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[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

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zu erschüttern, die den Wahn für erprobt hält. Es ertönten zwar in allen Klöstern, auf allen Kanzeln, auf allen Theatern, in allen Wirthshäusern, in allen Wachtstuben, in allen Kaffee-Schenken und in allen Bordellen - denn um allen alles zu werden, wirkten wir unter allen - die Beschuldigungen wieder: "Die Illuminaten glauben keinen Gott und keinen Teufel, - sie halten die Jungfrau Maria für ein Freudenmädchen, sie heißen Christum, Mosen und Mahomed die drey großen Betrüger, sie erklären die Bibel für ein abgeschmacktes Buch voller Fabeln, - sie billigen den Königsmord, - sie haben ihre Weiber unter sich gemein - sie halten die Hurerey für erlaubt, - und sie beten die Vernunft unter dem Bilde eines Affen an." Die Leute hörten diese Beschuldigungen, und die Haare standen ihnen zu Berge; aber sie hielten in diesem Augenblicke die Aufgeklärten, die sie kannten, nicht mehr für solche, weil sie ihnen diese schreckliche Greuel nicht zutrauen konnten. Deßhalb ward in dem geheimen Ausschusse beschlossen, die Sache nicht mehr in diesem Grade zu übertreiben, und der Gränze des Möglichen und Glaublichen näher zu bleiben. Aber damit richtete

zu erschüttern, die den Wahn für erprobt hält. Es ertönten zwar in allen Klöstern, auf allen Kanzeln, auf allen Theatern, in allen Wirthshäusern, in allen Wachtstuben, in allen Kaffee-Schenken und in allen Bordellen – denn um allen alles zu werden, wirkten wir unter allen – die Beschuldigungen wieder: „Die Illuminaten glauben keinen Gott und keinen Teufel, – sie halten die Jungfrau Maria für ein Freudenmädchen, sie heißen Christum, Mosen und Mahomed die drey großen Betrüger, sie erklären die Bibel für ein abgeschmacktes Buch voller Fabeln, – sie billigen den Königsmord, – sie haben ihre Weiber unter sich gemein – sie halten die Hurerey für erlaubt, – und sie beten die Vernunft unter dem Bilde eines Affen an.“ Die Leute hörten diese Beschuldigungen, und die Haare standen ihnen zu Berge; aber sie hielten in diesem Augenblicke die Aufgeklärten, die sie kannten, nicht mehr für solche, weil sie ihnen diese schreckliche Greuel nicht zutrauen konnten. Deßhalb ward in dem geheimen Ausschusse beschlossen, die Sache nicht mehr in diesem Grade zu übertreiben, und der Gränze des Möglichen und Glaublichen näher zu bleiben. Aber damit richtete

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[86/0086] zu erschüttern, die den Wahn für erprobt hält. Es ertönten zwar in allen Klöstern, auf allen Kanzeln, auf allen Theatern, in allen Wirthshäusern, in allen Wachtstuben, in allen Kaffee-Schenken und in allen Bordellen – denn um allen alles zu werden, wirkten wir unter allen – die Beschuldigungen wieder: „Die Illuminaten glauben keinen Gott und keinen Teufel, – sie halten die Jungfrau Maria für ein Freudenmädchen, sie heißen Christum, Mosen und Mahomed die drey großen Betrüger, sie erklären die Bibel für ein abgeschmacktes Buch voller Fabeln, – sie billigen den Königsmord, – sie haben ihre Weiber unter sich gemein – sie halten die Hurerey für erlaubt, – und sie beten die Vernunft unter dem Bilde eines Affen an.“ Die Leute hörten diese Beschuldigungen, und die Haare standen ihnen zu Berge; aber sie hielten in diesem Augenblicke die Aufgeklärten, die sie kannten, nicht mehr für solche, weil sie ihnen diese schreckliche Greuel nicht zutrauen konnten. Deßhalb ward in dem geheimen Ausschusse beschlossen, die Sache nicht mehr in diesem Grade zu übertreiben, und der Gränze des Möglichen und Glaublichen näher zu bleiben. Aber damit richtete

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/86>, abgerufen am 29.04.2024.