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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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Der alte Röper hatte mithin wenig Schlaf mehr,
weil er besorgte, die Kirchen Greifgeier zögen dem
Maussenbacher Altar das Ehrenkleid aus und näh¬
men den mit silbernen und seidnen Lettern aufs
Tuch genähten Schuldschein mit, der besagt, wer's
hergeschenkt. Sein Justitiarius Kolb, dem ein
Diebsfang Zobelfang und Perlenfischerei ist, um¬
gab daher die Kirche mit allerlei Falkenaugen; es
wäre aber nichts gewesen, wenn nicht der Falken¬
bergische Bediente Robisch am Sonntage Abends
sobald die Kirche zugeschlossen war, zum Schulmei¬
ster gesagt hätte, "er solle sie so lassen, er hätte
die Kirchleute gezählet und drei wären nicht mit
heraus." Kurz man blockirte den Tempel bis
Nachts und -- zog glücklicher Weise drei versteckte
Tuchkorsaren aus dem Andachtsorte heraus. Am
Morgen erstaunt alles, die drei Kirchgänger fahren
auf einen Leiterwagen zum Scheerauer Thor hin¬
ein und haben sämtlich schwarze Röcke und Un¬
terkleider an -- Abends sind sie verschwunden. Für
den Hof (wenn er nicht noch geschlafen hätte) war's
ein häßlicher Prospekt, daß eine Räuberbande so
gut wie er Hoftrauer angelegt und sich deswegen
die Trauergarderobe aus Kirchen gestohlen hatte.

Der alte Roͤper hatte mithin wenig Schlaf mehr,
weil er beſorgte, die Kirchen Greifgeier zoͤgen dem
Mauſſenbacher Altar das Ehrenkleid aus und naͤh¬
men den mit ſilbernen und ſeidnen Lettern aufs
Tuch genaͤhten Schuldſchein mit, der beſagt, wer's
hergeſchenkt. Sein Juſtitiarius Kolb, dem ein
Diebsfang Zobelfang und Perlenfiſcherei iſt, um¬
gab daher die Kirche mit allerlei Falkenaugen; es
waͤre aber nichts geweſen, wenn nicht der Falken¬
bergiſche Bediente Robiſch am Sonntage Abends
ſobald die Kirche zugeſchloſſen war, zum Schulmei¬
ſter geſagt haͤtte, „er ſolle ſie ſo laſſen, er haͤtte
die Kirchleute gezaͤhlet und drei waͤren nicht mit
heraus.“ Kurz man blockirte den Tempel bis
Nachts und — zog gluͤcklicher Weiſe drei verſteckte
Tuchkorſaren aus dem Andachtsorte heraus. Am
Morgen erſtaunt alles, die drei Kirchgaͤnger fahren
auf einen Leiterwagen zum Scheerauer Thor hin¬
ein und haben ſaͤmtlich ſchwarze Roͤcke und Un¬
terkleider an — Abends ſind ſie verſchwunden. Fuͤr
den Hof (wenn er nicht noch geſchlafen haͤtte) war's
ein haͤßlicher Proſpekt, daß eine Raͤuberbande ſo
gut wie er Hoftrauer angelegt und ſich deswegen
die Trauergarderobe aus Kirchen geſtohlen hatte.

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[152/0188] Der alte Roͤper hatte mithin wenig Schlaf mehr, weil er beſorgte, die Kirchen Greifgeier zoͤgen dem Mauſſenbacher Altar das Ehrenkleid aus und naͤh¬ men den mit ſilbernen und ſeidnen Lettern aufs Tuch genaͤhten Schuldſchein mit, der beſagt, wer's hergeſchenkt. Sein Juſtitiarius Kolb, dem ein Diebsfang Zobelfang und Perlenfiſcherei iſt, um¬ gab daher die Kirche mit allerlei Falkenaugen; es waͤre aber nichts geweſen, wenn nicht der Falken¬ bergiſche Bediente Robiſch am Sonntage Abends ſobald die Kirche zugeſchloſſen war, zum Schulmei¬ ſter geſagt haͤtte, „er ſolle ſie ſo laſſen, er haͤtte die Kirchleute gezaͤhlet und drei waͤren nicht mit heraus.“ Kurz man blockirte den Tempel bis Nachts und — zog gluͤcklicher Weiſe drei verſteckte Tuchkorſaren aus dem Andachtsorte heraus. Am Morgen erſtaunt alles, die drei Kirchgaͤnger fahren auf einen Leiterwagen zum Scheerauer Thor hin¬ ein und haben ſaͤmtlich ſchwarze Roͤcke und Un¬ terkleider an — Abends ſind ſie verſchwunden. Fuͤr den Hof (wenn er nicht noch geſchlafen haͤtte) war's ein haͤßlicher Proſpekt, daß eine Raͤuberbande ſo gut wie er Hoftrauer angelegt und ſich deswegen die Trauergarderobe aus Kirchen geſtohlen hatte.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/188>, abgerufen am 13.11.2024.