgeordneter Polz-
hofer.
Er gedachte des Gründers des Vereines, des
P. Berthold Egger, und hob auch dessen Verdienste bei den
Reichsraths-, Bezirksausschuß- und Gemeinderathswahlen
hervor. Seiner Thätigkeit war damals der Sieg unserer
Partei zu danken. Redner fordert zur weiteren kräftigen
Unterstützung des Vereines und zum festen Zusammenhalten
auf und bringt ein dreimaliges Hoch auf den Verein. --
Reden wurden ferner gehalten von den Reichsraths-Abge-
ordneten Kaiser und Hofmann v. Wellenhof. Abgeordneter
Kaiser betont die Wichtigkeit der Organisation des
christlichen Volkes, die sehr nothwendig sei zur Stärkung
für den Kriegsfall. Der Politische Verein im 13. Bezirke
habe nicht nur politische, sondern auch wirlhschaftliche Fragen
zu lösen. Es muß unser Bestreben sein, durch wirthschaft-
liche Reformen dafür zu sorgen, daß der Wohlstand in
immer weitere Kreise des Volkes dringt. Redner bringt in
seinem und im Namen seiner Clubgenossen ein Hoch dem
wackeren Obmanne und seinem Stellvertreter. Abgeordneter
Hofmann v. Wellenhof nannte die germanischen
Frauen die Cadres der großen christlichen Armee,
welche die wichtige Aufgabe hat, die Reserve, Landwehr und
den Landsturm heranzuziehen. Die deutsche Frau sei aber
auch, als Erzieher der Jugend berufen als Mitarbeiterin
am großen Werke der Befreiung des christlichen Volkes.
Redner bringt deu Frauen ein Hoch. Den Unterhaltungstheil
des Abends besorgte die treffliche Capelle Götzl, der Breiten-
seeer Männergesangsverein mit gelungenen Vorträgen und
zwei Amateur-Duettisten, welche den vollen Befähigungs-
nachweis für die Erregung der Lachlust erbrachten. Herr
Böhm producirte sich als Schnellzeichner. Ein Tanzkränzchen
vereinigte noch um 3 Uhr Früh zahlreiche Festtheilnehmer.
Um das Arrangement des Abendes hat sich Herr Bezirks-
ausschuß Bayer sehr verdient gemacht. Die "Dentsche Zeitung"
glaubte vor einigen Tagen gegen das Fest Stimmung
machen zu müssen, durch Angriffe auf den Festarrangeur
der in der Wähler-Versammlung in Ober-St. Veit sich den
Antrag auf ein Mißtrauensvotum für Stadtrath Götz --
zu Schulden kommen ließ. Doch vermochten diese Angriffe
den würdigen Verlauf der Festes nicht zu beeinträchtigen.


[Spaltenumbruch]
Der patriotisch-kathol. Volksverein für
Niederösterreich

hielt am Sonntag in Paierbach
eine aus der ganzen Umgegend sehr zahlreich besuchte
Versammlung. Der erste Vicepräsident Prof. Gratl
begrüßte die Anwesenden und setzte die Zwecke des
Vereines auseinander. Baron Rokitansky charak-
terisirte unter lauter Zustimmung den Popanz der
"Coalition", die volksfeindlich in ihrem Grunde und
ihren Zielen das Unglück Oesterreichs bedeute. Der
Abgeordnete v. Troll erstattete hierauf ausführlichen
Bericht über seine Thätigkeit im Landtag und Reichstag,
wofür ihm allgemeiner Beifall und über Antrag eines
Wählers einstimmiges Vertrauensvotum
zu Theil ward. Prof. Gratl wies auf den mit
Recht beklagten allgemeinen Niedergang des Auto-
ritätsprincips
hin und bezeichnete als wesentliche
Ursache dieser traurigen Erscheinung, daß heutzutage
gar manche Träger der staatlichen Autorität -- dar-
unter namentlich die Gesetzgeber in den Parlamenten
-- die höchste und einzige Autorität und die Quelle
aller menschlichen Oberhoheit selbst nicht mehr
anerkennen und sich daher der Sanction ihrer eigenen
Gewalt begeben. Jede Obrigkeit, welche Gehorsam von
ihren Untergebenen verlange, müsse zuerst selbst Ge-
horsam gegen die Gesetze Gottes üben. Darum werde
erst dann wieder das Völkerleben ein friedliches und
zufriedenes werden, wenn die socialen, po-
litischen
und wirthschaftlichen Gesetze auf
den zehn Geboten Gottes gegründet würden.
Stürmischer Beifall bekundete den gewaltigen Eindruck
dieser Ausführungen auf die Versammlung, in der
auch Liberale und Socialdemokraten anwesend waren.
Mit einer klaren und herzlichen Erklärung und Be-
tonung unseres österr, Patriotismus schloß der Vor-
sitzende mit einem begeisterten Hoch auf unseren katho-
lischen Kaiser die interessante Versammlung. Zahl-
reiche Mitglieder traten dem Vereine bei.




Vereinsnachrichten.
§ Christlichsocialer Verein in Wien.

Dienstag den
8. Mai 1894, Abends 8 Uhr in Elterlein's Casino, Hernals,
Hauptstraße 1, findet eine Plenarversammlung mit folgender
Tagesordnung statt: 1. Dr. L. Psenner: Wieder ein Attentat
der Freimaurer auf das christliche Volk. 2. Monsignore
Stanislaus Stojalowski: Das furchtbare Treiben und die
unerhörte Willkür der Volksfeinde in Galizien. Von Mit-
gliedern eingeführte Gäste, auch Damen willkommen! Zu-
tritt nur für Christen! Karten sind zu haben: Weber's
Weinstube, 1. Bez., Singerstraße 12; Dr. L. Psenner, 8. Bez.,
Buchfeldgasse 8; Gemeinderath Grünbeck, Hernals, Haupt-
straße 58.

§ Der Brigittenauer Wählerclub

hält seine
Plenar-Versammlung am Donnerstag, den
10. Mai 1894, 8 Uhr Abends in V. Dolensky's
Restauration, 2. Bez., Brigittagasse 3, ab. Tagesordnung:
1. Verificirung des Protokolles und Mittheilungen des Ob-
mannstellvertreters. 2. Vortrag des Herrn Reichsraths-
Abgeordneten Dr. Robert Pattai: "Ueber die Valutareform
und das Bankprivilegium." 3. Anträge und Interpella-
tionen.

§ Der Politische Fortschrittsverein "Eintracht"
im 3. Bezirke

hält eine allgemeine Wählerversammlung
Mittwoch, den 9. Mai l. J., 8 Uhr Abends, in Dreher's
großem Saale, 3. Bez., Hauptstraße 97, ab. Tagesordnung:
1. Wahl des Präsidiums. 2. Fortschritt und Judenthum,
besprochen von Herrn Landtagsabgeordneten Josef Schnabel.
3. Desiderien der Beamtenschaft, besprochen von Herrn Carl
Haslbrunner. 4. Vortrag des Herrn Regierungsrathes Doctor
Gustav v. Hayek: "Zur socialen Frage". 5. Die Vertretungs-
körper in Oesterreich und das Volk, besprochen von Herrn
Dr. Carl Lueger.




Theater, Musik und Kunst.
Jantsch's Wiener Volkstheater im Prater.

Am
Freitag Abend hatten wir Gelegenheit, einer Vorstellung im
vorgenannten Theater beizuwohnen, in welcher das als
Saison-Novität bezeichnete Ausstattungsstück "Mister
Dollar"
zur Aufführung kam. Bevor wir über die Vor-
stellung kurz berichten, wollen wir die vortheilhaften Verän-
derungen nicht unerwähnt lassen, welche Herr Director
Jantsch in seinem Theater vornehmen ließ und die aus-
nahmslos als Verbesserungen zu bezeichnen sind; sowohl
Zuschauerraum wie Bühne sind neu adaptirt und präsen-
tiren sich schmuck und sauber, alles erstrahlt im schönsten
elektrischen Licht und mit der Gasbeleuchtung ist auch die
früher so unerträgliche Hitze geschwunden. Ungeachtet ein
empfindlich kühles Mailüfterl wehte, war das Theater von
einem eleganten, beifallslustigen Publikum gut besucht.
Ueber das Stück, welches der bekannten "Reise um die Welt
in 80 Tagen" mit edelster Dreistigkeit nachempfunden ist,
läßt sich nicht viel sagen; Wiener Localhumor und packende
Situationskomik gelangen indeß zu ihrem vollen Rechte,
und für diejenigen, welche in unseren ersten Kunstinstituten,
wie Hofburg-Theater und Deutsches Volkstheater etc., in
letzter Zeit Zeugen der verschiedenen nervenverstimmenden
Ablehnungen waren, kann der Besuch einer Aufführung des
mit unbestrittenem Beifall aufgenommenen "Mister Dollar"
nur erfrischend wirken. Soviel sich nach einer Aufführung
beurtheilen läßt, hat Herr Director Jantsch beim Zusam-
menstellen seines diesjährigen Ensembles eine glückliche Hand
gehabt; die wesentlich in Betracht kommende erste Soubrette
Fräulein Stojan besitzt für ihr Fach viele Vorzüge, sie ist
jung und fesch, hat Temperament und eine erträglich hübsche
Stimme und weiß geschmackvolle Toilette zu machen; nur
möchten wir von zu häufiger Wiederholung der Coloratur-
Einlagen einstweilen noch abrathen, auch die Damen Leh-
mann, Fleuron und von Leuchert gefielen. Das
komische Element ist in erster Reihe durch Herrn Gotts-
leben,
dann auch durch die Herren Julius Knaak,
Siegwart
und Kopfauf recht gut vertreten. In einer
Beurtheilung der Leistungsfähigkeit des Herrn Kainz
bietet die Rolle als Raffelsberger keine Gelegenheit. --
[Spaltenumbruch] Die Ausstattung kann als splendid bezeichnet werden und
in den ausnahmslos klappenden Ensemblescenen, sowie in
dem ganzen Arrangement erkannte man die Hand des rou-
tinirten Regisseurs. Von den Balleteinlagen gefiel uns der
zum Schlusse von acht Damen ausgeführte Serpentinentanz
am Besten.

Für die Unterhaltung in den Zwischenacten müssen
wir der Direction noch besonders danken. Das Publikum
amüsirte sich über die Productionen des schwarzen Herrn
mit langer Nase und noch längerer Mähne ganz ausge-
zeichnet. Oder sollte etwa der schwarze Herr nicht zum enga-
girten Personal gehören? Dieser Umstand würde uns mit
der Thatsache versöhnen, daß es auch Menschen geben muß,
die auf den Namen "Aujust" hören. F. St.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag, den 8. Mai.

Katholiken: Michael B. -- Griechen: 26. April:
Basilius. Sonnenaufgang 4 Uhr 32 Minuten,
Sonnenuntergang 7 Uhr 22 Minuten. Mondesaufgang
5 Uhr 58 Minuten, Mondesuntergang 11 Uhr 39 Min.
Tageslänge 14 Stunden 50 Minuten, Nachtlänge
9 Stunden 10 Minuten. 128--238.

* Hof- und Personalnachrichten.

Herr
Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este
traf gestern zu längerem Aufenthalte in Kis-Jenö ein.
-- Herr Erzherzog Ludwig Victor ist aus Preßburg
nach Wien zurückgekehrt. -- Die Erzherzoginnen
Maria und Karoline Marie Immaculata sind von den
Tauffeierlichkeiten aus Wels-Lichtenegg in Wien einge-
troffen.

* Herzogin Amalie in Bayern +.

Vorgestern
wurde aus München die plötzliche Erkrankung der
Herzogin Amalie in Bayern, an acutem Darm-
katarrh gemeldet und gestern um 93/4 Uhr Vormittags
ist die hohe Frau verschieden. Herzogin Amalie war die
Witwe des im vorigen Sommer während eines Spazierrittes
plötzlich verstorbenen Herzogs Max Emanuel, eine
Schwägerin unserer Kaiserin und eine Schwester des
Prinzen Philipp von Coburg und des Fürsten von
Bulgarien. Die Herzogin, welche drei Kinder hinterläßt,
stand im 46. Lebensjahre. Herzogin Clementine von
Coburg und Prinz August von Coburg sind heute
Früh von hier nach München zum Leichenbegängnisse
der Herzogin Amalie abgereist.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der
Kaiser hat dem Obersten und Commandanten der
Militär-Unterrealschule in St.-Pölten Victor
Planner den Adelstand mit dem Ehrenworte
"Edler" und dem Prädicate "Wildinghof"; dem
Obersten des Artilleriestabes und Artillerie-Director
beim Militär-Commando in Zara Carl Ziegl-
mayer
den Adelstand mit dem Ehrenworte "Edler";
dem Landesgerichtsrathe bei dem Kreisgerichte in Jicin
Gustav Teisinger aus Anlaß der von ihm erbetenen
Versetzung in den bleibenden Ruhestand das Ritterkreuz
des Franz Joseph Ordens; dem Bezirkshauptmanne in
Sinj Peter Freiherrn Ljubibratich von Trebinje
den Titel und Carakter eines Statthaltereirathes mit
Nachsicht der Taxe verliehen. Der Justizminister hat
den Kanzlei-Adjuncten Joseph Reininger bei dem
Kreisgerichte in Brüx zum Hilfsämter-Vorsteher dieses
Kreisgerichtes ernannt.

* Die Taufe des jüngsten Erzherzogs

fand
am 5. d. M. in Schloß Lichtenegg statt. Der Kaiser
traf um 10 Uhr ein und besuchte sofort die glückliche
Mutter Erzherzogin Marie Valerie. Gegen 11 Uhr
versammelten sich im großen Saale des Schlosses
Lichtenegg die zur Tauffeierlichkeit geladenen Gäste.
An derselben nahmen Theil die Erzherzoginnen
Immaculata Maria und Karoline Marie,
Erzherzog Rainer, Generaladjutant Graf Paar,
die Gräfinnen Kornisz und Bombelles
Baronin Trautenberg, Oberst Graf Rosenberg,
der Commandant des Dragoner-Regiments Nr. 15
Oberst Baron Boyneburg, Statthaltereirath
Fischer, Bürgermeister Schauer, Hofrath Braun,
Stadtarzt Dr. Saller. Den kirchlichen Act vollzogen
Prälat Burgpfarrer Dr. Mayer und der Stadt-
pfarrer Dechant Flötzinger. Unmittelbar nachdem
der Kaiser in Begleitung des Erzherzogs Franz
Salvator
den Saal betreten hatte, wurden auch
die beiden älteren Kinder des erzherzoglichen Paares
durch ihre Aja zu einem abgesonderten Platze in der
Nähe des Aktars gebracht. Kurz nach dem Erscheinen
des Kaisers nahm die kirchliche Feier ihren Anfang.
Kammervorsteher Baron Lederer brachte in Begleitung
der Hofdame Baronin Vecsey den jüngsten Prinzen,
worauf Prälat Mayer unter Assistenz des Stadt-
pfarrers Flötzinger nach dem vorgeschriebenen
Zeremoniel den Taufact vornahm, bei welchem Erz-
herzog Rainer als Pathe fungirte. Das jüngste
Enkelkind des Kaisers erhielt die Namen Hubert
Salvator Rainer Maria Josef Ignatius.

Nach dem Taufacte nahm Erzherzog Franz
Salvator
die Glückwünsche des Kaisers und der
übrigen Herrschaften entgegen. Um 1 Uhr fand im
Schlosse Lichtenegg ein Diner statt.

* Katholisches Jugendbündniß.

Am 3. Mai
hielt dasselbe eine solenne Festversammlung im Fest-
saale des kathol. Gesellenvereines, 6. Bezirk, Gumpen-
dorferstraße 39. Trotz der schönen verlockenden Witterung
war der Saal voll. Im Vordergrunde prangte das
Bild des sel. Joh. Bapt. de la Salle, Schutzpatrons
dieses Vereines, umgeben von Guirlanden, rechts war

Wien, Dienſtag Reichspoſt. 8. Mai 1894. 105

[Spaltenumbruch] ſtimmte, befanden ſich ſämmtliche jüdiſche
Gemeinderäthe.

Samſtag Mittags erſchien Bürgermeiſter Dr.
Grübl in Begleitung des Magiſtratsrath Trabauer
unvermuthet im Bürgerverſvrgungshauſe
und im allgemeinen Verſorgungshauſe
am Alſerbache,
um dieſe beiden Anſtalten ein-
gehend zu inſpiciren. Dr. Grübl nahm die ſämmt-
lichen Räumlichkeiten in Augenſchein und koſtete die
für die Pfründner beſtimmten Speiſen. Mehrere der
Inſaſſen der genannten Humanitätsanſtalten fragte der
Bürgermeiſter um ihre früheren Verhältniſſe, ob ſie
mit ihrer jetzigen Lage zufrieden ſeien u. ſ. w. Nach
einem mehrſtündigen Aufenthalte verließ der Bürger-
meiſter Dr. Grübl die beiden Anſtalten.

In dieſer Woche finden Gemeinderaths-
ſitzungen Dienſtag
und Freitag ſtatt.
Für Dienſtag ſteht das Referat über die Roth-
be[r]geraffaire
auf der Tagesordnung. In derſelben
Sitzung wird mit der Berathung über die Stra-
ßenſäuberung
begonnen und die Deba[t]te am
Freitag fortgeſetzt werden.




Verſammlungen.
Der Wiener Allgemeine Kirchenbauverein,

der
unter dem Protectorate des Kaiſers ſteht, hielt geſtern Abends
im großen Muſikvereinsſaale eine glänzende Verſammlung
ab, deren Programm aus gediegenen Vorträgen, dem Ge-
ſchäftlichen und herrlichen Muſikaufführungen der E. Strauß-
ſchen Capelle, welche deren Director wieder dem guten Zwecke
zur Verfügung geſtellt hatte, befand. Es nahmen,
wie der Vorſitzende Canonicus Dr. Schneider in ſeiner
Begrüßungsanſprache dankbar erwähnte unter anderem auch
theil Se. Eminenz der Cardinal-Fürſterzbiſchof Dr. Gruſcha,
Se. Excellenz der päpſtliche Nuntius, der Statthalter Graf
Kielmansegg, Bürgermeiſter Dr. Grübl, zahlreiche
Mitglieder der Ariſtokratie, des Clerus und Männer und
Frauen aus allen Geſellſchaftsclaſſen. Da der Verein leider
noch zu wenig bekannt iſt, hat derſelbe beſchloſſen, ſeine erſte
Generalverſammlung möglichſt feierlich zu geſtalten. Der
Redner ſchilderte die Entſtehung und Entwicklung des Ver-
eines, der namentlich durch den Tod des Cardinal-Fürſterz-
biſchofes Ganglbauer, ſeines Gründers, eine betrübende lange
Unterbrechung ſeiner Thätigkeit erlitten und auch ſonſt große
Hinderniſſe erfahren habe. Dennoch habe der Verein nach
ſeiner Neuorganiſation bereits 142.000 fl. für Kirchenbauten
in Wien ſpenden können. Einen beſonderen Aufſchwung des
Vereines erwartet derſelbe jetzt von der Staatsunter-
ſtützung,
die der Cardinal-Fürſterzbiſchof Dr. Gruſcha ſo
lebhaft und wirkſam im Herrenhauſe angeregt habe.
Als zweiter Redner ſchilderte der Rector des Jeſuitencollegs
zu Kalksburg P. Widmann S. J. in beredten Worten die
Wichtigkeit und Erhabenheit der Kirchenbauten in Wien vom
rein religiöſer Standpunkte aus, während Baron Berger
die Haupteinwürfe gegen den Verein in glänzender Weife
wiederlegte und in geiſtvollen Worten auch ſeinerſeits die
ſociale Bedeutung der Kirchenbauten in Wien ſchilderte.
Dr. Pfluger erſtattete den Rechenſchaftsbericht und der Vor-
ſitzende Canonicus Dr. Schneider brachte Hochs auf den Papſt
und Kaiſer aus. Cardinal Fürſterzbiſchof Dr. Gruſcha ſprach
das kräftige Schlußwort zur Bekräftigung des über die
Nothwendigkeit des Kirchenbau-
vereines
von den Rednern Geſagten. Auch wir
ſchließen uns dringend der Aufforderung an alle Wiener an,
doch dafür zu ſorgen, daß namentlich in den Vororten neue
Kirchen gebaut werden können, deren Bau ein geradezn
ſchreiendes religiöſes und ſociales Bedürfniß iſt.

Politiſcher Verein 13. Bezirk.

Das erſte Grün-
dungsfeſt dieſes rührigen Vereines wurde Samſtag den
5. Mai in Mann’s Saallocalitäten in Penzing abgehalten
und erfreute ſich recht zahlreichen Beſuches aus den gut
bürgerlichen Kreiſen des Bezirkes. Der Abend wurde durch
eine Begrüßungsrede des Obmannes Kargl eröffnet, welcher
die erſchienenen Abgeordneten Polzhofer, Kaiſer, Hofmann
v. Wellenhof, ſowie die anweſenden Gemeinderäthe freund-
lichſt begrüßte. Die Feſtrede hielt Abgeordneter Polz-
hofer.
Er gedachte des Gründers des Vereines, des
P. Berthold Egger, und hob auch deſſen Verdienſte bei den
Reichsraths-, Bezirksausſchuß- und Gemeinderathswahlen
hervor. Seiner Thätigkeit war damals der Sieg unſerer
Partei zu danken. Redner fordert zur weiteren kräftigen
Unterſtützung des Vereines und zum feſten Zuſammenhalten
auf und bringt ein dreimaliges Hoch auf den Verein. —
Reden wurden ferner gehalten von den Reichsraths-Abge-
ordneten Kaiſer und Hofmann v. Wellenhof. Abgeordneter
Kaiſer betont die Wichtigkeit der Organiſation des
chriſtlichen Volkes, die ſehr nothwendig ſei zur Stärkung
für den Kriegsfall. Der Politiſche Verein im 13. Bezirke
habe nicht nur politiſche, ſondern auch wirlhſchaftliche Fragen
zu löſen. Es muß unſer Beſtreben ſein, durch wirthſchaft-
liche Reformen dafür zu ſorgen, daß der Wohlſtand in
immer weitere Kreiſe des Volkes dringt. Redner bringt in
ſeinem und im Namen ſeiner Clubgenoſſen ein Hoch dem
wackeren Obmanne und ſeinem Stellvertreter. Abgeordneter
Hofmann v. Wellenhof nannte die germaniſchen
Frauen die Cadres der großen chriſtlichen Armee,
welche die wichtige Aufgabe hat, die Reſerve, Landwehr und
den Landſturm heranzuziehen. Die deutſche Frau ſei aber
auch, als Erzieher der Jugend berufen als Mitarbeiterin
am großen Werke der Befreiung des chriſtlichen Volkes.
Redner bringt deu Frauen ein Hoch. Den Unterhaltungstheil
des Abends beſorgte die treffliche Capelle Götzl, der Breiten-
ſeeer Männergeſangsverein mit gelungenen Vorträgen und
zwei Amateur-Duettiſten, welche den vollen Befähigungs-
nachweis für die Erregung der Lachluſt erbrachten. Herr
Böhm producirte ſich als Schnellzeichner. Ein Tanzkränzchen
vereinigte noch um 3 Uhr Früh zahlreiche Feſttheilnehmer.
Um das Arrangement des Abendes hat ſich Herr Bezirks-
ausſchuß Bayer ſehr verdient gemacht. Die „Dentſche Zeitung“
glaubte vor einigen Tagen gegen das Feſt Stimmung
machen zu müſſen, durch Angriffe auf den Feſtarrangeur
der in der Wähler-Verſammlung in Ober-St. Veit ſich den
Antrag auf ein Mißtrauensvotum für Stadtrath Götz —
zu Schulden kommen ließ. Doch vermochten dieſe Angriffe
den würdigen Verlauf der Feſtes nicht zu beeinträchtigen.


[Spaltenumbruch]
Der patriotiſch-kathol. Volksverein für
Niederöſterreich

hielt am Sonntag in Paierbach
eine aus der ganzen Umgegend ſehr zahlreich beſuchte
Verſammlung. Der erſte Vicepräſident Prof. Gratl
begrüßte die Anweſenden und ſetzte die Zwecke des
Vereines auseinander. Baron Rokitansky charak-
teriſirte unter lauter Zuſtimmung den Popanz der
„Coalition“, die volksfeindlich in ihrem Grunde und
ihren Zielen das Unglück Oeſterreichs bedeute. Der
Abgeordnete v. Troll erſtattete hierauf ausführlichen
Bericht über ſeine Thätigkeit im Landtag und Reichstag,
wofür ihm allgemeiner Beifall und über Antrag eines
Wählers einſtimmiges Vertrauensvotum
zu Theil ward. Prof. Gratl wies auf den mit
Recht beklagten allgemeinen Niedergang des Auto-
ritätsprincips
hin und bezeichnete als weſentliche
Urſache dieſer traurigen Erſcheinung, daß heutzutage
gar manche Träger der ſtaatlichen Autorität — dar-
unter namentlich die Geſetzgeber in den Parlamenten
— die höchſte und einzige Autorität und die Quelle
aller menſchlichen Oberhoheit ſelbſt nicht mehr
anerkennen und ſich daher der Sanction ihrer eigenen
Gewalt begeben. Jede Obrigkeit, welche Gehorſam von
ihren Untergebenen verlange, müſſe zuerſt ſelbſt Ge-
horſam gegen die Geſetze Gottes üben. Darum werde
erſt dann wieder das Völkerleben ein friedliches und
zufriedenes werden, wenn die ſocialen, po-
litiſchen
und wirthſchaftlichen Geſetze auf
den zehn Geboten Gottes gegründet würden.
Stürmiſcher Beifall bekundete den gewaltigen Eindruck
dieſer Ausführungen auf die Verſammlung, in der
auch Liberale und Socialdemokraten anweſend waren.
Mit einer klaren und herzlichen Erklärung und Be-
tonung unſeres öſterr, Patriotismus ſchloß der Vor-
ſitzende mit einem begeiſterten Hoch auf unſeren katho-
liſchen Kaiſer die intereſſante Verſammlung. Zahl-
reiche Mitglieder traten dem Vereine bei.




Vereinsnachrichten.
§ Chriſtlichſocialer Verein in Wien.

Dienſtag den
8. Mai 1894, Abends 8 Uhr in Elterlein’s Caſino, Hernals,
Hauptſtraße 1, findet eine Plenarverſammlung mit folgender
Tagesordnung ſtatt: 1. Dr. L. Pſenner: Wieder ein Attentat
der Freimaurer auf das chriſtliche Volk. 2. Monſignore
Stanislaus Stojalowski: Das furchtbare Treiben und die
unerhörte Willkür der Volksfeinde in Galizien. Von Mit-
gliedern eingeführte Gäſte, auch Damen willkommen! Zu-
tritt nur für Chriſten! Karten ſind zu haben: Weber’s
Weinſtube, 1. Bez., Singerſtraße 12; Dr. L. Pſenner, 8. Bez.,
Buchfeldgaſſe 8; Gemeinderath Grünbeck, Hernals, Haupt-
ſtraße 58.

§ Der Brigittenauer Wählerclub

hält ſeine
Plenar-Verſammlung am Donnerſtag, den
10. Mai 1894, 8 Uhr Abends in V. Dolensky’s
Reſtauration, 2. Bez., Brigittagaſſe 3, ab. Tagesordnung:
1. Verificirung des Protokolles und Mittheilungen des Ob-
mannſtellvertreters. 2. Vortrag des Herrn Reichsraths-
Abgeordneten Dr. Robert Pattai: „Ueber die Valutareform
und das Bankprivilegium.“ 3. Anträge und Interpella-
tionen.

§ Der Politiſche Fortſchrittsverein „Eintracht“
im 3. Bezirke

hält eine allgemeine Wählerverſammlung
Mittwoch, den 9. Mai l. J., 8 Uhr Abends, in Dreher’s
großem Saale, 3. Bez., Hauptſtraße 97, ab. Tagesordnung:
1. Wahl des Präſidiums. 2. Fortſchritt und Judenthum,
beſprochen von Herrn Landtagsabgeordneten Joſef Schnabel.
3. Deſiderien der Beamtenſchaft, beſprochen von Herrn Carl
Haſlbrunner. 4. Vortrag des Herrn Regierungsrathes Doctor
Guſtav v. Hayek: „Zur ſocialen Frage“. 5. Die Vertretungs-
körper in Oeſterreich und das Volk, beſprochen von Herrn
Dr. Carl Lueger.




Theater, Muſik und Kunſt.
Jantſch’s Wiener Volkstheater im Prater.

Am
Freitag Abend hatten wir Gelegenheit, einer Vorſtellung im
vorgenannten Theater beizuwohnen, in welcher das als
Saiſon-Novität bezeichnete Ausſtattungsſtück „Miſter
Dollar“
zur Aufführung kam. Bevor wir über die Vor-
ſtellung kurz berichten, wollen wir die vortheilhaften Verän-
derungen nicht unerwähnt laſſen, welche Herr Director
Jantſch in ſeinem Theater vornehmen ließ und die aus-
nahmslos als Verbeſſerungen zu bezeichnen ſind; ſowohl
Zuſchauerraum wie Bühne ſind neu adaptirt und präſen-
tiren ſich ſchmuck und ſauber, alles erſtrahlt im ſchönſten
elektriſchen Licht und mit der Gasbeleuchtung iſt auch die
früher ſo unerträgliche Hitze geſchwunden. Ungeachtet ein
empfindlich kühles Mailüfterl wehte, war das Theater von
einem eleganten, beifallsluſtigen Publikum gut beſucht.
Ueber das Stück, welches der bekannten „Reiſe um die Welt
in 80 Tagen“ mit edelſter Dreiſtigkeit nachempfunden iſt,
läßt ſich nicht viel ſagen; Wiener Localhumor und packende
Situationskomik gelangen indeß zu ihrem vollen Rechte,
und für diejenigen, welche in unſeren erſten Kunſtinſtituten,
wie Hofburg-Theater und Deutſches Volkstheater ꝛc., in
letzter Zeit Zeugen der verſchiedenen nervenverſtimmenden
Ablehnungen waren, kann der Beſuch einer Aufführung des
mit unbeſtrittenem Beifall aufgenommenen „Miſter Dollar“
nur erfriſchend wirken. Soviel ſich nach einer Aufführung
beurtheilen läßt, hat Herr Director Jantſch beim Zuſam-
menſtellen ſeines diesjährigen Enſembles eine glückliche Hand
gehabt; die weſentlich in Betracht kommende erſte Soubrette
Fräulein Stojan beſitzt für ihr Fach viele Vorzüge, ſie iſt
jung und feſch, hat Temperament und eine erträglich hübſche
Stimme und weiß geſchmackvolle Toilette zu machen; nur
möchten wir von zu häufiger Wiederholung der Coloratur-
Einlagen einſtweilen noch abrathen, auch die Damen Leh-
mann, Fleuron und von Leuchert gefielen. Das
komiſche Element iſt in erſter Reihe durch Herrn Gotts-
leben,
dann auch durch die Herren Julius Knaak,
Siegwart
und Kopfauf recht gut vertreten. In einer
Beurtheilung der Leiſtungsfähigkeit des Herrn Kainz
bietet die Rolle als Raffelsberger keine Gelegenheit. —
[Spaltenumbruch] Die Ausſtattung kann als ſplendid bezeichnet werden und
in den ausnahmslos klappenden Enſembleſcenen, ſowie in
dem ganzen Arrangement erkannte man die Hand des rou-
tinirten Regiſſeurs. Von den Balleteinlagen gefiel uns der
zum Schluſſe von acht Damen ausgeführte Serpentinentanz
am Beſten.

Für die Unterhaltung in den Zwiſchenacten müſſen
wir der Direction noch beſonders danken. Das Publikum
amüſirte ſich über die Productionen des ſchwarzen Herrn
mit langer Naſe und noch längerer Mähne ganz ausge-
zeichnet. Oder ſollte etwa der ſchwarze Herr nicht zum enga-
girten Perſonal gehören? Dieſer Umſtand würde uns mit
der Thatſache verſöhnen, daß es auch Menſchen geben muß,
die auf den Namen „Aujuſt“ hören. F. St.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienſtag, den 8. Mai.

Katholiken: Michael B. — Griechen: 26. April:
Baſilius. Sonnenaufgang 4 Uhr 32 Minuten,
Sonnenuntergang 7 Uhr 22 Minuten. Mondesaufgang
5 Uhr 58 Minuten, Mondesuntergang 11 Uhr 39 Min.
Tageslänge 14 Stunden 50 Minuten, Nachtlänge
9 Stunden 10 Minuten. 128—238.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Herr
Erzherzog Franz Ferdinand von Oeſterreich-Eſte
traf geſtern zu längerem Aufenthalte in Kis-Jenö ein.
— Herr Erzherzog Ludwig Victor iſt aus Preßburg
nach Wien zurückgekehrt. — Die Erzherzoginnen
Maria und Karoline Marie Immaculata ſind von den
Tauffeierlichkeiten aus Wels-Lichtenegg in Wien einge-
troffen.

* Herzogin Amalie in Bayern †.

Vorgeſtern
wurde aus München die plötzliche Erkrankung der
Herzogin Amalie in Bayern, an acutem Darm-
katarrh gemeldet und geſtern um 9¾ Uhr Vormittags
iſt die hohe Frau verſchieden. Herzogin Amalie war die
Witwe des im vorigen Sommer während eines Spazierrittes
plötzlich verſtorbenen Herzogs Max Emanuel, eine
Schwägerin unſerer Kaiſerin und eine Schweſter des
Prinzen Philipp von Coburg und des Fürſten von
Bulgarien. Die Herzogin, welche drei Kinder hinterläßt,
ſtand im 46. Lebensjahre. Herzogin Clementine von
Coburg und Prinz Auguſt von Coburg ſind heute
Früh von hier nach München zum Leichenbegängniſſe
der Herzogin Amalie abgereiſt.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der
Kaiſer hat dem Oberſten und Commandanten der
Militär-Unterrealſchule in St.-Pölten Victor
Planner den Adelſtand mit dem Ehrenworte
„Edler“ und dem Prädicate „Wildinghof“; dem
Oberſten des Artillerieſtabes und Artillerie-Director
beim Militär-Commando in Zara Carl Ziegl-
mayer
den Adelſtand mit dem Ehrenworte „Edler“;
dem Landesgerichtsrathe bei dem Kreisgerichte in Jicin
Guſtav Teiſinger aus Anlaß der von ihm erbetenen
Verſetzung in den bleibenden Ruheſtand das Ritterkreuz
des Franz Joſeph Ordens; dem Bezirkshauptmanne in
Sinj Peter Freiherrn Ljubibratich von Trebinje
den Titel und Carakter eines Statthaltereirathes mit
Nachſicht der Taxe verliehen. Der Juſtizminiſter hat
den Kanzlei-Adjuncten Joſeph Reininger bei dem
Kreisgerichte in Brüx zum Hilfsämter-Vorſteher dieſes
Kreisgerichtes ernannt.

* Die Taufe des jüngſten Erzherzogs

fand
am 5. d. M. in Schloß Lichtenegg ſtatt. Der Kaiſer
traf um 10 Uhr ein und beſuchte ſofort die glückliche
Mutter Erzherzogin Marie Valerie. Gegen 11 Uhr
verſammelten ſich im großen Saale des Schloſſes
Lichtenegg die zur Tauffeierlichkeit geladenen Gäſte.
An derſelben nahmen Theil die Erzherzoginnen
Immaculata Maria und Karoline Marie,
Erzherzog Rainer, Generaladjutant Graf Paar,
die Gräfinnen Kornisz und Bombelles
Baronin Trautenberg, Oberſt Graf Roſenberg,
der Commandant des Dragoner-Regiments Nr. 15
Oberſt Baron Boyneburg, Statthaltereirath
Fiſcher, Bürgermeiſter Schauer, Hofrath Braun,
Stadtarzt Dr. Saller. Den kirchlichen Act vollzogen
Prälat Burgpfarrer Dr. Mayer und der Stadt-
pfarrer Dechant Flötzinger. Unmittelbar nachdem
der Kaiſer in Begleitung des Erzherzogs Franz
Salvator
den Saal betreten hatte, wurden auch
die beiden älteren Kinder des erzherzoglichen Paares
durch ihre Aja zu einem abgeſonderten Platze in der
Nähe des Aktars gebracht. Kurz nach dem Erſcheinen
des Kaiſers nahm die kirchliche Feier ihren Anfang.
Kammervorſteher Baron Lederer brachte in Begleitung
der Hofdame Baronin Vecſey den jüngſten Prinzen,
worauf Prälat Mayer unter Aſſiſtenz des Stadt-
pfarrers Flötzinger nach dem vorgeſchriebenen
Zeremoniel den Taufact vornahm, bei welchem Erz-
herzog Rainer als Pathe fungirte. Das jüngſte
Enkelkind des Kaiſers erhielt die Namen Hubert
Salvator Rainer Maria Joſef Ignatius.

Nach dem Taufacte nahm Erzherzog Franz
Salvator
die Glückwünſche des Kaiſers und der
übrigen Herrſchaften entgegen. Um 1 Uhr fand im
Schloſſe Lichtenegg ein Diner ſtatt.

* Katholiſches Jugendbündniß.

Am 3. Mai
hielt dasſelbe eine ſolenne Feſtverſammlung im Feſt-
ſaale des kathol. Geſellenvereines, 6. Bezirk, Gumpen-
dorferſtraße 39. Trotz der ſchönen verlockenden Witterung
war der Saal voll. Im Vordergrunde prangte das
Bild des ſel. Joh. Bapt. de la Salle, Schutzpatrons
dieſes Vereines, umgeben von Guirlanden, rechts war

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[6/0006] Wien, Dienſtag Reichspoſt. 8. Mai 1894. 105 ſtimmte, befanden ſich ſämmtliche jüdiſche Gemeinderäthe. Samſtag Mittags erſchien Bürgermeiſter Dr. Grübl in Begleitung des Magiſtratsrath Trabauer unvermuthet im Bürgerverſvrgungshauſe und im allgemeinen Verſorgungshauſe am Alſerbache, um dieſe beiden Anſtalten ein- gehend zu inſpiciren. Dr. Grübl nahm die ſämmt- lichen Räumlichkeiten in Augenſchein und koſtete die für die Pfründner beſtimmten Speiſen. Mehrere der Inſaſſen der genannten Humanitätsanſtalten fragte der Bürgermeiſter um ihre früheren Verhältniſſe, ob ſie mit ihrer jetzigen Lage zufrieden ſeien u. ſ. w. Nach einem mehrſtündigen Aufenthalte verließ der Bürger- meiſter Dr. Grübl die beiden Anſtalten. In dieſer Woche finden Gemeinderaths- ſitzungen Dienſtag und Freitag ſtatt. Für Dienſtag ſteht das Referat über die Roth- bergeraffaire auf der Tagesordnung. In derſelben Sitzung wird mit der Berathung über die Stra- ßenſäuberung begonnen und die Debatte am Freitag fortgeſetzt werden. Verſammlungen. Der Wiener Allgemeine Kirchenbauverein, der unter dem Protectorate des Kaiſers ſteht, hielt geſtern Abends im großen Muſikvereinsſaale eine glänzende Verſammlung ab, deren Programm aus gediegenen Vorträgen, dem Ge- ſchäftlichen und herrlichen Muſikaufführungen der E. Strauß- ſchen Capelle, welche deren Director wieder dem guten Zwecke zur Verfügung geſtellt hatte, befand. Es nahmen, wie der Vorſitzende Canonicus Dr. Schneider in ſeiner Begrüßungsanſprache dankbar erwähnte unter anderem auch theil Se. Eminenz der Cardinal-Fürſterzbiſchof Dr. Gruſcha, Se. Excellenz der päpſtliche Nuntius, der Statthalter Graf Kielmansegg, Bürgermeiſter Dr. Grübl, zahlreiche Mitglieder der Ariſtokratie, des Clerus und Männer und Frauen aus allen Geſellſchaftsclaſſen. Da der Verein leider noch zu wenig bekannt iſt, hat derſelbe beſchloſſen, ſeine erſte Generalverſammlung möglichſt feierlich zu geſtalten. Der Redner ſchilderte die Entſtehung und Entwicklung des Ver- eines, der namentlich durch den Tod des Cardinal-Fürſterz- biſchofes Ganglbauer, ſeines Gründers, eine betrübende lange Unterbrechung ſeiner Thätigkeit erlitten und auch ſonſt große Hinderniſſe erfahren habe. Dennoch habe der Verein nach ſeiner Neuorganiſation bereits 142.000 fl. für Kirchenbauten in Wien ſpenden können. Einen beſonderen Aufſchwung des Vereines erwartet derſelbe jetzt von der Staatsunter- ſtützung, die der Cardinal-Fürſterzbiſchof Dr. Gruſcha ſo lebhaft und wirkſam im Herrenhauſe angeregt habe. Als zweiter Redner ſchilderte der Rector des Jeſuitencollegs zu Kalksburg P. Widmann S. J. in beredten Worten die Wichtigkeit und Erhabenheit der Kirchenbauten in Wien vom rein religiöſer Standpunkte aus, während Baron Berger die Haupteinwürfe gegen den Verein in glänzender Weife wiederlegte und in geiſtvollen Worten auch ſeinerſeits die ſociale Bedeutung der Kirchenbauten in Wien ſchilderte. Dr. Pfluger erſtattete den Rechenſchaftsbericht und der Vor- ſitzende Canonicus Dr. Schneider brachte Hochs auf den Papſt und Kaiſer aus. Cardinal Fürſterzbiſchof Dr. Gruſcha ſprach das kräftige Schlußwort zur Bekräftigung des über die Nothwendigkeit des Kirchenbau- vereines von den Rednern Geſagten. Auch wir ſchließen uns dringend der Aufforderung an alle Wiener an, doch dafür zu ſorgen, daß namentlich in den Vororten neue Kirchen gebaut werden können, deren Bau ein geradezn ſchreiendes religiöſes und ſociales Bedürfniß iſt. Politiſcher Verein 13. Bezirk. Das erſte Grün- dungsfeſt dieſes rührigen Vereines wurde Samſtag den 5. Mai in Mann’s Saallocalitäten in Penzing abgehalten und erfreute ſich recht zahlreichen Beſuches aus den gut bürgerlichen Kreiſen des Bezirkes. Der Abend wurde durch eine Begrüßungsrede des Obmannes Kargl eröffnet, welcher die erſchienenen Abgeordneten Polzhofer, Kaiſer, Hofmann v. Wellenhof, ſowie die anweſenden Gemeinderäthe freund- lichſt begrüßte. Die Feſtrede hielt Abgeordneter Polz- hofer. Er gedachte des Gründers des Vereines, des P. Berthold Egger, und hob auch deſſen Verdienſte bei den Reichsraths-, Bezirksausſchuß- und Gemeinderathswahlen hervor. Seiner Thätigkeit war damals der Sieg unſerer Partei zu danken. Redner fordert zur weiteren kräftigen Unterſtützung des Vereines und zum feſten Zuſammenhalten auf und bringt ein dreimaliges Hoch auf den Verein. — Reden wurden ferner gehalten von den Reichsraths-Abge- ordneten Kaiſer und Hofmann v. Wellenhof. Abgeordneter Kaiſer betont die Wichtigkeit der Organiſation des chriſtlichen Volkes, die ſehr nothwendig ſei zur Stärkung für den Kriegsfall. Der Politiſche Verein im 13. Bezirke habe nicht nur politiſche, ſondern auch wirlhſchaftliche Fragen zu löſen. Es muß unſer Beſtreben ſein, durch wirthſchaft- liche Reformen dafür zu ſorgen, daß der Wohlſtand in immer weitere Kreiſe des Volkes dringt. Redner bringt in ſeinem und im Namen ſeiner Clubgenoſſen ein Hoch dem wackeren Obmanne und ſeinem Stellvertreter. Abgeordneter Hofmann v. Wellenhof nannte die germaniſchen Frauen die Cadres der großen chriſtlichen Armee, welche die wichtige Aufgabe hat, die Reſerve, Landwehr und den Landſturm heranzuziehen. Die deutſche Frau ſei aber auch, als Erzieher der Jugend berufen als Mitarbeiterin am großen Werke der Befreiung des chriſtlichen Volkes. Redner bringt deu Frauen ein Hoch. Den Unterhaltungstheil des Abends beſorgte die treffliche Capelle Götzl, der Breiten- ſeeer Männergeſangsverein mit gelungenen Vorträgen und zwei Amateur-Duettiſten, welche den vollen Befähigungs- nachweis für die Erregung der Lachluſt erbrachten. Herr Böhm producirte ſich als Schnellzeichner. Ein Tanzkränzchen vereinigte noch um 3 Uhr Früh zahlreiche Feſttheilnehmer. Um das Arrangement des Abendes hat ſich Herr Bezirks- ausſchuß Bayer ſehr verdient gemacht. Die „Dentſche Zeitung“ glaubte vor einigen Tagen gegen das Feſt Stimmung machen zu müſſen, durch Angriffe auf den Feſtarrangeur der in der Wähler-Verſammlung in Ober-St. Veit ſich den Antrag auf ein Mißtrauensvotum für Stadtrath Götz — zu Schulden kommen ließ. Doch vermochten dieſe Angriffe den würdigen Verlauf der Feſtes nicht zu beeinträchtigen. Der patriotiſch-kathol. Volksverein für Niederöſterreich hielt am Sonntag in Paierbach eine aus der ganzen Umgegend ſehr zahlreich beſuchte Verſammlung. Der erſte Vicepräſident Prof. Gratl begrüßte die Anweſenden und ſetzte die Zwecke des Vereines auseinander. Baron Rokitansky charak- teriſirte unter lauter Zuſtimmung den Popanz der „Coalition“, die volksfeindlich in ihrem Grunde und ihren Zielen das Unglück Oeſterreichs bedeute. Der Abgeordnete v. Troll erſtattete hierauf ausführlichen Bericht über ſeine Thätigkeit im Landtag und Reichstag, wofür ihm allgemeiner Beifall und über Antrag eines Wählers einſtimmiges Vertrauensvotum zu Theil ward. Prof. Gratl wies auf den mit Recht beklagten allgemeinen Niedergang des Auto- ritätsprincips hin und bezeichnete als weſentliche Urſache dieſer traurigen Erſcheinung, daß heutzutage gar manche Träger der ſtaatlichen Autorität — dar- unter namentlich die Geſetzgeber in den Parlamenten — die höchſte und einzige Autorität und die Quelle aller menſchlichen Oberhoheit ſelbſt nicht mehr anerkennen und ſich daher der Sanction ihrer eigenen Gewalt begeben. Jede Obrigkeit, welche Gehorſam von ihren Untergebenen verlange, müſſe zuerſt ſelbſt Ge- horſam gegen die Geſetze Gottes üben. Darum werde erſt dann wieder das Völkerleben ein friedliches und zufriedenes werden, wenn die ſocialen, po- litiſchen und wirthſchaftlichen Geſetze auf den zehn Geboten Gottes gegründet würden. Stürmiſcher Beifall bekundete den gewaltigen Eindruck dieſer Ausführungen auf die Verſammlung, in der auch Liberale und Socialdemokraten anweſend waren. Mit einer klaren und herzlichen Erklärung und Be- tonung unſeres öſterr, Patriotismus ſchloß der Vor- ſitzende mit einem begeiſterten Hoch auf unſeren katho- liſchen Kaiſer die intereſſante Verſammlung. Zahl- reiche Mitglieder traten dem Vereine bei. Vereinsnachrichten. § Chriſtlichſocialer Verein in Wien. Dienſtag den 8. Mai 1894, Abends 8 Uhr in Elterlein’s Caſino, Hernals, Hauptſtraße 1, findet eine Plenarverſammlung mit folgender Tagesordnung ſtatt: 1. Dr. L. Pſenner: Wieder ein Attentat der Freimaurer auf das chriſtliche Volk. 2. Monſignore Stanislaus Stojalowski: Das furchtbare Treiben und die unerhörte Willkür der Volksfeinde in Galizien. Von Mit- gliedern eingeführte Gäſte, auch Damen willkommen! Zu- tritt nur für Chriſten! Karten ſind zu haben: Weber’s Weinſtube, 1. Bez., Singerſtraße 12; Dr. L. Pſenner, 8. Bez., Buchfeldgaſſe 8; Gemeinderath Grünbeck, Hernals, Haupt- ſtraße 58. § Der Brigittenauer Wählerclub hält ſeine Plenar-Verſammlung am Donnerſtag, den 10. Mai 1894, 8 Uhr Abends in V. Dolensky’s Reſtauration, 2. Bez., Brigittagaſſe 3, ab. Tagesordnung: 1. Verificirung des Protokolles und Mittheilungen des Ob- mannſtellvertreters. 2. Vortrag des Herrn Reichsraths- Abgeordneten Dr. Robert Pattai: „Ueber die Valutareform und das Bankprivilegium.“ 3. Anträge und Interpella- tionen. § Der Politiſche Fortſchrittsverein „Eintracht“ im 3. Bezirke hält eine allgemeine Wählerverſammlung Mittwoch, den 9. Mai l. J., 8 Uhr Abends, in Dreher’s großem Saale, 3. Bez., Hauptſtraße 97, ab. Tagesordnung: 1. Wahl des Präſidiums. 2. Fortſchritt und Judenthum, beſprochen von Herrn Landtagsabgeordneten Joſef Schnabel. 3. Deſiderien der Beamtenſchaft, beſprochen von Herrn Carl Haſlbrunner. 4. Vortrag des Herrn Regierungsrathes Doctor Guſtav v. Hayek: „Zur ſocialen Frage“. 5. Die Vertretungs- körper in Oeſterreich und das Volk, beſprochen von Herrn Dr. Carl Lueger. Theater, Muſik und Kunſt. Jantſch’s Wiener Volkstheater im Prater. Am Freitag Abend hatten wir Gelegenheit, einer Vorſtellung im vorgenannten Theater beizuwohnen, in welcher das als Saiſon-Novität bezeichnete Ausſtattungsſtück „Miſter Dollar“ zur Aufführung kam. Bevor wir über die Vor- ſtellung kurz berichten, wollen wir die vortheilhaften Verän- derungen nicht unerwähnt laſſen, welche Herr Director Jantſch in ſeinem Theater vornehmen ließ und die aus- nahmslos als Verbeſſerungen zu bezeichnen ſind; ſowohl Zuſchauerraum wie Bühne ſind neu adaptirt und präſen- tiren ſich ſchmuck und ſauber, alles erſtrahlt im ſchönſten elektriſchen Licht und mit der Gasbeleuchtung iſt auch die früher ſo unerträgliche Hitze geſchwunden. Ungeachtet ein empfindlich kühles Mailüfterl wehte, war das Theater von einem eleganten, beifallsluſtigen Publikum gut beſucht. Ueber das Stück, welches der bekannten „Reiſe um die Welt in 80 Tagen“ mit edelſter Dreiſtigkeit nachempfunden iſt, läßt ſich nicht viel ſagen; Wiener Localhumor und packende Situationskomik gelangen indeß zu ihrem vollen Rechte, und für diejenigen, welche in unſeren erſten Kunſtinſtituten, wie Hofburg-Theater und Deutſches Volkstheater ꝛc., in letzter Zeit Zeugen der verſchiedenen nervenverſtimmenden Ablehnungen waren, kann der Beſuch einer Aufführung des mit unbeſtrittenem Beifall aufgenommenen „Miſter Dollar“ nur erfriſchend wirken. Soviel ſich nach einer Aufführung beurtheilen läßt, hat Herr Director Jantſch beim Zuſam- menſtellen ſeines diesjährigen Enſembles eine glückliche Hand gehabt; die weſentlich in Betracht kommende erſte Soubrette Fräulein Stojan beſitzt für ihr Fach viele Vorzüge, ſie iſt jung und feſch, hat Temperament und eine erträglich hübſche Stimme und weiß geſchmackvolle Toilette zu machen; nur möchten wir von zu häufiger Wiederholung der Coloratur- Einlagen einſtweilen noch abrathen, auch die Damen Leh- mann, Fleuron und von Leuchert gefielen. Das komiſche Element iſt in erſter Reihe durch Herrn Gotts- leben, dann auch durch die Herren Julius Knaak, Siegwart und Kopfauf recht gut vertreten. In einer Beurtheilung der Leiſtungsfähigkeit des Herrn Kainz bietet die Rolle als Raffelsberger keine Gelegenheit. — Die Ausſtattung kann als ſplendid bezeichnet werden und in den ausnahmslos klappenden Enſembleſcenen, ſowie in dem ganzen Arrangement erkannte man die Hand des rou- tinirten Regiſſeurs. Von den Balleteinlagen gefiel uns der zum Schluſſe von acht Damen ausgeführte Serpentinentanz am Beſten. Für die Unterhaltung in den Zwiſchenacten müſſen wir der Direction noch beſonders danken. Das Publikum amüſirte ſich über die Productionen des ſchwarzen Herrn mit langer Naſe und noch längerer Mähne ganz ausge- zeichnet. Oder ſollte etwa der ſchwarze Herr nicht zum enga- girten Perſonal gehören? Dieſer Umſtand würde uns mit der Thatſache verſöhnen, daß es auch Menſchen geben muß, die auf den Namen „Aujuſt“ hören. F. St. Tagesbericht. Wien, den 7. Mai * Kalender für Dienſtag, den 8. Mai. Katholiken: Michael B. — Griechen: 26. April: Baſilius. Sonnenaufgang 4 Uhr 32 Minuten, Sonnenuntergang 7 Uhr 22 Minuten. Mondesaufgang 5 Uhr 58 Minuten, Mondesuntergang 11 Uhr 39 Min. Tageslänge 14 Stunden 50 Minuten, Nachtlänge 9 Stunden 10 Minuten. 128—238. * Hof- und Perſonalnachrichten. Herr Erzherzog Franz Ferdinand von Oeſterreich-Eſte traf geſtern zu längerem Aufenthalte in Kis-Jenö ein. — Herr Erzherzog Ludwig Victor iſt aus Preßburg nach Wien zurückgekehrt. — Die Erzherzoginnen Maria und Karoline Marie Immaculata ſind von den Tauffeierlichkeiten aus Wels-Lichtenegg in Wien einge- troffen. * Herzogin Amalie in Bayern †. Vorgeſtern wurde aus München die plötzliche Erkrankung der Herzogin Amalie in Bayern, an acutem Darm- katarrh gemeldet und geſtern um 9¾ Uhr Vormittags iſt die hohe Frau verſchieden. Herzogin Amalie war die Witwe des im vorigen Sommer während eines Spazierrittes plötzlich verſtorbenen Herzogs Max Emanuel, eine Schwägerin unſerer Kaiſerin und eine Schweſter des Prinzen Philipp von Coburg und des Fürſten von Bulgarien. Die Herzogin, welche drei Kinder hinterläßt, ſtand im 46. Lebensjahre. Herzogin Clementine von Coburg und Prinz Auguſt von Coburg ſind heute Früh von hier nach München zum Leichenbegängniſſe der Herzogin Amalie abgereiſt. * Auszeichnungen und Ernennungen. Der Kaiſer hat dem Oberſten und Commandanten der Militär-Unterrealſchule in St.-Pölten Victor Planner den Adelſtand mit dem Ehrenworte „Edler“ und dem Prädicate „Wildinghof“; dem Oberſten des Artillerieſtabes und Artillerie-Director beim Militär-Commando in Zara Carl Ziegl- mayer den Adelſtand mit dem Ehrenworte „Edler“; dem Landesgerichtsrathe bei dem Kreisgerichte in Jicin Guſtav Teiſinger aus Anlaß der von ihm erbetenen Verſetzung in den bleibenden Ruheſtand das Ritterkreuz des Franz Joſeph Ordens; dem Bezirkshauptmanne in Sinj Peter Freiherrn Ljubibratich von Trebinje den Titel und Carakter eines Statthaltereirathes mit Nachſicht der Taxe verliehen. Der Juſtizminiſter hat den Kanzlei-Adjuncten Joſeph Reininger bei dem Kreisgerichte in Brüx zum Hilfsämter-Vorſteher dieſes Kreisgerichtes ernannt. * Die Taufe des jüngſten Erzherzogs fand am 5. d. M. in Schloß Lichtenegg ſtatt. Der Kaiſer traf um 10 Uhr ein und beſuchte ſofort die glückliche Mutter Erzherzogin Marie Valerie. Gegen 11 Uhr verſammelten ſich im großen Saale des Schloſſes Lichtenegg die zur Tauffeierlichkeit geladenen Gäſte. An derſelben nahmen Theil die Erzherzoginnen Immaculata Maria und Karoline Marie, Erzherzog Rainer, Generaladjutant Graf Paar, die Gräfinnen Kornisz und Bombelles Baronin Trautenberg, Oberſt Graf Roſenberg, der Commandant des Dragoner-Regiments Nr. 15 Oberſt Baron Boyneburg, Statthaltereirath Fiſcher, Bürgermeiſter Schauer, Hofrath Braun, Stadtarzt Dr. Saller. Den kirchlichen Act vollzogen Prälat Burgpfarrer Dr. Mayer und der Stadt- pfarrer Dechant Flötzinger. Unmittelbar nachdem der Kaiſer in Begleitung des Erzherzogs Franz Salvator den Saal betreten hatte, wurden auch die beiden älteren Kinder des erzherzoglichen Paares durch ihre Aja zu einem abgeſonderten Platze in der Nähe des Aktars gebracht. Kurz nach dem Erſcheinen des Kaiſers nahm die kirchliche Feier ihren Anfang. Kammervorſteher Baron Lederer brachte in Begleitung der Hofdame Baronin Vecſey den jüngſten Prinzen, worauf Prälat Mayer unter Aſſiſtenz des Stadt- pfarrers Flötzinger nach dem vorgeſchriebenen Zeremoniel den Taufact vornahm, bei welchem Erz- herzog Rainer als Pathe fungirte. Das jüngſte Enkelkind des Kaiſers erhielt die Namen Hubert Salvator Rainer Maria Joſef Ignatius. Nach dem Taufacte nahm Erzherzog Franz Salvator die Glückwünſche des Kaiſers und der übrigen Herrſchaften entgegen. Um 1 Uhr fand im Schloſſe Lichtenegg ein Diner ſtatt. * Katholiſches Jugendbündniß. Am 3. Mai hielt dasſelbe eine ſolenne Feſtverſammlung im Feſt- ſaale des kathol. Geſellenvereines, 6. Bezirk, Gumpen- dorferſtraße 39. Trotz der ſchönen verlockenden Witterung war der Saal voll. Im Vordergrunde prangte das Bild des ſel. Joh. Bapt. de la Salle, Schutzpatrons dieſes Vereines, umgeben von Guirlanden, rechts war

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 105, Wien, 08.05.1894, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost105_1894/6>, abgerufen am 03.05.2024.