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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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22) Geb dir siebenfachen Unteranzug.
boschtschaluka, sehr übliche Geschenke, die aus den-
jenigen Kleidungsstücken bestehen, welche den Körper unmit-
telbar decken.
23) Nicht die Feinde Schadenfreude üben.
Es giebt noch andere Sagen über Marko's Tod, von
denen einige der Geschichte näher kommen. Diese lassen ihn
in einer Schlacht, welche die Türken beim Dorfe Rovini
dem wallachischen Wojwoden Mirtscheta lieferten, fallen,
jene ihn mit seinem Scharatz in einem Sumpfe in der nego-
tinischen Krajna, ohnweit der Donau, versinken; noch jetzt
zeigt man den Sumpf, und die Trümmer einer alten Kirche,
die auf seinem Grabe erbaut worden. Eine dritte Sage läßt
Gott, ebenfalls in jener Türken - und Wallachenschlacht, sich
des fast Verblutenden und Verzweifelnden erbarmen, und ihn
wundersamer Weise in eine Gebirgshöhle versetzen, wo er ge-
naß, und noch heute lebt. s. hist. Einleitung.
24) Jetzo rücket vor der Herzog Stephan.
Ein arger Anachronismus. Die Herzegowina und ihr
Herzog erhielten erst 1440 vorn Kaiser Friedrich III. diese
Benennungen. Die Amselfelder Schlacht war 1389.
25) Träufelt in den Mund den rothen Wein
ihm
.

pritscheschtjewati -- das Nachtmahl reichen, einen
communiciren; nach der Etymologie: theilhaftig ma-
chen
. Der Priester schöpft mit einem kleinen Löffel aus dem
Kelche, und träufelt den Wein mit eigner Hand in den Mund
des Communicanten. Der Sänger wählte dieß Wort wohl
nicht allein, um die Art anzudeuten, wie die Jungfrau die
22) Geb dir siebenfachen Unteranzug.
boschtschaluka, sehr übliche Geschenke, die aus den-
jenigen Kleidungsstücken bestehen, welche den Körper unmit-
telbar decken.
23) Nicht die Feinde Schadenfreude üben.
Es giebt noch andere Sagen über Marko's Tod, von
denen einige der Geschichte näher kommen. Diese lassen ihn
in einer Schlacht, welche die Türken beim Dorfe Rovini
dem wallachischen Wojwoden Mirtscheta lieferten, fallen,
jene ihn mit seinem Scharatz in einem Sumpfe in der nego-
tinischen Krajna, ohnweit der Donau, versinken; noch jetzt
zeigt man den Sumpf, und die Trümmer einer alten Kirche,
die auf seinem Grabe erbaut worden. Eine dritte Sage läßt
Gott, ebenfalls in jener Türken - und Wallachenschlacht, sich
des fast Verblutenden und Verzweifelnden erbarmen, und ihn
wundersamer Weise in eine Gebirgshöhle versetzen, wo er ge-
naß, und noch heute lebt. s. hist. Einleitung.
24) Jetzo rücket vor der Herzog Stephan.
Ein arger Anachronismus. Die Herzegowina und ihr
Herzog erhielten erst 1440 vorn Kaiser Friedrich III. diese
Benennungen. Die Amselfelder Schlacht war 1389.
25) Träufelt in den Mund den rothen Wein
ihm
.

pritscheschtjewati — das Nachtmahl reichen, einen
communiciren; nach der Etymologie: theilhaftig ma-
chen
. Der Priester schöpft mit einem kleinen Löffel aus dem
Kelche, und träufelt den Wein mit eigner Hand in den Mund
des Communicanten. Der Sänger wählte dieß Wort wohl
nicht allein, um die Art anzudeuten, wie die Jungfrau die
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[285/0351] ²²⁾ Geb dir siebenfachen Unteranzug. boschtschaluka, sehr übliche Geschenke, die aus den- jenigen Kleidungsstücken bestehen, welche den Körper unmit- telbar decken. ²³⁾ Nicht die Feinde Schadenfreude üben. Es giebt noch andere Sagen über Marko's Tod, von denen einige der Geschichte näher kommen. Diese lassen ihn in einer Schlacht, welche die Türken beim Dorfe Rovini dem wallachischen Wojwoden Mirtscheta lieferten, fallen, jene ihn mit seinem Scharatz in einem Sumpfe in der nego- tinischen Krajna, ohnweit der Donau, versinken; noch jetzt zeigt man den Sumpf, und die Trümmer einer alten Kirche, die auf seinem Grabe erbaut worden. Eine dritte Sage läßt Gott, ebenfalls in jener Türken - und Wallachenschlacht, sich des fast Verblutenden und Verzweifelnden erbarmen, und ihn wundersamer Weise in eine Gebirgshöhle versetzen, wo er ge- naß, und noch heute lebt. s. hist. Einleitung. ²⁴⁾ Jetzo rücket vor der Herzog Stephan. Ein arger Anachronismus. Die Herzegowina und ihr Herzog erhielten erst 1440 vorn Kaiser Friedrich III. diese Benennungen. Die Amselfelder Schlacht war 1389. ²⁵⁾ Träufelt in den Mund den rothen Wein ihm. pritscheschtjewati — das Nachtmahl reichen, einen communiciren; nach der Etymologie: theilhaftig ma- chen. Der Priester schöpft mit einem kleinen Löffel aus dem Kelche, und träufelt den Wein mit eigner Hand in den Mund des Communicanten. Der Sänger wählte dieß Wort wohl nicht allein, um die Art anzudeuten, wie die Jungfrau die

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/351>, abgerufen am 27.04.2024.