[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].ter Kranckheit beginnet es sich mercklich zu bessern. Es stehet noch fest gestelt/ daß Jhr. Churfürstl. Durchl. 4. biß 5000. Mann unter den Herrn Hertzogen Christian von Hall gegen Ende Martii nach Ungarn absenden werde/ man hätte zwar vermeinet/ daß Ihr. Churfl. Durchl. solchem march in hoher Person beywohnen würden/ es ist aber/ weil sie kein groß Corpo dahin senden/ eingestellt worden. Cöllnische Geschichten. Aus dem Westphälischen Crayß hat man von der Reichsstadt Cölln/ daß den 23. dito die 2. Aachter Güllich und Sachs aus Mühlheimb nach dem ohnweit daselbsten auffgerichten Chavot hingeführt / und weiln der Die 2. Aechter Güllich und Sachs werden vom Leben zum Tod hingerichtet. Gülch keines wegs sich einstellen/ und gehen wolte/ und die gantze Nacht vorhin allda geruffen und geschryen/ als wurde selbiger durch 4. Soldaten/ wie ein Holtz auff einen Mistkarren geworffen / und so per force darauff gehalten/ als er bald ans Chavot kame/ fieng er an sich einzustellen/ das Crucifix zu küssen/ von dem Karren abzustehen und umb die Beicht und Communion zu ruffen/ wie dann auch geschahe/ vor besagtem Chavot in beysein der Käyserlichen Herrn Subdelegirten wurde ihme nochmahln die Sententz vorgelesen/ welcher gestalt er sterben solle/ und was er peccirt hätte/ wurde also geköpfft/ und 2. Finger ihme abgehauen/ Sachs gieng indessen wohlgemuth auff dem Chavot hin und her spaziren/ gabe dem Scharffrichter die Hand/ und begehrte von selbigem/ daß er ihn doch nicht mißrichten solte/ welches er ihme zwar versprach/ gabe ihm doch 4. biß 5. Hieb / Mesthovius stunde indessen am Kack/ wurde darauff außgestrichen/ und deß Lands verwiesen. Die Leichnam der beeden ersten seynd unter den Galgen nahe an dem Orth/ wo die Execution geschehen/ begraben/ und die Köpff in die Stadt Cölln gebracht/ worvon deß Güllchs seiner an den Bayen-Thurn/ und deß Saxen seiner auff den Cuniberts-Thurn Kurtze Relation von cutst[unleserliches Material]ud[unleserliches Material]ner Revolta in der Stadt Cölln. andern zum Abscheu auffgestecket worden. Die Ursach dessen ist/ weiln diese beyde die Redleins-Führer/ oder principal- Anstiffter der ohngefähr vor 2. Jahren in Cölln entstandenen Revolta gewesen/ inmassen diese die Zünfften/ wider die regierende Bürgermeister und Räth der Stadt verhetzet/ selbige degradirt / theils arrestirt/ theils mit harter Geld-Straff beleget/ mit andern Stadt-Beambten übel verfahren/ theils bannisirt/ und dem Commendanten nach Leib und Leben gestellet/ folgends einen andern Magistrat ihres Gefallens erkohren/ mit demselben ein neue Regirung eingeführt/ vermittels deren bey allen Raths-Sessionen Commissarii von denen Zünfften zugegen seyn müssen/ ohne welche nichts debattiret/ noch einiger Schluß gemacht werden können; Als nun diese gewaltsahme Proceduren von einigen treuen Patrioten der Stadt Cölln ter Kranckheit beginnet es sich mercklich zu bessern. Es stehet noch fest gestelt/ daß Jhr. Churfürstl. Durchl. 4. biß 5000. Mann unter den Herrn Hertzogen Christian von Hall gegen Ende Martii nach Ungarn absenden werde/ man hätte zwar vermeinet/ daß Ihr. Churfl. Durchl. solchem march in hoher Person beywohnen würden/ es ist aber/ weil sie kein groß Corpo dahin senden/ eingestellt worden. Cöllnische Geschichten. Aus dem Westphälischen Crayß hat man von der Reichsstadt Cölln/ daß den 23. dito die 2. Aachter Güllich und Sachs aus Mühlheimb nach dem ohnweit daselbsten auffgerichten Chavot hingeführt / und weiln der Die 2. Aechter Güllich und Sachs werden vom Leben zum Tod hingerichtet. Gülch keines wegs sich einstellen/ und gehen wolte/ und die gantze Nacht vorhin allda geruffen und geschryen/ als wurde selbiger durch 4. Soldaten/ wie ein Holtz auff einen Mistkarren geworffen / und so per force darauff gehalten/ als er bald ans Chavot kame/ fieng er an sich einzustellen/ das Crucifix zu küssen/ von dem Karren abzustehen und umb die Beicht und Communion zu ruffen/ wie dann auch geschahe/ vor besagtem Chavot in beysein der Käyserlichen Herrn Subdelegirten wurde ihme nochmahln die Sententz vorgelesen/ welcher gestalt er sterben solle/ und was er peccirt hätte/ wurde also geköpfft/ und 2. Finger ihme abgehauen/ Sachs gieng indessen wohlgemuth auff dem Chavot hin und her spaziren/ gabe dem Scharffrichter die Hand/ und begehrte von selbigem/ daß er ihn doch nicht mißrichten solte/ welches er ihme zwar versprach/ gabe ihm doch 4. biß 5. Hieb / Mesthovius stunde indessen am Kack/ wurde darauff außgestrichen/ und deß Lands verwiesen. Die Leichnam der beeden ersten seynd unter den Galgen nahe an dem Orth/ wo die Execution geschehen/ begraben/ und die Köpff in die Stadt Cölln gebracht/ worvon deß Güllchs seiner an den Bayen-Thurn/ und deß Saxen seiner auff den Cuniberts-Thurn Kurtze Relation von cutst[unleserliches Material]ud[unleserliches Material]ner Revolta in der Stadt Cölln. andern zum Abscheu auffgestecket worden. Die Ursach dessen ist/ weiln diese beyde die Redleins-Führer/ oder principal- Anstiffter der ohngefähr vor 2. Jahren in Cölln entstandenen Revolta gewesen/ inmassen diese die Zünfften/ wider die regierende Bürgermeister und Räth der Stadt verhetzet/ selbige degradirt / theils arrestirt/ theils mit harter Geld-Straff beleget/ mit andern Stadt-Beambten übel verfahren/ theils bannisirt/ und dem Commendanten nach Leib und Leben gestellet/ folgends einen andern Magistrat ihres Gefallens erkohren/ mit demselben ein neue Regirung eingeführt/ vermittels deren bey allen Raths-Sessionen Commissarii von denen Zünfften zugegen seyn müssen/ ohne welche nichts debattiret/ noch einiger Schluß gemacht werden können; Als nun diese gewaltsahme Proceduren von einigen treuen Patrioten der Stadt Cölln <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0153" n="141"/> ter Kranckheit beginnet es sich mercklich zu bessern. Es stehet noch fest gestelt/ daß Jhr. Churfürstl. Durchl. 4. biß 5000. Mann unter den Herrn Hertzogen Christian von Hall gegen Ende Martii nach Ungarn absenden werde/ man hätte zwar vermeinet/ daß Ihr. Churfl. Durchl. solchem march in hoher Person beywohnen würden/ es ist aber/ weil sie kein groß Corpo dahin senden/ eingestellt worden.</p> <p><note place="right">Cöllnische Geschichten.</note> Aus dem Westphälischen Crayß hat man von der Reichsstadt Cölln/ daß den 23. dito die 2. Aachter Güllich und Sachs aus Mühlheimb nach dem ohnweit daselbsten auffgerichten Chavot hingeführt / und weiln der <note place="right">Die 2. Aechter Güllich und Sachs werden vom Leben zum Tod hingerichtet.</note> Gülch keines wegs sich einstellen/ und gehen wolte/ und die gantze Nacht vorhin allda geruffen und geschryen/ als wurde selbiger durch 4. Soldaten/ wie ein Holtz auff einen Mistkarren geworffen / und so per force darauff gehalten/ als er bald ans Chavot kame/ fieng er an sich einzustellen/ das Crucifix zu küssen/ von dem Karren abzustehen und umb die Beicht und Communion zu ruffen/ wie dann auch geschahe/ vor besagtem Chavot in beysein der Käyserlichen Herrn Subdelegirten wurde ihme nochmahln die Sententz vorgelesen/ welcher gestalt er sterben solle/ und was er peccirt hätte/ wurde also geköpfft/ und 2. Finger ihme abgehauen/ Sachs gieng indessen wohlgemuth auff dem Chavot hin und her spaziren/ gabe dem Scharffrichter die Hand/ und begehrte von selbigem/ daß er ihn doch nicht mißrichten solte/ welches er ihme zwar versprach/ gabe ihm doch 4. biß 5. Hieb / Mesthovius stunde indessen am Kack/ wurde darauff außgestrichen/ und deß Lands verwiesen. Die Leichnam der beeden ersten seynd unter den Galgen nahe an dem Orth/ wo die Execution geschehen/ begraben/ und die Köpff in die Stadt Cölln gebracht/ worvon deß Güllchs seiner an den Bayen-Thurn/ und deß Saxen seiner auff den Cuniberts-Thurn <note place="right">Kurtze Relation von cutst<gap reason="illegible"/>ud<gap reason="illegible"/>ner Revolta in der Stadt Cölln.</note> andern zum Abscheu auffgestecket worden. Die Ursach dessen ist/ weiln diese beyde die Redleins-Führer/ oder principal- Anstiffter der ohngefähr vor 2. Jahren in Cölln entstandenen Revolta gewesen/ inmassen diese die Zünfften/ wider die regierende Bürgermeister und Räth der Stadt verhetzet/ selbige degradirt / theils arrestirt/ theils mit harter Geld-Straff beleget/ mit andern Stadt-Beambten übel verfahren/ theils bannisirt/ und dem Commendanten nach Leib und Leben gestellet/ folgends einen andern Magistrat ihres Gefallens erkohren/ mit demselben ein neue Regirung eingeführt/ vermittels deren bey allen Raths-Sessionen Commissarii von denen Zünfften zugegen seyn müssen/ ohne welche nichts debattiret/ noch einiger Schluß gemacht werden können; Als nun diese gewaltsahme Proceduren von einigen treuen Patrioten der Stadt Cölln </p> </div> </body> </text> </TEI> [141/0153]
ter Kranckheit beginnet es sich mercklich zu bessern. Es stehet noch fest gestelt/ daß Jhr. Churfürstl. Durchl. 4. biß 5000. Mann unter den Herrn Hertzogen Christian von Hall gegen Ende Martii nach Ungarn absenden werde/ man hätte zwar vermeinet/ daß Ihr. Churfl. Durchl. solchem march in hoher Person beywohnen würden/ es ist aber/ weil sie kein groß Corpo dahin senden/ eingestellt worden.
Aus dem Westphälischen Crayß hat man von der Reichsstadt Cölln/ daß den 23. dito die 2. Aachter Güllich und Sachs aus Mühlheimb nach dem ohnweit daselbsten auffgerichten Chavot hingeführt / und weiln der Gülch keines wegs sich einstellen/ und gehen wolte/ und die gantze Nacht vorhin allda geruffen und geschryen/ als wurde selbiger durch 4. Soldaten/ wie ein Holtz auff einen Mistkarren geworffen / und so per force darauff gehalten/ als er bald ans Chavot kame/ fieng er an sich einzustellen/ das Crucifix zu küssen/ von dem Karren abzustehen und umb die Beicht und Communion zu ruffen/ wie dann auch geschahe/ vor besagtem Chavot in beysein der Käyserlichen Herrn Subdelegirten wurde ihme nochmahln die Sententz vorgelesen/ welcher gestalt er sterben solle/ und was er peccirt hätte/ wurde also geköpfft/ und 2. Finger ihme abgehauen/ Sachs gieng indessen wohlgemuth auff dem Chavot hin und her spaziren/ gabe dem Scharffrichter die Hand/ und begehrte von selbigem/ daß er ihn doch nicht mißrichten solte/ welches er ihme zwar versprach/ gabe ihm doch 4. biß 5. Hieb / Mesthovius stunde indessen am Kack/ wurde darauff außgestrichen/ und deß Lands verwiesen. Die Leichnam der beeden ersten seynd unter den Galgen nahe an dem Orth/ wo die Execution geschehen/ begraben/ und die Köpff in die Stadt Cölln gebracht/ worvon deß Güllchs seiner an den Bayen-Thurn/ und deß Saxen seiner auff den Cuniberts-Thurn andern zum Abscheu auffgestecket worden. Die Ursach dessen ist/ weiln diese beyde die Redleins-Führer/ oder principal- Anstiffter der ohngefähr vor 2. Jahren in Cölln entstandenen Revolta gewesen/ inmassen diese die Zünfften/ wider die regierende Bürgermeister und Räth der Stadt verhetzet/ selbige degradirt / theils arrestirt/ theils mit harter Geld-Straff beleget/ mit andern Stadt-Beambten übel verfahren/ theils bannisirt/ und dem Commendanten nach Leib und Leben gestellet/ folgends einen andern Magistrat ihres Gefallens erkohren/ mit demselben ein neue Regirung eingeführt/ vermittels deren bey allen Raths-Sessionen Commissarii von denen Zünfften zugegen seyn müssen/ ohne welche nichts debattiret/ noch einiger Schluß gemacht werden können; Als nun diese gewaltsahme Proceduren von einigen treuen Patrioten der Stadt Cölln
Cöllnische Geschichten.
Die 2. Aechter Güllich und Sachs werden vom Leben zum Tod hingerichtet.
Kurtze Relation von cutst_ ud_ ner Revolta in der Stadt Cölln.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/153>, abgerufen am 11.12.2023. |