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[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

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ihr werdet sehen, durch welchen Meisterstreich sie ihm, wenigstens zur Hälfte gelang.

Ich habe meinen Lesern schon gesagt, daß Fräulein Babet unserm gnädigen Herrn tief im Herzen saß. Das war unterdessen noch viel ärger geworden. Denn es verhält sich mit der Liebe, wie mit dem Wahnsinn; entweder hört er gar auf, oder er nimmt zu. Aber der gute Herr war - ein Reuter ohne Pferd, ein Schreyer ohne Echo, ein Schriftsteller ohne Verleger. Das spröde Fräulein wich ihm aus, wie der keusche Joseph der geilen Hälfte Sr. Excellenz des Egyptischen Herrn Staatsministers Baron von Potiphar, und es war schon viel gewonnen, wenn er nur ein holdes, freundliches Gesicht gewann. Damit ist aber einem fürstlichen Liebhaber wenig gedient, Einst erhaschte er sie im Garten, in einer abgesonderten Laube, ganz allein. Die lose Hexe hatte es darauf angelegt.

"Nur einen Kuß!" winselten Se. Durchlaucht.

Unter einer Bedingung.

ihr werdet sehen, durch welchen Meisterstreich sie ihm, wenigstens zur Hälfte gelang.

Ich habe meinen Lesern schon gesagt, daß Fräulein Babet unserm gnädigen Herrn tief im Herzen saß. Das war unterdessen noch viel ärger geworden. Denn es verhält sich mit der Liebe, wie mit dem Wahnsinn; entweder hört er gar auf, oder er nimmt zu. Aber der gute Herr war – ein Reuter ohne Pferd, ein Schreyer ohne Echo, ein Schriftsteller ohne Verleger. Das spröde Fräulein wich ihm aus, wie der keusche Joseph der geilen Hälfte Sr. Excellenz des Egyptischen Herrn Staatsministers Baron von Potiphar, und es war schon viel gewonnen, wenn er nur ein holdes, freundliches Gesicht gewann. Damit ist aber einem fürstlichen Liebhaber wenig gedient, Einst erhaschte er sie im Garten, in einer abgesonderten Laube, ganz allein. Die lose Hexe hatte es darauf angelegt.

„Nur einen Kuß!“ winselten Se. Durchlaucht.

Unter einer Bedingung.

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[168/0168] ihr werdet sehen, durch welchen Meisterstreich sie ihm, wenigstens zur Hälfte gelang. Ich habe meinen Lesern schon gesagt, daß Fräulein Babet unserm gnädigen Herrn tief im Herzen saß. Das war unterdessen noch viel ärger geworden. Denn es verhält sich mit der Liebe, wie mit dem Wahnsinn; entweder hört er gar auf, oder er nimmt zu. Aber der gute Herr war – ein Reuter ohne Pferd, ein Schreyer ohne Echo, ein Schriftsteller ohne Verleger. Das spröde Fräulein wich ihm aus, wie der keusche Joseph der geilen Hälfte Sr. Excellenz des Egyptischen Herrn Staatsministers Baron von Potiphar, und es war schon viel gewonnen, wenn er nur ein holdes, freundliches Gesicht gewann. Damit ist aber einem fürstlichen Liebhaber wenig gedient, Einst erhaschte er sie im Garten, in einer abgesonderten Laube, ganz allein. Die lose Hexe hatte es darauf angelegt. „Nur einen Kuß!“ winselten Se. Durchlaucht. Unter einer Bedingung.

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/168>, abgerufen am 28.04.2024.