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Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624.

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Kan erweichen einen Stein/
Ewer steinen Hertz
Kan erweichen gar kein schmertz.
So komme dann/ o Todt/
Endt mir das leben mein
In dieser harten Noth/
Darinn ich leide Pein.

Richten darff man mir
Keine Marmor Grabes zier/
Nur ein Wasem klein
Soll bedecken mein Gebein:
Mit diesen Worten grün:
Der hie zu tode blieb/
Den hat gebracht dahin/
Sein Trew vnd grosse Lieb.
Auß mir dann Järlich
Rote Rößlein liebelich
Auch vergiß nit mein
Wachsen wird vnd Roßmarein/
Drauß manch verliebtes Hertz
Zurüst ein Sträusselein/
Darmit in liebes schmertz
Verehr den Liebsten sein.
Wie? wann das Glück wolt/
Daß die Liebste kommen solt/
Vnd von vngefehr
Vber mir Spatzieren her/
Vnd lese diese Schrifft/
Vnd sich besinne mein/
Daß sie mir hab gestifft
Diß vnglück all allein:
Als dann wird sie mich
Erst beweinen bitterlich/
Daß ich nur zu trew/
Sie gewesen nur zu schew/
Auch fellt vieleicht herab
Auß

Kan erweichen einen Stein/
Ewer ſteinen Hertz
Kan erweichen gar kein ſchmertz.
So komme dann/ o Todt/
Endt mir das leben mein
In dieſer harten Noth/
Darinn ich leide Pein.

Richten darff man mir
Keine Marmor Grabes zier/
Nur ein Waſem klein
Soll bedecken mein Gebein:
Mit dieſen Worten gruͤn:
Der hie zu tode blieb/
Den hat gebracht dahin/
Sein Trew vnd groſſe Lieb.
Auß mir dañ Jaͤrlich
Rote Roͤßlein liebelich
Auch vergiß nit mein
Wachſen wird vnd Roßmarein/
Drauß manch verliebtes Hertz
Zuruͤſt ein Straͤuſſelein/
Darmit in liebes ſchmertz
Verehr den Liebſten ſein.
Wie? wann das Gluͤck wolt/
Daß die Liebſte kommen ſolt/
Vnd von vngefehr
Vber mir Spatzieren her/
Vnd leſe dieſe Schrifft/
Vnd ſich beſinne mein/
Daß ſie mir hab geſtifft
Diß vngluͤck all allein:
Als dann wird ſie mich
Erſt beweinen bitterlich/
Daß ich nur zu trew/
Sie geweſen nur zu ſchew/
Auch fellt vieleicht herab
Auß
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[210/0230] Kan erweichen einen Stein/ Ewer ſteinen Hertz Kan erweichen gar kein ſchmertz. So komme dann/ o Todt/ Endt mir das leben mein In dieſer harten Noth/ Darinn ich leide Pein. Richten darff man mir Keine Marmor Grabes zier/ Nur ein Waſem klein Soll bedecken mein Gebein: Mit dieſen Worten gruͤn: Der hie zu tode blieb/ Den hat gebracht dahin/ Sein Trew vnd groſſe Lieb. Auß mir dañ Jaͤrlich Rote Roͤßlein liebelich Auch vergiß nit mein Wachſen wird vnd Roßmarein/ Drauß manch verliebtes Hertz Zuruͤſt ein Straͤuſſelein/ Darmit in liebes ſchmertz Verehr den Liebſten ſein. Wie? wann das Gluͤck wolt/ Daß die Liebſte kommen ſolt/ Vnd von vngefehr Vber mir Spatzieren her/ Vnd leſe dieſe Schrifft/ Vnd ſich beſinne mein/ Daß ſie mir hab geſtifft Diß vngluͤck all allein: Als dann wird ſie mich Erſt beweinen bitterlich/ Daß ich nur zu trew/ Sie geweſen nur zu ſchew/ Auch fellt vieleicht herab Auß

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_poemata_1624/230>, abgerufen am 05.05.2024.