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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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chen wollte/ und ohngefehr ein Pserd wiehern hörete/ kehrete Er sich zu Jhm und sprach: Meinem Bedüncken nach hättestu in Warheit auch zu einen guten Pferde gedienet! König Philippus in Macedonien drohete den Lacedemoniern schrifftlich/ daß Er Jhnen Alles/ was Sie vorzunehmen und zu thun gedächten / verbieten wollte. Die Lacedaemonier aber verlachten seinen Hochmuth/ und liessen Jhm hinwieder S. Augustin[unleserliches Material] sagen: Ob Er Jhnen auch das Sterben verbieten wollte? Gleichwie aber die Demuth die Menschen zu Engeln macht: Also die Hoffarth zu Teufeln. Man sey so weise/ reich / glückseelig/ mächtig/ als man wolle/ so ist man doch ein unbesonnener elender Mensch/ wenn man auf menschliche Dinge bauet/ hoffärtig und stoltz wird. Der Hoffarths-Baum bestehet in unterschiedenen Zweigen und Aesten: Seine Nahrung ist der Unglaube/ der Abfall von GOTT/ und die Verachtung seines Wortes: Der Kern die Vergessenheit aller Wohlthaten/ und die von GOTT angedrohete Straffe: Die Zweige sind die Undanckbarkeit/ der Geitz/ die Verachtung des Nächsten/ die Unfreundlichkeit/ die Ungedult/ die Heucheley/ der Frevel/ und der Neid: Die Aeste aber Zanck und Hader/ die Hindansetzung GOTTES Strafe/ das Vertrauen auf Sich selbst/ und der Mißbrauch aller Gaben GOTTES. In Summa; es ist mit der Hoffarth ein verzweiffelt Ding; Verzweiffelt im Predigt-Amte/ wegen Ketzereyen und falscher Lehre: Verzweiffelt im Politische Regimente: Bey Hofe: Im Kriege: Zu Hause: Im Ehestande/ und bey allen des Menschen Vornehmen/ wie zu sehen an Adam und Eva/ an Dathan und Abiram/ an Sodoma und Gomorra/ an Cain und Pharao / an Haman und Absolon/ an Achitophel und an dem vorgedachten schönsten Engel selbst/ der darüber August. in Serm 31. zum abscheulichsten Teufel gemacht worden. Die Hoffarth ist eine Stief-Mutter aller Tugenden/ eine Gebährerin der Laster/ eine Pforte der Höllen/ eine Lehrerin des Irrthums/ und ein Anfang des Bösen. Wie mit mehrern dero Früchte aus folgenden zu sehen:

V. Libellum. Monasticum Aureum Opus de Veritate Contritionis. Ambit superbus, rodit praesumtio, Judex

Curius, ingratus, blanditur, scandala reddit,

Blasphemat, dubius, non fidus, schisma, prophanus,

Inanis, jactat, contentio, non obedire,

Hypocrisis, discors, durus, se diligit, audax.

Bey Hoffarth findet sich der Ehrgeitz/ Splitterrichten /

Undanck und Schmeicheley/ auch Aergernis bereit:

Man ist nicht mit sich eins/ und will GOtt selbst vernichten:

Man suchet nichts als Ruhm und Widerspenstigkeit

Man schmeichelt/ liebet sich/ und siehet iederzeit /

Wie man durch Zwietracht/ Zanck/ anrichte steten Streit.

Es. 14. Wider solche redet die Schrifft/ und saget: Ich will/ spricht der HErr/ den Erdboden heimsuchen um seiner Boßheit willen / und die Gottlosen um ihrer Untugend willen/ und will die Hoffarth der Stol-

chen wollte/ und ohngefehr ein Pserd wiehern hörete/ kehrete Er sich zu Jhm und sprach: Meinem Bedüncken nach hättestu in Warheit auch zu einen guten Pferde gedienet! König Philippus in Macedonien drohete den Lacedemoniern schrifftlich/ daß Er Jhnen Alles/ was Sie vorzunehmen und zu thun gedächten / verbieten wollte. Die Lacedaemonier aber verlachten seinen Hochmuth/ und liessen Jhm hinwieder S. Augustin[unleserliches Material] sagen: Ob Er Jhnen auch das Sterben verbieten wollte? Gleichwie aber die Demuth die Menschen zu Engeln macht: Also die Hoffarth zu Teufeln. Man sey so weise/ reich / glückseelig/ mächtig/ als man wolle/ so ist man doch ein unbesonnener elender Mensch/ wenn man auf menschliche Dinge bauet/ hoffärtig und stoltz wird. Der Hoffarths-Baum bestehet in unterschiedenen Zweigen und Aesten: Seine Nahrung ist der Unglaube/ der Abfall von GOTT/ und die Verachtung seines Wortes: Der Kern die Vergessenheit aller Wohlthaten/ und die von GOTT angedrohete Straffe: Die Zweige sind die Undanckbarkeit/ der Geitz/ die Verachtung des Nächsten/ die Unfreundlichkeit/ die Ungedult/ die Heucheley/ der Frevel/ und der Neid: Die Aeste aber Zanck und Hader/ die Hindansetzung GOTTES Strafe/ das Vertrauen auf Sich selbst/ und der Mißbrauch aller Gaben GOTTES. In Summa; es ist mit der Hoffarth ein verzweiffelt Ding; Verzweiffelt im Predigt-Amte/ wegen Ketzereyen und falscher Lehre: Verzweiffelt im Politische Regimente: Bey Hofe: Im Kriege: Zu Hause: Im Ehestande/ und bey allen des Menschen Vornehmen/ wie zu sehen an Adam und Eva/ an Dathan und Abiram/ an Sodoma und Gomorra/ an Cain und Pharao / an Haman und Absolon/ an Achitophel und an dem vorgedachten schönsten Engel selbst/ der darüber August. in Serm 31. zum abscheulichsten Teufel gemacht worden. Die Hoffarth ist eine Stief-Mutter aller Tugenden/ eine Gebährerin der Laster/ eine Pforte der Höllen/ eine Lehrerin des Irrthums/ und ein Anfang des Bösen. Wie mit mehrern dero Früchte aus folgenden zu sehen:

V. Libellum. Monasticum Aureum Opus de Veritate Contritionis. Ambit superbus, rodit praesumtio, Judex

Curius, ingratus, blanditur, scandala reddit,

Blasphemat, dubius, non fidus, schisma, prophanus,

Inanis, jactat, contentio, non obedire,

Hypocrisis, discors, durus, se diligit, audax.

Bey Hoffarth findet sich der Ehrgeitz/ Splitterrichten /

Undanck und Schmeicheley/ auch Aergernis bereit:

Man ist nicht mit sich eins/ und will GOtt selbst vernichten:

Man suchet nichts als Ruhm und Widerspenstigkeit

Man schmeichelt/ liebet sich/ und siehet iederzeit /

Wie man durch Zwietracht/ Zanck/ anrichte steten Streit.

Es. 14. Wider solche redet die Schrifft/ und saget: Ich will/ spricht der HErr/ den Erdboden heimsuchen um seiner Boßheit willen / und die Gottlosen um ihrer Untugend willen/ und will die Hoffarth der Stol-

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        <p><note place="left">V. Libellum. Monasticum Aureum Opus de Veritate                          Contritionis.</note> Ambit superbus, rodit praesumtio, Judex</p>
        <p>Curius, ingratus, blanditur, scandala reddit,</p>
        <p>Blasphemat, dubius, non fidus, schisma, prophanus,</p>
        <p>Inanis, jactat, contentio, non obedire,</p>
        <p>Hypocrisis, discors, durus, se diligit, audax.</p>
        <p>Bey Hoffarth findet sich der Ehrgeitz/ Splitterrichten /</p>
        <p>Undanck und Schmeicheley/ auch Aergernis bereit:</p>
        <p>Man ist nicht mit sich eins/ und will GOtt selbst vernichten:</p>
        <p>Man suchet nichts als Ruhm und Widerspenstigkeit</p>
        <p>Man schmeichelt/ liebet sich/ und siehet iederzeit /</p>
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        <p><note place="left">Es. 14.</note> Wider solche redet die Schrifft/ und saget:                      Ich will/ spricht der HErr/ den Erdboden heimsuchen um seiner Boßheit willen /                      und die Gottlosen um ihrer Untugend willen/ und will die Hoffarth der Stol-
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[490/0514] chen wollte/ und ohngefehr ein Pserd wiehern hörete/ kehrete Er sich zu Jhm und sprach: Meinem Bedüncken nach hättestu in Warheit auch zu einen guten Pferde gedienet! König Philippus in Macedonien drohete den Lacedemoniern schrifftlich/ daß Er Jhnen Alles/ was Sie vorzunehmen und zu thun gedächten / verbieten wollte. Die Lacedaemonier aber verlachten seinen Hochmuth/ und liessen Jhm hinwieder sagen: Ob Er Jhnen auch das Sterben verbieten wollte? Gleichwie aber die Demuth die Menschen zu Engeln macht: Also die Hoffarth zu Teufeln. Man sey so weise/ reich / glückseelig/ mächtig/ als man wolle/ so ist man doch ein unbesonnener elender Mensch/ wenn man auf menschliche Dinge bauet/ hoffärtig und stoltz wird. Der Hoffarths-Baum bestehet in unterschiedenen Zweigen und Aesten: Seine Nahrung ist der Unglaube/ der Abfall von GOTT/ und die Verachtung seines Wortes: Der Kern die Vergessenheit aller Wohlthaten/ und die von GOTT angedrohete Straffe: Die Zweige sind die Undanckbarkeit/ der Geitz/ die Verachtung des Nächsten/ die Unfreundlichkeit/ die Ungedult/ die Heucheley/ der Frevel/ und der Neid: Die Aeste aber Zanck und Hader/ die Hindansetzung GOTTES Strafe/ das Vertrauen auf Sich selbst/ und der Mißbrauch aller Gaben GOTTES. In Summa; es ist mit der Hoffarth ein verzweiffelt Ding; Verzweiffelt im Predigt-Amte/ wegen Ketzereyen und falscher Lehre: Verzweiffelt im Politische Regimente: Bey Hofe: Im Kriege: Zu Hause: Im Ehestande/ und bey allen des Menschen Vornehmen/ wie zu sehen an Adam und Eva/ an Dathan und Abiram/ an Sodoma und Gomorra/ an Cain und Pharao / an Haman und Absolon/ an Achitophel und an dem vorgedachten schönsten Engel selbst/ der darüber zum abscheulichsten Teufel gemacht worden. Die Hoffarth ist eine Stief-Mutter aller Tugenden/ eine Gebährerin der Laster/ eine Pforte der Höllen/ eine Lehrerin des Irrthums/ und ein Anfang des Bösen. Wie mit mehrern dero Früchte aus folgenden zu sehen: S. Augustin_ August. in Serm 31. Ambit superbus, rodit praesumtio, Judex V. Libellum. Monasticum Aureum Opus de Veritate Contritionis. Curius, ingratus, blanditur, scandala reddit, Blasphemat, dubius, non fidus, schisma, prophanus, Inanis, jactat, contentio, non obedire, Hypocrisis, discors, durus, se diligit, audax. Bey Hoffarth findet sich der Ehrgeitz/ Splitterrichten / Undanck und Schmeicheley/ auch Aergernis bereit: Man ist nicht mit sich eins/ und will GOtt selbst vernichten: Man suchet nichts als Ruhm und Widerspenstigkeit Man schmeichelt/ liebet sich/ und siehet iederzeit / Wie man durch Zwietracht/ Zanck/ anrichte steten Streit. Wider solche redet die Schrifft/ und saget: Ich will/ spricht der HErr/ den Erdboden heimsuchen um seiner Boßheit willen / und die Gottlosen um ihrer Untugend willen/ und will die Hoffarth der Stol- Es. 14.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/514>, abgerufen am 05.05.2024.