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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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lief gegen die Bergfestung der Senne Sturm
und erhielt von der Soldatenfrau die Thor¬
schlüssel zum weißgrünen Sommerkabinet. Beim
Himmel! als alle östliche und westliche Fenster¬
laden und Fenster aufgestoßen waren und der
Wind von Osten blätternd durch die Akten und
kühlend durch den Stuben-Schwaden strich --
und als außen Himmel- und Erde um die Fen¬
ster herumstanden und nickend hereinsahen --
als Albano unter dem Fenster nach Osten das
tiefe breite Thal mit dem steinigen springenden
Bache beschauete, auf welchem alle Glimmer¬
scheiden, die die Sonne wie Steinchen schief
anwarf, auf der Bergseite hinausfuhren --
als er vor dem westlichen Fenster hinter Hü¬
geln und Wäldchen den Schwibbogen des Him¬
mels, den Berg von der Lindenstadt sah, der
wie ein krummgeworfner Riese auf der Erde
schlief -- als er sich von einem Fenster zum an¬
dern setzte und sagte! "das ist sehr prächtig!":
so wurden seine Lustbarkeiten im Stübchen am
Ende so glänzend, daß er hinausgieng, um sie
draußen noch höher zu treiben.

Die Göttinn des Friedens schien hier ihre

lief gegen die Bergfeſtung der Senne Sturm
und erhielt von der Soldatenfrau die Thor¬
ſchlüſſel zum weißgrünen Sommerkabinet. Beim
Himmel! als alle öſtliche und weſtliche Fenſter¬
laden und Fenſter aufgeſtoßen waren und der
Wind von Oſten blätternd durch die Akten und
kühlend durch den Stuben-Schwaden ſtrich —
und als außen Himmel- und Erde um die Fen¬
ſter herumſtanden und nickend hereinſahen —
als Albano unter dem Fenſter nach Oſten das
tiefe breite Thal mit dem ſteinigen ſpringenden
Bache beſchauete, auf welchem alle Glimmer¬
ſcheiden, die die Sonne wie Steinchen ſchief
anwarf, auf der Bergſeite hinausfuhren —
als er vor dem weſtlichen Fenſter hinter Hü¬
geln und Wäldchen den Schwibbogen des Him¬
mels, den Berg von der Lindenſtadt ſah, der
wie ein krummgeworfner Rieſe auf der Erde
ſchlief — als er ſich von einem Fenſter zum an¬
dern ſetzte und ſagte! „das iſt ſehr prächtig!“:
ſo wurden ſeine Luſtbarkeiten im Stübchen am
Ende ſo glänzend, daß er hinausgieng, um ſie
draußen noch höher zu treiben.

Die Göttinn des Friedens ſchien hier ihre

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[134/0154] lief gegen die Bergfeſtung der Senne Sturm und erhielt von der Soldatenfrau die Thor¬ ſchlüſſel zum weißgrünen Sommerkabinet. Beim Himmel! als alle öſtliche und weſtliche Fenſter¬ laden und Fenſter aufgeſtoßen waren und der Wind von Oſten blätternd durch die Akten und kühlend durch den Stuben-Schwaden ſtrich — und als außen Himmel- und Erde um die Fen¬ ſter herumſtanden und nickend hereinſahen — als Albano unter dem Fenſter nach Oſten das tiefe breite Thal mit dem ſteinigen ſpringenden Bache beſchauete, auf welchem alle Glimmer¬ ſcheiden, die die Sonne wie Steinchen ſchief anwarf, auf der Bergſeite hinausfuhren — als er vor dem weſtlichen Fenſter hinter Hü¬ geln und Wäldchen den Schwibbogen des Him¬ mels, den Berg von der Lindenſtadt ſah, der wie ein krummgeworfner Rieſe auf der Erde ſchlief — als er ſich von einem Fenſter zum an¬ dern ſetzte und ſagte! „das iſt ſehr prächtig!“: ſo wurden ſeine Luſtbarkeiten im Stübchen am Ende ſo glänzend, daß er hinausgieng, um ſie draußen noch höher zu treiben. Die Göttinn des Friedens ſchien hier ihre

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/154>, abgerufen am 30.04.2024.