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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Eine Menge neuer Erscheinungen boten sich den neuen
Ankömlingen in Amerika dar. Man fand einen grossen
ununterbrochenen Kontinent, in dem unter dem Aequatore,
ewiger Schnee auf den Bergen lag: (die Himalayaberge
und die Mondberge kante man noch nicht) dies führte
auf eine genauere Bestimmung der unteren Schneegränze in den
verschiedenen Klimaten, die man nach ihrer relativen
Höhe über dem Meere unterscheiden lernte. Man fand
verschiedene Pflanzen- und Thierformen nach dem Verhält-
nis der Höhe und Breite: ja es kam zu sehr wunderlichen
Diskussionen über die Entstehung der grossen reissenden
Thiere. Man sah ein abgeschlossenes System von Völkern
in Amerika, die zwar unter sich sehr verschieden, doch
durch den eigenthümlichen Bau der Bakkenknochen,
noch mehr aber durch eine gewisse grammatische Ana-
logie der Sprachen verbunden sind. Man bemerkte, dass
grade in den heisseren Gegenden die Amerikaner blasser
sind, in den höher gelegenen kälteren dagegen schwärzer:
man warf die Frage auf, warum es in Amerika keine Ne-

Eine Menge neuer Erscheinungen boten sich den neuen
Ankömlingen in Amerika dar. Man fand einen grossen
ununterbrochenen Kontinent, in dem unter dem Aequatore,
ewiger Schnee auf den Bergen lag: (die Himalayaberge
und die Mondberge kante man noch nicht) dies führte
auf eine genauere Bestimmung der unteren Schneegränze in den
verschiedenen Klimaten, die man nach ihrer relativen
Höhe über dem Meere unterscheiden lernte. Man fand
verschiedene Pflanzen- und Thierformen nach dem Verhält-
nis der Höhe und Breite: ja es kam zu sehr wunderlichen
Diskussionen über die Entstehung der grossen reissenden
Thiere. Man sah ein abgeschlossenes System von Völkern
in Amerika, die zwar unter sich sehr verschieden, doch
durch den eigenthümlichen Bau der Bakkenknochen,
noch mehr aber durch eine gewisse grammatische Ana-
logie der Sprachen verbunden sind. Man bemerkte, dass
grade in den heisseren Gegenden die Amerikaner blasser
sind, in den höher gelegenen kälteren dagegen schwärzer:
man warf die Frage auf, warum es in Amerika keine Ne-

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[39v/0082] Eine Menge neuer Erscheinungen boten sich den neuen Ankömlingen in Amerika dar. Man fand einen grossen ununterbrochenen Kontinent, in dem unter dem Aequatore, ewiger Schnee auf den Bergen lag: (die Himalayaberge und die Mondberge kante man noch nicht) dies führte auf eine genauere Bestimmung der unteren Schneegränze in den verschiedenen Klimaten, die man nach ihrer relativen Höhe über dem Meere unterscheiden lernte. Man fand verschiedene Pflanzen- und Thierformen nach dem Verhält- nis der Höhe und Breite: ja es kam zu sehr wunderlichen Diskussionen über die Entstehung der grossen reissenden Thiere. Man sah ein abgeschlossenes System von Völkern in Amerika, die zwar unter sich sehr verschieden, doch durch den eigenthümlichen Bau der Bakkenknochen, noch mehr aber durch eine gewisse grammatische Ana- logie der Sprachen verbunden sind. Man bemerkte, dass grade in den heisseren Gegenden die Amerikaner blasser sind, in den höher gelegenen kälteren dagegen schwärzer: man warf die Frage auf, warum es in Amerika keine Ne-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 39v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/82>, abgerufen am 03.05.2024.