Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Uebungen am Kraftmesser mit Zug
und Druck.
Da die Artilleristen mit Kanonen zu
thun haben, so ist es vor allem Noth, daß sie im
Heben sich üben, und sie möglichst vor dem Ueberhe-
ben
zu bewahren. Darum müssen vorzugsweise ihre
Arm-, Bauch- und Rückgratmuskeln ausgebildet werden.

6. Hiebfechten. Das Stoßfechten erfordert
eine viel zu lange Uebung, um hier irgend wie in
Betracht kommen zu können, wenn wir es auch für
nothwendig erachten, daß die Cadetten -- die freilich
mit außerordentlichen Ausnahmen, sehr wenig Sinn
bis jetzt für eine vernünftige körperliche Ausbildung
gezeigt haben -- als künftige Offiziere sich desselben
auf das eifrigste befleißigen. Das Hiebfechten ist ächt
deutsch und uralt, wenn auch immer die Deutschen al-
len Völkern im Stoßfechten überlegen waren. Wir
empfehlen das Hiebfechten weniger in turnerischer als
besonders in kriegerischer Beziehung. Der Muth wird
erhöht durch die Schlagfertigkeit, durch die Bekannt-
schaft mit der Waffe.

Das ist zu deutlich, als daß ich glauben könnte,
dasselbe noch näher erklären zu müssen. Es ist aber
wirklich sonderbar, und die rüstigern Nachkommen wer-
den es kaum glauben, daß von den hunderttausenden
preußischen Soldaten vielleicht nur der hundertste Theil
fechten gekonnt. Jeder gemeine französische Soldat
kann fechten, auch jeder preußische Offizier? Selten
werden wir auf Straßen und Wegen Einem begegnen,
dessen Haltung und Gestalt verkündet, daß er die rit-
terlichen Uebungen treibe. Und doch soll der preußi-
sche Offizier, der Darsteller des ritterlichen und kriege-
rischen Sinnes des preußischen Volkes sein.

D. H.


5. Uebungen am Kraftmeſſer mit Zug
und Druck.
Da die Artilleriſten mit Kanonen zu
thun haben, ſo iſt es vor allem Noth, daß ſie im
Heben ſich üben, und ſie möglichſt vor dem Ueberhe-
ben
zu bewahren. Darum müſſen vorzugsweiſe ihre
Arm-, Bauch- und Rückgratmuskeln ausgebildet werden.

6. Hiebfechten. Das Stoßfechten erfordert
eine viel zu lange Uebung, um hier irgend wie in
Betracht kommen zu können, wenn wir es auch für
nothwendig erachten, daß die Cadetten — die freilich
mit außerordentlichen Ausnahmen, ſehr wenig Sinn
bis jetzt für eine vernünftige körperliche Ausbildung
gezeigt haben — als künftige Offiziere ſich deſſelben
auf das eifrigſte befleißigen. Das Hiebfechten iſt ächt
deutſch und uralt, wenn auch immer die Deutſchen al-
len Völkern im Stoßfechten überlegen waren. Wir
empfehlen das Hiebfechten weniger in turneriſcher als
beſonders in kriegeriſcher Beziehung. Der Muth wird
erhöht durch die Schlagfertigkeit, durch die Bekannt-
ſchaft mit der Waffe.

Das iſt zu deutlich, als daß ich glauben könnte,
daſſelbe noch näher erklären zu müſſen. Es iſt aber
wirklich ſonderbar, und die rüſtigern Nachkommen wer-
den es kaum glauben, daß von den hunderttauſenden
preußiſchen Soldaten vielleicht nur der hundertſte Theil
fechten gekonnt. Jeder gemeine franzöſiſche Soldat
kann fechten, auch jeder preußiſche Offizier? Selten
werden wir auf Straßen und Wegen Einem begegnen,
deſſen Haltung und Geſtalt verkündet, daß er die rit-
terlichen Uebungen treibe. Und doch ſoll der preußi-
ſche Offizier, der Darſteller des ritterlichen und kriege-
riſchen Sinnes des preußiſchen Volkes ſein.

D. H.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0097" n="93"/>
          <p>5. <hi rendition="#g">Uebungen am Kraftme&#x017F;&#x017F;er mit Zug<lb/>
und Druck.</hi> Da die Artilleri&#x017F;ten mit Kanonen zu<lb/>
thun haben, &#x017F;o i&#x017F;t es vor allem Noth, daß &#x017F;ie im<lb/>
Heben &#x017F;ich üben, und &#x017F;ie möglich&#x017F;t vor dem <hi rendition="#g">Ueberhe-<lb/>
ben</hi> zu bewahren. Darum mü&#x017F;&#x017F;en vorzugswei&#x017F;e ihre<lb/>
Arm-, Bauch- und Rückgratmuskeln ausgebildet werden.</p><lb/>
          <p>6. <hi rendition="#g">Hiebfechten.</hi> Das Stoßfechten erfordert<lb/>
eine viel zu lange Uebung, um hier irgend wie in<lb/>
Betracht kommen zu können, wenn wir es auch für<lb/>
nothwendig erachten, daß die Cadetten &#x2014; die freilich<lb/>
mit außerordentlichen Ausnahmen, &#x017F;ehr wenig Sinn<lb/>
bis jetzt für eine vernünftige körperliche Ausbildung<lb/>
gezeigt haben &#x2014; als künftige Offiziere &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
auf das eifrig&#x017F;te befleißigen. Das Hiebfechten i&#x017F;t ächt<lb/>
deut&#x017F;ch und uralt, wenn auch immer die Deut&#x017F;chen al-<lb/>
len Völkern im Stoßfechten überlegen waren. Wir<lb/>
empfehlen das Hiebfechten weniger in turneri&#x017F;cher als<lb/>
be&#x017F;onders in kriegeri&#x017F;cher Beziehung. Der Muth wird<lb/>
erhöht durch die Schlagfertigkeit, durch die Bekannt-<lb/>
&#x017F;chaft mit der Waffe.</p><lb/>
          <p>Das i&#x017F;t zu deutlich, als daß ich glauben könnte,<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe noch näher erklären zu mü&#x017F;&#x017F;en. Es i&#x017F;t aber<lb/>
wirklich &#x017F;onderbar, und die rü&#x017F;tigern Nachkommen wer-<lb/>
den es kaum glauben, daß von den hunderttau&#x017F;enden<lb/>
preußi&#x017F;chen Soldaten vielleicht nur der hundert&#x017F;te Theil<lb/>
fechten gekonnt. Jeder gemeine franzö&#x017F;i&#x017F;che Soldat<lb/>
kann fechten, auch jeder preußi&#x017F;che Offizier? Selten<lb/>
werden wir auf Straßen und Wegen Einem begegnen,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Haltung und Ge&#x017F;talt verkündet, daß er die rit-<lb/>
terlichen Uebungen treibe. Und doch &#x017F;oll der preußi-<lb/>
&#x017F;che Offizier, der Dar&#x017F;teller des ritterlichen und kriege-<lb/>
ri&#x017F;chen Sinnes des preußi&#x017F;chen Volkes &#x017F;ein.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">D. H.</hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0097] 5. Uebungen am Kraftmeſſer mit Zug und Druck. Da die Artilleriſten mit Kanonen zu thun haben, ſo iſt es vor allem Noth, daß ſie im Heben ſich üben, und ſie möglichſt vor dem Ueberhe- ben zu bewahren. Darum müſſen vorzugsweiſe ihre Arm-, Bauch- und Rückgratmuskeln ausgebildet werden. 6. Hiebfechten. Das Stoßfechten erfordert eine viel zu lange Uebung, um hier irgend wie in Betracht kommen zu können, wenn wir es auch für nothwendig erachten, daß die Cadetten — die freilich mit außerordentlichen Ausnahmen, ſehr wenig Sinn bis jetzt für eine vernünftige körperliche Ausbildung gezeigt haben — als künftige Offiziere ſich deſſelben auf das eifrigſte befleißigen. Das Hiebfechten iſt ächt deutſch und uralt, wenn auch immer die Deutſchen al- len Völkern im Stoßfechten überlegen waren. Wir empfehlen das Hiebfechten weniger in turneriſcher als beſonders in kriegeriſcher Beziehung. Der Muth wird erhöht durch die Schlagfertigkeit, durch die Bekannt- ſchaft mit der Waffe. Das iſt zu deutlich, als daß ich glauben könnte, daſſelbe noch näher erklären zu müſſen. Es iſt aber wirklich ſonderbar, und die rüſtigern Nachkommen wer- den es kaum glauben, daß von den hunderttauſenden preußiſchen Soldaten vielleicht nur der hundertſte Theil fechten gekonnt. Jeder gemeine franzöſiſche Soldat kann fechten, auch jeder preußiſche Offizier? Selten werden wir auf Straßen und Wegen Einem begegnen, deſſen Haltung und Geſtalt verkündet, daß er die rit- terlichen Uebungen treibe. Und doch ſoll der preußi- ſche Offizier, der Darſteller des ritterlichen und kriege- riſchen Sinnes des preußiſchen Volkes ſein. D. H.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843/97
Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843/97>, abgerufen am 27.04.2024.