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[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

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Bilde anbeten. Sein Ruf erscholl in ganz Strahlenberg und in allen umliegenden Ländern. Es kamen Leuten 25 bis 30 Meilen weit hergegangen, geritten, gefahren und getragen. Der Marketender, der von dem Cistercienser Kloster, auf dessen Markung die Kapelle lag, die Verpflegung gepachtet hatte, verschloß jede Woche 10 Eymer Bier, einen Eymer Brantewein, 600 Pfund Fleisch und 600 Paar Bratwürste. Sogar die Töchter der Freude verließen die Residenz, und schlugen ihre Buden auf der Thalwiese auf, wo ihre Waare weit besser bezahlt wurde, als in der Stadt. Das heilige Blut zu Waldthürn, die Madonne zu Ettal, und die Maria zum guten Troste auf dem Plainberge bey Salzburg verlohren ihre einträglichsten Kunden.

Auch meine Weinigkeit sollte ein Werkzeug zur Verherrlichung des neuen Wunderbildes werden. Ich wurde plötzlich von dem bösen Geiste besessen. Ich bitte meine Leser, daß sie mich um deßwillen für keinen schlechten Menschen halten. Es verhielt sich bey mir, wie bey dem Blindgebohrnen im Evangelio. Es hatten weder meine Aeltern noch ich gesündigt, sondern es geschah

Bilde anbeten. Sein Ruf erscholl in ganz Strahlenberg und in allen umliegenden Ländern. Es kamen Leuten 25 bis 30 Meilen weit hergegangen, geritten, gefahren und getragen. Der Marketender, der von dem Cistercienser Kloster, auf dessen Markung die Kapelle lag, die Verpflegung gepachtet hatte, verschloß jede Woche 10 Eymer Bier, einen Eymer Brantewein, 600 Pfund Fleisch und 600 Paar Bratwürste. Sogar die Töchter der Freude verließen die Residenz, und schlugen ihre Buden auf der Thalwiese auf, wo ihre Waare weit besser bezahlt wurde, als in der Stadt. Das heilige Blut zu Waldthürn, die Madonne zu Ettal, und die Maria zum guten Troste auf dem Plainberge bey Salzburg verlohren ihre einträglichsten Kunden.

Auch meine Weinigkeit sollte ein Werkzeug zur Verherrlichung des neuen Wunderbildes werden. Ich wurde plötzlich von dem bösen Geiste besessen. Ich bitte meine Leser, daß sie mich um deßwillen für keinen schlechten Menschen halten. Es verhielt sich bey mir, wie bey dem Blindgebohrnen im Evangelio. Es hatten weder meine Aeltern noch ich gesündigt, sondern es geschah

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[101/0101] Bilde anbeten. Sein Ruf erscholl in ganz Strahlenberg und in allen umliegenden Ländern. Es kamen Leuten 25 bis 30 Meilen weit hergegangen, geritten, gefahren und getragen. Der Marketender, der von dem Cistercienser Kloster, auf dessen Markung die Kapelle lag, die Verpflegung gepachtet hatte, verschloß jede Woche 10 Eymer Bier, einen Eymer Brantewein, 600 Pfund Fleisch und 600 Paar Bratwürste. Sogar die Töchter der Freude verließen die Residenz, und schlugen ihre Buden auf der Thalwiese auf, wo ihre Waare weit besser bezahlt wurde, als in der Stadt. Das heilige Blut zu Waldthürn, die Madonne zu Ettal, und die Maria zum guten Troste auf dem Plainberge bey Salzburg verlohren ihre einträglichsten Kunden. Auch meine Weinigkeit sollte ein Werkzeug zur Verherrlichung des neuen Wunderbildes werden. Ich wurde plötzlich von dem bösen Geiste besessen. Ich bitte meine Leser, daß sie mich um deßwillen für keinen schlechten Menschen halten. Es verhielt sich bey mir, wie bey dem Blindgebohrnen im Evangelio. Es hatten weder meine Aeltern noch ich gesündigt, sondern es geschah

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/101>, abgerufen am 29.04.2024.