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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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chen sollen, weil in dieser noch kein zugleich so
verfeinerter und moralisch vergifteter Staat --,
wie sich der gallische in seiner Mutterloge Pa-
ris, und in den mitregierenden höhern Stän-
den und Städten aussprach -- je sich aus sei-
nen Galeerenringen gezogen hatte; sie hätten
alle von einem Erdbeben, das so viele Gefäng-
nisse und Thiergärten aufriß, nicht viel hoffen,
noch weniger dabey an Rom und Sparta den-
ken sollen, wo die Freyheit bey einer nicht
viel größern Verderbniß aufhörte, als die war,
bey der sie in Paris anfing. In jedem Jahr-
hundert wird der Sünder (aber auch der Hei-
lige) in der Brust größer, blos weil er be-
sonnener
wird. Die Deutschen sahen es
endlich, wie die weite elektrische Wolke der
Revoluzion die Kröten und die Frösche und
den Staub in die Höhe zog, indeß sie die
erhabenen Gegenstände umschlug; gleichwohl
hielten viele so lange sie konnten, die Haupt-
summe für eine zufällige und sogar nöthige
Partey wider die Gegner die Vendee-Par-
zen und die Koblenzer Emigres.

chen ſollen, weil in dieſer noch kein zugleich ſo
verfeinerter und moraliſch vergifteter Staat —,
wie ſich der galliſche in ſeiner Mutterloge Pa-
ris, und in den mitregierenden hoͤhern Staͤn-
den und Staͤdten ausſprach — je ſich aus ſei-
nen Galeerenringen gezogen hatte; ſie haͤtten
alle von einem Erdbeben, das ſo viele Gefäng-
niſſe und Thiergärten aufriß, nicht viel hoffen,
noch weniger dabey an Rom und Sparta den-
ken ſollen, wo die Freyheit bey einer nicht
viel groͤßern Verderbniß aufhoͤrte, als die war,
bey der ſie in Paris anfing. In jedem Jahr-
hundert wird der Suͤnder (aber auch der Hei-
lige) in der Bruſt groͤßer, blos weil er be-
ſonnener
wird. Die Deutſchen ſahen es
endlich, wie die weite elektriſche Wolke der
Revoluzion die Kroͤten und die Froͤſche und
den Staub in die Höhe zog, indeß ſie die
erhabenen Gegenſtaͤnde umſchlug; gleichwohl
hielten viele ſo lange ſie konnten, die Haupt-
ſumme fuͤr eine zufaͤllige und ſogar noͤthige
Partey wider die Gegner die Vendée-Par-
zen und die Koblenzer Emigrés.

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[230/0236] chen ſollen, weil in dieſer noch kein zugleich ſo verfeinerter und moraliſch vergifteter Staat —, wie ſich der galliſche in ſeiner Mutterloge Pa- ris, und in den mitregierenden hoͤhern Staͤn- den und Staͤdten ausſprach — je ſich aus ſei- nen Galeerenringen gezogen hatte; ſie haͤtten alle von einem Erdbeben, das ſo viele Gefäng- niſſe und Thiergärten aufriß, nicht viel hoffen, noch weniger dabey an Rom und Sparta den- ken ſollen, wo die Freyheit bey einer nicht viel groͤßern Verderbniß aufhoͤrte, als die war, bey der ſie in Paris anfing. In jedem Jahr- hundert wird der Suͤnder (aber auch der Hei- lige) in der Bruſt groͤßer, blos weil er be- ſonnener wird. Die Deutſchen ſahen es endlich, wie die weite elektriſche Wolke der Revoluzion die Kroͤten und die Froͤſche und den Staub in die Höhe zog, indeß ſie die erhabenen Gegenſtaͤnde umſchlug; gleichwohl hielten viele ſo lange ſie konnten, die Haupt- ſumme fuͤr eine zufaͤllige und ſogar noͤthige Partey wider die Gegner die Vendée-Par- zen und die Koblenzer Emigrés.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/236>, abgerufen am 30.04.2024.