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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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ich auch nur flüchtig nach, daß ich einen acht-
füßigen Hasen -- eine sechsfingrige Hand --
die goldfingerige eines Schwiegersohns auf ei-
ner kurzen Reise gewonnen, wobey ich nicht
einmal im Vorbeygehen die Strykische Schreib-
tatze anschlage, auf die ich geschlagen -- und
schau' ich in die Höle hinein, wo ich auf ganz
andere Hölenbären als auf die kritischen sto-
ßen soll: so kann ein Mann, der auf einer
Reise ums Weltmeer nicht mehr hätte fischen
können, als ich auf meiner ins Maulbronner
Bad, dafür Gott, sollt' ich denken, nicht ge-
nug danken."

Werft noch vier Blicke in den kleinen Freu-
densaal der vom Vaters-Ja beglückten Liebe
und der beglückten Freundschaft zurück, eh' ihr
von allen auf immer geht! Solche Abende und
Zeiten kommen dem dürftigen Herzen selten
wieder; und ob gleich die Liebe wie die Sonne
nicht kleiner wird durch langes Wärmen und
Leuchten, so werden doch einst die Liebenden
noch im Alter zu einander sagen: "gedenkst
Du noch, Alter, der schönen July-Nacht?

ich auch nur fluͤchtig nach, daß ich einen acht-
fuͤßigen Haſen — eine ſechsfingrige Hand —
die goldfingerige eines Schwiegerſohns auf ei-
ner kurzen Reiſe gewonnen, wobey ich nicht
einmal im Vorbeygehen die Strykiſche Schreib-
tatze anſchlage, auf die ich geſchlagen — und
ſchau’ ich in die Höle hinein, wo ich auf ganz
andere Hoͤlenbaͤren als auf die kritiſchen ſto-
ßen ſoll: ſo kann ein Mann, der auf einer
Reiſe ums Weltmeer nicht mehr hätte fiſchen
koͤnnen, als ich auf meiner ins Maulbronner
Bad, dafuͤr Gott, ſollt’ ich denken, nicht ge-
nug danken.”

Werft noch vier Blicke in den kleinen Freu-
denſaal der vom Vaters-Ja begluͤckten Liebe
und der begluͤckten Freundſchaft zuruͤck, eh’ ihr
von allen auf immer geht! Solche Abende und
Zeiten kommen dem duͤrftigen Herzen ſelten
wieder; und ob gleich die Liebe wie die Sonne
nicht kleiner wird durch langes Waͤrmen und
Leuchten, ſo werden doch einſt die Liebenden
noch im Alter zu einander ſagen: „gedenkſt
Du noch, Alter, der ſchoͤnen July-Nacht?

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[142/0148] ich auch nur fluͤchtig nach, daß ich einen acht- fuͤßigen Haſen — eine ſechsfingrige Hand — die goldfingerige eines Schwiegerſohns auf ei- ner kurzen Reiſe gewonnen, wobey ich nicht einmal im Vorbeygehen die Strykiſche Schreib- tatze anſchlage, auf die ich geſchlagen — und ſchau’ ich in die Höle hinein, wo ich auf ganz andere Hoͤlenbaͤren als auf die kritiſchen ſto- ßen ſoll: ſo kann ein Mann, der auf einer Reiſe ums Weltmeer nicht mehr hätte fiſchen koͤnnen, als ich auf meiner ins Maulbronner Bad, dafuͤr Gott, ſollt’ ich denken, nicht ge- nug danken.” Werft noch vier Blicke in den kleinen Freu- denſaal der vom Vaters-Ja begluͤckten Liebe und der begluͤckten Freundſchaft zuruͤck, eh’ ihr von allen auf immer geht! Solche Abende und Zeiten kommen dem duͤrftigen Herzen ſelten wieder; und ob gleich die Liebe wie die Sonne nicht kleiner wird durch langes Waͤrmen und Leuchten, ſo werden doch einſt die Liebenden noch im Alter zu einander ſagen: „gedenkſt Du noch, Alter, der ſchoͤnen July-Nacht?

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/148>, abgerufen am 29.04.2024.