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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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lieber dem Briefe und Traume zu folgen nach Ro¬
senhof, weil er aus Homer und Herodot und ganz
Griechenland eine heilige Furcht gelernt, höhern
Winken, dem Zeigefinger aus der Wolke mit fre¬
cher Willkühr zu widerstehen und gegen ihn die
Menschen-Hand aufzuheben: so wurde sein Ent¬
schluß des Gehorsams jezt durch die Zudringlich¬
keit der Maske und die Einwirkung Jakobinens
und durch das Nez neu verstärkt, worin Menschen
und Vögel sich der Farbe wegen fangen, weil es
mit der allgemeinen der Erde und Hoffnung an¬
gestrichen ist, nämlich der grünen.

Jakobinen sah er nicht mehr, als blos auf
ihrer Thürschwelle mit einem Lichte, da er über
die seines Kämmerleins trat. Er überdacht' es
darin lange, ob er nicht gegen die Menschheit
durch Argwohn verstosse, wenn er den Nachtrie¬
gel vorschiebe. Aber die Maske fiel ihm ein und
er sties ihn vor. Im Traume war es ihm, als
werd' er leise bei dem Namen gerufen. "Wer
da?" schrie er auf. Niemand sprach. Nur der
hellste Mond lag auf dem Bett-Kissen. Seine
Träume wurden verworren, und Jakobine sezt'

lieber dem Briefe und Traume zu folgen nach Ro¬
ſenhof, weil er aus Homer und Herodot und ganz
Griechenland eine heilige Furcht gelernt, hoͤhern
Winken, dem Zeigefinger aus der Wolke mit fre¬
cher Willkuͤhr zu widerſtehen und gegen ihn die
Menſchen-Hand aufzuheben: ſo wurde ſein Ent¬
ſchluß des Gehorſams jezt durch die Zudringlich¬
keit der Maske und die Einwirkung Jakobinens
und durch das Nez neu verſtaͤrkt, worin Menſchen
und Voͤgel ſich der Farbe wegen fangen, weil es
mit der allgemeinen der Erde und Hoffnung an¬
geſtrichen iſt, naͤmlich der gruͤnen.

Jakobinen ſah er nicht mehr, als blos auf
ihrer Thuͤrſchwelle mit einem Lichte, da er uͤber
die ſeines Kaͤmmerleins trat. Er uͤberdacht' es
darin lange, ob er nicht gegen die Menſchheit
durch Argwohn verſtoſſe, wenn er den Nachtrie¬
gel vorſchiebe. Aber die Maske fiel ihm ein und
er ſties ihn vor. Im Traume war es ihm, als
werd' er leiſe bei dem Namen gerufen. „Wer
da?“ ſchrie er auf. Niemand ſprach. Nur der
hellſte Mond lag auf dem Bett-Kiſſen. Seine
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[150/0158] lieber dem Briefe und Traume zu folgen nach Ro¬ ſenhof, weil er aus Homer und Herodot und ganz Griechenland eine heilige Furcht gelernt, hoͤhern Winken, dem Zeigefinger aus der Wolke mit fre¬ cher Willkuͤhr zu widerſtehen und gegen ihn die Menſchen-Hand aufzuheben: ſo wurde ſein Ent¬ ſchluß des Gehorſams jezt durch die Zudringlich¬ keit der Maske und die Einwirkung Jakobinens und durch das Nez neu verſtaͤrkt, worin Menſchen und Voͤgel ſich der Farbe wegen fangen, weil es mit der allgemeinen der Erde und Hoffnung an¬ geſtrichen iſt, naͤmlich der gruͤnen. Jakobinen ſah er nicht mehr, als blos auf ihrer Thuͤrſchwelle mit einem Lichte, da er uͤber die ſeines Kaͤmmerleins trat. Er uͤberdacht' es darin lange, ob er nicht gegen die Menſchheit durch Argwohn verſtoſſe, wenn er den Nachtrie¬ gel vorſchiebe. Aber die Maske fiel ihm ein und er ſties ihn vor. Im Traume war es ihm, als werd' er leiſe bei dem Namen gerufen. „Wer da?“ ſchrie er auf. Niemand ſprach. Nur der hellſte Mond lag auf dem Bett-Kiſſen. Seine Traͤume wurden verworren, und Jakobine ſezt'

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/158>, abgerufen am 26.04.2024.