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Reichspost. Nr. 283, Wien, 10.12.1895.

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328 Wien, Dienstag Reichspost 10. December 1895

[Spaltenumbruch] großen, producirenden Stände so gut wie gar nichts ge-
schehen sei, obwohl deren Nothlage immer greller zu Tage
trete. Ein Antrag auf Gewährung von 500.000 Gulden
als Subvention für die nach Millionen zählenden Klein-
gewerbetreibenden stoße auf große Schwierigkeiten
seitens der Regierung und finde keine Unter-
stützung seitens der großen Parteien, während
die Bewilligung der Subvention für den Lloyd und die
Donaudampfschiffahrt im Betrage von 50 Millionen
Gulden von diesem Hause sofort bewilligt wurde. In ein-
gehender Weise schilderte dann der Redner die Verlogenheit
der liberalen Partei in Beziehung auf die nationale Idee,
die in unerhörter Weise für die selbstsüchtigen Interessen
einer Clique mißbraucht wurden, während die große Masse
des Volkes der Verelendung und Verarmung anheimfiel.
Zum Schlusse gab der Redner eine eingehende Schilderung
der Wiener Verhältnisse und schloß unter geradezu be-
geistertem Jubel der Versammlung mit dem Appell zur
Organisation aller ehrlichen Freunde des christlichen und
deutschen Volkes. Hierauf wurde, da Niemand sich zum
Worte meldete, die Versammlung mit Hochrufen auf die
Redner geschlossen.

Die Organisation der antiliberalen Partei in Zwittau erwies
sich bei diesem Anlasse als eine geradezu musterhafte. In der
Versammlung selbst waren alle Stände, von den Honoratioren
der Stadt bis zur Arbeiterschaft der Cigarrenfabrik, ver-
treten. Das Hauptverdienst daran gebührt dem hochw.
Herrn Cooperator Schinzel, der einen katholischen Arbeiter-
verein leitet, der weit über 700 Mitglieder zählt, in seinem
großen Heim ein Theater errichtet hat und gegenüber der
Socialdemokratie unbedingt die Oberhand hat. Auch um
die Vorbereitung der christlichen Presse hat sich derselbe
die größten Verdienste erworben, welchem Umstande die
Verbreitung des "Deutschen Volksblattes" und der "Reichs-
post" in der dortigen Gegend zu danken ist.




Hinaus mit der Judenpressc!

Gestern fanden in verschiedenen Bezirken Versammlungen
christlicher Frauen statt. Der Zweck dieser Versammlungen
ist bekannt. Jetzt vor Weihnachten sollen sich die Frauen
erinnern, daß sie sich selbst, ihrem Volke und der christlichen
Sache überhaupt, den größten Dienst und zugleich das
schönste Weihnachtsgeschenk machen können, wenn sie jetzt
vor Weihnachten ihre Einkäufe nur bei Christen besorgen,
und aus dem Hause, aus ihrer Familie die Schand- und
Schundpresse entfernen. Die Frauen müssen beginnen,
wenn die Frauen einstimmen in den Ruf: "Hinaus mit
der Judenpresse!" so sind wir sicher, daß sich der Sieg
endlich an unsere Fahnen knüpfen wird. Im Saale zum
"grünen Baum", auf der Marlahilferstraße, fand die für
die Bezirke Neubau-Mariahilf einberufene Versammlung
statt, in welcher die Reichsrathsabgeordneten Fürst
Liecheenstein und Dr. Lueger, sowie Herr
Zuleger unter stürmischem Jubel Ansprachen hielten.
Im Saale der Ressource hatten sich die Josefstädter Frauen
versammelt. Hier sprachen die gewesenen Gemeinderäthe
Hochwürden Herr Adam Latschka, Dr. Neumayer
und Dr. Kupka. In Hernals fand in den Klein'schen
Sälen die Versammlung statt, in der Dr. Lueger, Fürst
Liechtenstein, Gemeinderath Rauscher, vor
vielen Tausenden christlichen Frauen redeten. In Währing
sprachen. Pfarrer Dr. Ignaz Winkelmayer,
Dr. Ludwig Pfenner und Herr Gebhart.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag, den 10. December

Ratholiken: Judith. -- Griechen (28. No-
vember): Stephan. -- Sonnenaufg. 7 Uhr 40 Minuten
Morgens. -- Sonnenuntergang 4 Uhr 5 Minuten
Abends. -- Mondesaufgang 11 Uhr -- Minuten Abends. --
Mondesuntergang 8 Uhr 9 Minuten Morgens. --
Tageslänge 8 Stunden 23 Minuten. -- Nachtlänge
15 Stunden 37 Minuten. 347--22.

* Cardinalsdiner.

Gestern Abends fand beim
apostolischen Nuntius Eczbischof Agliardi ein
großes Diner statt, an welchem Cardinal Gruscha,
Cardinal Sembratovics, Cadinal Haller,
die beiden päpstlichen Delegaten, die Mitglieder der
Nuntiatur und der Secretär des Cardinals Gruscha,
Dr. Pfluger, theinahmen. -- Cardinal Haller
begibt sich heute Abends nach Salzburg zurück.

* Versonalnachricht.

Der Führer der katholischeu
Volkspartei in Ungarn, Geheimrath Graf Ferdinand
Zichy ist gestern aus Pest hier angekommen.

* Aus Steiermark.

In einem größeren Markte
ist ein Oberlehrer angestellt, der seine religiösfeindliche
Gesinnung offen zur Schau trägt. Eine brave Magd,
die bei ihm schon lange dient, hat schon lange die Ab-
sicht dem dortigen Jungfrauen-Vereine beizutreten.
Der Oberlehrer verbot es ihr unter Androhung der
Entlassung aus dem Dienste. Das soll ein Jugend-
erzieher sein, der bei jeder Gelegenheit nur mit dem
schlechten Beispiele vorangeht?

* Frauenversammlung des 7. Bezirkes Neuban.

Sonntag 15. December 2 Uhr Nachmittags findet in
Wimberger's Saallocal täten eine Frauenversammlung nach-
stehender Tagesordnung statt: Organisation der christlichen
Frauen zum Schutze des christlichen Volkes. -- Ueber die
geistigen Kampfesmittel in der Gegenwart. -- Die jüngsten
Ereignisse, Besprechung, eingeleitet von Frau Gatscharek,
Herrn Dr. Carl Lueger und Herrn Dr. Albert Geß
mann.
Um eine Ueberfüllung der Localitäten zu ver-
hüten, werden nur 1500 Karten ausgegeben und blos
Damen der Eintritt gestattet. Karten sind zu haben: bei
Josef Gregorig, 7. Bez, Mariahilferstraße 22, bei Anton
J. Singer, 7. Bez., Burggasse 46, bei Andreas Weitmann,
7. Bez., Lerchenfelderstraße 145, bei Carl Stehlik, 7. Bez,
Lerchenfelderstraße 33, bei Franz Zeininger, 7. Bez., Ulrichs-
platz 2, bei Johann Pichler, 7. Bez., Stuckgasse 8.

* "Recht und treu", Lied der katholischen
Arbeiter.

Im Verlage von Böhm und Sohn,
Augsburg und Wien (1. Bez., Wollzeile-Essiggasse [3]),
ist das dem kalholischen Arbeiterverein in Würzburg
gewidmete Arbeiterlied erschienen. Der Text stammt
[Spaltenumbruch] von Erzbisch[o]f Clemens von Köln, die
Musik von K. H. Weinberger. Ein erhebender
Text bot dem Componisten eine treffliche Unterlage
für eine ebenso markige als schwungvolle Musik. Wir
würden uns freuen, dieses Lied recht bald in den
katholischen und christlich-socialen Arbeitervereinen zu
hören.

* Verhafteter Defrandant.

Der 29jährige Elektriker
Johann Theyner der vom Kreisgerichte in Ried wegen
Veruntreuung eines Betrages von ungefähr 4000 fl. steck
brieflich verfolgt wird, ist heute in der Wohnung seiner
Gattin, Leopoldstadt, Valeriestraße 2, von Polizetagenten
ausgeforscht, verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert
worden. Er war Leiter der Filiale der Elektricitätsfirma
Kremenetzky, Mayer u Comp. in Ried.

* Der moderne Parlamentarismus, das Unglück
des XIX Jahrhunderts

betitelt sich das soeben erschienene
V. Heft des bekannten social-reformatorischen Werkes:
"Rettung aus dem socialen Elend" von Dr. L. Psenner,
Präsident des Christlich-socialen Vereines in Wien im
Selbstverlage des Verfassers (Wien 8. Bez., Buchfeldgasse 8.
Preis 20 kr. und 2 kr. Porto). Diese, für die christlich-
sociale Partei äußerst wichtige Schrift wird den Ge-
sinnungsgenossen auf das wärmste zur weitesten Ver-
breitung empfohlen.

* Einbruchsdiebstahl.

In der Kaserne am Renn-
weg wurde Samstag im Hofe an einen Baum gelehnt eine
kleine eiserne Casse offen vorgefunden. Bei näherer Be-
sichtigung sah man, daß die Casse mit Hilfe von Einbruchs-
werkzeugen aufgesprengt worden war, und Eigenthum des
2. Kaiserjäger-Regiments war, aus dessen Ubicationen
dieselbe gestohlen wurde. In der Casse sollen 1800 fl.
bar und Werthpapiere bewahrt gewesen sein. Seitens
der Vorgesetzten wurde sofort eine strenge Visitation einge-
leitet. Keiner von der Mannschaft durste die Caserne ver-
lassen, allein die Nachforschungen nach dem Thäter blieben
bisher resultatlos.

* Seelenamt.

Heute Vormittags um 10 Uhr wurde
in der Capelle des kaiserlichen Stistungshauses auf dem
Schottenring, wie jedes Jahr, ein feierliches Requiem für
das Seelenheil der Opfer des Ringtheaterbrandes abge-
balten. -- Das Traueramt celebrirte Hof- und Burgpfarrer
Prälat Dr. Laurenz Mayer. -- Dem Gottesdienste
wohnten die Mitglieder des Ringtheater-Curatoriums und
die Hinterbliebenen der unglücklichen Opfer bei.

* Eine brennende Korbwaarenfabrik.

Samstag
Abends um 1/26 Uhr brach im Magazin der Prag-
Rudniker Korbwaarenfabrik Carl und Franz Kraus,
Neubaugasse Nr. 56 ein Feuer aus, das bald riesige
Dimensionen annahm nnd den ganzen Dachstuhl in
Flammen setzte. Die Fabrik besteht aus drei Tracten.
Der Straßentract und der zweite Hoftract sind dreistöckig.
In L[e]tzterem, in dem bis in den dritten Stock hinauf
Korbwaaren und Kunstblumen in den Magazinen lagern,
brach das Feuer im zweiten Stocke aus. Die Arbeiter
verließen rasch die Fabrik, denn im Nu schlugen die
Flammen über den Dachstuhl zusammen. Der herrschende
Wind fachte den Brand noch mehr an und durch den
Funkenregen, der nach allen Seiten hin sprühte, waren
auch die Nachbarhäuser gefährdet. Die Centrale der
städtischen Feuerwehr erschien mit einem Dampflöschtrain,
die Filialen Wieden, Margarethen, Mariahilf, Neubau
und Josefstadt mit ihren vollständigen Trams. Die
Dampfspr[i]tze konnte jedoch nicht in Action treten, da die
Zufahrt in Folge der Einrüstung des ersten Hoftractes,
der noch einen Stock erhalten soll, unmöglich war. Von
der Burggasse aus wurden die Wasserstrahlen in den
prasselnden Flammenherd gesandt. Um 7 Uhr war jede
weitere Gefahr für die Nachbarhäuser beseitigt, aber erst
um 3/48 Uhr Abends war der Brand gänzlich unterdrückt.
Das Waare[n]lager im zweiten und dritten Stockwerke ist
gänzlich zerstört. Der Gesammischaden beläuft sich auf
25.[0]00 Gulden. Wie das Feuer entstand, ist nicht
bekannt. Der Betrieb des Geschäftes wurde durch das
Feuer nicht gestört.




Telegramme.
Privat-Telegramme der "Reichspost".
Katholische Volkspartei.

Das hiesige Collegiats-
capitel mit dem hochwürdigsten Propst Msgr.
J. Wieser an der Spitze hat dem allverehrten
Obmann des Clubs der katholischen Volkspartei, Herrn
Baron Dipauli, seine begeisterte Zustimmung und
besten Glückwünsche ausgedrückt. Der ganze hiesige
Clerus, ohne eine einzige Ausnahme
hat sich freudigst dieser Kundgebung angeschlossen.


Pfarrer Franz Döller übersendete an die
"kalhol. Volkspartei" im Namen von 22 Priestern des
Decanates Waidhofen a. d. Thaya ein Begrüßungs-
schreiben. -- Der "Waldviertler Bauern-
verein"
gibt seiner Freude über die Constituirung
des Clubs der kathol. Volkspartei Ausdruck.

Telegramme des Corresvondenz-Bureaus.

Der Kaiser genehmigte das Ab-
schiedsgesuch des Ministers des Innern, Köller, unter
Belassung des Titels und Ranges eines Staatsministers,
und verlieh demselben den Rothen Adlerorden 1. Classe.
-- Gleichzeitig wurde der Regierungspräsident Von der
Recke
zum Staatsminister und Minister des Innern
ernannt.

In maßgebenden Kreisen gilt
die Ernennung des Regierungspräsidenten in Düsseldorf,
Freiherrn Von der Recke von der Horst, zum
Minister des Innern als unmittelbar bevor-
stehend.

Gestern fanden die
Kammerwahlen aus dem ersten Wahlcollegium
statt. Es wurden gewählt: 3 Conservative und 72
Liberale.

Der "Independance" zu
Folge ist eine Verständigung zwischen England und dem
Congostaate zu Stande gekommen, der zu Folge Lo-
thaire
zuerst vor dem Gerichte in Boma und dann
[Spaltenumbruch] vor dem Obergerichte des Congostaates in Brüssel er
scheinen soll.

Reuter's Bureau meldet aus
Constantinopel: "Als der Sultan gestern nach dem Selamlik
die Moschee verließ, gelang es einem Manne in türkischer
Kleidung, der eine Bittschrift in der Hand hielt, den
Truppencordon zu durchbrechen. Der Mann stürzte bis
zum Wagen des Sultans vor, wurde aber sofort verhaftet.
Der Sultan war durch den Vorfall höchst erschreckt und
sehr bleich. Der Inhalt der Bittschrift ist nicht bekannt."

Vorgestern Nachts
wurden in den mohammedanischen Quar-
tieren
zahlreiche P[l]akate vorgefunden, welche gegen das
gegenwärtige Regierungs-System schwere Anklagen erheben
und zu einer Vereinigung der Ulemas, Militärs und
Beamten, ohne Unterschied der Nationalität und Religion,
sowie zur Entsendung von Deputationen an die Provinz-
Gouverneure und die Pforte auffordern, um die Stimmung
und Wünsche der Osmanlis kund zu machen. Die Plakate
tragen die Unterschrift: "Das ottomanische Comite für
Fortschritt und Einigkeit." Es wurden zahlreiche Ver-
haftungen vorgenommen und die in letzter Zeit üblichen
militärischen und sonstigen Vorsichtsmaßregeln erheblich
verstärkt.

Der Präfect von Madrid hat
zwar die Abhaltung des Meetings auf dem
Prado
gestattet, aber alle Zusammenrottungen in den
Straßen entschiedenst verboten. Die Garnison wird in den
Kasernen consignirt sein; außerdem wird zur Hintanhaltung
eventueller Unruhen an verschiedenen Orten Cavallerie
Aufstellung nehmen.

Im Abgeordnetenhause be-
sprachen die Abg. Hollo, Makfalvay und Pechy
die Stampfener Wahl. Sie protestiren gegen das inhu-
mane und gesetzwidrige Vorgehen. Abg. Olay schloß sich
im Namen der Kossuth-Fraction den Ausführungen an.
Minister des Innern, Perczel, warnte das Haus, ein-
seitigen Informationen Glauben zu schenken; unter großem
Lärm des Hauses machte er den vielbelachten Versuch, das
scandalöse Vorgehen bei der Wahl zu rechtfertigen.

Zwischen dem Ober-
gespan
des Neograder Comitates Budnay und dem
Vicegespan desselben Comitates, Scttooszky, fand
heute ein Pistolenduell statt, bei welchem keiner der
Duellanten verletzt wurde.




Briefkasten.

Sch. K. Wir empfehlen Ihnen die christlichen soliden
Specereifirmen: T. J. Fels, Triest, und R. Freudenreich,
Wien, 5. Bezirk, Hundsthurmerstraße 51. -- Für die Ar-
beiterbewegung
von D. v. G. 5 fl. -- Für den Ar-
beiter-Rechtssch[u]tzverein
von Ungenannt 50 fl. -- Nach
Leopoldsdorf.
Der Bürgermeister von Wien muß nicht
Doctor der Rechte sein, Wien hatte wiederholt Bürgermeister
und Vicebürgermeister, die Nichtjuristen waren. -- Nach
Kirnberg und Mank.
Die Firma S. Schein ist jüdisch,
die Firma Kaliwoda christlich. -- Abonnent Hernals.
Es ist nicht wahr, daß die angegebenen Firmen jüdisch
sind. Ihre Informationen sind gänzlich unrichtig. Wir
inseriren keine einzige jüdische Firma.




Wahlfonds der Christlich-Sorialen.

Fr. H., Trebersdorf: "Viel Glück zum Siege" 2 fl
50 kr. -- "Ottenthal b. Kirchberg am Wagram" 4 fl. --
"Franz der Stramme von Margarethen" 1 fl. -- Dr. v.
G. 5 fl. -- Ungenannt 50 fl. -- B. D., F F., P. A.
J. G., M. W., Stift T[e]pl mit dem Motto: "Das Größte,
was dem Menschen begegnen kann, ist es wohl, in der
eigenen Sache die allgemeine zu vertheidigen. Dann er-
weitert sich das persönliche Dasein zu einem welthistorischen
Moment. Leopold v. Ranke." 16 fl. -- P. R., Aschach,
2 fl. -- "Ein donnerndes Hoch der Katholischen Volks-
partei und ihrem Vater." 5 fl. -- Mit dem Motto: "Aus-
halten und zusammenhalten!" 2 fl. -- "Ungenannt aus
Sievering" 3 fl. -- "Von zwei Gurkthalern dem Dr. Lueger
als Wanzenpulver" 5 fl. -- Anonymus, Stift Zwettl
5 fl. -- Von einigen Korneuburger Gesinnungsgenossen
unter dem Motto: "Gott führe das Banner der ver-
einigten Christen zum Siege!" 6 fl. 85 kr. -- P. T.,
Lilienfeld, 5 fl. -- Aus Hörnstein mit dem Motto: "Hoch
Dr. Lueger" 5 fl. -- J. G. Zautke 50 kr. -- Aus Inns-
bruck mit dem Motto: "Stehet fest und treu zusammen,
schiemt das Erbe Euerer Ahnen: Glaube, Freiheit, Vater-
land!" 10 fl. -- Aus Linz: "Bravo Kaltern! Hoch
Lueger!" 1 fl. -- Von einer Tischgesellschaft in Weitra
7 fl. 50 kr. -- Ungenannt, Wien I., 2 fl. -- F. G.,
Lustenau, Vorarlberg 3 fl. -- H, Teschen, 3 fl. -- 7 Kronen
mit dem Motto: "Gott beschütze die Führer des christlichen
Volkes und helfe ihnen zum Siege." -- "Wenn Lueger
hoch und Judenliberal nieder, kommen bessere Zeiten
wieder." Bft. 5 fl, R. 1 fl. 50 kr., H. 50 kr., F. 1 fl.,
A. 1 fl., B. 1 fl, W. 1 fl. -- Mit dem Mot[t]o: "Warum
sind die wichtigsten Ministerien in den Händen der Polen?"
1 fl. -- Vom Clerus der Stadt Jägerndorf: "Möge Gott
der gerechten christlichen Sache bald dauerden, ausgiebigen
Sieg verleihen!" 15 fl. -- J. K. 1 fl. -- Zusammen
175 fl. 85 kr. Mit den bereits ausgewiesenen 896 fl.
58 kr. und 2 Ducaten, im Ganzen 1072 fl. 43 kr.
und zwei Ducaten.




Spenden.

J. Kauf, Hallstadt 50 kr. -- Kichler Carl Cooperator,
Petzenkirchen, 50 kr. -- J. R. N. als Gruß aus judenliberaler
Gegend Weitböhmens 50 kr. -- K. Elbl, Prag, 50 kr. --
Peter F., Taufers, "Hoch die Katholische Volkspartei"
1 fl. -- P Hermann, Pernica, Heiligenkreuz 50 kr. --
Psarrer Bauer, Peran, 50 kr. -- E. J. Asch 1 fl. 50 kr.
-- Von den Kleinen aus Altzetlisch 3 fl. -- Max N.
Liesing, 50 kr. -- B. D., F. F., P. A., J. G. M. W., Stift
Tepl 16 fl.

Berichtigung.

Die in Nr. 280 vom 6. December
unter dem Mo[tt]o: "Als Steinchen in den Stiefel Badeni's
für seine Gerechtigkeit an Dr. Lueger" ausgewiesene Spende
ist nicht von P. E. L. in Lanzen[d]orf, sondern von M. B.
in Lainz.
Das Motto des Spenders: P. E. L. in Lanzen-
dorf lautete: "Eine kleine Gabe für die gute Sache", was
wir hiermit berichtigen.


328 Wien, Dienſtag Reichspoſt 10. December 1895

[Spaltenumbruch] großen, producirenden Stände ſo gut wie gar nichts ge-
ſchehen ſei, obwohl deren Nothlage immer greller zu Tage
trete. Ein Antrag auf Gewährung von 500.000 Gulden
als Subvention für die nach Millionen zählenden Klein-
gewerbetreibenden ſtoße auf große Schwierigkeiten
ſeitens der Regierung und finde keine Unter-
ſtützung ſeitens der großen Parteien, während
die Bewilligung der Subvention für den Lloyd und die
Donaudampfſchiffahrt im Betrage von 50 Millionen
Gulden von dieſem Hauſe ſofort bewilligt wurde. In ein-
gehender Weiſe ſchilderte dann der Redner die Verlogenheit
der liberalen Partei in Beziehung auf die nationale Idee,
die in unerhörter Weiſe für die ſelbſtſüchtigen Intereſſen
einer Clique mißbraucht wurden, während die große Maſſe
des Volkes der Verelendung und Verarmung anheimfiel.
Zum Schluſſe gab der Redner eine eingehende Schilderung
der Wiener Verhältniſſe und ſchloß unter geradezu be-
geiſtertem Jubel der Verſammlung mit dem Appell zur
Organiſation aller ehrlichen Freunde des chriſtlichen und
deutſchen Volkes. Hierauf wurde, da Niemand ſich zum
Worte meldete, die Verſammlung mit Hochrufen auf die
Redner geſchloſſen.

Die Organiſation der antiliberalen Partei in Zwittau erwies
ſich bei dieſem Anlaſſe als eine geradezu muſterhafte. In der
Verſammlung ſelbſt waren alle Stände, von den Honoratioren
der Stadt bis zur Arbeiterſchaft der Cigarrenfabrik, ver-
treten. Das Hauptverdienſt daran gebührt dem hochw.
Herrn Cooperator Schinzel, der einen katholiſchen Arbeiter-
verein leitet, der weit über 700 Mitglieder zählt, in ſeinem
großen Heim ein Theater errichtet hat und gegenüber der
Socialdemokratie unbedingt die Oberhand hat. Auch um
die Vorbereitung der chriſtlichen Preſſe hat ſich derſelbe
die größten Verdienſte erworben, welchem Umſtande die
Verbreitung des „Deutſchen Volksblattes“ und der „Reichs-
poſt“ in der dortigen Gegend zu danken iſt.




Hinaus mit der Judenpreſſc!

Geſtern fanden in verſchiedenen Bezirken Verſammlungen
chriſtlicher Frauen ſtatt. Der Zweck dieſer Verſammlungen
iſt bekannt. Jetzt vor Weihnachten ſollen ſich die Frauen
erinnern, daß ſie ſich ſelbſt, ihrem Volke und der chriſtlichen
Sache überhaupt, den größten Dienſt und zugleich das
ſchönſte Weihnachtsgeſchenk machen können, wenn ſie jetzt
vor Weihnachten ihre Einkäufe nur bei Chriſten beſorgen,
und aus dem Hauſe, aus ihrer Familie die Schand- und
Schundpreſſe entfernen. Die Frauen müſſen beginnen,
wenn die Frauen einſtimmen in den Ruf: „Hinaus mit
der Judenpreſſe!“ ſo ſind wir ſicher, daß ſich der Sieg
endlich an unſere Fahnen knüpfen wird. Im Saale zum
„grünen Baum“, auf der Marlahilferſtraße, fand die für
die Bezirke Neubau-Mariahilf einberufene Verſammlung
ſtatt, in welcher die Reichsrathsabgeordneten Fürſt
Liecheenſtein und Dr. Lueger, ſowie Herr
Zuleger unter ſtürmiſchem Jubel Anſprachen hielten.
Im Saale der Reſſource hatten ſich die Joſefſtädter Frauen
verſammelt. Hier ſprachen die geweſenen Gemeinderäthe
Hochwürden Herr Adam Latſchka, Dr. Neumayer
und Dr. Kupka. In Hernals fand in den Klein’ſchen
Sälen die Verſammlung ſtatt, in der Dr. Lueger, Fürſt
Liechtenſtein, Gemeinderath Rauſcher, vor
vielen Tauſenden chriſtlichen Frauen redeten. In Währing
ſprachen. Pfarrer Dr. Ignaz Winkelmayer,
Dr. Ludwig Pfenner und Herr Gebhart.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienſtag, den 10. December

Ratholiken: Judith. — Griechen (28. No-
vember): Stephan. — Sonnenaufg. 7 Uhr 40 Minuten
Morgens. — Sonnenuntergang 4 Uhr 5 Minuten
Abends. — Mondesaufgang 11 Uhr — Minuten Abends. —
Mondesuntergang 8 Uhr 9 Minuten Morgens. —
Tageslänge 8 Stunden 23 Minuten. — Nachtlänge
15 Stunden 37 Minuten. 347—22.

* Cardinalsdiner.

Geſtern Abends fand beim
apoſtoliſchen Nuntius Eczbiſchof Agliardi ein
großes Diner ſtatt, an welchem Cardinal Gruſcha,
Cardinal Sembratovics, Cadinal Haller,
die beiden päpſtlichen Delegaten, die Mitglieder der
Nuntiatur und der Secretär des Cardinals Gruſcha,
Dr. Pfluger, theinahmen. — Cardinal Haller
begibt ſich heute Abends nach Salzburg zurück.

* Verſonalnachricht.

Der Führer der katholiſcheu
Volkspartei in Ungarn, Geheimrath Graf Ferdinand
Zichy iſt geſtern aus Peſt hier angekommen.

* Aus Steiermark.

In einem größeren Markte
iſt ein Oberlehrer angeſtellt, der ſeine religiösfeindliche
Geſinnung offen zur Schau trägt. Eine brave Magd,
die bei ihm ſchon lange dient, hat ſchon lange die Ab-
ſicht dem dortigen Jungfrauen-Vereine beizutreten.
Der Oberlehrer verbot es ihr unter Androhung der
Entlaſſung aus dem Dienſte. Das ſoll ein Jugend-
erzieher ſein, der bei jeder Gelegenheit nur mit dem
ſchlechten Beiſpiele vorangeht?

* Frauenverſammlung des 7. Bezirkes Neuban.

Sonntag 15. December 2 Uhr Nachmittags findet in
Wimberger’s Saallocal täten eine Frauenverſammlung nach-
ſtehender Tagesordnung ſtatt: Organiſation der chriſtlichen
Frauen zum Schutze des chriſtlichen Volkes. — Ueber die
geiſtigen Kampfesmittel in der Gegenwart. — Die jüngſten
Ereigniſſe, Beſprechung, eingeleitet von Frau Gatſcharek,
Herrn Dr. Carl Lueger und Herrn Dr. Albert Geß
mann.
Um eine Ueberfüllung der Localitäten zu ver-
hüten, werden nur 1500 Karten ausgegeben und blos
Damen der Eintritt geſtattet. Karten ſind zu haben: bei
Joſef Gregorig, 7. Bez, Mariahilferſtraße 22, bei Anton
J. Singer, 7. Bez., Burggaſſe 46, bei Andreas Weitmann,
7. Bez., Lerchenfelderſtraße 145, bei Carl Stehlik, 7. Bez,
Lerchenfelderſtraße 33, bei Franz Zeininger, 7. Bez., Ulrichs-
platz 2, bei Johann Pichler, 7. Bez., Stuckgaſſe 8.

* „Recht und treu“, Lied der katholiſchen
Arbeiter.

Im Verlage von Böhm und Sohn,
Augsburg und Wien (1. Bez., Wollzeile-Eſſiggaſſe [3]),
iſt das dem kalholiſchen Arbeiterverein in Würzburg
gewidmete Arbeiterlied erſchienen. Der Text ſtammt
[Spaltenumbruch] von Erzbiſch[o]f Clemens von Köln, die
Muſik von K. H. Weinberger. Ein erhebender
Text bot dem Componiſten eine treffliche Unterlage
für eine ebenſo markige als ſchwungvolle Muſik. Wir
würden uns freuen, dieſes Lied recht bald in den
katholiſchen und chriſtlich-ſocialen Arbeitervereinen zu
hören.

* Verhafteter Defrandant.

Der 29jährige Elektriker
Johann Theyner der vom Kreisgerichte in Ried wegen
Veruntreuung eines Betrages von ungefähr 4000 fl. ſteck
brieflich verfolgt wird, iſt heute in der Wohnung ſeiner
Gattin, Leopoldſtadt, Valerieſtraße 2, von Polizetagenten
ausgeforſcht, verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert
worden. Er war Leiter der Filiale der Elektricitätsfirma
Kremenetzky, Mayer u Comp. in Ried.

* Der moderne Parlamentarismus, das Unglück
des XIX Jahrhunderts

betitelt ſich das ſoeben erſchienene
V. Heft des bekannten ſocial-reformatoriſchen Werkes:
„Rettung aus dem ſocialen Elend“ von Dr. L. Pſenner,
Präſident des Chriſtlich-ſocialen Vereines in Wien im
Selbſtverlage des Verfaſſers (Wien 8. Bez., Buchfeldgaſſe 8.
Preis 20 kr. und 2 kr. Porto). Dieſe, für die chriſtlich-
ſociale Partei äußerſt wichtige Schrift wird den Ge-
ſinnungsgenoſſen auf das wärmſte zur weiteſten Ver-
breitung empfohlen.

* Einbruchsdiebſtahl.

In der Kaſerne am Renn-
weg wurde Samſtag im Hofe an einen Baum gelehnt eine
kleine eiſerne Caſſe offen vorgefunden. Bei näherer Be-
ſichtigung ſah man, daß die Caſſe mit Hilfe von Einbruchs-
werkzeugen aufgeſprengt worden war, und Eigenthum des
2. Kaiſerjäger-Regiments war, aus deſſen Ubicationen
dieſelbe geſtohlen wurde. In der Caſſe ſollen 1800 fl.
bar und Werthpapiere bewahrt geweſen ſein. Seitens
der Vorgeſetzten wurde ſofort eine ſtrenge Viſitation einge-
leitet. Keiner von der Mannſchaft durſte die Caſerne ver-
laſſen, allein die Nachforſchungen nach dem Thäter blieben
bisher reſultatlos.

* Seelenamt.

Heute Vormittags um 10 Uhr wurde
in der Capelle des kaiſerlichen Stiſtungshauſes auf dem
Schottenring, wie jedes Jahr, ein feierliches Requiem für
das Seelenheil der Opfer des Ringtheaterbrandes abge-
balten. — Das Traueramt celebrirte Hof- und Burgpfarrer
Prälat Dr. Laurenz Mayer. — Dem Gottesdienſte
wohnten die Mitglieder des Ringtheater-Curatoriums und
die Hinterbliebenen der unglücklichen Opfer bei.

* Eine brennende Korbwaarenfabrik.

Samſtag
Abends um ½6 Uhr brach im Magazin der Prag-
Rudniker Korbwaarenfabrik Carl und Franz Kraus,
Neubaugaſſe Nr. 56 ein Feuer aus, das bald rieſige
Dimenſionen annahm nnd den ganzen Dachſtuhl in
Flammen ſetzte. Die Fabrik beſteht aus drei Tracten.
Der Straßentract und der zweite Hoftract ſind dreiſtöckig.
In L[e]tzterem, in dem bis in den dritten Stock hinauf
Korbwaaren und Kunſtblumen in den Magazinen lagern,
brach das Feuer im zweiten Stocke aus. Die Arbeiter
verließen raſch die Fabrik, denn im Nu ſchlugen die
Flammen über den Dachſtuhl zuſammen. Der herrſchende
Wind fachte den Brand noch mehr an und durch den
Funkenregen, der nach allen Seiten hin ſprühte, waren
auch die Nachbarhäuſer gefährdet. Die Centrale der
ſtädtiſchen Feuerwehr erſchien mit einem Dampflöſchtrain,
die Filialen Wieden, Margarethen, Mariahilf, Neubau
und Joſefſtadt mit ihren vollſtändigen Trams. Die
Dampfſpr[i]tze konnte jedoch nicht in Action treten, da die
Zufahrt in Folge der Einrüſtung des erſten Hoftractes,
der noch einen Stock erhalten ſoll, unmöglich war. Von
der Burggaſſe aus wurden die Waſſerſtrahlen in den
praſſelnden Flammenherd geſandt. Um 7 Uhr war jede
weitere Gefahr für die Nachbarhäuſer beſeitigt, aber erſt
um ¾8 Uhr Abends war der Brand gänzlich unterdrückt.
Das Waare[n]lager im zweiten und dritten Stockwerke iſt
gänzlich zerſtört. Der Geſammiſchaden beläuft ſich auf
25.[0]00 Gulden. Wie das Feuer entſtand, iſt nicht
bekannt. Der Betrieb des Geſchäftes wurde durch das
Feuer nicht geſtört.




Telegramme.
Privat-Telegramme der „Reichspoſt“.
Katholiſche Volkspartei.

Das hieſige Collegiats-
capitel mit dem hochwürdigſten Propſt Mſgr.
J. Wieſer an der Spitze hat dem allverehrten
Obmann des Clubs der katholiſchen Volkspartei, Herrn
Baron Dipauli, ſeine begeiſterte Zuſtimmung und
beſten Glückwünſche ausgedrückt. Der ganze hieſige
Clerus, ohne eine einzige Ausnahme
hat ſich freudigſt dieſer Kundgebung angeſchloſſen.


Pfarrer Franz Döller überſendete an die
„kalhol. Volkspartei“ im Namen von 22 Prieſtern des
Decanates Waidhofen a. d. Thaya ein Begrüßungs-
ſchreiben. — Der „Waldviertler Bauern-
verein“
gibt ſeiner Freude über die Conſtituirung
des Clubs der kathol. Volkspartei Ausdruck.

Telegramme des Correſvondenz-Bureaus.

Der Kaiſer genehmigte das Ab-
ſchiedsgeſuch des Miniſters des Innern, Köller, unter
Belaſſung des Titels und Ranges eines Staatsminiſters,
und verlieh demſelben den Rothen Adlerorden 1. Claſſe.
— Gleichzeitig wurde der Regierungspräſident Von der
Recke
zum Staatsminiſter und Miniſter des Innern
ernannt.

In maßgebenden Kreiſen gilt
die Ernennung des Regierungspräſidenten in Düſſeldorf,
Freiherrn Von der Recke von der Horſt, zum
Miniſter des Innern als unmittelbar bevor-
ſtehend.

Geſtern fanden die
Kammerwahlen aus dem erſten Wahlcollegium
ſtatt. Es wurden gewählt: 3 Conſervative und 72
Liberale.

Der „Independance“ zu
Folge iſt eine Verſtändigung zwiſchen England und dem
Congoſtaate zu Stande gekommen, der zu Folge Lo-
thaire
zuerſt vor dem Gerichte in Boma und dann
[Spaltenumbruch] vor dem Obergerichte des Congoſtaates in Brüſſel er
ſcheinen ſoll.

Reuter’s Bureau meldet aus
Conſtantinopel: „Als der Sultan geſtern nach dem Selamlik
die Moſchee verließ, gelang es einem Manne in türkiſcher
Kleidung, der eine Bittſchrift in der Hand hielt, den
Truppencordon zu durchbrechen. Der Mann ſtürzte bis
zum Wagen des Sultans vor, wurde aber ſofort verhaftet.
Der Sultan war durch den Vorfall höchſt erſchreckt und
ſehr bleich. Der Inhalt der Bittſchrift iſt nicht bekannt.“

Vorgeſtern Nachts
wurden in den mohammedaniſchen Quar-
tieren
zahlreiche P[l]akate vorgefunden, welche gegen das
gegenwärtige Regierungs-Syſtem ſchwere Anklagen erheben
und zu einer Vereinigung der Ulemas, Militärs und
Beamten, ohne Unterſchied der Nationalität und Religion,
ſowie zur Entſendung von Deputationen an die Provinz-
Gouverneure und die Pforte auffordern, um die Stimmung
und Wünſche der Osmanlis kund zu machen. Die Plakate
tragen die Unterſchrift: „Das ottomaniſche Comite für
Fortſchritt und Einigkeit.“ Es wurden zahlreiche Ver-
haftungen vorgenommen und die in letzter Zeit üblichen
militäriſchen und ſonſtigen Vorſichtsmaßregeln erheblich
verſtärkt.

Der Präfect von Madrid hat
zwar die Abhaltung des Meetings auf dem
Prado
geſtattet, aber alle Zuſammenrottungen in den
Straßen entſchiedenſt verboten. Die Garniſon wird in den
Kaſernen conſignirt ſein; außerdem wird zur Hintanhaltung
eventueller Unruhen an verſchiedenen Orten Cavallerie
Aufſtellung nehmen.

Im Abgeordnetenhauſe be-
ſprachen die Abg. Hollo, Makfalvay und Pechy
die Stampfener Wahl. Sie proteſtiren gegen das inhu-
mane und geſetzwidrige Vorgehen. Abg. Olay ſchloß ſich
im Namen der Koſſuth-Fraction den Ausführungen an.
Miniſter des Innern, Perczel, warnte das Haus, ein-
ſeitigen Informationen Glauben zu ſchenken; unter großem
Lärm des Hauſes machte er den vielbelachten Verſuch, das
ſcandalöſe Vorgehen bei der Wahl zu rechtfertigen.

Zwiſchen dem Ober-
geſpan
des Neograder Comitates Budnay und dem
Vicegeſpan desſelben Comitates, Scttooszky, fand
heute ein Piſtolenduell ſtatt, bei welchem keiner der
Duellanten verletzt wurde.




Briefkaſten.

Sch. K. Wir empfehlen Ihnen die chriſtlichen ſoliden
Specereifirmen: T. J. Fels, Trieſt, und R. Freudenreich,
Wien, 5. Bezirk, Hundsthurmerſtraße 51. — Für die Ar-
beiterbewegung
von D. v. G. 5 fl. — Für den Ar-
beiter-Rechtsſch[u]tzverein
von Ungenannt 50 fl. — Nach
Leopoldsdorf.
Der Bürgermeiſter von Wien muß nicht
Doctor der Rechte ſein, Wien hatte wiederholt Bürgermeiſter
und Vicebürgermeiſter, die Nichtjuriſten waren. — Nach
Kirnberg und Mank.
Die Firma S. Schein iſt jüdiſch,
die Firma Kaliwoda chriſtlich. — Abonnent Hernals.
Es iſt nicht wahr, daß die angegebenen Firmen jüdiſch
ſind. Ihre Informationen ſind gänzlich unrichtig. Wir
inſeriren keine einzige jüdiſche Firma.




Wahlfonds der Chriſtlich-Sorialen.

Fr. H., Trebersdorf: „Viel Glück zum Siege“ 2 fl
50 kr. — „Ottenthal b. Kirchberg am Wagram“ 4 fl. —
„Franz der Stramme von Margarethen“ 1 fl. — Dr. v.
G. 5 fl. — Ungenannt 50 fl. — B. D., F F., P. A.
J. G., M. W., Stift T[e]pl mit dem Motto: „Das Größte,
was dem Menſchen begegnen kann, iſt es wohl, in der
eigenen Sache die allgemeine zu vertheidigen. Dann er-
weitert ſich das perſönliche Daſein zu einem welthiſtoriſchen
Moment. Leopold v. Ranke.“ 16 fl. — P. R., Aſchach,
2 fl. — „Ein donnerndes Hoch der Katholiſchen Volks-
partei und ihrem Vater.“ 5 fl. — Mit dem Motto: „Aus-
halten und zuſammenhalten!“ 2 fl. — „Ungenannt aus
Sievering“ 3 fl. — „Von zwei Gurkthalern dem Dr. Lueger
als Wanzenpulver“ 5 fl. — Anonymus, Stift Zwettl
5 fl. — Von einigen Korneuburger Geſinnungsgenoſſen
unter dem Motto: „Gott führe das Banner der ver-
einigten Chriſten zum Siege!“ 6 fl. 85 kr. — P. T.,
Lilienfeld, 5 fl. — Aus Hörnſtein mit dem Motto: „Hoch
Dr. Lueger“ 5 fl. — J. G. Zautke 50 kr. — Aus Inns-
bruck mit dem Motto: „Stehet feſt und treu zuſammen,
ſchiemt das Erbe Euerer Ahnen: Glaube, Freiheit, Vater-
land!“ 10 fl. — Aus Linz: „Bravo Kaltern! Hoch
Lueger!“ 1 fl. — Von einer Tiſchgeſellſchaft in Weitra
7 fl. 50 kr. — Ungenannt, Wien I., 2 fl. — F. G.,
Luſtenau, Vorarlberg 3 fl. — H, Teſchen, 3 fl. — 7 Kronen
mit dem Motto: „Gott beſchütze die Führer des chriſtlichen
Volkes und helfe ihnen zum Siege.“ — „Wenn Lueger
hoch und Judenliberal nieder, kommen beſſere Zeiten
wieder.“ Bft. 5 fl, R. 1 fl. 50 kr., H. 50 kr., F. 1 fl.,
A. 1 fl., B. 1 fl, W. 1 fl. — Mit dem Mot[t]o: „Warum
ſind die wichtigſten Miniſterien in den Händen der Polen?“
1 fl. — Vom Clerus der Stadt Jägerndorf: „Möge Gott
der gerechten chriſtlichen Sache bald dauerden, ausgiebigen
Sieg verleihen!“ 15 fl. — J. K. 1 fl. — Zuſammen
175 fl. 85 kr. Mit den bereits ausgewieſenen 896 fl.
58 kr. und 2 Ducaten, im Ganzen 1072 fl. 43 kr.
und zwei Ducaten.




Spenden.

J. Kauf, Hallſtadt 50 kr. — Kichler Carl Cooperator,
Petzenkirchen, 50 kr. — J. R. N. als Gruß aus judenliberaler
Gegend Weitböhmens 50 kr. — K. Elbl, Prag, 50 kr. —
Peter F., Taufers, „Hoch die Katholiſche Volkspartei“
1 fl. — P Hermann, Pernica, Heiligenkreuz 50 kr. —
Pſarrer Bauer, Peran, 50 kr. — E. J. Aſch 1 fl. 50 kr.
— Von den Kleinen aus Altzetliſch 3 fl. — Max N.
Lieſing, 50 kr. — B. D., F. F., P. A., J. G. M. W., Stift
Tepl 16 fl.

Berichtigung.

Die in Nr. 280 vom 6. December
unter dem Mo[tt]o: „Als Steinchen in den Stiefel Badeni’s
für ſeine Gerechtigkeit an Dr. Lueger“ ausgewieſene Spende
iſt nicht von P. E. L. in Lanzen[d]orf, ſondern von M. B.
in Lainz.
Das Motto des Spenders: P. E. L. in Lanzen-
dorf lautete: „Eine kleine Gabe für die gute Sache“, was
wir hiermit berichtigen.


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[3/0003] 328 Wien, Dienſtag Reichspoſt 10. December 1895 großen, producirenden Stände ſo gut wie gar nichts ge- ſchehen ſei, obwohl deren Nothlage immer greller zu Tage trete. Ein Antrag auf Gewährung von 500.000 Gulden als Subvention für die nach Millionen zählenden Klein- gewerbetreibenden ſtoße auf große Schwierigkeiten ſeitens der Regierung und finde keine Unter- ſtützung ſeitens der großen Parteien, während die Bewilligung der Subvention für den Lloyd und die Donaudampfſchiffahrt im Betrage von 50 Millionen Gulden von dieſem Hauſe ſofort bewilligt wurde. In ein- gehender Weiſe ſchilderte dann der Redner die Verlogenheit der liberalen Partei in Beziehung auf die nationale Idee, die in unerhörter Weiſe für die ſelbſtſüchtigen Intereſſen einer Clique mißbraucht wurden, während die große Maſſe des Volkes der Verelendung und Verarmung anheimfiel. Zum Schluſſe gab der Redner eine eingehende Schilderung der Wiener Verhältniſſe und ſchloß unter geradezu be- geiſtertem Jubel der Verſammlung mit dem Appell zur Organiſation aller ehrlichen Freunde des chriſtlichen und deutſchen Volkes. Hierauf wurde, da Niemand ſich zum Worte meldete, die Verſammlung mit Hochrufen auf die Redner geſchloſſen. Die Organiſation der antiliberalen Partei in Zwittau erwies ſich bei dieſem Anlaſſe als eine geradezu muſterhafte. In der Verſammlung ſelbſt waren alle Stände, von den Honoratioren der Stadt bis zur Arbeiterſchaft der Cigarrenfabrik, ver- treten. Das Hauptverdienſt daran gebührt dem hochw. Herrn Cooperator Schinzel, der einen katholiſchen Arbeiter- verein leitet, der weit über 700 Mitglieder zählt, in ſeinem großen Heim ein Theater errichtet hat und gegenüber der Socialdemokratie unbedingt die Oberhand hat. Auch um die Vorbereitung der chriſtlichen Preſſe hat ſich derſelbe die größten Verdienſte erworben, welchem Umſtande die Verbreitung des „Deutſchen Volksblattes“ und der „Reichs- poſt“ in der dortigen Gegend zu danken iſt. Hinaus mit der Judenpreſſc! Geſtern fanden in verſchiedenen Bezirken Verſammlungen chriſtlicher Frauen ſtatt. Der Zweck dieſer Verſammlungen iſt bekannt. Jetzt vor Weihnachten ſollen ſich die Frauen erinnern, daß ſie ſich ſelbſt, ihrem Volke und der chriſtlichen Sache überhaupt, den größten Dienſt und zugleich das ſchönſte Weihnachtsgeſchenk machen können, wenn ſie jetzt vor Weihnachten ihre Einkäufe nur bei Chriſten beſorgen, und aus dem Hauſe, aus ihrer Familie die Schand- und Schundpreſſe entfernen. Die Frauen müſſen beginnen, wenn die Frauen einſtimmen in den Ruf: „Hinaus mit der Judenpreſſe!“ ſo ſind wir ſicher, daß ſich der Sieg endlich an unſere Fahnen knüpfen wird. Im Saale zum „grünen Baum“, auf der Marlahilferſtraße, fand die für die Bezirke Neubau-Mariahilf einberufene Verſammlung ſtatt, in welcher die Reichsrathsabgeordneten Fürſt Liecheenſtein und Dr. Lueger, ſowie Herr Zuleger unter ſtürmiſchem Jubel Anſprachen hielten. Im Saale der Reſſource hatten ſich die Joſefſtädter Frauen verſammelt. Hier ſprachen die geweſenen Gemeinderäthe Hochwürden Herr Adam Latſchka, Dr. Neumayer und Dr. Kupka. In Hernals fand in den Klein’ſchen Sälen die Verſammlung ſtatt, in der Dr. Lueger, Fürſt Liechtenſtein, Gemeinderath Rauſcher, vor vielen Tauſenden chriſtlichen Frauen redeten. In Währing ſprachen. Pfarrer Dr. Ignaz Winkelmayer, Dr. Ludwig Pfenner und Herr Gebhart. Tagesbericht. Wien, 9. December 1895 * Kalender für Dienſtag, den 10. December Ratholiken: Judith. — Griechen (28. No- vember): Stephan. — Sonnenaufg. 7 Uhr 40 Minuten Morgens. — Sonnenuntergang 4 Uhr 5 Minuten Abends. — Mondesaufgang 11 Uhr — Minuten Abends. — Mondesuntergang 8 Uhr 9 Minuten Morgens. — Tageslänge 8 Stunden 23 Minuten. — Nachtlänge 15 Stunden 37 Minuten. 347—22. * Cardinalsdiner. Geſtern Abends fand beim apoſtoliſchen Nuntius Eczbiſchof Agliardi ein großes Diner ſtatt, an welchem Cardinal Gruſcha, Cardinal Sembratovics, Cadinal Haller, die beiden päpſtlichen Delegaten, die Mitglieder der Nuntiatur und der Secretär des Cardinals Gruſcha, Dr. Pfluger, theinahmen. — Cardinal Haller begibt ſich heute Abends nach Salzburg zurück. * Verſonalnachricht. Der Führer der katholiſcheu Volkspartei in Ungarn, Geheimrath Graf Ferdinand Zichy iſt geſtern aus Peſt hier angekommen. * Aus Steiermark. In einem größeren Markte iſt ein Oberlehrer angeſtellt, der ſeine religiösfeindliche Geſinnung offen zur Schau trägt. Eine brave Magd, die bei ihm ſchon lange dient, hat ſchon lange die Ab- ſicht dem dortigen Jungfrauen-Vereine beizutreten. Der Oberlehrer verbot es ihr unter Androhung der Entlaſſung aus dem Dienſte. Das ſoll ein Jugend- erzieher ſein, der bei jeder Gelegenheit nur mit dem ſchlechten Beiſpiele vorangeht? * Frauenverſammlung des 7. Bezirkes Neuban. Sonntag 15. December 2 Uhr Nachmittags findet in Wimberger’s Saallocal täten eine Frauenverſammlung nach- ſtehender Tagesordnung ſtatt: Organiſation der chriſtlichen Frauen zum Schutze des chriſtlichen Volkes. — Ueber die geiſtigen Kampfesmittel in der Gegenwart. — Die jüngſten Ereigniſſe, Beſprechung, eingeleitet von Frau Gatſcharek, Herrn Dr. Carl Lueger und Herrn Dr. Albert Geß mann. Um eine Ueberfüllung der Localitäten zu ver- hüten, werden nur 1500 Karten ausgegeben und blos Damen der Eintritt geſtattet. Karten ſind zu haben: bei Joſef Gregorig, 7. Bez, Mariahilferſtraße 22, bei Anton J. Singer, 7. Bez., Burggaſſe 46, bei Andreas Weitmann, 7. Bez., Lerchenfelderſtraße 145, bei Carl Stehlik, 7. Bez, Lerchenfelderſtraße 33, bei Franz Zeininger, 7. Bez., Ulrichs- platz 2, bei Johann Pichler, 7. Bez., Stuckgaſſe 8. * „Recht und treu“, Lied der katholiſchen Arbeiter. Im Verlage von Böhm und Sohn, Augsburg und Wien (1. Bez., Wollzeile-Eſſiggaſſe 3), iſt das dem kalholiſchen Arbeiterverein in Würzburg gewidmete Arbeiterlied erſchienen. Der Text ſtammt von Erzbiſchof Clemens von Köln, die Muſik von K. H. Weinberger. Ein erhebender Text bot dem Componiſten eine treffliche Unterlage für eine ebenſo markige als ſchwungvolle Muſik. Wir würden uns freuen, dieſes Lied recht bald in den katholiſchen und chriſtlich-ſocialen Arbeitervereinen zu hören. * Verhafteter Defrandant. Der 29jährige Elektriker Johann Theyner der vom Kreisgerichte in Ried wegen Veruntreuung eines Betrages von ungefähr 4000 fl. ſteck brieflich verfolgt wird, iſt heute in der Wohnung ſeiner Gattin, Leopoldſtadt, Valerieſtraße 2, von Polizetagenten ausgeforſcht, verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert worden. Er war Leiter der Filiale der Elektricitätsfirma Kremenetzky, Mayer u Comp. in Ried. * Der moderne Parlamentarismus, das Unglück des XIX Jahrhunderts betitelt ſich das ſoeben erſchienene V. Heft des bekannten ſocial-reformatoriſchen Werkes: „Rettung aus dem ſocialen Elend“ von Dr. L. Pſenner, Präſident des Chriſtlich-ſocialen Vereines in Wien im Selbſtverlage des Verfaſſers (Wien 8. Bez., Buchfeldgaſſe 8. Preis 20 kr. und 2 kr. Porto). Dieſe, für die chriſtlich- ſociale Partei äußerſt wichtige Schrift wird den Ge- ſinnungsgenoſſen auf das wärmſte zur weiteſten Ver- breitung empfohlen. * Einbruchsdiebſtahl. In der Kaſerne am Renn- weg wurde Samſtag im Hofe an einen Baum gelehnt eine kleine eiſerne Caſſe offen vorgefunden. Bei näherer Be- ſichtigung ſah man, daß die Caſſe mit Hilfe von Einbruchs- werkzeugen aufgeſprengt worden war, und Eigenthum des 2. Kaiſerjäger-Regiments war, aus deſſen Ubicationen dieſelbe geſtohlen wurde. In der Caſſe ſollen 1800 fl. bar und Werthpapiere bewahrt geweſen ſein. Seitens der Vorgeſetzten wurde ſofort eine ſtrenge Viſitation einge- leitet. Keiner von der Mannſchaft durſte die Caſerne ver- laſſen, allein die Nachforſchungen nach dem Thäter blieben bisher reſultatlos. * Seelenamt. Heute Vormittags um 10 Uhr wurde in der Capelle des kaiſerlichen Stiſtungshauſes auf dem Schottenring, wie jedes Jahr, ein feierliches Requiem für das Seelenheil der Opfer des Ringtheaterbrandes abge- balten. — Das Traueramt celebrirte Hof- und Burgpfarrer Prälat Dr. Laurenz Mayer. — Dem Gottesdienſte wohnten die Mitglieder des Ringtheater-Curatoriums und die Hinterbliebenen der unglücklichen Opfer bei. * Eine brennende Korbwaarenfabrik. Samſtag Abends um ½6 Uhr brach im Magazin der Prag- Rudniker Korbwaarenfabrik Carl und Franz Kraus, Neubaugaſſe Nr. 56 ein Feuer aus, das bald rieſige Dimenſionen annahm nnd den ganzen Dachſtuhl in Flammen ſetzte. Die Fabrik beſteht aus drei Tracten. Der Straßentract und der zweite Hoftract ſind dreiſtöckig. In Letzterem, in dem bis in den dritten Stock hinauf Korbwaaren und Kunſtblumen in den Magazinen lagern, brach das Feuer im zweiten Stocke aus. Die Arbeiter verließen raſch die Fabrik, denn im Nu ſchlugen die Flammen über den Dachſtuhl zuſammen. Der herrſchende Wind fachte den Brand noch mehr an und durch den Funkenregen, der nach allen Seiten hin ſprühte, waren auch die Nachbarhäuſer gefährdet. Die Centrale der ſtädtiſchen Feuerwehr erſchien mit einem Dampflöſchtrain, die Filialen Wieden, Margarethen, Mariahilf, Neubau und Joſefſtadt mit ihren vollſtändigen Trams. Die Dampfſpritze konnte jedoch nicht in Action treten, da die Zufahrt in Folge der Einrüſtung des erſten Hoftractes, der noch einen Stock erhalten ſoll, unmöglich war. Von der Burggaſſe aus wurden die Waſſerſtrahlen in den praſſelnden Flammenherd geſandt. Um 7 Uhr war jede weitere Gefahr für die Nachbarhäuſer beſeitigt, aber erſt um ¾8 Uhr Abends war der Brand gänzlich unterdrückt. Das Waarenlager im zweiten und dritten Stockwerke iſt gänzlich zerſtört. Der Geſammiſchaden beläuft ſich auf 25.000 Gulden. Wie das Feuer entſtand, iſt nicht bekannt. Der Betrieb des Geſchäftes wurde durch das Feuer nicht geſtört. Telegramme. Privat-Telegramme der „Reichspoſt“. Katholiſche Volkspartei. Bozen, 8. December. Das hieſige Collegiats- capitel mit dem hochwürdigſten Propſt Mſgr. J. Wieſer an der Spitze hat dem allverehrten Obmann des Clubs der katholiſchen Volkspartei, Herrn Baron Dipauli, ſeine begeiſterte Zuſtimmung und beſten Glückwünſche ausgedrückt. Der ganze hieſige Clerus, ohne eine einzige Ausnahme hat ſich freudigſt dieſer Kundgebung angeſchloſſen. Waidhofen a. d. Thaya, 8. December. Pfarrer Franz Döller überſendete an die „kalhol. Volkspartei“ im Namen von 22 Prieſtern des Decanates Waidhofen a. d. Thaya ein Begrüßungs- ſchreiben. — Der „Waldviertler Bauern- verein“ gibt ſeiner Freude über die Conſtituirung des Clubs der kathol. Volkspartei Ausdruck. Telegramme des Correſvondenz-Bureaus. Berlin, 9. December. Der Kaiſer genehmigte das Ab- ſchiedsgeſuch des Miniſters des Innern, Köller, unter Belaſſung des Titels und Ranges eines Staatsminiſters, und verlieh demſelben den Rothen Adlerorden 1. Claſſe. — Gleichzeitig wurde der Regierungspräſident Von der Recke zum Staatsminiſter und Miniſter des Innern ernannt. Berlin, 9. December. In maßgebenden Kreiſen gilt die Ernennung des Regierungspräſidenten in Düſſeldorf, Freiherrn Von der Recke von der Horſt, zum Miniſter des Innern als unmittelbar bevor- ſtehend. Bukareſt, 9. December. Geſtern fanden die Kammerwahlen aus dem erſten Wahlcollegium ſtatt. Es wurden gewählt: 3 Conſervative und 72 Liberale. Brüſſel, 9. December. Der „Independance“ zu Folge iſt eine Verſtändigung zwiſchen England und dem Congoſtaate zu Stande gekommen, der zu Folge Lo- thaire zuerſt vor dem Gerichte in Boma und dann vor dem Obergerichte des Congoſtaates in Brüſſel er ſcheinen ſoll. London, 9. December. Reuter’s Bureau meldet aus Conſtantinopel: „Als der Sultan geſtern nach dem Selamlik die Moſchee verließ, gelang es einem Manne in türkiſcher Kleidung, der eine Bittſchrift in der Hand hielt, den Truppencordon zu durchbrechen. Der Mann ſtürzte bis zum Wagen des Sultans vor, wurde aber ſofort verhaftet. Der Sultan war durch den Vorfall höchſt erſchreckt und ſehr bleich. Der Inhalt der Bittſchrift iſt nicht bekannt.“ Conſtantinopel, 9. December. Vorgeſtern Nachts wurden in den mohammedaniſchen Quar- tieren zahlreiche Plakate vorgefunden, welche gegen das gegenwärtige Regierungs-Syſtem ſchwere Anklagen erheben und zu einer Vereinigung der Ulemas, Militärs und Beamten, ohne Unterſchied der Nationalität und Religion, ſowie zur Entſendung von Deputationen an die Provinz- Gouverneure und die Pforte auffordern, um die Stimmung und Wünſche der Osmanlis kund zu machen. Die Plakate tragen die Unterſchrift: „Das ottomaniſche Comite für Fortſchritt und Einigkeit.“ Es wurden zahlreiche Ver- haftungen vorgenommen und die in letzter Zeit üblichen militäriſchen und ſonſtigen Vorſichtsmaßregeln erheblich verſtärkt. Madrid, 9. December. Der Präfect von Madrid hat zwar die Abhaltung des Meetings auf dem Prado geſtattet, aber alle Zuſammenrottungen in den Straßen entſchiedenſt verboten. Die Garniſon wird in den Kaſernen conſignirt ſein; außerdem wird zur Hintanhaltung eventueller Unruhen an verſchiedenen Orten Cavallerie Aufſtellung nehmen. Budapeſt, 9. December. Im Abgeordnetenhauſe be- ſprachen die Abg. Hollo, Makfalvay und Pechy die Stampfener Wahl. Sie proteſtiren gegen das inhu- mane und geſetzwidrige Vorgehen. Abg. Olay ſchloß ſich im Namen der Koſſuth-Fraction den Ausführungen an. Miniſter des Innern, Perczel, warnte das Haus, ein- ſeitigen Informationen Glauben zu ſchenken; unter großem Lärm des Hauſes machte er den vielbelachten Verſuch, das ſcandalöſe Vorgehen bei der Wahl zu rechtfertigen. Budapeſt, 9. December. Zwiſchen dem Ober- geſpan des Neograder Comitates Budnay und dem Vicegeſpan desſelben Comitates, Scttooszky, fand heute ein Piſtolenduell ſtatt, bei welchem keiner der Duellanten verletzt wurde. Briefkaſten. Sch. K. Wir empfehlen Ihnen die chriſtlichen ſoliden Specereifirmen: T. J. Fels, Trieſt, und R. Freudenreich, Wien, 5. Bezirk, Hundsthurmerſtraße 51. — Für die Ar- beiterbewegung von D. v. G. 5 fl. — Für den Ar- beiter-Rechtsſchutzverein von Ungenannt 50 fl. — Nach Leopoldsdorf. Der Bürgermeiſter von Wien muß nicht Doctor der Rechte ſein, Wien hatte wiederholt Bürgermeiſter und Vicebürgermeiſter, die Nichtjuriſten waren. — Nach Kirnberg und Mank. Die Firma S. Schein iſt jüdiſch, die Firma Kaliwoda chriſtlich. — Abonnent Hernals. Es iſt nicht wahr, daß die angegebenen Firmen jüdiſch ſind. Ihre Informationen ſind gänzlich unrichtig. Wir inſeriren keine einzige jüdiſche Firma. Wahlfonds der Chriſtlich-Sorialen. Fr. H., Trebersdorf: „Viel Glück zum Siege“ 2 fl 50 kr. — „Ottenthal b. Kirchberg am Wagram“ 4 fl. — „Franz der Stramme von Margarethen“ 1 fl. — Dr. v. G. 5 fl. — Ungenannt 50 fl. — B. D., F F., P. A. J. G., M. W., Stift Tepl mit dem Motto: „Das Größte, was dem Menſchen begegnen kann, iſt es wohl, in der eigenen Sache die allgemeine zu vertheidigen. Dann er- weitert ſich das perſönliche Daſein zu einem welthiſtoriſchen Moment. Leopold v. Ranke.“ 16 fl. — P. R., Aſchach, 2 fl. — „Ein donnerndes Hoch der Katholiſchen Volks- partei und ihrem Vater.“ 5 fl. — Mit dem Motto: „Aus- halten und zuſammenhalten!“ 2 fl. — „Ungenannt aus Sievering“ 3 fl. — „Von zwei Gurkthalern dem Dr. Lueger als Wanzenpulver“ 5 fl. — Anonymus, Stift Zwettl 5 fl. — Von einigen Korneuburger Geſinnungsgenoſſen unter dem Motto: „Gott führe das Banner der ver- einigten Chriſten zum Siege!“ 6 fl. 85 kr. — P. T., Lilienfeld, 5 fl. — Aus Hörnſtein mit dem Motto: „Hoch Dr. Lueger“ 5 fl. — J. G. Zautke 50 kr. — Aus Inns- bruck mit dem Motto: „Stehet feſt und treu zuſammen, ſchiemt das Erbe Euerer Ahnen: Glaube, Freiheit, Vater- land!“ 10 fl. — Aus Linz: „Bravo Kaltern! Hoch Lueger!“ 1 fl. — Von einer Tiſchgeſellſchaft in Weitra 7 fl. 50 kr. — Ungenannt, Wien I., 2 fl. — F. G., Luſtenau, Vorarlberg 3 fl. — H, Teſchen, 3 fl. — 7 Kronen mit dem Motto: „Gott beſchütze die Führer des chriſtlichen Volkes und helfe ihnen zum Siege.“ — „Wenn Lueger hoch und Judenliberal nieder, kommen beſſere Zeiten wieder.“ Bft. 5 fl, R. 1 fl. 50 kr., H. 50 kr., F. 1 fl., A. 1 fl., B. 1 fl, W. 1 fl. — Mit dem Motto: „Warum ſind die wichtigſten Miniſterien in den Händen der Polen?“ 1 fl. — Vom Clerus der Stadt Jägerndorf: „Möge Gott der gerechten chriſtlichen Sache bald dauerden, ausgiebigen Sieg verleihen!“ 15 fl. — J. K. 1 fl. — Zuſammen 175 fl. 85 kr. Mit den bereits ausgewieſenen 896 fl. 58 kr. und 2 Ducaten, im Ganzen 1072 fl. 43 kr. und zwei Ducaten. Spenden. J. Kauf, Hallſtadt 50 kr. — Kichler Carl Cooperator, Petzenkirchen, 50 kr. — J. R. N. als Gruß aus judenliberaler Gegend Weitböhmens 50 kr. — K. Elbl, Prag, 50 kr. — Peter F., Taufers, „Hoch die Katholiſche Volkspartei“ 1 fl. — P Hermann, Pernica, Heiligenkreuz 50 kr. — Pſarrer Bauer, Peran, 50 kr. — E. J. Aſch 1 fl. 50 kr. — Von den Kleinen aus Altzetliſch 3 fl. — Max N. Lieſing, 50 kr. — B. D., F. F., P. A., J. G. M. W., Stift Tepl 16 fl. Berichtigung. Die in Nr. 280 vom 6. December unter dem Motto: „Als Steinchen in den Stiefel Badeni’s für ſeine Gerechtigkeit an Dr. Lueger“ ausgewieſene Spende iſt nicht von P. E. L. in Lanzendorf, ſondern von M. B. in Lainz. Das Motto des Spenders: P. E. L. in Lanzen- dorf lautete: „Eine kleine Gabe für die gute Sache“, was wir hiermit berichtigen.

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 283, Wien, 10.12.1895, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost283_1895/3>, abgerufen am 28.04.2024.