Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.der wegstreichen könnte. Ich erinnere mich, Wer die Nacht beobachtet, findet, daß sie D 2
der wegſtreichen könnte. Ich erinnere mich, Wer die Nacht beobachtet, findet, daß ſie D 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0059" n="51"/> der wegſtreichen könnte. Ich erinnere mich,<lb/> was wir herausbrachten, wenn ich und andere<lb/> auf Hafenreffers offizielle Berichte über Sachen<lb/> von Belang vorher die Hände deckten und nun<lb/> mit bloßer Phantaſie entwickeln wollten, wie<lb/> es möchte gegangen ſeyn — — es war nicht<lb/> brauchbar. Und natürlich! Schon an und für<lb/> ſich haben die Weiber und ſpaniſchen Häuſer,<lb/> viele <hi rendition="#g">Thüren</hi> und wenige <hi rendition="#g">Fenſter</hi> und es<lb/> iſt in ihr Herz leichter zu <hi rendition="#g">kommen</hi> als zu<lb/><hi rendition="#g">ſchauen</hi>. Vollends Mädchen! Ich meine, da<lb/> die Frauen ſowohl phyſiognomiſch als mora¬<lb/> liſch beſtimmter, kecker entwickelt und gezeichnet<lb/> ſind: ſo will ich lieber zehn Mütter als zwei<lb/> Töchter errathen, und mithin abkopiren. Die<lb/> körperlichen Portraitmaler klagen eben ſo.</p><lb/> <p>Wer die Nacht beobachtet, findet, daß ſie<lb/> die Zweifel und Sorgen, die er den Abend vor¬<lb/> her über die Heldin ſeines Lebens aufgefangen,<lb/> meiſtens bis gegen den Morgen hin todtge¬<lb/> macht. — Albano ſchlug am Frühlingsmorgen<lb/> die Augen im Leben wie in einem Siegeswa¬<lb/> gen auf und die friſchen Roſſe ſtampften davor<lb/> und er durfte ihnen nur den Zügel laſſen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 2<lb/></fw> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0059]
der wegſtreichen könnte. Ich erinnere mich,
was wir herausbrachten, wenn ich und andere
auf Hafenreffers offizielle Berichte über Sachen
von Belang vorher die Hände deckten und nun
mit bloßer Phantaſie entwickeln wollten, wie
es möchte gegangen ſeyn — — es war nicht
brauchbar. Und natürlich! Schon an und für
ſich haben die Weiber und ſpaniſchen Häuſer,
viele Thüren und wenige Fenſter und es
iſt in ihr Herz leichter zu kommen als zu
ſchauen. Vollends Mädchen! Ich meine, da
die Frauen ſowohl phyſiognomiſch als mora¬
liſch beſtimmter, kecker entwickelt und gezeichnet
ſind: ſo will ich lieber zehn Mütter als zwei
Töchter errathen, und mithin abkopiren. Die
körperlichen Portraitmaler klagen eben ſo.
Wer die Nacht beobachtet, findet, daß ſie
die Zweifel und Sorgen, die er den Abend vor¬
her über die Heldin ſeines Lebens aufgefangen,
meiſtens bis gegen den Morgen hin todtge¬
macht. — Albano ſchlug am Frühlingsmorgen
die Augen im Leben wie in einem Siegeswa¬
gen auf und die friſchen Roſſe ſtampften davor
und er durfte ihnen nur den Zügel laſſen.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/59>, abgerufen am 27.07.2024. |