"gens nachrechnen. -- Sticke nur fort, Schwe¬ "ster!" beschloß er ironisch.
"Die Prinzessin kommt heute!" sagte der Lektor und entzückt über die Hofnung küßte Liane der Mutter die Hand. Sie sah oft und vertraulich von der Stickerei zu dem Hofmann auf, der sehr einheimisch zu seyn schien, aber als ein feiner Mann, eben so geehrt und eh¬ rend war, als steh' er zum erstenmale da.
Die Anmeldung der Prinzessin setzte den Hauptmann in eine reizende gelenke Freude; eine weibliche Rolle war ihm zur Gesellschaft so nöthig wie den Franzosen zur Oper, und eine Frau, die da war, unterstützte ihn so sehr im Doziren, wie Kant ein Knopf, der fehlte*). Er nahm, um seine Schwester von den Blu¬ men abzuführen, einer Statue auf dem Spie¬ geltische den rothen Flor ab und warf ihm, wie ein kleines Morgenroth, den Lilien auf dem Gesicht der Stickerin über; -- da giengen die
*) Er soll lehrend immer auf die leere Knopf- Stätte eines Studenten gesehen haben; und wurde irre, als dieser sie besetzt hatte.
„gens nachrechnen. — Sticke nur fort, Schwe¬ „ſter!“ beſchloß er ironiſch.
„Die Prinzeſſin kommt heute!“ ſagte der Lektor und entzückt über die Hofnung küßte Liane der Mutter die Hand. Sie ſah oft und vertraulich von der Stickerei zu dem Hofmann auf, der ſehr einheimiſch zu ſeyn ſchien, aber als ein feiner Mann, eben ſo geehrt und eh¬ rend war, als ſteh' er zum erſtenmale da.
Die Anmeldung der Prinzeſſin ſetzte den Hauptmann in eine reizende gelenke Freude; eine weibliche Rolle war ihm zur Geſellſchaft ſo nöthig wie den Franzoſen zur Oper, und eine Frau, die da war, unterſtützte ihn ſo ſehr im Doziren, wie Kant ein Knopf, der fehlte*). Er nahm, um ſeine Schweſter von den Blu¬ men abzuführen, einer Statue auf dem Spie¬ geltiſche den rothen Flor ab und warf ihm, wie ein kleines Morgenroth, den Lilien auf dem Geſicht der Stickerin über; — da giengen die
*) Er ſoll lehrend immer auf die leere Knopf- Stätte eines Studenten geſehen haben; und wurde irre, als dieſer ſie beſetzt hatte.
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„gens nachrechnen. — Sticke nur fort, Schwe¬
„ſter!“ beſchloß er ironiſch.
„Die Prinzeſſin kommt heute!“ ſagte der
Lektor und entzückt über die Hofnung küßte
Liane der Mutter die Hand. Sie ſah oft und
vertraulich von der Stickerei zu dem Hofmann
auf, der ſehr einheimiſch zu ſeyn ſchien, aber
als ein feiner Mann, eben ſo geehrt und eh¬
rend war, als ſteh' er zum erſtenmale da.
Die Anmeldung der Prinzeſſin ſetzte den
Hauptmann in eine reizende gelenke Freude;
eine weibliche Rolle war ihm zur Geſellſchaft
ſo nöthig wie den Franzoſen zur Oper, und
eine Frau, die da war, unterſtützte ihn ſo ſehr
im Doziren, wie Kant ein Knopf, der fehlte *).
Er nahm, um ſeine Schweſter von den Blu¬
men abzuführen, einer Statue auf dem Spie¬
geltiſche den rothen Flor ab und warf ihm, wie
ein kleines Morgenroth, den Lilien auf dem
Geſicht der Stickerin über; — da giengen die
*)
Er ſoll lehrend immer auf die leere Knopf-
Stätte eines Studenten geſehen haben; und
wurde irre, als dieſer ſie beſetzt hatte.
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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/53>, abgerufen am 16.06.2024.
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