Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

welche sie bald entwaffnete -- ja sie selbst war auch so an ihn gewöhnt, daß sie oft über der Freude, den lang Vermißten wiederzusehen, vergaß, daß sie ihm hatte grollen wollen.

Einmal jedoch, als eine ganze Woche vergangen war, ohne daß Jaromir bei Bella gewesen war, erwachte die Eifersucht in ihr -- sie fürchtete, daß er eine Andere liebe. Das schöne junge Mädchen -- Elisabeth -- fiel ihr wieder ein, mit welchem ziemlich zugleich sie einst Jaromir hatte das Haus, welches sie bewohnte, verlassen sehen. Zwar hatte ihr später Jaromir gesagt, daß er von Thalheim gekommen sei, mit dem er ein Geschäft abzumachen gehabt -- sie mochte denken, ein literarisches -- aber sie war sich doch genau bewußt, daß seit diesem Tage Jaromir's Stimmung verändert war, daß er von diesem Tage an aufgehört hatte ihr Sclave zu sein. Baron Füßly, welcher mit Aurelie Treffurth wirklich ein kleines Liebesverhältniß angesponnen, und bei ihren Eltern um ihre Hand geworben hatte, da er sie für eine gute Partie betrachtete, war zurückgewiesen worden, da umgekehrt Aureliens Eltern, welche von seinen Schulden und ausschweifendem, thatlosem Lebenswandel hörten, ihn für eine sehr schlechte Partie hielten, und ihre Tochter seinen Ueberredungskünsten dadurch entzogen, daß sie dieselbe aus der Residenz in ihren Familienkreis zurückriefen, wo Aurelie, die erst stolz darauf war, sich bald verheirathen

welche sie bald entwaffnete — ja sie selbst war auch so an ihn gewöhnt, daß sie oft über der Freude, den lang Vermißten wiederzusehen, vergaß, daß sie ihm hatte grollen wollen.

Einmal jedoch, als eine ganze Woche vergangen war, ohne daß Jaromir bei Bella gewesen war, erwachte die Eifersucht in ihr — sie fürchtete, daß er eine Andere liebe. Das schöne junge Mädchen — Elisabeth — fiel ihr wieder ein, mit welchem ziemlich zugleich sie einst Jaromir hatte das Haus, welches sie bewohnte, verlassen sehen. Zwar hatte ihr später Jaromir gesagt, daß er von Thalheim gekommen sei, mit dem er ein Geschäft abzumachen gehabt — sie mochte denken, ein literarisches — aber sie war sich doch genau bewußt, daß seit diesem Tage Jaromir’s Stimmung verändert war, daß er von diesem Tage an aufgehört hatte ihr Sclave zu sein. Baron Füßly, welcher mit Aurelie Treffurth wirklich ein kleines Liebesverhältniß angesponnen, und bei ihren Eltern um ihre Hand geworben hatte, da er sie für eine gute Partie betrachtete, war zurückgewiesen worden, da umgekehrt Aureliens Eltern, welche von seinen Schulden und ausschweifendem, thatlosem Lebenswandel hörten, ihn für eine sehr schlechte Partie hielten, und ihre Tochter seinen Ueberredungskünsten dadurch entzogen, daß sie dieselbe aus der Residenz in ihren Familienkreis zurückriefen, wo Aurelie, die erst stolz darauf war, sich bald verheirathen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0189" n="179"/>
welche sie bald entwaffnete &#x2014; ja sie selbst war auch so an ihn gewöhnt, daß sie oft über der Freude, den lang Vermißten wiederzusehen, vergaß, daß sie ihm hatte grollen wollen.</p>
        <p>Einmal jedoch, als eine ganze Woche vergangen war, ohne daß Jaromir bei Bella gewesen war, erwachte die Eifersucht in ihr &#x2014; sie fürchtete, daß er eine Andere liebe. Das schöne junge Mädchen &#x2014; Elisabeth &#x2014; fiel ihr wieder ein, mit welchem ziemlich zugleich sie einst Jaromir hatte das Haus, welches sie bewohnte, verlassen sehen. Zwar hatte ihr später Jaromir gesagt, daß er von Thalheim gekommen sei, mit dem er ein Geschäft abzumachen gehabt &#x2014; sie mochte denken, ein literarisches &#x2014; aber sie war sich doch genau bewußt, daß seit diesem Tage Jaromir&#x2019;s Stimmung verändert war, daß er von diesem Tage an aufgehört hatte ihr Sclave zu sein. Baron Füßly, welcher mit Aurelie Treffurth wirklich ein kleines Liebesverhältniß angesponnen, und bei ihren Eltern um ihre Hand geworben hatte, da er sie für eine gute Partie betrachtete, war zurückgewiesen worden, da umgekehrt Aureliens Eltern, welche von seinen Schulden und ausschweifendem, thatlosem Lebenswandel hörten, ihn für eine sehr schlechte Partie hielten, und ihre Tochter seinen Ueberredungskünsten dadurch entzogen, daß sie dieselbe aus der Residenz in ihren Familienkreis zurückriefen, wo Aurelie, die erst stolz darauf war, sich bald verheirathen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0189] welche sie bald entwaffnete — ja sie selbst war auch so an ihn gewöhnt, daß sie oft über der Freude, den lang Vermißten wiederzusehen, vergaß, daß sie ihm hatte grollen wollen. Einmal jedoch, als eine ganze Woche vergangen war, ohne daß Jaromir bei Bella gewesen war, erwachte die Eifersucht in ihr — sie fürchtete, daß er eine Andere liebe. Das schöne junge Mädchen — Elisabeth — fiel ihr wieder ein, mit welchem ziemlich zugleich sie einst Jaromir hatte das Haus, welches sie bewohnte, verlassen sehen. Zwar hatte ihr später Jaromir gesagt, daß er von Thalheim gekommen sei, mit dem er ein Geschäft abzumachen gehabt — sie mochte denken, ein literarisches — aber sie war sich doch genau bewußt, daß seit diesem Tage Jaromir’s Stimmung verändert war, daß er von diesem Tage an aufgehört hatte ihr Sclave zu sein. Baron Füßly, welcher mit Aurelie Treffurth wirklich ein kleines Liebesverhältniß angesponnen, und bei ihren Eltern um ihre Hand geworben hatte, da er sie für eine gute Partie betrachtete, war zurückgewiesen worden, da umgekehrt Aureliens Eltern, welche von seinen Schulden und ausschweifendem, thatlosem Lebenswandel hörten, ihn für eine sehr schlechte Partie hielten, und ihre Tochter seinen Ueberredungskünsten dadurch entzogen, daß sie dieselbe aus der Residenz in ihren Familienkreis zurückriefen, wo Aurelie, die erst stolz darauf war, sich bald verheirathen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/189
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/189>, abgerufen am 26.04.2024.