Eine solche Ausarbeitung wäre meine Sache. . . Aber da ich hier zum erstenmale in meinem Leben mich mit meiner Reiskohle an das Blumenstück ge¬ malter Liebe mache: so muß auf der Stelle abge¬ brochen werden, damit fortgerissen werde Morgen um 6 Uhr mit weniger niedergebranntem Feuer. --
Wenn Venedig, Rom und Wien und die gan¬ ze Luststädte-Bank zusammenthäten und mich mit einem solchen Karnaval beschenken wollten, das dem beikäme, welches mitten in der schwarzen Kantors-Stube war, wo wir Kinder von 8 Uhr bis 11 forttanzten (so lange währte unsre Faschings¬ zeit, in der wir den Appetit zur Fastnachts-Hirse versprangen): so machten sich jene Residenzstädte zwar an etwas Unmögliches und Lächerliches -- aber doch an nichts so Unmögliches, als wenn sie dem Alumnus Wuz den Fastnachtsmorgen mit seinen Karnevalslustbarkeiten wiedergeben wollten, da er als unterer Sekundaner auf Besuch, in der Tanz- und Schulstube seines Vaters am Morgen gegen 10 Uhr ordentlich verliebt wurde. Eine solche Faschings¬ lustbarkeit -- trautes Schulmeisterlein, wo denkst du hin? -- Aber er dachte an nichts hin als zur Justina, die ich selten oder niemals wie die Auenthaler Ju¬
Eine ſolche Ausarbeitung waͤre meine Sache. . . Aber da ich hier zum erſtenmale in meinem Leben mich mit meiner Reiskohle an das Blumenſtuͤck ge¬ malter Liebe mache: ſo muß auf der Stelle abge¬ brochen werden, damit fortgeriſſen werde Morgen um 6 Uhr mit weniger niedergebranntem Feuer. —
Wenn Venedig, Rom und Wien und die gan¬ ze Luſtſtaͤdte-Bank zuſammenthaͤten und mich mit einem ſolchen Karnaval beſchenken wollten, das dem beikaͤme, welches mitten in der ſchwarzen Kantors-Stube war, wo wir Kinder von 8 Uhr bis 11 forttanzten (ſo lange waͤhrte unſre Faſchings¬ zeit, in der wir den Appetit zur Faſtnachts-Hirſe verſprangen): ſo machten ſich jene Reſidenzſtaͤdte zwar an etwas Unmoͤgliches und Laͤcherliches — aber doch an nichts ſo Unmoͤgliches, als wenn ſie dem Alumnus Wuz den Faſtnachtsmorgen mit ſeinen Karnevalsluſtbarkeiten wiedergeben wollten, da er als unterer Sekundaner auf Beſuch, in der Tanz- und Schulſtube ſeines Vaters am Morgen gegen 10 Uhr ordentlich verliebt wurde. Eine ſolche Faſchings¬ luſtbarkeit — trautes Schulmeiſterlein, wo denkſt du hin? — Aber er dachte an nichts hin als zur Juſtina, die ich ſelten oder niemals wie die Auenthaler Ju¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0398"n="388"/><p>Eine ſolche Ausarbeitung waͤre meine Sache. . .<lb/>
Aber da ich hier zum erſtenmale in meinem Leben<lb/>
mich mit meiner Reiskohle an das Blumenſtuͤck ge¬<lb/>
malter Liebe mache: ſo muß auf der Stelle abge¬<lb/>
brochen werden, damit fortgeriſſen werde Morgen<lb/>
um 6 Uhr mit weniger niedergebranntem Feuer. —</p><lb/><p>Wenn Venedig, Rom und Wien und die gan¬<lb/>
ze Luſtſtaͤdte-Bank zuſammenthaͤten und mich<lb/>
mit einem ſolchen Karnaval beſchenken wollten, das<lb/>
dem beikaͤme, welches mitten in der ſchwarzen<lb/>
Kantors-Stube war, wo wir Kinder von 8 Uhr<lb/>
bis <hirendition="#aq">11</hi> forttanzten (ſo lange waͤhrte unſre Faſchings¬<lb/>
zeit, in der wir den Appetit zur Faſtnachts-Hirſe<lb/>
verſprangen): ſo machten ſich jene Reſidenzſtaͤdte<lb/>
zwar an etwas Unmoͤgliches und Laͤcherliches — aber<lb/>
doch an nichts ſo Unmoͤgliches, als wenn ſie dem<lb/>
Alumnus Wuz den Faſtnachtsmorgen mit ſeinen<lb/>
Karnevalsluſtbarkeiten wiedergeben wollten, da er<lb/>
als unterer Sekundaner auf Beſuch, in der Tanz-<lb/>
und Schulſtube ſeines Vaters am Morgen gegen <hirendition="#aq">10</hi><lb/>
Uhr ordentlich verliebt wurde. Eine ſolche Faſchings¬<lb/>
luſtbarkeit — trautes Schulmeiſterlein, wo denkſt du<lb/>
hin? — Aber er dachte an nichts hin als zur Juſtina,<lb/>
die ich ſelten oder niemals wie die Auenthaler Ju¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[388/0398]
Eine ſolche Ausarbeitung waͤre meine Sache. . .
Aber da ich hier zum erſtenmale in meinem Leben
mich mit meiner Reiskohle an das Blumenſtuͤck ge¬
malter Liebe mache: ſo muß auf der Stelle abge¬
brochen werden, damit fortgeriſſen werde Morgen
um 6 Uhr mit weniger niedergebranntem Feuer. —
Wenn Venedig, Rom und Wien und die gan¬
ze Luſtſtaͤdte-Bank zuſammenthaͤten und mich
mit einem ſolchen Karnaval beſchenken wollten, das
dem beikaͤme, welches mitten in der ſchwarzen
Kantors-Stube war, wo wir Kinder von 8 Uhr
bis 11 forttanzten (ſo lange waͤhrte unſre Faſchings¬
zeit, in der wir den Appetit zur Faſtnachts-Hirſe
verſprangen): ſo machten ſich jene Reſidenzſtaͤdte
zwar an etwas Unmoͤgliches und Laͤcherliches — aber
doch an nichts ſo Unmoͤgliches, als wenn ſie dem
Alumnus Wuz den Faſtnachtsmorgen mit ſeinen
Karnevalsluſtbarkeiten wiedergeben wollten, da er
als unterer Sekundaner auf Beſuch, in der Tanz-
und Schulſtube ſeines Vaters am Morgen gegen 10
Uhr ordentlich verliebt wurde. Eine ſolche Faſchings¬
luſtbarkeit — trautes Schulmeiſterlein, wo denkſt du
hin? — Aber er dachte an nichts hin als zur Juſtina,
die ich ſelten oder niemals wie die Auenthaler Ju¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/398>, abgerufen am 13.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.