Opferhammer wahrscheinlich so lang aufgehoben schwe¬ ben lässet, bis er mit seinem Kopfe darunter steht, der ohne seine Zurückkunft nicht zu haben ist.
Aber ein Pastorfido fragt den Henker nach der ersten Schneelauvine. Auf den Harmonikaglocken seiner Phantasie hören die äussern Kakophonien des Schicksals wie das Wagen-Gerolle des Pflasters auf einem Saitenbezuge, in sanft aufliegendem Ertönen auf. Bei ihm war, wie bei den Astrologen, der April gleich meinem Buche, dem Abendsterne d. h. der Venus geweihet.
Hingegen die andere Schneelauvine lag schon im voraus auf seiner Brust -- der mögliche Bruch mit Klotildens Bruder. Einen Eifersüchtigen bekeh¬ ren die zwölf Apostel und die zwölf kleinen Prophe¬ ten nicht; -- wenn er am Sonntage kurirt ist: so wird er am Montage wieder krank, am Dienstage raset er und am Mitwoche könnt ihr ihn wieder los¬ binden, er ist matt und klug und -- -- passet nur auf. Der eifersüchtige Krebs auf der Brust ist nie ganz zu schneiden, wenn ich großen Operateurs glau¬ ben soll. -- Dasmal war noch dazu etwas Wahres dran; auch schaffet es der Eifersüchtige zeitig bei;
die nur solche Statuen zerschlugen, die an Gotes statt Anbetung empfangen hatten.
Opferhammer wahrſcheinlich ſo lang aufgehoben ſchwe¬ ben laͤſſet, bis er mit ſeinem Kopfe darunter ſteht, der ohne ſeine Zuruͤckkunft nicht zu haben iſt.
Aber ein Paſtorfido fragt den Henker nach der erſten Schneelauvine. Auf den Harmonikaglocken ſeiner Phantaſie hoͤren die aͤuſſern Kakophonien des Schickſals wie das Wagen-Gerolle des Pflaſters auf einem Saitenbezuge, in ſanft aufliegendem Ertoͤnen auf. Bei ihm war, wie bei den Aſtrologen, der April gleich meinem Buche, dem Abendſterne d. h. der Venus geweihet.
Hingegen die andere Schneelauvine lag ſchon im voraus auf ſeiner Bruſt — der moͤgliche Bruch mit Klotildens Bruder. Einen Eiferſuͤchtigen bekeh¬ ren die zwoͤlf Apoſtel und die zwoͤlf kleinen Prophe¬ ten nicht; — wenn er am Sonntage kurirt iſt: ſo wird er am Montage wieder krank, am Dienſtage raſet er und am Mitwoche koͤnnt ihr ihn wieder los¬ binden, er iſt matt und klug und — — paſſet nur auf. Der eiferſuͤchtige Krebs auf der Bruſt iſt nie ganz zu ſchneiden, wenn ich großen Operateurs glau¬ ben ſoll. — Dasmal war noch dazu etwas Wahres dran; auch ſchaffet es der Eiferſuͤchtige zeitig bei;
die nur ſolche Statuen zerſchlugen, die an Gotes ſtatt Anbetung empfangen hatten.
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Opferhammer wahrſcheinlich ſo lang aufgehoben ſchwe¬
ben laͤſſet, bis er mit ſeinem Kopfe darunter ſteht,
der ohne ſeine Zuruͤckkunft nicht zu haben iſt.
Aber ein Paſtorfido fragt den Henker nach der
erſten Schneelauvine. Auf den Harmonikaglocken
ſeiner Phantaſie hoͤren die aͤuſſern Kakophonien des
Schickſals wie das Wagen-Gerolle des Pflaſters auf
einem Saitenbezuge, in ſanft aufliegendem Ertoͤnen
auf. Bei ihm war, wie bei den Aſtrologen, der
April gleich meinem Buche, dem Abendſterne d. h.
der Venus geweihet.
Hingegen die andere Schneelauvine lag ſchon
im voraus auf ſeiner Bruſt — der moͤgliche Bruch
mit Klotildens Bruder. Einen Eiferſuͤchtigen bekeh¬
ren die zwoͤlf Apoſtel und die zwoͤlf kleinen Prophe¬
ten nicht; — wenn er am Sonntage kurirt iſt: ſo
wird er am Montage wieder krank, am Dienſtage
raſet er und am Mitwoche koͤnnt ihr ihn wieder los¬
binden, er iſt matt und klug und — — paſſet nur
auf. Der eiferſuͤchtige Krebs auf der Bruſt iſt nie
ganz zu ſchneiden, wenn ich großen Operateurs glau¬
ben ſoll. — Dasmal war noch dazu etwas Wahres
dran; auch ſchaffet es der Eiferſuͤchtige zeitig bei;
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*) die nur ſolche Statuen zerſchlugen, die an Gotes ſtatt
Anbetung empfangen hatten.
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/56>, abgerufen am 29.04.2024.
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