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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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hinlänglich empfunden und gefühlt; ich würde un¬
ter einem Schatten oder Baum mein Herz her¬
vorgenommen und gesagt haben, prenes; ja ich
schien sogar heute Beaten mir weit näher heran¬
zuziehen als sonst, welches bei allen Mädchen ge¬
lingt, mit deren Eltern man die Geschäfte theilt,
-- -- Das war jetzt sämmtlich zum Teufel; ich
mußte kalt und zähe davon gehen wie ein Kam¬
mergerichtsbote und empfand schlecht. War der
neue Amtmann verdrüßlich, den man in sein Amt
hineingeärgert hatte, so war's sein Prinzipal noch
mehr, der in sein Jahr hineingezankt wurde. So
hinkt' ich davon und sagte unter dem ganzen Weg
zu mir: "so und mit dem Gesicht und Ausse¬
"hen ziehest du also, glücklicher Paul, von deiner
"Maussenbachischen Gerichtshalterei heim, von der
"du schon in deinen Sektoren voraus geplaudert
"-- -- Du brauchst meinetwegen nicht aufzuge¬
"hen, Mond, ich brauche dein Puder-Gesicht
"heute nicht -- der einzige verdammte Korn-Kar¬
"ren! und der Fürst! der Filz dazu! und auch
"die Jünglingstugend! -- ich wollt' daß ihr alle
". . . . Wär' ich aber nur so gescheut gewesen und
"hätte gleich Vormittags gefühlt und hätte vor dem

hinlaͤnglich empfunden und gefuͤhlt; ich wuͤrde un¬
ter einem Schatten oder Baum mein Herz her¬
vorgenommen und geſagt haben, prenés; ja ich
ſchien ſogar heute Beaten mir weit naͤher heran¬
zuziehen als ſonſt, welches bei allen Maͤdchen ge¬
lingt, mit deren Eltern man die Geſchaͤfte theilt,
— — Das war jetzt ſaͤmmtlich zum Teufel; ich
mußte kalt und zaͤhe davon gehen wie ein Kam¬
mergerichtsbote und empfand ſchlecht. War der
neue Amtmann verdruͤßlich, den man in ſein Amt
hineingeaͤrgert hatte, ſo war's ſein Prinzipal noch
mehr, der in ſein Jahr hineingezankt wurde. So
hinkt' ich davon und ſagte unter dem ganzen Weg
zu mir: „ſo und mit dem Geſicht und Ausſe¬
„hen zieheſt du alſo, gluͤcklicher Paul, von deiner
„Mauſſenbachiſchen Gerichtshalterei heim, von der
„du ſchon in deinen Sektoren voraus geplaudert
„— — Du brauchſt meinetwegen nicht aufzuge¬
„hen, Mond, ich brauche dein Puder-Geſicht
heute nicht — der einzige verdammte Korn-Kar¬
ren! und der Fuͤrſt! der Filz dazu! und auch
„die Juͤnglingſtugend! — ich wollt' daß ihr alle
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[315/0351] hinlaͤnglich empfunden und gefuͤhlt; ich wuͤrde un¬ ter einem Schatten oder Baum mein Herz her¬ vorgenommen und geſagt haben, prenés; ja ich ſchien ſogar heute Beaten mir weit naͤher heran¬ zuziehen als ſonſt, welches bei allen Maͤdchen ge¬ lingt, mit deren Eltern man die Geſchaͤfte theilt, — — Das war jetzt ſaͤmmtlich zum Teufel; ich mußte kalt und zaͤhe davon gehen wie ein Kam¬ mergerichtsbote und empfand ſchlecht. War der neue Amtmann verdruͤßlich, den man in ſein Amt hineingeaͤrgert hatte, ſo war's ſein Prinzipal noch mehr, der in ſein Jahr hineingezankt wurde. So hinkt' ich davon und ſagte unter dem ganzen Weg zu mir: „ſo und mit dem Geſicht und Ausſe¬ „hen zieheſt du alſo, gluͤcklicher Paul, von deiner „Mauſſenbachiſchen Gerichtshalterei heim, von der „du ſchon in deinen Sektoren voraus geplaudert „— — Du brauchſt meinetwegen nicht aufzuge¬ „hen, Mond, ich brauche dein Puder-Geſicht „heute nicht — der einzige verdammte Korn-Kar¬ „ren! und der Fuͤrſt! der Filz dazu! und auch „die Juͤnglingſtugend! — ich wollt' daß ihr alle „. . . . Waͤr' ich aber nur ſo geſcheut geweſen und „haͤtte gleich Vormittags gefuͤhlt und haͤtte vor dem

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/351>, abgerufen am 29.04.2024.