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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.

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Die Affen sind sehr sinreiche Thiere/ welche allerhand seltsame Possen und Auffzüge machen können.

Man liset von einem König in AEgypten/ daß er einen grossen Hauffen Affen beysammen gehabt/ welche er prächtig und zierlich kleyden lassen: Und wann er eine Kurtzweil vor sich haben wolle musten die Affen hervor kommen/ welche mit Tantzen/ Springen und andren Auffzügen/ worauff sie abgerichtet waren/ solche zierliche und vergnügliche Lust trieben/ daß das gemeine Volck davor hielte / als ob es Menschen wären: Gedachter König lies eins mahls ein Spiel durch diese Affen anstellen/ in welchem dieselbe sich also darstelleten/ daß ein jeder mit offenem Maul/ gleich als wäre er in Verwunderung entzücket/ stunde: Es fand sich aber unter den Zusehern einer/ der etwas verschmitzter wahr/ als die andren/ dieser wolte die Verwunderung seiner Mitzuseher auffheben/ und ihnen den Zweifel benehmen: Griff in die Taschen/ und warff eine handvoll Nüsse mitten unter diese Affen/ und vermeinte Menschen: da gaben die Affen ihr Spiel an/ lieffen den Nüssen zu/ und gaben durch ihr beissen/ kratzen/ und Kleider von dem Leib zu reissen/ zuverstehen/ daß sie Affen/ und keine Menschen wären.

Die Affen sind frölich bey dem zu nehmenden und Neumond/ und scheint/ als ob sie demselben wolten Ehre anthun/ hinwiederumb sind sie bey abnehmenden Monde / und wann das Gestirn klein wird/ traurig und betrübet.

Sie werden in warmen Ländern/ als Libyen/ und Mornland/ absonderlich auff einem Theil des Berges Caucasi, und im Königreich Bahman häuffig gefunden: Auff dem Gebirge in Indien finden sie sich in solcher Anzahl/ daß sie des grossen Alexandri Läger offtmals eine Furcht eingejagt haben.

Sie fressen Menschen-Leusel/ Würme/ Spinnen/ und vom Obst/ Äpffel und Nüsse.

Von ihrer Vermehrung gibt Comes Natalis den Bericht/ daß sie ohngegefehr zu Ende des Frühlings zusammen gehen/ und umb das solstitium aestivum (oder Zeit des längsten Tages) junge werffen/ und über eins/ oder zum höchsten zwey auff einmahl nicht bringen. Von zween lieben sie daß eine am allerhefftigsten / tragen es je und alleweg in ihren Armen/ drückens auch zu Zeiten auß Liebe gar tod.

Das andre hänget auff dem Rücken/ und wann sie von den Jägern verfolget werden / lassen sie/ wann sie auff die Bäume klettern/ das eine fallen/ das andre bleibet auff dem Rücken hängen/ und wird alsdann von

Die Affen sind sehr sinreiche Thiere/ welche allerhand seltsame Possen und Auffzüge machen können.

Man liset von einem König in AEgypten/ daß er einen grossen Hauffen Affen beysammen gehabt/ welche er prächtig und zierlich kleyden lassen: Und wann er eine Kurtzweil vor sich haben wolle musten die Affen hervor kommen/ welche mit Tantzen/ Springen und andren Auffzügen/ worauff sie abgerichtet waren/ solche zierliche und vergnügliche Lust trieben/ daß das gemeine Volck davor hielte / als ob es Menschen wären: Gedachter König lies eins mahls ein Spiel durch diese Affen anstellen/ in welchem dieselbe sich also darstelleten/ daß ein jeder mit offenem Maul/ gleich als wäre er in Verwunderung entzücket/ stunde: Es fand sich aber unter den Zusehern einer/ der etwas verschmitzter wahr/ als die andren/ dieser wolte die Verwunderung seiner Mitzuseher auffheben/ und ihnen den Zweifel benehmen: Griff in die Taschen/ und warff eine handvoll Nüsse mitten unter diese Affen/ und vermeinte Menschen: da gaben die Affen ihr Spiel an/ lieffen den Nüssen zu/ und gaben durch ihr beissen/ kratzen/ und Kleider von dem Leib zu reissen/ zuverstehen/ daß sie Affen/ und keine Menschen wären.

Die Affen sind frölich bey dem zu nehmenden und Neumond/ und scheint/ als ob sie demselben wolten Ehre anthun/ hinwiederumb sind sie bey abnehmenden Monde / und wann das Gestirn klein wird/ traurig und betrübet.

Sie werden in warmen Ländern/ als Libyen/ und Mornland/ absonderlich auff einem Theil des Berges Caucasi, und im Königreich Bahman häuffig gefunden: Auff dem Gebirge in Indien finden sie sich in solcher Anzahl/ daß sie des grossen Alexandri Läger offtmals eine Furcht eingejagt haben.

Sie fressen Menschen-Leusel/ Würme/ Spinnen/ und vom Obst/ Äpffel und Nüsse.

Von ihrer Vermehrung gibt Comes Natalis den Bericht/ daß sie ohngegefehr zu Ende des Frühlings zusammen gehen/ und umb das solstitium aestivum (oder Zeit des längsten Tages) junge werffen/ und über eins/ oder zum höchsten zwey auff einmahl nicht bringen. Von zween lieben sie daß eine am allerhefftigsten / tragen es je und alleweg in ihren Armen/ drückens auch zu Zeiten auß Liebe gar tod.

Das andre hänget auff dem Rücken/ und wann sie von den Jägern verfolget werden / lassen sie/ wann sie auff die Bäume klettern/ das eine fallen/ das andre bleibet auff dem Rücken hängen/ und wird alsdann von

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        <p>Von ihrer Vermehrung gibt Comes Natalis den Bericht/ daß sie ohngegefehr zu Ende                      des Frühlings zusammen gehen/ und umb das solstitium aestivum (oder Zeit des                      längsten Tages) junge werffen/ und über eins/ oder zum höchsten zwey auff                      einmahl nicht bringen. Von zween lieben sie daß eine am allerhefftigsten /                      tragen es je und alleweg in ihren Armen/ drückens auch zu Zeiten auß Liebe gar                      tod.</p>
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[98/0102] Die Affen sind sehr sinreiche Thiere/ welche allerhand seltsame Possen und Auffzüge machen können. Man liset von einem König in AEgypten/ daß er einen grossen Hauffen Affen beysammen gehabt/ welche er prächtig und zierlich kleyden lassen: Und wann er eine Kurtzweil vor sich haben wolle musten die Affen hervor kommen/ welche mit Tantzen/ Springen und andren Auffzügen/ worauff sie abgerichtet waren/ solche zierliche und vergnügliche Lust trieben/ daß das gemeine Volck davor hielte / als ob es Menschen wären: Gedachter König lies eins mahls ein Spiel durch diese Affen anstellen/ in welchem dieselbe sich also darstelleten/ daß ein jeder mit offenem Maul/ gleich als wäre er in Verwunderung entzücket/ stunde: Es fand sich aber unter den Zusehern einer/ der etwas verschmitzter wahr/ als die andren/ dieser wolte die Verwunderung seiner Mitzuseher auffheben/ und ihnen den Zweifel benehmen: Griff in die Taschen/ und warff eine handvoll Nüsse mitten unter diese Affen/ und vermeinte Menschen: da gaben die Affen ihr Spiel an/ lieffen den Nüssen zu/ und gaben durch ihr beissen/ kratzen/ und Kleider von dem Leib zu reissen/ zuverstehen/ daß sie Affen/ und keine Menschen wären. Die Affen sind frölich bey dem zu nehmenden und Neumond/ und scheint/ als ob sie demselben wolten Ehre anthun/ hinwiederumb sind sie bey abnehmenden Monde / und wann das Gestirn klein wird/ traurig und betrübet. Sie werden in warmen Ländern/ als Libyen/ und Mornland/ absonderlich auff einem Theil des Berges Caucasi, und im Königreich Bahman häuffig gefunden: Auff dem Gebirge in Indien finden sie sich in solcher Anzahl/ daß sie des grossen Alexandri Läger offtmals eine Furcht eingejagt haben. Sie fressen Menschen-Leusel/ Würme/ Spinnen/ und vom Obst/ Äpffel und Nüsse. Von ihrer Vermehrung gibt Comes Natalis den Bericht/ daß sie ohngegefehr zu Ende des Frühlings zusammen gehen/ und umb das solstitium aestivum (oder Zeit des längsten Tages) junge werffen/ und über eins/ oder zum höchsten zwey auff einmahl nicht bringen. Von zween lieben sie daß eine am allerhefftigsten / tragen es je und alleweg in ihren Armen/ drückens auch zu Zeiten auß Liebe gar tod. Das andre hänget auff dem Rücken/ und wann sie von den Jägern verfolget werden / lassen sie/ wann sie auff die Bäume klettern/ das eine fallen/ das andre bleibet auff dem Rücken hängen/ und wird alsdann von

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/102>, abgerufen am 29.04.2024.