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[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

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in der Nacht, mit seiner Räuberhorde von Landau heraus, nahm die tapfern Truppen, die zu Speyer standen, sammt und sonders gefangen, eroberte das dortige Magazin, und marschirte geraden Weges auf die uralte Reichsfestung Maynz los. Kriegsgeschrey und Kriegsgetümmel erfüllte mit einemmale die Stadt und das ganze Land. Wer von gutem Adel war, brachte seine beste Haabe in Sicherheit, und rettete seine Person durch die Flucht. Die Demokraten aber krochen aus ihren Winkeln hervor, schritten auf dem Kothurn umher, und sprachen von dem nahen Heile Israels. Da hatten wir freylich keine bleibende Stätte mehr. Unserm gnädigsten Fürsten sausten die Flintenschüsse der Lotheringischen Bauern noch immer in den Ohren. Sogleich bey dem ersten Lermen hieß er aufpacken. Wir wichen der französischen Kanaille mit Verachtung aus dem Wege. Vor der Hand begaben wir uns nach Frankfurt, ohne zu wissen, wo uns der liebe Himmel weiter eine Freystätte bereitet haben mochte. Denn Küstine bramarbasirte damals in seinen Proklamationen so gewaltig, daß es das Ansehen hatte, daß er nach vier Wochen sein Hauptquartier in der kaiserlichen Burg

in der Nacht, mit seiner Räuberhorde von Landau heraus, nahm die tapfern Truppen, die zu Speyer standen, sammt und sonders gefangen, eroberte das dortige Magazin, und marschirte geraden Weges auf die uralte Reichsfestung Maynz los. Kriegsgeschrey und Kriegsgetümmel erfüllte mit einemmale die Stadt und das ganze Land. Wer von gutem Adel war, brachte seine beste Haabe in Sicherheit, und rettete seine Person durch die Flucht. Die Demokraten aber krochen aus ihren Winkeln hervor, schritten auf dem Kothurn umher, und sprachen von dem nahen Heile Israels. Da hatten wir freylich keine bleibende Stätte mehr. Unserm gnädigsten Fürsten sausten die Flintenschüsse der Lotheringischen Bauern noch immer in den Ohren. Sogleich bey dem ersten Lermen hieß er aufpacken. Wir wichen der französischen Kanaille mit Verachtung aus dem Wege. Vor der Hand begaben wir uns nach Frankfurt, ohne zu wissen, wo uns der liebe Himmel weiter eine Freystätte bereitet haben mochte. Denn Küstine bramarbasirte damals in seinen Proklamationen so gewaltig, daß es das Ansehen hatte, daß er nach vier Wochen sein Hauptquartier in der kaiserlichen Burg

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[198/0198] in der Nacht, mit seiner Räuberhorde von Landau heraus, nahm die tapfern Truppen, die zu Speyer standen, sammt und sonders gefangen, eroberte das dortige Magazin, und marschirte geraden Weges auf die uralte Reichsfestung Maynz los. Kriegsgeschrey und Kriegsgetümmel erfüllte mit einemmale die Stadt und das ganze Land. Wer von gutem Adel war, brachte seine beste Haabe in Sicherheit, und rettete seine Person durch die Flucht. Die Demokraten aber krochen aus ihren Winkeln hervor, schritten auf dem Kothurn umher, und sprachen von dem nahen Heile Israels. Da hatten wir freylich keine bleibende Stätte mehr. Unserm gnädigsten Fürsten sausten die Flintenschüsse der Lotheringischen Bauern noch immer in den Ohren. Sogleich bey dem ersten Lermen hieß er aufpacken. Wir wichen der französischen Kanaille mit Verachtung aus dem Wege. Vor der Hand begaben wir uns nach Frankfurt, ohne zu wissen, wo uns der liebe Himmel weiter eine Freystätte bereitet haben mochte. Denn Küstine bramarbasirte damals in seinen Proklamationen so gewaltig, daß es das Ansehen hatte, daß er nach vier Wochen sein Hauptquartier in der kaiserlichen Burg

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/198>, abgerufen am 28.04.2024.