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Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

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sie sich wunderseltzam anstellen mit blöcken und singen/ so vielmehr dem brüllen der wilden Thieren/ als einem Gesänge vernünfftiger Menschen gleichet.

Die Waffen/ so sie zum Kriege gebrauchen/ seynd Bogen mit vergiffteten Pfeilen / von Palmen Zweigen oder einigen dünnen Rehte gemachet/ welche sie an statt des Eisen mit harten Fisch-Gräten/ oder scharff geschliffenen Steinen schärffen; selbige Pfeile beschmieren sie mit einen leimigten gifftigen Safft / welcher gleichwol durch sein alter viele von seiner Kraft verlieret/ und desto weniger schadet.

Diese Insul ist vor Zeiten so Volckreich gewesen/ daß die Einwohner auff 2. Millionen geschätzet worden/ aber durch der Hispanier alzu strenges und unerträgliches regirungs Joch ist die Anzahl sehr klein geworden. Viele Innländer/ da sie mercketen/ daß sie mit unerleidlichen schweren Lasten beschwäret wurden/ und keine Hoffnung war zu Wiedererlangung ihrer vorigen Freyheit/ haben als mißmuhtige Leute lieber den Todt als die Sclaverey erwehlet / dannenhero ihrer viele in den Wälderen sich erhencket; andere ihre Kinder vorher getödtet/ und sich selbst darauff von hohen Steinen/ Felsen und Bergen herunter zu todte gestürtzet; Etliche in die wilde See hinein gesprungen und sich erträncket; Eine grosse Menge durchboreten mit Messern von Feur-Steinen und spitzigen Holtze ihre Brust und Seiten/ und gaben also ihrer Seelen einen raumen Ausgang.

Ihren Gottes-Dienst anlangend/ seynd sie gleich wie alle Americaner / Götzendiener/ einige unter ihnen verehren und beten an bemahlete höltzerne Bilder/ andere auß Thon formierte und gebackene/ etliche auch auß gold und silber gemachte Bilder. Zu verrichtung ihrer Opffer und Götzendienstes hatten sie ihren besondern Priester/ welchen sich der Satan öffters in verschiedener Gestalt offenbahrete/ und gelobete ihr Gebet zu erhören. Wan er nu als ein Vatter der Lügen und Mörder von anfang/ seiner Zusag nicht nachkam/ und die Priester bey ihm darüber klageten/ antwortete er/ er hette seine Meinung geändert/ darumb daß sie einige grosse Sünde begangen hetten. Das meiste daß diß verblendete Volck von ihren Abgöttern begehret/ ist nichts anders als überfluß von Speise und Tranck/ Gesundheit/ und Sieg wieder ihre Feinde.

Ihrer Abgötter Festage werden auf

sie sich wunderseltzam anstellen mit blöcken und singen/ so vielmehr dem brüllen der wilden Thieren/ als einem Gesänge vernünfftiger Menschen gleichet.

Die Waffen/ so sie zum Kriege gebrauchen/ seynd Bogen mit vergiffteten Pfeilen / von Palmen Zweigen oder einigen dünnen Rehte gemachet/ welche sie an statt des Eisen mit harten Fisch-Gräten/ oder scharff geschliffenen Steinen schärffen; selbige Pfeile beschmieren sie mit einen leimigten gifftigen Safft / welcher gleichwol durch sein alter viele von seiner Kraft verlieret/ und desto weniger schadet.

Diese Insul ist vor Zeiten so Volckreich gewesen/ daß die Einwohner auff 2. Millionen geschätzet worden/ aber durch der Hispanier alzu strenges und unerträgliches regirungs Joch ist die Anzahl sehr klein geworden. Viele Innländer/ da sie mercketen/ daß sie mit unerleidlichen schweren Lasten beschwäret wurden/ und keine Hoffnung war zu Wiedererlangung ihrer vorigen Freyheit/ haben als mißmuhtige Leute lieber den Todt als die Sclaverey erwehlet / dannenhero ihrer viele in den Wälderen sich erhencket; andere ihre Kinder vorher getödtet/ und sich selbst darauff von hohen Steinen/ Felsen und Bergen herunter zu todte gestürtzet; Etliche in die wilde See hinein gesprungen und sich erträncket; Eine grosse Menge durchboreten mit Messern von Feur-Steinen und spitzigen Holtze ihre Brust und Seiten/ und gaben also ihrer Seelen einen raumen Ausgang.

Ihren Gottes-Dienst anlangend/ seynd sie gleich wie alle Americaner / Götzendiener/ einige unter ihnen verehren und beten an bemahlete höltzerne Bilder/ andere auß Thon formierte uñ gebackene/ etliche auch auß gold uñ silber gemachte Bilder. Zu verrichtung ihrer Opffer und Götzendienstes hatten sie ihren besondern Priester/ welchen sich der Satan öffters in verschiedener Gestalt offenbahrete/ und gelobete ihr Gebet zu erhören. Wan er nu als ein Vatter der Lügen und Mörder von anfang/ seiner Zusag nicht nachkam/ und die Priester bey ihm darüber klageten/ antwortete er/ er hette seine Meinung geändert/ darumb daß sie einige grosse Sünde begangen hetten. Das meiste daß diß verblendete Volck von ihren Abgöttern begehret/ ist nichts anders als überfluß von Speise uñ Tranck/ Gesundheit/ und Sieg wieder ihre Feinde.

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[60/0072] sie sich wunderseltzam anstellen mit blöcken und singen/ so vielmehr dem brüllen der wilden Thieren/ als einem Gesänge vernünfftiger Menschen gleichet. Die Waffen/ so sie zum Kriege gebrauchen/ seynd Bogen mit vergiffteten Pfeilen / von Palmen Zweigen oder einigen dünnen Rehte gemachet/ welche sie an statt des Eisen mit harten Fisch-Gräten/ oder scharff geschliffenen Steinen schärffen; selbige Pfeile beschmieren sie mit einen leimigten gifftigen Safft / welcher gleichwol durch sein alter viele von seiner Kraft verlieret/ und desto weniger schadet. Diese Insul ist vor Zeiten so Volckreich gewesen/ daß die Einwohner auff 2. Millionen geschätzet worden/ aber durch der Hispanier alzu strenges und unerträgliches regirungs Joch ist die Anzahl sehr klein geworden. Viele Innländer/ da sie mercketen/ daß sie mit unerleidlichen schweren Lasten beschwäret wurden/ und keine Hoffnung war zu Wiedererlangung ihrer vorigen Freyheit/ haben als mißmuhtige Leute lieber den Todt als die Sclaverey erwehlet / dannenhero ihrer viele in den Wälderen sich erhencket; andere ihre Kinder vorher getödtet/ und sich selbst darauff von hohen Steinen/ Felsen und Bergen herunter zu todte gestürtzet; Etliche in die wilde See hinein gesprungen und sich erträncket; Eine grosse Menge durchboreten mit Messern von Feur-Steinen und spitzigen Holtze ihre Brust und Seiten/ und gaben also ihrer Seelen einen raumen Ausgang. Ihren Gottes-Dienst anlangend/ seynd sie gleich wie alle Americaner / Götzendiener/ einige unter ihnen verehren und beten an bemahlete höltzerne Bilder/ andere auß Thon formierte uñ gebackene/ etliche auch auß gold uñ silber gemachte Bilder. Zu verrichtung ihrer Opffer und Götzendienstes hatten sie ihren besondern Priester/ welchen sich der Satan öffters in verschiedener Gestalt offenbahrete/ und gelobete ihr Gebet zu erhören. Wan er nu als ein Vatter der Lügen und Mörder von anfang/ seiner Zusag nicht nachkam/ und die Priester bey ihm darüber klageten/ antwortete er/ er hette seine Meinung geändert/ darumb daß sie einige grosse Sünde begangen hetten. Das meiste daß diß verblendete Volck von ihren Abgöttern begehret/ ist nichts anders als überfluß von Speise uñ Tranck/ Gesundheit/ und Sieg wieder ihre Feinde. Ihrer Abgötter Festage werden auf

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/72>, abgerufen am 13.05.2024.