Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite
Reise Beschreibung.

Die Weiber vnd Jungfern gehen mit groben weissen Leinen-Ceremissen
Weiber ha-
bit.

Tüchern vmbwunden/ vnd biß auffs Angesichte verhüllet. Die
Bräute tragen forn auff den Köpffen einen Zierraht/ fast als ein Horn
bey einer Elen lang in die höhe gekehret/ an dessen Spitze in einem bun-
ten Quaste eine kleine Klocke hänget. Die Manspersonen gehen in
langen Leinen-Röcken/ vnter welchen sie Hosen tragen/ die Köpffe

[Abbildung]
lassen sie kahl abscheren; Die Gesellen aber/ so vnbefreyet seynd/ lassen
oben auff dem Wirbel einen langen Zopff wachsen/ welchen sie biß-
weilen in einen Knotten binden/ bißweilen als einen geflochten Wei-
wer Zopff hangen lassen. Wie wir derselben viel/ nicht alleine hier/
sondern auch in der Rückreise zu Caßan gesehen haben.

Als sie vns zu erst auff der Wolge in einem so vngewohnten habit
vnd Schiffe ansichtig wurden/ fürchteten Sie sich vor vns/ theils lief-
fen vom Strande/ theils blieben zwar stehen/ wolten aber nicht auff
vnserm zuwincken an Bort kommen. Gegen den Abend erküh-
nete sich einer/ kam bey dem Rivir Wetluga, l. gegen Junka monastir
ans Schiff/ brachte einen grossen frischen Stöhr zu kauffe/ begerte
darvor 20. Altein, oder 30. Gr. gab jhn aber hernach vmb 5. Altein.

Den 7. Aug. kamen wir zur Stadt Kusmademianski, so 40. W.Kusmade-
mianski
40. W.

von der vorigen Stadt/ auch zur Rechten am Berge gelegen. Jn die-
ser Gegend/ wachsen sehr viel/ ja gantze Wälder voll Linden/ von

wel-
D d iij
Reiſe Beſchreibung.

Die Weiber vnd Jungfern gehen mit groben weiſſen Leinen-Ceremiſſen
Weiber ha-
bit.

Tuͤchern vmbwunden/ vnd biß auffs Angeſichte verhuͤllet. Die
Braͤute tragen forn auff den Koͤpffen einen Zierraht/ faſt als ein Horn
bey einer Elen lang in die hoͤhe gekehret/ an deſſen Spitze in einem bun-
ten Quaſte eine kleine Klocke haͤnget. Die Mansperſonen gehen in
langen Leinen-Roͤcken/ vnter welchen ſie Hoſen tragen/ die Koͤpffe

[Abbildung]
laſſen ſie kahl abſcheren; Die Geſellen aber/ ſo vnbefreyet ſeynd/ laſſen
oben auff dem Wirbel einen langen Zopff wachſen/ welchen ſie biß-
weilen in einen Knotten binden/ bißweilen als einen geflochten Wei-
wer Zopff hangen laſſen. Wie wir derſelben viel/ nicht alleine hier/
ſondern auch in der Ruͤckreiſe zu Caßan geſehen haben.

Als ſie vns zu erſt auff der Wolge in einem ſo vngewohnten habit
vnd Schiffe anſichtig wurden/ fuͤrchteten Sie ſich vor vns/ theils lief-
fen vom Strande/ theils blieben zwar ſtehen/ wolten aber nicht auff
vnſerm zuwincken an Bort kommen. Gegen den Abend erkuͤh-
nete ſich einer/ kam bey dem Rivir Wetluga, l. gegen Junka monastir
ans Schiff/ brachte einen groſſen friſchen Stoͤhr zu kauffe/ begerte
darvor 20. Altîn, oder 30. Gr. gab jhn aber hernach vmb 5. Altîn.

Den 7. Aug. kamen wir zur Stadt Kusmademianski, ſo 40. W.Kusmade-
mianski
40. W.

von der vorigen Stadt/ auch zur Rechten am Berge gelegen. Jn die-
ſer Gegend/ wachſen ſehr viel/ ja gantze Waͤlder voll Linden/ von

wel-
D d iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <pb facs="#f0259" n="213"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Rei&#x017F;e Be&#x017F;chreibung.</hi> </fw><lb/>
          <p>Die Weiber vnd Jungfern gehen mit groben wei&#x017F;&#x017F;en Leinen-<note place="right"><hi rendition="#aq">Ceremi&#x017F;&#x017F;en</hi><lb/>
Weiber <hi rendition="#aq">ha-<lb/>
bit.</hi></note><lb/>
Tu&#x0364;chern vmbwunden/ vnd biß auffs Ange&#x017F;ichte verhu&#x0364;llet. Die<lb/>
Bra&#x0364;ute tragen forn auff den Ko&#x0364;pffen einen Zierraht/ fa&#x017F;t als ein Horn<lb/>
bey einer Elen lang in die ho&#x0364;he gekehret/ an de&#x017F;&#x017F;en Spitze in einem bun-<lb/>
ten Qua&#x017F;te eine kleine Klocke ha&#x0364;nget. Die Mansper&#x017F;onen gehen in<lb/>
langen Leinen-Ro&#x0364;cken/ vnter welchen &#x017F;ie Ho&#x017F;en tragen/ die Ko&#x0364;pffe<lb/><figure/><lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie kahl ab&#x017F;cheren; Die Ge&#x017F;ellen aber/ &#x017F;o vnbefreyet &#x017F;eynd/ la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
oben auff dem Wirbel einen langen Zopff wach&#x017F;en/ welchen &#x017F;ie biß-<lb/>
weilen in einen Knotten binden/ bißweilen als einen geflochten Wei-<lb/>
wer Zopff hangen la&#x017F;&#x017F;en. Wie wir der&#x017F;elben viel/ nicht alleine hier/<lb/>
&#x017F;ondern auch in der Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e zu <hi rendition="#aq">Caßan</hi> ge&#x017F;ehen haben.</p><lb/>
          <p>Als &#x017F;ie vns zu er&#x017F;t auff der <hi rendition="#aq">Wolge</hi> in einem &#x017F;o vngewohnten <hi rendition="#aq">habit</hi><lb/>
vnd Schiffe an&#x017F;ichtig wurden/ fu&#x0364;rchteten Sie &#x017F;ich vor vns/ theils lief-<lb/>
fen vom Strande/ theils blieben zwar &#x017F;tehen/ wolten aber nicht auff<lb/>
vn&#x017F;erm zuwincken an Bort kommen. Gegen den Abend erku&#x0364;h-<lb/>
nete &#x017F;ich einer/ kam bey dem Rivir <hi rendition="#aq">Wetluga,</hi> l. gegen <hi rendition="#aq">Junka monastir</hi><lb/>
ans Schiff/ brachte einen gro&#x017F;&#x017F;en fri&#x017F;chen Sto&#x0364;hr zu kauffe/ begerte<lb/>
darvor 20. <hi rendition="#aq">Altîn,</hi> oder 30. Gr. gab jhn aber hernach vmb 5. <hi rendition="#aq">Altîn.</hi></p><lb/>
          <p>Den 7. <hi rendition="#aq">Aug.</hi> kamen wir zur Stadt <hi rendition="#aq">Kusmademianski,</hi> &#x017F;o 40. <hi rendition="#aq">W.</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Kusmade-<lb/>
mianski<lb/>
40. W.</hi></note><lb/>
von der vorigen Stadt/ auch zur Rechten am Berge gelegen. Jn die-<lb/>
&#x017F;er Gegend/ wach&#x017F;en &#x017F;ehr viel/ ja gantze Wa&#x0364;lder voll Linden/ von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d iij</fw><fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0259] Reiſe Beſchreibung. Die Weiber vnd Jungfern gehen mit groben weiſſen Leinen- Tuͤchern vmbwunden/ vnd biß auffs Angeſichte verhuͤllet. Die Braͤute tragen forn auff den Koͤpffen einen Zierraht/ faſt als ein Horn bey einer Elen lang in die hoͤhe gekehret/ an deſſen Spitze in einem bun- ten Quaſte eine kleine Klocke haͤnget. Die Mansperſonen gehen in langen Leinen-Roͤcken/ vnter welchen ſie Hoſen tragen/ die Koͤpffe [Abbildung] laſſen ſie kahl abſcheren; Die Geſellen aber/ ſo vnbefreyet ſeynd/ laſſen oben auff dem Wirbel einen langen Zopff wachſen/ welchen ſie biß- weilen in einen Knotten binden/ bißweilen als einen geflochten Wei- wer Zopff hangen laſſen. Wie wir derſelben viel/ nicht alleine hier/ ſondern auch in der Ruͤckreiſe zu Caßan geſehen haben. Ceremiſſen Weiber ha- bit. Als ſie vns zu erſt auff der Wolge in einem ſo vngewohnten habit vnd Schiffe anſichtig wurden/ fuͤrchteten Sie ſich vor vns/ theils lief- fen vom Strande/ theils blieben zwar ſtehen/ wolten aber nicht auff vnſerm zuwincken an Bort kommen. Gegen den Abend erkuͤh- nete ſich einer/ kam bey dem Rivir Wetluga, l. gegen Junka monastir ans Schiff/ brachte einen groſſen friſchen Stoͤhr zu kauffe/ begerte darvor 20. Altîn, oder 30. Gr. gab jhn aber hernach vmb 5. Altîn. Den 7. Aug. kamen wir zur Stadt Kusmademianski, ſo 40. W. von der vorigen Stadt/ auch zur Rechten am Berge gelegen. Jn die- ſer Gegend/ wachſen ſehr viel/ ja gantze Waͤlder voll Linden/ von wel- Kusmade- mianski 40. W. D d iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/259
Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/259>, abgerufen am 10.05.2024.