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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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gel erwischt und vorgezogen und hängt ihn jezt,
wie ein paar Lederhosen, die ein Berliner trock¬
net, an den Beinen in die Luft." --

"Was Donner, Herr," sagte zu meinem
Schrecken der Pauker, "Sie sehen ja alles." --
"Eben diesen Augenblik", versezt' ich, räumte
aber eiligst das Schlag- und Schlachtfeld, um
nicht selber darauf angestellt zu werden. -- --
Und so hab' ich denn ganz unerwartet mein vo¬
riges Gesicht, obwohl noch ein äusserst kurzes,
für Stadt und Land wieder erhalten durch galva¬
nische Schläge von weitem.

Aber, mein Wältlein, eine so köstliche Nun¬
ziaturstreitigkeit enharmonischer Konkordaten be¬
denk'! Ist es nicht, als habe einer meiner besten
Genien uns die Schlägerei als eine fertige Mauer
mit Freskobildern für unsern Hoppelpoppel oder
das Herz absichtlich so vor die Nase hingescho¬
ben, daß wir unser romantisches Odeon nur dar¬
auf hinzumauern brauchen, bis sich die Mauer
gerade da einfügt, wo es krumm läuft, Bru¬
der?"

"Wenn alle Personalitäten dabei auszutil¬

gel erwiſcht und vorgezogen und haͤngt ihn jezt,
wie ein paar Lederhoſen, die ein Berliner trock¬
net, an den Beinen in die Luft.“ —

„Was Donner, Herr,“ ſagte zu meinem
Schrecken der Pauker, „Sie ſehen ja alles.“ —
„Eben dieſen Augenblik“, verſezt' ich, raͤumte
aber eiligſt das Schlag- und Schlachtfeld, um
nicht ſelber darauf angeſtellt zu werden. — —
Und ſo hab' ich denn ganz unerwartet mein vo¬
riges Geſicht, obwohl noch ein aͤuſſerſt kurzes,
fuͤr Stadt und Land wieder erhalten durch galva¬
niſche Schlaͤge von weitem.

Aber, mein Waͤltlein, eine ſo koͤſtliche Nun¬
ziaturſtreitigkeit enharmoniſcher Konkordaten be¬
denk'! Iſt es nicht, als habe einer meiner beſten
Genien uns die Schlaͤgerei als eine fertige Mauer
mit Freſkobildern fuͤr unſern Hoppelpoppel oder
das Herz abſichtlich ſo vor die Naſe hingeſcho¬
ben, daß wir unſer romantiſches Odeon nur dar¬
auf hinzumauern brauchen, bis ſich die Mauer
gerade da einfuͤgt, wo es krumm laͤuft, Bru¬
der?“

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[131/0139] gel erwiſcht und vorgezogen und haͤngt ihn jezt, wie ein paar Lederhoſen, die ein Berliner trock¬ net, an den Beinen in die Luft.“ — „Was Donner, Herr,“ ſagte zu meinem Schrecken der Pauker, „Sie ſehen ja alles.“ — „Eben dieſen Augenblik“, verſezt' ich, raͤumte aber eiligſt das Schlag- und Schlachtfeld, um nicht ſelber darauf angeſtellt zu werden. — — Und ſo hab' ich denn ganz unerwartet mein vo¬ riges Geſicht, obwohl noch ein aͤuſſerſt kurzes, fuͤr Stadt und Land wieder erhalten durch galva¬ niſche Schlaͤge von weitem. Aber, mein Waͤltlein, eine ſo koͤſtliche Nun¬ ziaturſtreitigkeit enharmoniſcher Konkordaten be¬ denk'! Iſt es nicht, als habe einer meiner beſten Genien uns die Schlaͤgerei als eine fertige Mauer mit Freſkobildern fuͤr unſern Hoppelpoppel oder das Herz abſichtlich ſo vor die Naſe hingeſcho¬ ben, daß wir unſer romantiſches Odeon nur dar¬ auf hinzumauern brauchen, bis ſich die Mauer gerade da einfuͤgt, wo es krumm laͤuft, Bru¬ der?“ „Wenn alle Perſonalitaͤten dabei auszutil¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/139>, abgerufen am 02.05.2024.