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Reichspost. Nr. 143, Wien, 26.06.1900.

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143 Wien, Dienstag Reichspost 26. Juni 1900.

[Spaltenumbruch] Partei hätte sichern können. Es ist mir jedoch in
meiner Großwardeiner Rede nicht eingefallen, dem
berechtigten Selbstgefühl meiner ge-
ehrten Freunde Apponyi und Horansky nahezutreten.
Die liberale Partei ist eine Vereinigung von Männern,
die hinsichtlich der ihnen vorliegenden politischen Auf-
gaben übereinstimmen, und bei gegenseitiger Achtung
vor Meinungsverschiedenheiten in der Vergangenheit
den Wunsch hegen, Schulter an Schulter die Arbeiten
der Zukunft zu verrichten."

Deutsches Reich.
Personalien.

Der deutsche Reichskanzler, Fürst
Hohenlohe, ist nach Ragatz in der Schweiz zur
Erholung abgereist. -- Zum Unterstaats-
secretär
im preußischen Cultus-
ministerium
als Nachfolger des in den Ruhe-
stand tretenden Dr. v. Bartsch soll Ministerialdirector
Dr. Kügler ausersehen sein. Die Ernennung steht
unmittelbar bevor. An Dr. Kügler's Stelle soll der
Geh. Oberregierungsrbth v. Bremen kommen.
Sicher ist die Ernennung Dr. Kügler's noch nicht.
Dr. Kügler hat die liberalen Tendenzen der Cultur-
kampf-Aera unter dem Ministerium Falk als dessen
rechte Hand sich zu eigen gemacht. Seine Ernennung
wäre ein Faustschlag gegen Katholiken und Centrum.
-- Zum Präsidenten der Central-Genossen-
schaftscasse,
als Nachfolger des verstorbenen
Freiherrn v. Huene, ist Dr. Heiligenstadt
ernannt worden, der dem Directorium dieses Instituts
bereits seit dem 1. October 1895 angehört hat.
Dr. Heiligenstadt, seit 1898 nationalliberales
Mitglied des Reichstags für den Wahlkreis Wanzleben
(sechsten Magdeburg), ist am 8. October 1670 zu
Geestemünde geboren und katholischer Confession.

Fürsorge für die Landwirthschaft.

Der
preußische Landwirthschaftsminister hat alle Landwirth-
schaftskammern aufgefordert, je einen sachverständigen
Delegirten zur Weltausstellung nach Paris zu senden,
um die landwirthschaftliche Ausstellung und die land-
wirthschaftlichen Verhältnisse Frankreichs zu studiren
und ihm Bericht zu erstatten.

Im bayerischen Landtage

wurden die An-
träge, betreffend die Herabsetzung der Grund-
steuer
zwar abgelehnt, aber man nahm dafür das
Versprechen des Finanzministers v. Riedel entgegen, daß
er dem nächsten Budgetlandtag ein Gesetz über
Revision der Grund- und Hanssteuer

vorlegen werde.

Italien.

Ein neues Ministerium.

Es ist dem Senator
Sarracco gelungen, eine neue Ministerliste zusammen-
zubringen, die dem Könige am 24. d. vorgelegt, und
von demselben mit einigen Aenderungen angenommen
wurde. Die definitive Liste lautet: Saracco: Präsidium
und Inneres; Visconti-Venosta: Aeußeres; Gian-
turco: Justiz; Chimirri: Schatz und staatliche
Finanzen; Branca: öffentliche Arbeiten; Gallo:
Unterricht; General di San Martino: Krieg; Moriu:
Marine; Carcano: Ackerbau; Pascolato: Post und
Telegraphen. -- Heute am 25. d. werden die neuen
Minister beeidigt. Die Hauptfrage ist freilich nun die,
wie die neue Regierung von der Kammer-Opposition,
speciell von den repnblikanischen und socialdemokratischen
Abgeordneten aufgenommen, und welche Action die
Obstructionspartei in der Kammer diesem Cabinet ge-
genüber wählen wird. Darin liegt der springende Punkt
für die verworrene Situation.

Rußland.

Der Nachfolger Murawiews

ist vom Kaiser
Nicolaus II. bereits ernannt. Es ist der schon seit
24 Jahren im Auswärtigen russischen Amt thätige
Graf Lamsdorff, der seit den letzten Jahren
"Gehilfe" des jeweiligen leitenden Ministers in Peters-
burg war, der aber nie auswärts an fremden Höfen
verwendet wurde. Deßhalb ist auch sein Name in der
westeuropäischen Presse kaum bekannt geworden, obschon
er für Rußlands äußere Politik seit Jahren maßgebend
in Betracht kam. Die "P. C." erklärt über die Per-
sönlichkeit des neuen Vertrauensmannes des Czaren,
der bescheidene Zurückgezogenheit liebt und der vor-
läufig nur als "interimistischer" Minister
functioniren wird: "Bei Denjenigen, die Gelegenheit
hatten, mit ihm amtlich häufiger in Berührung
zu treten, hat der Name Lamsdorff einen
vortrefflichen Klang. Die Gediegenheit seiner
Arbeitsmethode und seine volle Beherrschung des, einen
so weiten Kreis der Weltpolitik umfassenden Materials
der russischen Diplomatie werden in den bezeichneten
Kreisen einmüthig anerkannt. Man kann gewiß sein,
daß Graf Lamsdorff die auswärtige Politik Rußlands
auch in der gegenwärtigen schwierigen Phase mit jener
Besonnenheit, Klarheit und Sicherheit, sowie mit jenem
Verständniß für die Intentionen des Czaren leiten
wird, die er in seiner bisherigen Stellung, insbesondere
in jenen Zeitabschnitten, wo er, wie gegenwärtig, mit
der interimistischen Führung der Geschäfte
betraut war, bewährt hat."

Frankreich.

Militärisches.

Bei der Enthüllung des Monu-
mentes für die im Jahre 1870 gefallenen Söhne des
Departments Meuse hielt Kriegsminister Andre eine
Ansprache, in welcher er den alten aus diesem
Departement stammenden Generälen hohes Los zollte.
Er sagte, daß in Frankreich trotz verschiedener hoch-
trabender Versicherungen der Patriotismus nicht das
[Spaltenumbruch] Monopol Einzelner, sondern der Grundzug aller
Franzosen sei. Am Tage der Gefahr werde dieser
Patriotismus die ganze Nation einigen. Die Rede
wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen und mit
den Rufen: "Es lebe die Republik! Es lebe die Arme!"
erwiedert.




Gemeindezeitung.
Mandatsniederlegung.

Stadtrath Loren
Müller,
der für die Stelle des Bezirksvorstehers
in der Brigittenau candidirt wird, hat sein Mandat
als Stadtrath und Gemeinderath niedergelegt, da er
dem Gemeindestatut gemäß beide Stellen nicht be-
kleiden darf.

Rathhausbau in Floridsdorf.

Behufs Er-
langung von Entwürfen für das neu zu erbauende
Rathhaus hat die Gemeinde Floridsdorf eine engere
Concurrenz ausgeschrieben.

Vom Rathhauskeller.

Der provisorische Lager-
meister Carl Roith wurde in Folge der Resignation
des bisherigen Kellermeisters zum provisorischen Keller-
meister ernannt. Behufs Besetzung der Lagermeisterstelle
wird ein Concurs ausgeschrieben.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag, den 26. Juni.

Katho-
liken:
Vigilius -- Griechen (13. Juni): Aqui-
lina. -- Sonnenaufgang 4 Uhr 2 Min. Morgens. --
Sonnenuntergang 8 Uhr 3 Minuten Abends. -- Mondes-
aufgang 3 Uhr 24 Minuten Morgens. -- Mondesuntergang
7 Uhr 31 Minuten Abends.

* Hof- und Personalnachrichten.

Erzherzog
Rainer ist von der Inspicirung der Landwehrtruppen
Sonntag Abends um 8 Uhr aus Iglau wieder hier ein-
getroffen. -- Prinz Kotohito-Kanin von Japan
ist am 23. d. M. in Kiel eingetroffen und wurde vom
Prinzen Heinrich und einer Ehrencompagnie empfangen.
Beide Prinzen fuhren in's Schloß, wo Prinzessin Heinrich
den Prinzen Kotohito-Kanin empfing. Später begaben sich
Prinz Heinrich und Prinz Kotohito-Kanin an Bord der
"Hohenzollern".

* Audienzen.

Der Kaiser hat heute Vor-
mittags allgemeine Audienzen ertheilt. Unter Anderen
wurden empfangen: Der Oberstlandmarschall von
Böhmen Georg Fürst Lobkowitz und der Landmorschall
von Galizien Stanislaus Graf Badeni, Abt von Melk
Alexander Karl, inful. Probst Dr. Alois Jirak etc.

* Die Beisetzung der Fürstin Josefine von
Hohenzollern

fand am 23. Juni statt. Anwesend
waren die Prinzen Friedrich und Heinrich von Preußen
als Vertreter Kaiser Wilhelm's, der Großherzog und
die Großherzogin von Baden, der König und der
Kronprinz von Rumänien, der Graf von Flandern,
Prinz Albert von Belgien, Herzog Robert von Württem-
berg, Prinz Albert von Sachsen und andere Fürst-
lichkeiten. Das Todtenamt hielt der Erzabt des Klosters
Beuorn ab.

* König Milan von Serbien.

Der Kaiser
hat Samstag Nachmittags den Ex-König Milan
von Serbien
in besonderer Audienz empfangen
und fuhr dann bei Frohner's "Hotel Imperial" vor,
wo er für den König seine Karte zurückließ. Gestern
Vormittags ist König Milan zum Curgebrauche nach
Carlsbad abgereist.

* Das Leiden des Khedive.

Wie aus
Port Victoria gemeldet wird, ist das Leiden
des Khedive ein complicirtes. Außer der Kehle ist auch
der harte Gaumen in Mitleidenschaft gezogen. Königin
Victoria erkundigtesich wiederholt angelegentlichst nach
dem Befinden des Khedive.

* Auf dem VII. Allgemeinen deutschen
Jonrnalisten- und Schriftstellertag

in Mainz
machte der Wiener Delegirte Leitich die Mit-
theilung von der im Zuge begriffenen Gründung eines
neuen Journalistenvereines in Wien, welcher den
Namen "Club Wiener Presse" führen und
Mitglieder von sieben Wiener Tagesblättern umfassen
wird. Der Delegirte knüpfte hieran die Bemerkung,
daß von diesem Zeitpunkt an also nicht
mehr die "Concordia" allein die
Repräsentantin der Wiener Presse

sei, sondern auch der "Club der Wiener
Presse".

* Rectorswahl an der Wiener Universität.

Zum Rector für das Studienjahr 1900/1 wurde der
Professor des österreichischen Civilprocesses an der
rechts- und staatswissenschaftlichen Facultät Dr. Emil
Schrutka Edler v. Rechtenstamm gewählt.
Als Prorector wird Hofrath Professor Dr. Julius
Wiesner fungiren.

* Eine Säbelaffaire in Budapest.

Zwischen
dem hauptstädtischen Ingenieur Josef Haußner
und dem Oberlieutenant des 24. Feldjägerbataillons
Robert Merores kam es schon vor einigen Wochen
wegen eines Vorfalles, bei welchem eine Dame eine
Rolle spielte, zu einer Fehde. Vorgestern Abends er-
schien der Officier in der Wohnung Haußner's, um von
diesem Aufklärung zu verlangen. Ein Wort gab das
andere, schließlich zog Oberlieutenant Merores den
Säbel und führte gegen Haußner mehrere Hiebe,
worauf er sich entfernte. Haußner begab sich zur
Polizei und erstattete die Anzeige, der Polizeiarzt con-
statirte an Haußner sechs Verletzungen verschiedenen
[Spaltenumbruch] Grades am Kopfe, an den Händen und auf dem
Rücken.

* Brand in Margarethen.

Heute Früh um
7 Uhr ist in der im zweiten Stockwerke der Unteren
Brauhausgasse 39 gelegenen Wäschefabrik des Moriz
Birnbaum ein Feuer zum Ausbruche gekommen
Das Feuer wurde, als die Arbeiter zum Dienste ein-
trafen, bemerkt. Durch das Oeffnen der Thüren ent-
stand ein starker Luftzug, der das Feuer anfachte. An
dem leicht brennbaren Material fanden die Flammen
reichlich Nahrung und als die requirirte Feuerwehr-
Centrale unter Führung des Inspectors Bogda-
nowicz
am Brandplatz erschien, stand der ganze
Raum lichterloh in Flammen. Die Löscharbeiten waren
durch die überaus starke Rauchentwicklung sehr er-
schwert. Von drei Seiten wurde die Bekämpfung des
Feuers in Angriff genommen, mit Schiebleitern und
Hackenleitern dem Feuerherde nähergerückt. Im Ganzen
wurden vier Schlauchlinien gelegt. Nach halbstündiger
angestrengter Arbeit war das Feuer localisirt, nach
einer weiteren Viertelstunde gelöscht. Leider er-
eignete sich bei dem Brande auch ein bedauerlicher
Unfall. Der Löschmeister Allinka wollte nämlich
über eine Hakenleiter eine Schlauchlinie in das zweite
Stockwerk dirigiren und wollte sich zu diesem Zwecke
mit dem Karabiner einhacken. In Folge der starken
Rauchentwicklung sah er eine Sprosse der Leiter nicht
und verfehlte dadurch das Einhacken. Er ließ die
Leiter aus und stürzte zwei Stockwerke tief herab. Der
Löschmeister, der einen Bruch des linken Schulterblattes
erlitten hat, wurde von der städtischen Sanitätsstation
in schwerverletztem Zustande in das Wiedner Spital
gebracht. Im ersten Stocke des Hauses befindet sich
eine Schirmfabrik, die durch eindringendes Wasser
Schaden erlitten hat. Der Betrieb der Wäschefabrik
mußte heute eingestellt werden, da auch die Maschinen
durch die großen Wassermengen, die in die Räumlich-
keiten geschleudert werden mußten, momentan betriebs-
unfähig geworden sind. Die Entstehungsursache ist
bisher vollständig unaufgeklärt.

Zwei weitere Brände.

Gestern Abends um
1/28 Uhr brannte das Gemischtwaarengeschäft des
Herrn Jaques Levermoser, Vorgartenstraße 205,
gänzlich aus. Nach Aussage des Eigenthümers beträgt
der Schaden 2000 K. -- Bei der Station Breitensee
der Stadtbahn brannten gestern Nachmittags um
1/25 Uhr circa 200 Quadratmeter dürres Gras. Die
Brände wurden rasch von der Feuerwehr gelöscht.

* Sechs Selbstmorde und drei Selbstmord-
versuche.

Zwischen vorgestern und gestern haben im
Wiener Polizeirayon nicht weniger als sechs Personen,
freiwillig ihrem Leben ein Ende gemacht. Drei Per-
sonen, die sich gleichfalls tödten wollten, wurden
gerettet.

* Zugsentgleisung bei Carlsbad.

Der gestern
Abends von Carlsbad abgegangene Eisenbahnzug ent-
gleiste bei der Ausfahrt. Der Schlafwagen und der
Gepäckswagen sprangen aus den Schienen. Der letztere
stürzte um, während der Schlafwagen stehen blieb. Der
im Gepäckswagen anwesende Zugsführer erlitt eine
leichte Verletzung. Der Zug ging dann ohne die
beiden Wagen mit einer Verspätung von 46 Minuten
ab. Die Ursache des Unfalles soll eine falsche Weichen-
stellung sein.

* Ertrunkenes Kind.

Der achtjährige Sohn
des Schuhmachers Moriz Chmela, Johann
Chmela, Favoriten, Alxingergasse Nr. 79, wohn-
haft, ist in einem Teiche nächst den Ziegelwerken in
Favoriten gefallen und ertrunken. Die Leiche des
Knaben wurde gestern Nachmiitags nach langem Suchen
von der städtischen Feuerwehr aus dem Teiche
gezogen.

* Oesterreichisch-ungarisches Pilgerhaus in Jeru-
salem.

Die Stelle eines zweiten Vorstehers im österr.-ung.
Pilgerhause ist erledigt. Bewerber um diesen Posten, der für
wenigstens zwei Jahre verliehen wird und mit welchem nebst
freier Station ein jährlicher Gehalt von 1000 K und Ver-
gütung der Hin- und Rückreise verbunden sind, haben ihre
Gesuche mit beigeschlossener Zustimmung des betreffenden
bischöflichen Ordinariates bis 15. August d. J. im Wege des
f.-e. Ordinariates in Wien an das Curatorium des ge-
nannten Pilgerhauses zu senden. Dieser Posten kann nur an
Weltpriester verliehen werden; jene, welche außer der
Landessprache italienisch oder französisch sprechen, haben den
Vorzug. Vom Curatorium des österr.-ung. Pilgerhauses.
Wien, 23. Juni 1900. Dr. Hermann Zschokke, Curator.

* Ueberfahren.

Der fünfzehnjährige Schlosser-
lehrling Anton Brousek wurde am 23. d., Nach-
mittags um 1/2 5 Uhr nächst der ehemaligen Schön-
brunnerlinie von einem Fiaker überfahren. Im bewußt-
losen Zustande wurde der Bursche in das Wiedener
Krankenhaus gebracht.

* Verhütete Eisenbahnkatastrophe.

Durch
die Geistesgegenwart eines Locomotivführers ist vor-
gestern Abends ein Eisenbahnunglück verhütet worden.
Während eines hestigen Gewitters bemerkte nämlich der
Locomotivführer des Budapest-Wiener Schnellzuges,
Anton Müller bei Wilfleinsdorf auf dem nämlichen
Geleise zwei Lastwaggons mit größter Schnelligkeit dem
Eilzuge entgegenrollen. Dieselben waren in der Station
Götzendorf durch den Gewittersturm ins Rollen gebracht
worden. Der Locomotivführer brachte sofort den Zug
zum Zurückrollen und ließ die Waggons allmählich
herankommen, bis sie sachte an die Maschine aufstießen
und dadurch in ihrem Laufe aufgehalten wurden.
Nunmehr brachte der Maschinführer den Zug langsam
zum Stehen und schob dann die Waggons nach Trautt-
mansdorf zurück, wo sie auf ein anderes Geleise gestellt
wurden.


143 Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900.

[Spaltenumbruch] Partei hätte ſichern können. Es iſt mir jedoch in
meiner Großwardeiner Rede nicht eingefallen, dem
berechtigten Selbſtgefühl meiner ge-
ehrten Freunde Apponyi und Horansky nahezutreten.
Die liberale Partei iſt eine Vereinigung von Männern,
die hinſichtlich der ihnen vorliegenden politiſchen Auf-
gaben übereinſtimmen, und bei gegenſeitiger Achtung
vor Meinungsverſchiedenheiten in der Vergangenheit
den Wunſch hegen, Schulter an Schulter die Arbeiten
der Zukunft zu verrichten.“

Deutſches Reich.
Perſonalien.

Der deutſche Reichskanzler, Fürſt
Hohenlohe, iſt nach Ragatz in der Schweiz zur
Erholung abgereiſt. — Zum Unterſtaats-
ſecretär
im preußiſchen Cultus-
miniſterium
als Nachfolger des in den Ruhe-
ſtand tretenden Dr. v. Bartſch ſoll Miniſterialdirector
Dr. Kügler auserſehen ſein. Die Ernennung ſteht
unmittelbar bevor. An Dr. Kügler’s Stelle ſoll der
Geh. Oberregierungsrbth v. Bremen kommen.
Sicher iſt die Ernennung Dr. Kügler’s noch nicht.
Dr. Kügler hat die liberalen Tendenzen der Cultur-
kampf-Aera unter dem Miniſterium Falk als deſſen
rechte Hand ſich zu eigen gemacht. Seine Ernennung
wäre ein Fauſtſchlag gegen Katholiken und Centrum.
— Zum Präſidenten der Central-Genoſſen-
ſchaftscaſſe,
als Nachfolger des verſtorbenen
Freiherrn v. Huene, iſt Dr. Heiligenſtadt
ernannt worden, der dem Directorium dieſes Inſtituts
bereits ſeit dem 1. October 1895 angehört hat.
Dr. Heiligenſtadt, ſeit 1898 nationalliberales
Mitglied des Reichstags für den Wahlkreis Wanzleben
(ſechſten Magdeburg), iſt am 8. October 1670 zu
Geeſtemünde geboren und katholiſcher Confeſſion.

Fürſorge für die Landwirthſchaft.

Der
preußiſche Landwirthſchaftsminiſter hat alle Landwirth-
ſchaftskammern aufgefordert, je einen ſachverſtändigen
Delegirten zur Weltausſtellung nach Paris zu ſenden,
um die landwirthſchaftliche Ausſtellung und die land-
wirthſchaftlichen Verhältniſſe Frankreichs zu ſtudiren
und ihm Bericht zu erſtatten.

Im bayeriſchen Landtage

wurden die An-
träge, betreffend die Herabſetzung der Grund-
ſteuer
zwar abgelehnt, aber man nahm dafür das
Verſprechen des Finanzminiſters v. Riedel entgegen, daß
er dem nächſten Budgetlandtag ein Geſetz über
Reviſion der Grund- und Hansſteuer

vorlegen werde.

Italien.

Ein neues Miniſterium.

Es iſt dem Senator
Sarracco gelungen, eine neue Miniſterliſte zuſammen-
zubringen, die dem Könige am 24. d. vorgelegt, und
von demſelben mit einigen Aenderungen angenommen
wurde. Die definitive Liſte lautet: Saracco: Präſidium
und Inneres; Visconti-Venoſta: Aeußeres; Gian-
turco: Juſtiz; Chimirri: Schatz und ſtaatliche
Finanzen; Branca: öffentliche Arbeiten; Gallo:
Unterricht; General di San Martino: Krieg; Moriu:
Marine; Carcano: Ackerbau; Pascolato: Poſt und
Telegraphen. — Heute am 25. d. werden die neuen
Miniſter beeidigt. Die Hauptfrage iſt freilich nun die,
wie die neue Regierung von der Kammer-Oppoſition,
ſpeciell von den repnblikaniſchen und ſocialdemokratiſchen
Abgeordneten aufgenommen, und welche Action die
Obſtructionspartei in der Kammer dieſem Cabinet ge-
genüber wählen wird. Darin liegt der ſpringende Punkt
für die verworrene Situation.

Rußland.

Der Nachfolger Murawiews

iſt vom Kaiſer
Nicolaus II. bereits ernannt. Es iſt der ſchon ſeit
24 Jahren im Auswärtigen ruſſiſchen Amt thätige
Graf Lamsdorff, der ſeit den letzten Jahren
„Gehilfe“ des jeweiligen leitenden Miniſters in Peters-
burg war, der aber nie auswärts an fremden Höfen
verwendet wurde. Deßhalb iſt auch ſein Name in der
weſteuropäiſchen Preſſe kaum bekannt geworden, obſchon
er für Rußlands äußere Politik ſeit Jahren maßgebend
in Betracht kam. Die „P. C.“ erklärt über die Per-
ſönlichkeit des neuen Vertrauensmannes des Czaren,
der beſcheidene Zurückgezogenheit liebt und der vor-
läufig nur als „interimiſtiſcher“ Miniſter
functioniren wird: „Bei Denjenigen, die Gelegenheit
hatten, mit ihm amtlich häufiger in Berührung
zu treten, hat der Name Lamsdorff einen
vortrefflichen Klang. Die Gediegenheit ſeiner
Arbeitsmethode und ſeine volle Beherrſchung des, einen
ſo weiten Kreis der Weltpolitik umfaſſenden Materials
der ruſſiſchen Diplomatie werden in den bezeichneten
Kreiſen einmüthig anerkannt. Man kann gewiß ſein,
daß Graf Lamsdorff die auswärtige Politik Rußlands
auch in der gegenwärtigen ſchwierigen Phaſe mit jener
Beſonnenheit, Klarheit und Sicherheit, ſowie mit jenem
Verſtändniß für die Intentionen des Czaren leiten
wird, die er in ſeiner bisherigen Stellung, insbeſondere
in jenen Zeitabſchnitten, wo er, wie gegenwärtig, mit
der interimiſtiſchen Führung der Geſchäfte
betraut war, bewährt hat.“

Frankreich.

Militäriſches.

Bei der Enthüllung des Monu-
mentes für die im Jahre 1870 gefallenen Söhne des
Departments Meuſe hielt Kriegsminiſter André eine
Anſprache, in welcher er den alten aus dieſem
Departement ſtammenden Generälen hohes Los zollte.
Er ſagte, daß in Frankreich trotz verſchiedener hoch-
trabender Verſicherungen der Patriotismus nicht das
[Spaltenumbruch] Monopol Einzelner, ſondern der Grundzug aller
Franzoſen ſei. Am Tage der Gefahr werde dieſer
Patriotismus die ganze Nation einigen. Die Rede
wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen und mit
den Rufen: „Es lebe die Republik! Es lebe die Arme!“
erwiedert.




Gemeindezeitung.
Mandatsniederlegung.

Stadtrath Loren
Müller,
der für die Stelle des Bezirksvorſtehers
in der Brigittenau candidirt wird, hat ſein Mandat
als Stadtrath und Gemeinderath niedergelegt, da er
dem Gemeindeſtatut gemäß beide Stellen nicht be-
kleiden darf.

Rathhausbau in Floridsdorf.

Behufs Er-
langung von Entwürfen für das neu zu erbauende
Rathhaus hat die Gemeinde Floridsdorf eine engere
Concurrenz ausgeſchrieben.

Vom Rathhauskeller.

Der proviſoriſche Lager-
meiſter Carl Roith wurde in Folge der Reſignation
des bisherigen Kellermeiſters zum proviſoriſchen Keller-
meiſter ernannt. Behufs Beſetzung der Lagermeiſterſtelle
wird ein Concurs ausgeſchrieben.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienſtag, den 26. Juni.

Katho-
liken:
Vigilius — Griechen (13. Juni): Aqui-
lina. — Sonnenaufgang 4 Uhr 2 Min. Morgens. —
Sonnenuntergang 8 Uhr 3 Minuten Abends. — Mondes-
aufgang 3 Uhr 24 Minuten Morgens. — Mondesuntergang
7 Uhr 31 Minuten Abends.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Erzherzog
Rainer iſt von der Inſpicirung der Landwehrtruppen
Sonntag Abends um 8 Uhr aus Iglau wieder hier ein-
getroffen. — Prinz Kotohito-Kanin von Japan
iſt am 23. d. M. in Kiel eingetroffen und wurde vom
Prinzen Heinrich und einer Ehrencompagnie empfangen.
Beide Prinzen fuhren in’s Schloß, wo Prinzeſſin Heinrich
den Prinzen Kotohito-Kanin empfing. Später begaben ſich
Prinz Heinrich und Prinz Kotohito-Kanin an Bord der
„Hohenzollern“.

* Audienzen.

Der Kaiſer hat heute Vor-
mittags allgemeine Audienzen ertheilt. Unter Anderen
wurden empfangen: Der Oberſtlandmarſchall von
Böhmen Georg Fürſt Lobkowitz und der Landmorſchall
von Galizien Stanislaus Graf Badeni, Abt von Melk
Alexander Karl, inful. Probſt Dr. Alois Jirak ꝛc.

* Die Beiſetzung der Fürſtin Joſefine von
Hohenzollern

fand am 23. Juni ſtatt. Anweſend
waren die Prinzen Friedrich und Heinrich von Preußen
als Vertreter Kaiſer Wilhelm’s, der Großherzog und
die Großherzogin von Baden, der König und der
Kronprinz von Rumänien, der Graf von Flandern,
Prinz Albert von Belgien, Herzog Robert von Württem-
berg, Prinz Albert von Sachſen und andere Fürſt-
lichkeiten. Das Todtenamt hielt der Erzabt des Kloſters
Beuorn ab.

* König Milan von Serbien.

Der Kaiſer
hat Samſtag Nachmittags den Ex-König Milan
von Serbien
in beſonderer Audienz empfangen
und fuhr dann bei Frohner’s „Hotel Imperial“ vor,
wo er für den König ſeine Karte zurückließ. Geſtern
Vormittags iſt König Milan zum Curgebrauche nach
Carlsbad abgereiſt.

* Das Leiden des Khedive.

Wie aus
Port Victoria gemeldet wird, iſt das Leiden
des Khedive ein complicirtes. Außer der Kehle iſt auch
der harte Gaumen in Mitleidenſchaft gezogen. Königin
Victoria erkundigteſich wiederholt angelegentlichſt nach
dem Befinden des Khedive.

* Auf dem VII. Allgemeinen deutſchen
Jonrnaliſten- und Schriftſtellertag

in Mainz
machte der Wiener Delegirte Leitich die Mit-
theilung von der im Zuge begriffenen Gründung eines
neuen Journaliſtenvereines in Wien, welcher den
Namen „Club Wiener Preſſe“ führen und
Mitglieder von ſieben Wiener Tagesblättern umfaſſen
wird. Der Delegirte knüpfte hieran die Bemerkung,
daß von dieſem Zeitpunkt an alſo nicht
mehr die „Concordia“ allein die
Repräſentantin der Wiener Preſſe

ſei, ſondern auch der „Club der Wiener
Preſſe“.

* Rectorswahl an der Wiener Univerſität.

Zum Rector für das Studienjahr 1900/1 wurde der
Profeſſor des öſterreichiſchen Civilproceſſes an der
rechts- und ſtaatswiſſenſchaftlichen Facultät Dr. Emil
Schrutka Edler v. Rechtenſtamm gewählt.
Als Prorector wird Hofrath Profeſſor Dr. Julius
Wiesner fungiren.

* Eine Säbelaffaire in Budapeſt.

Zwiſchen
dem hauptſtädtiſchen Ingenieur Joſef Haußner
und dem Oberlieutenant des 24. Feldjägerbataillons
Robert Merores kam es ſchon vor einigen Wochen
wegen eines Vorfalles, bei welchem eine Dame eine
Rolle ſpielte, zu einer Fehde. Vorgeſtern Abends er-
ſchien der Officier in der Wohnung Haußner’s, um von
dieſem Aufklärung zu verlangen. Ein Wort gab das
andere, ſchließlich zog Oberlieutenant Merores den
Säbel und führte gegen Haußner mehrere Hiebe,
worauf er ſich entfernte. Haußner begab ſich zur
Polizei und erſtattete die Anzeige, der Polizeiarzt con-
ſtatirte an Haußner ſechs Verletzungen verſchiedenen
[Spaltenumbruch] Grades am Kopfe, an den Händen und auf dem
Rücken.

* Brand in Margarethen.

Heute Früh um
7 Uhr iſt in der im zweiten Stockwerke der Unteren
Brauhausgaſſe 39 gelegenen Wäſchefabrik des Moriz
Birnbaum ein Feuer zum Ausbruche gekommen
Das Feuer wurde, als die Arbeiter zum Dienſte ein-
trafen, bemerkt. Durch das Oeffnen der Thüren ent-
ſtand ein ſtarker Luftzug, der das Feuer anfachte. An
dem leicht brennbaren Material fanden die Flammen
reichlich Nahrung und als die requirirte Feuerwehr-
Centrale unter Führung des Inſpectors Bogda-
nowicz
am Brandplatz erſchien, ſtand der ganze
Raum lichterloh in Flammen. Die Löſcharbeiten waren
durch die überaus ſtarke Rauchentwicklung ſehr er-
ſchwert. Von drei Seiten wurde die Bekämpfung des
Feuers in Angriff genommen, mit Schiebleitern und
Hackenleitern dem Feuerherde nähergerückt. Im Ganzen
wurden vier Schlauchlinien gelegt. Nach halbſtündiger
angeſtrengter Arbeit war das Feuer localiſirt, nach
einer weiteren Viertelſtunde gelöſcht. Leider er-
eignete ſich bei dem Brande auch ein bedauerlicher
Unfall. Der Löſchmeiſter Allinka wollte nämlich
über eine Hakenleiter eine Schlauchlinie in das zweite
Stockwerk dirigiren und wollte ſich zu dieſem Zwecke
mit dem Karabiner einhacken. In Folge der ſtarken
Rauchentwicklung ſah er eine Sproſſe der Leiter nicht
und verfehlte dadurch das Einhacken. Er ließ die
Leiter aus und ſtürzte zwei Stockwerke tief herab. Der
Löſchmeiſter, der einen Bruch des linken Schulterblattes
erlitten hat, wurde von der ſtädtiſchen Sanitätsſtation
in ſchwerverletztem Zuſtande in das Wiedner Spital
gebracht. Im erſten Stocke des Hauſes befindet ſich
eine Schirmfabrik, die durch eindringendes Waſſer
Schaden erlitten hat. Der Betrieb der Wäſchefabrik
mußte heute eingeſtellt werden, da auch die Maſchinen
durch die großen Waſſermengen, die in die Räumlich-
keiten geſchleudert werden mußten, momentan betriebs-
unfähig geworden ſind. Die Entſtehungsurſache iſt
bisher vollſtändig unaufgeklärt.

Zwei weitere Brände.

Geſtern Abends um
½8 Uhr brannte das Gemiſchtwaarengeſchäft des
Herrn Jaques Levermoſer, Vorgartenſtraße 205,
gänzlich aus. Nach Ausſage des Eigenthümers beträgt
der Schaden 2000 K. — Bei der Station Breitenſee
der Stadtbahn brannten geſtern Nachmittags um
½5 Uhr circa 200 Quadratmeter dürres Gras. Die
Brände wurden raſch von der Feuerwehr gelöſcht.

* Sechs Selbſtmorde und drei Selbſtmord-
verſuche.

Zwiſchen vorgeſtern und geſtern haben im
Wiener Polizeirayon nicht weniger als ſechs Perſonen,
freiwillig ihrem Leben ein Ende gemacht. Drei Per-
ſonen, die ſich gleichfalls tödten wollten, wurden
gerettet.

* Zugsentgleiſung bei Carlsbad.

Der geſtern
Abends von Carlsbad abgegangene Eiſenbahnzug ent-
gleiſte bei der Ausfahrt. Der Schlafwagen und der
Gepäckswagen ſprangen aus den Schienen. Der letztere
ſtürzte um, während der Schlafwagen ſtehen blieb. Der
im Gepäckswagen anweſende Zugsführer erlitt eine
leichte Verletzung. Der Zug ging dann ohne die
beiden Wagen mit einer Verſpätung von 46 Minuten
ab. Die Urſache des Unfalles ſoll eine falſche Weichen-
ſtellung ſein.

* Ertrunkenes Kind.

Der achtjährige Sohn
des Schuhmachers Moriz Chmela, Johann
Chmela, Favoriten, Alxingergaſſe Nr. 79, wohn-
haft, iſt in einem Teiche nächſt den Ziegelwerken in
Favoriten gefallen und ertrunken. Die Leiche des
Knaben wurde geſtern Nachmiitags nach langem Suchen
von der ſtädtiſchen Feuerwehr aus dem Teiche
gezogen.

* Oeſterreichiſch-ungariſches Pilgerhaus in Jeru-
ſalem.

Die Stelle eines zweiten Vorſtehers im öſterr.-ung.
Pilgerhauſe iſt erledigt. Bewerber um dieſen Poſten, der für
wenigſtens zwei Jahre verliehen wird und mit welchem nebſt
freier Station ein jährlicher Gehalt von 1000 K und Ver-
gütung der Hin- und Rückreiſe verbunden ſind, haben ihre
Geſuche mit beigeſchloſſener Zuſtimmung des betreffenden
biſchöflichen Ordinariates bis 15. Auguſt d. J. im Wege des
f.-e. Ordinariates in Wien an das Curatorium des ge-
nannten Pilgerhauſes zu ſenden. Dieſer Poſten kann nur an
Weltprieſter verliehen werden; jene, welche außer der
Landesſprache italieniſch oder franzöſiſch ſprechen, haben den
Vorzug. Vom Curatorium des öſterr.-ung. Pilgerhauſes.
Wien, 23. Juni 1900. Dr. Hermann Zſchokke, Curator.

* Ueberfahren.

Der fünfzehnjährige Schloſſer-
lehrling Anton Brouſek wurde am 23. d., Nach-
mittags um ½ 5 Uhr nächſt der ehemaligen Schön-
brunnerlinie von einem Fiaker überfahren. Im bewußt-
loſen Zuſtande wurde der Burſche in das Wiedener
Krankenhaus gebracht.

* Verhütete Eiſenbahnkataſtrophe.

Durch
die Geiſtesgegenwart eines Locomotivführers iſt vor-
geſtern Abends ein Eiſenbahnunglück verhütet worden.
Während eines heſtigen Gewitters bemerkte nämlich der
Locomotivführer des Budapeſt-Wiener Schnellzuges,
Anton Müller bei Wilfleinsdorf auf dem nämlichen
Geleiſe zwei Laſtwaggons mit größter Schnelligkeit dem
Eilzuge entgegenrollen. Dieſelben waren in der Station
Götzendorf durch den Gewitterſturm ins Rollen gebracht
worden. Der Locomotivführer brachte ſofort den Zug
zum Zurückrollen und ließ die Waggons allmählich
herankommen, bis ſie ſachte an die Maſchine aufſtießen
und dadurch in ihrem Laufe aufgehalten wurden.
Nunmehr brachte der Maſchinführer den Zug langſam
zum Stehen und ſchob dann die Waggons nach Trautt-
mansdorf zurück, wo ſie auf ein anderes Geleiſe geſtellt
wurden.


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[3/0003] 143 Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900. Partei hätte ſichern können. Es iſt mir jedoch in meiner Großwardeiner Rede nicht eingefallen, dem berechtigten Selbſtgefühl meiner ge- ehrten Freunde Apponyi und Horansky nahezutreten. Die liberale Partei iſt eine Vereinigung von Männern, die hinſichtlich der ihnen vorliegenden politiſchen Auf- gaben übereinſtimmen, und bei gegenſeitiger Achtung vor Meinungsverſchiedenheiten in der Vergangenheit den Wunſch hegen, Schulter an Schulter die Arbeiten der Zukunft zu verrichten.“ Deutſches Reich. Perſonalien. Der deutſche Reichskanzler, Fürſt Hohenlohe, iſt nach Ragatz in der Schweiz zur Erholung abgereiſt. — Zum Unterſtaats- ſecretär im preußiſchen Cultus- miniſterium als Nachfolger des in den Ruhe- ſtand tretenden Dr. v. Bartſch ſoll Miniſterialdirector Dr. Kügler auserſehen ſein. Die Ernennung ſteht unmittelbar bevor. An Dr. Kügler’s Stelle ſoll der Geh. Oberregierungsrbth v. Bremen kommen. Sicher iſt die Ernennung Dr. Kügler’s noch nicht. Dr. Kügler hat die liberalen Tendenzen der Cultur- kampf-Aera unter dem Miniſterium Falk als deſſen rechte Hand ſich zu eigen gemacht. Seine Ernennung wäre ein Fauſtſchlag gegen Katholiken und Centrum. — Zum Präſidenten der Central-Genoſſen- ſchaftscaſſe, als Nachfolger des verſtorbenen Freiherrn v. Huene, iſt Dr. Heiligenſtadt ernannt worden, der dem Directorium dieſes Inſtituts bereits ſeit dem 1. October 1895 angehört hat. Dr. Heiligenſtadt, ſeit 1898 nationalliberales Mitglied des Reichstags für den Wahlkreis Wanzleben (ſechſten Magdeburg), iſt am 8. October 1670 zu Geeſtemünde geboren und katholiſcher Confeſſion. Fürſorge für die Landwirthſchaft. Der preußiſche Landwirthſchaftsminiſter hat alle Landwirth- ſchaftskammern aufgefordert, je einen ſachverſtändigen Delegirten zur Weltausſtellung nach Paris zu ſenden, um die landwirthſchaftliche Ausſtellung und die land- wirthſchaftlichen Verhältniſſe Frankreichs zu ſtudiren und ihm Bericht zu erſtatten. Im bayeriſchen Landtage wurden die An- träge, betreffend die Herabſetzung der Grund- ſteuer zwar abgelehnt, aber man nahm dafür das Verſprechen des Finanzminiſters v. Riedel entgegen, daß er dem nächſten Budgetlandtag ein Geſetz über Reviſion der Grund- und Hansſteuer vorlegen werde. Italien. Ein neues Miniſterium. Es iſt dem Senator Sarracco gelungen, eine neue Miniſterliſte zuſammen- zubringen, die dem Könige am 24. d. vorgelegt, und von demſelben mit einigen Aenderungen angenommen wurde. Die definitive Liſte lautet: Saracco: Präſidium und Inneres; Visconti-Venoſta: Aeußeres; Gian- turco: Juſtiz; Chimirri: Schatz und ſtaatliche Finanzen; Branca: öffentliche Arbeiten; Gallo: Unterricht; General di San Martino: Krieg; Moriu: Marine; Carcano: Ackerbau; Pascolato: Poſt und Telegraphen. — Heute am 25. d. werden die neuen Miniſter beeidigt. Die Hauptfrage iſt freilich nun die, wie die neue Regierung von der Kammer-Oppoſition, ſpeciell von den repnblikaniſchen und ſocialdemokratiſchen Abgeordneten aufgenommen, und welche Action die Obſtructionspartei in der Kammer dieſem Cabinet ge- genüber wählen wird. Darin liegt der ſpringende Punkt für die verworrene Situation. Rußland. Der Nachfolger Murawiews iſt vom Kaiſer Nicolaus II. bereits ernannt. Es iſt der ſchon ſeit 24 Jahren im Auswärtigen ruſſiſchen Amt thätige Graf Lamsdorff, der ſeit den letzten Jahren „Gehilfe“ des jeweiligen leitenden Miniſters in Peters- burg war, der aber nie auswärts an fremden Höfen verwendet wurde. Deßhalb iſt auch ſein Name in der weſteuropäiſchen Preſſe kaum bekannt geworden, obſchon er für Rußlands äußere Politik ſeit Jahren maßgebend in Betracht kam. Die „P. C.“ erklärt über die Per- ſönlichkeit des neuen Vertrauensmannes des Czaren, der beſcheidene Zurückgezogenheit liebt und der vor- läufig nur als „interimiſtiſcher“ Miniſter functioniren wird: „Bei Denjenigen, die Gelegenheit hatten, mit ihm amtlich häufiger in Berührung zu treten, hat der Name Lamsdorff einen vortrefflichen Klang. Die Gediegenheit ſeiner Arbeitsmethode und ſeine volle Beherrſchung des, einen ſo weiten Kreis der Weltpolitik umfaſſenden Materials der ruſſiſchen Diplomatie werden in den bezeichneten Kreiſen einmüthig anerkannt. Man kann gewiß ſein, daß Graf Lamsdorff die auswärtige Politik Rußlands auch in der gegenwärtigen ſchwierigen Phaſe mit jener Beſonnenheit, Klarheit und Sicherheit, ſowie mit jenem Verſtändniß für die Intentionen des Czaren leiten wird, die er in ſeiner bisherigen Stellung, insbeſondere in jenen Zeitabſchnitten, wo er, wie gegenwärtig, mit der interimiſtiſchen Führung der Geſchäfte betraut war, bewährt hat.“ Frankreich. Militäriſches. Bei der Enthüllung des Monu- mentes für die im Jahre 1870 gefallenen Söhne des Departments Meuſe hielt Kriegsminiſter André eine Anſprache, in welcher er den alten aus dieſem Departement ſtammenden Generälen hohes Los zollte. Er ſagte, daß in Frankreich trotz verſchiedener hoch- trabender Verſicherungen der Patriotismus nicht das Monopol Einzelner, ſondern der Grundzug aller Franzoſen ſei. Am Tage der Gefahr werde dieſer Patriotismus die ganze Nation einigen. Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen und mit den Rufen: „Es lebe die Republik! Es lebe die Arme!“ erwiedert. Gemeindezeitung. Mandatsniederlegung. Stadtrath Loren Müller, der für die Stelle des Bezirksvorſtehers in der Brigittenau candidirt wird, hat ſein Mandat als Stadtrath und Gemeinderath niedergelegt, da er dem Gemeindeſtatut gemäß beide Stellen nicht be- kleiden darf. Rathhausbau in Floridsdorf. Behufs Er- langung von Entwürfen für das neu zu erbauende Rathhaus hat die Gemeinde Floridsdorf eine engere Concurrenz ausgeſchrieben. Vom Rathhauskeller. Der proviſoriſche Lager- meiſter Carl Roith wurde in Folge der Reſignation des bisherigen Kellermeiſters zum proviſoriſchen Keller- meiſter ernannt. Behufs Beſetzung der Lagermeiſterſtelle wird ein Concurs ausgeſchrieben. Tagesbericht. Wien. 25. Juni. * Kalender für Dienſtag, den 26. Juni. Katho- liken: Vigilius — Griechen (13. Juni): Aqui- lina. — Sonnenaufgang 4 Uhr 2 Min. Morgens. — Sonnenuntergang 8 Uhr 3 Minuten Abends. — Mondes- aufgang 3 Uhr 24 Minuten Morgens. — Mondesuntergang 7 Uhr 31 Minuten Abends. * Hof- und Perſonalnachrichten. Erzherzog Rainer iſt von der Inſpicirung der Landwehrtruppen Sonntag Abends um 8 Uhr aus Iglau wieder hier ein- getroffen. — Prinz Kotohito-Kanin von Japan iſt am 23. d. M. in Kiel eingetroffen und wurde vom Prinzen Heinrich und einer Ehrencompagnie empfangen. Beide Prinzen fuhren in’s Schloß, wo Prinzeſſin Heinrich den Prinzen Kotohito-Kanin empfing. Später begaben ſich Prinz Heinrich und Prinz Kotohito-Kanin an Bord der „Hohenzollern“. * Audienzen. Der Kaiſer hat heute Vor- mittags allgemeine Audienzen ertheilt. Unter Anderen wurden empfangen: Der Oberſtlandmarſchall von Böhmen Georg Fürſt Lobkowitz und der Landmorſchall von Galizien Stanislaus Graf Badeni, Abt von Melk Alexander Karl, inful. Probſt Dr. Alois Jirak ꝛc. * Die Beiſetzung der Fürſtin Joſefine von Hohenzollern fand am 23. Juni ſtatt. Anweſend waren die Prinzen Friedrich und Heinrich von Preußen als Vertreter Kaiſer Wilhelm’s, der Großherzog und die Großherzogin von Baden, der König und der Kronprinz von Rumänien, der Graf von Flandern, Prinz Albert von Belgien, Herzog Robert von Württem- berg, Prinz Albert von Sachſen und andere Fürſt- lichkeiten. Das Todtenamt hielt der Erzabt des Kloſters Beuorn ab. * König Milan von Serbien. Der Kaiſer hat Samſtag Nachmittags den Ex-König Milan von Serbien in beſonderer Audienz empfangen und fuhr dann bei Frohner’s „Hotel Imperial“ vor, wo er für den König ſeine Karte zurückließ. Geſtern Vormittags iſt König Milan zum Curgebrauche nach Carlsbad abgereiſt. * Das Leiden des Khedive. Wie aus Port Victoria gemeldet wird, iſt das Leiden des Khedive ein complicirtes. Außer der Kehle iſt auch der harte Gaumen in Mitleidenſchaft gezogen. Königin Victoria erkundigteſich wiederholt angelegentlichſt nach dem Befinden des Khedive. * Auf dem VII. Allgemeinen deutſchen Jonrnaliſten- und Schriftſtellertag in Mainz machte der Wiener Delegirte Leitich die Mit- theilung von der im Zuge begriffenen Gründung eines neuen Journaliſtenvereines in Wien, welcher den Namen „Club Wiener Preſſe“ führen und Mitglieder von ſieben Wiener Tagesblättern umfaſſen wird. Der Delegirte knüpfte hieran die Bemerkung, daß von dieſem Zeitpunkt an alſo nicht mehr die „Concordia“ allein die Repräſentantin der Wiener Preſſe ſei, ſondern auch der „Club der Wiener Preſſe“. * Rectorswahl an der Wiener Univerſität. Zum Rector für das Studienjahr 1900/1 wurde der Profeſſor des öſterreichiſchen Civilproceſſes an der rechts- und ſtaatswiſſenſchaftlichen Facultät Dr. Emil Schrutka Edler v. Rechtenſtamm gewählt. Als Prorector wird Hofrath Profeſſor Dr. Julius Wiesner fungiren. * Eine Säbelaffaire in Budapeſt. Zwiſchen dem hauptſtädtiſchen Ingenieur Joſef Haußner und dem Oberlieutenant des 24. Feldjägerbataillons Robert Merores kam es ſchon vor einigen Wochen wegen eines Vorfalles, bei welchem eine Dame eine Rolle ſpielte, zu einer Fehde. Vorgeſtern Abends er- ſchien der Officier in der Wohnung Haußner’s, um von dieſem Aufklärung zu verlangen. Ein Wort gab das andere, ſchließlich zog Oberlieutenant Merores den Säbel und führte gegen Haußner mehrere Hiebe, worauf er ſich entfernte. Haußner begab ſich zur Polizei und erſtattete die Anzeige, der Polizeiarzt con- ſtatirte an Haußner ſechs Verletzungen verſchiedenen Grades am Kopfe, an den Händen und auf dem Rücken. * Brand in Margarethen. Heute Früh um 7 Uhr iſt in der im zweiten Stockwerke der Unteren Brauhausgaſſe 39 gelegenen Wäſchefabrik des Moriz Birnbaum ein Feuer zum Ausbruche gekommen Das Feuer wurde, als die Arbeiter zum Dienſte ein- trafen, bemerkt. Durch das Oeffnen der Thüren ent- ſtand ein ſtarker Luftzug, der das Feuer anfachte. An dem leicht brennbaren Material fanden die Flammen reichlich Nahrung und als die requirirte Feuerwehr- Centrale unter Führung des Inſpectors Bogda- nowicz am Brandplatz erſchien, ſtand der ganze Raum lichterloh in Flammen. Die Löſcharbeiten waren durch die überaus ſtarke Rauchentwicklung ſehr er- ſchwert. Von drei Seiten wurde die Bekämpfung des Feuers in Angriff genommen, mit Schiebleitern und Hackenleitern dem Feuerherde nähergerückt. Im Ganzen wurden vier Schlauchlinien gelegt. Nach halbſtündiger angeſtrengter Arbeit war das Feuer localiſirt, nach einer weiteren Viertelſtunde gelöſcht. Leider er- eignete ſich bei dem Brande auch ein bedauerlicher Unfall. Der Löſchmeiſter Allinka wollte nämlich über eine Hakenleiter eine Schlauchlinie in das zweite Stockwerk dirigiren und wollte ſich zu dieſem Zwecke mit dem Karabiner einhacken. In Folge der ſtarken Rauchentwicklung ſah er eine Sproſſe der Leiter nicht und verfehlte dadurch das Einhacken. Er ließ die Leiter aus und ſtürzte zwei Stockwerke tief herab. Der Löſchmeiſter, der einen Bruch des linken Schulterblattes erlitten hat, wurde von der ſtädtiſchen Sanitätsſtation in ſchwerverletztem Zuſtande in das Wiedner Spital gebracht. Im erſten Stocke des Hauſes befindet ſich eine Schirmfabrik, die durch eindringendes Waſſer Schaden erlitten hat. Der Betrieb der Wäſchefabrik mußte heute eingeſtellt werden, da auch die Maſchinen durch die großen Waſſermengen, die in die Räumlich- keiten geſchleudert werden mußten, momentan betriebs- unfähig geworden ſind. Die Entſtehungsurſache iſt bisher vollſtändig unaufgeklärt. Zwei weitere Brände. Geſtern Abends um ½8 Uhr brannte das Gemiſchtwaarengeſchäft des Herrn Jaques Levermoſer, Vorgartenſtraße 205, gänzlich aus. Nach Ausſage des Eigenthümers beträgt der Schaden 2000 K. — Bei der Station Breitenſee der Stadtbahn brannten geſtern Nachmittags um ½5 Uhr circa 200 Quadratmeter dürres Gras. Die Brände wurden raſch von der Feuerwehr gelöſcht. * Sechs Selbſtmorde und drei Selbſtmord- verſuche. Zwiſchen vorgeſtern und geſtern haben im Wiener Polizeirayon nicht weniger als ſechs Perſonen, freiwillig ihrem Leben ein Ende gemacht. Drei Per- ſonen, die ſich gleichfalls tödten wollten, wurden gerettet. * Zugsentgleiſung bei Carlsbad. Der geſtern Abends von Carlsbad abgegangene Eiſenbahnzug ent- gleiſte bei der Ausfahrt. Der Schlafwagen und der Gepäckswagen ſprangen aus den Schienen. Der letztere ſtürzte um, während der Schlafwagen ſtehen blieb. Der im Gepäckswagen anweſende Zugsführer erlitt eine leichte Verletzung. Der Zug ging dann ohne die beiden Wagen mit einer Verſpätung von 46 Minuten ab. Die Urſache des Unfalles ſoll eine falſche Weichen- ſtellung ſein. * Ertrunkenes Kind. Der achtjährige Sohn des Schuhmachers Moriz Chmela, Johann Chmela, Favoriten, Alxingergaſſe Nr. 79, wohn- haft, iſt in einem Teiche nächſt den Ziegelwerken in Favoriten gefallen und ertrunken. Die Leiche des Knaben wurde geſtern Nachmiitags nach langem Suchen von der ſtädtiſchen Feuerwehr aus dem Teiche gezogen. * Oeſterreichiſch-ungariſches Pilgerhaus in Jeru- ſalem. Die Stelle eines zweiten Vorſtehers im öſterr.-ung. Pilgerhauſe iſt erledigt. Bewerber um dieſen Poſten, der für wenigſtens zwei Jahre verliehen wird und mit welchem nebſt freier Station ein jährlicher Gehalt von 1000 K und Ver- gütung der Hin- und Rückreiſe verbunden ſind, haben ihre Geſuche mit beigeſchloſſener Zuſtimmung des betreffenden biſchöflichen Ordinariates bis 15. Auguſt d. J. im Wege des f.-e. Ordinariates in Wien an das Curatorium des ge- nannten Pilgerhauſes zu ſenden. Dieſer Poſten kann nur an Weltprieſter verliehen werden; jene, welche außer der Landesſprache italieniſch oder franzöſiſch ſprechen, haben den Vorzug. Vom Curatorium des öſterr.-ung. Pilgerhauſes. Wien, 23. Juni 1900. Dr. Hermann Zſchokke, Curator. * Ueberfahren. Der fünfzehnjährige Schloſſer- lehrling Anton Brouſek wurde am 23. d., Nach- mittags um ½ 5 Uhr nächſt der ehemaligen Schön- brunnerlinie von einem Fiaker überfahren. Im bewußt- loſen Zuſtande wurde der Burſche in das Wiedener Krankenhaus gebracht. * Verhütete Eiſenbahnkataſtrophe. Durch die Geiſtesgegenwart eines Locomotivführers iſt vor- geſtern Abends ein Eiſenbahnunglück verhütet worden. Während eines heſtigen Gewitters bemerkte nämlich der Locomotivführer des Budapeſt-Wiener Schnellzuges, Anton Müller bei Wilfleinsdorf auf dem nämlichen Geleiſe zwei Laſtwaggons mit größter Schnelligkeit dem Eilzuge entgegenrollen. Dieſelben waren in der Station Götzendorf durch den Gewitterſturm ins Rollen gebracht worden. Der Locomotivführer brachte ſofort den Zug zum Zurückrollen und ließ die Waggons allmählich herankommen, bis ſie ſachte an die Maſchine aufſtießen und dadurch in ihrem Laufe aufgehalten wurden. Nunmehr brachte der Maſchinführer den Zug langſam zum Stehen und ſchob dann die Waggons nach Trautt- mansdorf zurück, wo ſie auf ein anderes Geleiſe geſtellt wurden.

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 143, Wien, 26.06.1900, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost143_1900/3>, abgerufen am 28.04.2024.