Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

des Kollegiums, außer Athem, herbey gelaufen kam, und mir einen großen Zettel darreichte. "Da lies, sprach er, ihr seyd mir schöne Wächter! diesen Zettel fand ich an die Pforte geheftet, als ich sie öffnete." Ich las, und siehe! es stand geschrieben:

Gute Nacht, ihr Herren! Mich fangt
ihr nicht.

Seger.

Ich zitterte an allen Gliedern. Doch man muß entschlossen seyn. Auf einen bösen Markt, gehört ein guter Muth. Ich schickte den Bedienten zurück, schlich noch einmal zu meinem Mädchen, und unterrichtete sie über ihr Betragen, falls die Sache ernsthafte Folgen für mich haben sollte. Ungesäumt begab ich mich zu dem frommen Simpert, und brachte ihm das nichts weniger als tröstliche bon jour: der Pasquillant sey zum Teufel gegangen!

Der alte wüthete. Eiligst versammelte sich die Deputation. Man schickte Steckbriefe nach allen vier Winden aus. Man durchsucht die verdächtigen Häuser. Alle Obskuranten giengen

des Kollegiums, außer Athem, herbey gelaufen kam, und mir einen großen Zettel darreichte. „Da lies, sprach er, ihr seyd mir schöne Wächter! diesen Zettel fand ich an die Pforte geheftet, als ich sie öffnete.” Ich las, und siehe! es stand geschrieben:

Gute Nacht, ihr Herren! Mich fangt
ihr nicht.

Seger.

Ich zitterte an allen Gliedern. Doch man muß entschlossen seyn. Auf einen bösen Markt, gehört ein guter Muth. Ich schickte den Bedienten zurück, schlich noch einmal zu meinem Mädchen, und unterrichtete sie über ihr Betragen, falls die Sache ernsthafte Folgen für mich haben sollte. Ungesäumt begab ich mich zu dem frommen Simpert, und brachte ihm das nichts weniger als tröstliche bon jour: der Pasquillant sey zum Teufel gegangen!

Der alte wüthete. Eiligst versammelte sich die Deputation. Man schickte Steckbriefe nach allen vier Winden aus. Man durchsucht die verdächtigen Häuser. Alle Obskuranten giengen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0247" n="247"/>
des Kollegiums, außer Athem, herbey gelaufen kam, und mir einen großen Zettel darreichte. &#x201E;Da lies, sprach er, ihr seyd mir schöne Wächter! diesen Zettel fand ich an die Pforte geheftet, als ich sie öffnete.&#x201D; Ich las, und siehe! es stand geschrieben:</p>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#c">Gute Nacht, ihr Herren! Mich fangt<lb/>
ihr nicht.</hi> </quote><lb/>
          <bibl> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Seger</hi>.</hi> </bibl>
        </cit>
        <p>Ich zitterte an allen Gliedern. Doch man muß entschlossen seyn. Auf einen bösen Markt, gehört ein guter Muth. Ich schickte den Bedienten zurück, schlich noch einmal zu meinem Mädchen, und unterrichtete sie über ihr Betragen, falls die Sache ernsthafte Folgen für mich haben sollte. Ungesäumt begab ich mich zu dem frommen <hi rendition="#g">Simpert</hi>, und brachte ihm das nichts weniger als tröstliche <hi rendition="#aq">bon jour</hi>: der Pasquillant sey zum Teufel gegangen!</p>
        <p>Der alte wüthete. Eiligst versammelte sich die Deputation. Man schickte Steckbriefe nach allen vier Winden aus. Man durchsucht die verdächtigen Häuser. Alle Obskuranten giengen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0247] des Kollegiums, außer Athem, herbey gelaufen kam, und mir einen großen Zettel darreichte. „Da lies, sprach er, ihr seyd mir schöne Wächter! diesen Zettel fand ich an die Pforte geheftet, als ich sie öffnete.” Ich las, und siehe! es stand geschrieben: Gute Nacht, ihr Herren! Mich fangt ihr nicht. Seger. Ich zitterte an allen Gliedern. Doch man muß entschlossen seyn. Auf einen bösen Markt, gehört ein guter Muth. Ich schickte den Bedienten zurück, schlich noch einmal zu meinem Mädchen, und unterrichtete sie über ihr Betragen, falls die Sache ernsthafte Folgen für mich haben sollte. Ungesäumt begab ich mich zu dem frommen Simpert, und brachte ihm das nichts weniger als tröstliche bon jour: der Pasquillant sey zum Teufel gegangen! Der alte wüthete. Eiligst versammelte sich die Deputation. Man schickte Steckbriefe nach allen vier Winden aus. Man durchsucht die verdächtigen Häuser. Alle Obskuranten giengen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/247
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/247>, abgerufen am 07.05.2024.