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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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Doktor nur als invalide oder defekte erschienen.
Nachdem er diese Plus-Finger genau daran
besehen; muste sie ihm jener selber in die Ta-
sche stecken, damit er in der gerüsteten Stel-
lung verbliebe. Freundlich und ganz verändert
bat er, ihm ein Fläschchen mit Thee mitzu-
geben, um es ruhiger im Wagen zu trinken.
"Nach der Schenkung der fremden Hand ver-
zicht' ich gern auf jeden lebendigen Handdruck;
eure Kußhand in meiner Tasche hat alles ins
Reine und uns einander näher gebracht, und
wir lieben uns, so gut wir können. Nur
bitt' ich Euch noch, mir die Stockscheide, wo-
mit ich vorher in die Scheibe des Knies ge-
troffen, selber an den Giftpfeil anzustoßen,
weil ich mich aus Mistrauen nicht bücke,
Schatz!"

Als Stryk etwas ängstlich die obere Hälfte
des Hakenstocks an die untere angeschienet
hatte: händigte Katzenberger mit dem Gem-
senhorn noch schleunig einen beträchtlichen
Schlag den Schreibknöcheln des Mannes ein
-- es sollte ein Siegel auf die Bundesakte

Doktor nur als invalide oder defekte erſchienen.
Nachdem er dieſe Plus-Finger genau daran
beſehen; muſte ſie ihm jener ſelber in die Ta-
ſche ſtecken, damit er in der geruͤſteten Stel-
lung verbliebe. Freundlich und ganz verändert
bat er, ihm ein Flaͤſchchen mit Thee mitzu-
geben, um es ruhiger im Wagen zu trinken.
„Nach der Schenkung der fremden Hand ver-
zicht’ ich gern auf jeden lebendigen Handdruck;
eure Kußhand in meiner Taſche hat alles ins
Reine und uns einander naͤher gebracht, und
wir lieben uns, ſo gut wir koͤnnen. Nur
bitt’ ich Euch noch, mir die Stockſcheide, wo-
mit ich vorher in die Scheibe des Knies ge-
troffen, ſelber an den Giftpfeil anzuſtoßen,
weil ich mich aus Mistrauen nicht buͤcke,
Schatz!”

Als Stryk etwas aͤngſtlich die obere Haͤlfte
des Hakenſtocks an die untere angeſchienet
hatte: haͤndigte Katzenberger mit dem Gem-
ſenhorn noch ſchleunig einen betraͤchtlichen
Schlag den Schreibknoͤcheln des Mannes ein
— es ſollte ein Siegel auf die Bundesakte

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[128/0134] Doktor nur als invalide oder defekte erſchienen. Nachdem er dieſe Plus-Finger genau daran beſehen; muſte ſie ihm jener ſelber in die Ta- ſche ſtecken, damit er in der geruͤſteten Stel- lung verbliebe. Freundlich und ganz verändert bat er, ihm ein Flaͤſchchen mit Thee mitzu- geben, um es ruhiger im Wagen zu trinken. „Nach der Schenkung der fremden Hand ver- zicht’ ich gern auf jeden lebendigen Handdruck; eure Kußhand in meiner Taſche hat alles ins Reine und uns einander naͤher gebracht, und wir lieben uns, ſo gut wir koͤnnen. Nur bitt’ ich Euch noch, mir die Stockſcheide, wo- mit ich vorher in die Scheibe des Knies ge- troffen, ſelber an den Giftpfeil anzuſtoßen, weil ich mich aus Mistrauen nicht buͤcke, Schatz!” Als Stryk etwas aͤngſtlich die obere Haͤlfte des Hakenſtocks an die untere angeſchienet hatte: haͤndigte Katzenberger mit dem Gem- ſenhorn noch ſchleunig einen betraͤchtlichen Schlag den Schreibknoͤcheln des Mannes ein — es ſollte ein Siegel auf die Bundesakte

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/134>, abgerufen am 29.04.2024.