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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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Drei Tage nach unserer schönen Nacht -- er¬
innerst du dich noch an eine gewisse Bemerkung
von Ottomar? -- will der Professor Hoppedizel
seinen unbesonnenen Spas ausführen, im Maus¬
senbachschen Schlosse einzubrechen. Der pfiffige Jä¬
ger Robisch war gerade nicht zu Hause: sondern
mit deinem Vorfahrer, dem Regierungsrath Kolb,
auf einer Streiferei nach Diebsgesindel, bei der
sie aus Lust mitzogen. Bemerke, eine Menge
Umstände und Personen verknüpfen sich hier, die
schwerlich der Zufall zusammen geleitet hat.

Der Professor kömmt mit 6 Kameraden und
hat eine Leiter mit, um sie an dem seit Jahren
zerbrochnen Fenster das nach Auenthal hinübersieht
anzulegen. Aber als er unter das Fenster tritt:
steht schon eine daran. Er nimmts für den besten
Zufall und sie steigen sämmtlich, beinahe hinter
einander hinauf. Oben langt eine Hand eine sil¬
berne Degenkuppel heraus und will sie geben --
der Professor ergreift beide und springt über das
Fenster hinein. Drinnen war was er schien, ein
Dieb, welcher Handlanger auf der Leiter erwartete.
Der diebische Realist fällt den Nominalisten mit
wüthender Verzweiflung an -- die Gallerie auf der

Drei Tage nach unſerer ſchoͤnen Nacht — er¬
innerſt du dich noch an eine gewiſſe Bemerkung
von Ottomar? — will der Profeſſor Hoppedizel
ſeinen unbeſonnenen Spas ausfuͤhren, im Mauſ¬
ſenbachſchen Schloſſe einzubrechen. Der pfiffige Jaͤ¬
ger Robiſch war gerade nicht zu Hauſe: ſondern
mit deinem Vorfahrer, dem Regierungsrath Kolb,
auf einer Streiferei nach Diebsgeſindel, bei der
ſie aus Luſt mitzogen. Bemerke, eine Menge
Umſtaͤnde und Perſonen verknuͤpfen ſich hier, die
ſchwerlich der Zufall zuſammen geleitet hat.

Der Profeſſor koͤmmt mit 6 Kameraden und
hat eine Leiter mit, um ſie an dem ſeit Jahren
zerbrochnen Fenſter das nach Auenthal hinuͤberſieht
anzulegen. Aber als er unter das Fenſter tritt:
ſteht ſchon eine daran. Er nimmts fuͤr den beſten
Zufall und ſie ſteigen ſaͤmmtlich, beinahe hinter
einander hinauf. Oben langt eine Hand eine ſil¬
berne Degenkuppel heraus und will ſie geben —
der Profeſſor ergreift beide und ſpringt uͤber das
Fenſter hinein. Drinnen war was er ſchien, ein
Dieb, welcher Handlanger auf der Leiter erwartete.
Der diebiſche Realiſt faͤllt den Nominaliſten mit
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[363/0373] Drei Tage nach unſerer ſchoͤnen Nacht — er¬ innerſt du dich noch an eine gewiſſe Bemerkung von Ottomar? — will der Profeſſor Hoppedizel ſeinen unbeſonnenen Spas ausfuͤhren, im Mauſ¬ ſenbachſchen Schloſſe einzubrechen. Der pfiffige Jaͤ¬ ger Robiſch war gerade nicht zu Hauſe: ſondern mit deinem Vorfahrer, dem Regierungsrath Kolb, auf einer Streiferei nach Diebsgeſindel, bei der ſie aus Luſt mitzogen. Bemerke, eine Menge Umſtaͤnde und Perſonen verknuͤpfen ſich hier, die ſchwerlich der Zufall zuſammen geleitet hat. Der Profeſſor koͤmmt mit 6 Kameraden und hat eine Leiter mit, um ſie an dem ſeit Jahren zerbrochnen Fenſter das nach Auenthal hinuͤberſieht anzulegen. Aber als er unter das Fenſter tritt: ſteht ſchon eine daran. Er nimmts fuͤr den beſten Zufall und ſie ſteigen ſaͤmmtlich, beinahe hinter einander hinauf. Oben langt eine Hand eine ſil¬ berne Degenkuppel heraus und will ſie geben — der Profeſſor ergreift beide und ſpringt uͤber das Fenſter hinein. Drinnen war was er ſchien, ein Dieb, welcher Handlanger auf der Leiter erwartete. Der diebiſche Realiſt faͤllt den Nominaliſten mit wuͤthender Verzweiflung an — die Gallerie auf der

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/373>, abgerufen am 27.04.2024.