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[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

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einem Hohenlohe-Waldenburgischen Hofrathe sehr in Konsideration kommt.

Es verfloßen wenige Wochen, und siehe! der hochberühmte und hochgelehrte Herr Ex-Pastor und Ex-Protestant Johann Justus Herwig erschien, mit dem Charakter und Patente eines Hohenlohischen Gesandten, an unserm Hofe. Zwar hielt er nur in sehr dürftiger Gestalt, an einem Stabe einher wandernd, und seine omnia mea mecum porto in ein weißes Schnupftuch gepackt, seinen Einzug in die Residenz. Dieß irrte aber die Genossen der Obskurations-Gesellschaft nicht. Vielmehr fanden sie eine so einfache und anspruchlose Manier ganz eines Gesandten würdig, der zu einem Kriege für die Altäre werben sollte. Er ward unter großem Freudengeschrey in den geheimen Ausschuß der Getreuen eingeführt, in den bey seinem Geschäfte zu beobachtenden Klugheitsregeln unterrichtet, und als der Held gepriesen, der dem Volke Gottes in Strahlenberg Heil bereiten sollte. Solche Elogien waren dem redlichen Revertiten etwas Neues. Er vergaß über denselben alle Geisselhiebe und Nasenstieber, die er eher so unsanft von den Recensenten seiner Schriften erhalten hatte.

einem Hohenlohe-Waldenburgischen Hofrathe sehr in Konsideration kommt.

Es verfloßen wenige Wochen, und siehe! der hochberühmte und hochgelehrte Herr Ex-Pastor und Ex-Protestant Johann Justus Herwig erschien, mit dem Charakter und Patente eines Hohenlohischen Gesandten, an unserm Hofe. Zwar hielt er nur in sehr dürftiger Gestalt, an einem Stabe einher wandernd, und seine omnia mea mecum porto in ein weißes Schnupftuch gepackt, seinen Einzug in die Residenz. Dieß irrte aber die Genossen der Obskurations-Gesellschaft nicht. Vielmehr fanden sie eine so einfache und anspruchlose Manier ganz eines Gesandten würdig, der zu einem Kriege für die Altäre werben sollte. Er ward unter großem Freudengeschrey in den geheimen Ausschuß der Getreuen eingeführt, in den bey seinem Geschäfte zu beobachtenden Klugheitsregeln unterrichtet, und als der Held gepriesen, der dem Volke Gottes in Strahlenberg Heil bereiten sollte. Solche Elogien waren dem redlichen Revertiten etwas Neues. Er vergaß über denselben alle Geisselhiebe und Nasenstieber, die er eher so unsanft von den Recensenten seiner Schriften erhalten hatte.

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[134/0134] einem Hohenlohe-Waldenburgischen Hofrathe sehr in Konsideration kommt. Es verfloßen wenige Wochen, und siehe! der hochberühmte und hochgelehrte Herr Ex-Pastor und Ex-Protestant Johann Justus Herwig erschien, mit dem Charakter und Patente eines Hohenlohischen Gesandten, an unserm Hofe. Zwar hielt er nur in sehr dürftiger Gestalt, an einem Stabe einher wandernd, und seine omnia mea mecum porto in ein weißes Schnupftuch gepackt, seinen Einzug in die Residenz. Dieß irrte aber die Genossen der Obskurations-Gesellschaft nicht. Vielmehr fanden sie eine so einfache und anspruchlose Manier ganz eines Gesandten würdig, der zu einem Kriege für die Altäre werben sollte. Er ward unter großem Freudengeschrey in den geheimen Ausschuß der Getreuen eingeführt, in den bey seinem Geschäfte zu beobachtenden Klugheitsregeln unterrichtet, und als der Held gepriesen, der dem Volke Gottes in Strahlenberg Heil bereiten sollte. Solche Elogien waren dem redlichen Revertiten etwas Neues. Er vergaß über denselben alle Geisselhiebe und Nasenstieber, die er eher so unsanft von den Recensenten seiner Schriften erhalten hatte.

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/134>, abgerufen am 29.04.2024.