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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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se! -- Quelle meprise! -- Vous vous etes trom¬
pe de chambres! -- Pardonnes, Monsieur que
je sauve les dehors de mon sexe et de mon
rang. Comment aves-vous pu
-- --" Sie sag¬
te Alles, vielleicht um die deutsche Zeugin zu blen¬
den, mit zornigem Akzente. Der Altgevatter
-- der sich nach allen bisherigen Genüssen so
fühlte wie ein Hahn, der viele lebendige Käfer
verschluckte und dem sie nun im geängstigten
Kropfe Lebensgefahr drohen -- schwieg nicht,
sondern versetzte deutsch, indem er die Tapeten¬
thüre aufmachte, er habe eben wie sie befohlen
die Bücher aus der Bibliothek in das helle Zim¬
mer gelegt und sey im Herweg begriffen ge¬
wesen. Er gieng sogleich durch die Tapete hin¬
durch, sie aber konnte vor Schrecken schwer sich
erhalten, ließ am Morgen den Arzt kommen und
schickte ihr Gefolge zurück. Froulay, -- so sehr,
er ihre Romane den spanischen ähnlich fand,
worunter nach Fischers Behauptung, die besten
die Gauner-Romane sind -- wußte zuletzt
selber nicht, woran er war.

Die Kammerfrau mußte mit dem Gelübde
des Schweigens Profeß thun, das sie hielt so

se! — Quelle méprise! — Vous vous êtes trom¬
pé de chambres! — Pardonnés, Monsieur que
je sauve les déhors de mon sexe et de mon
rang. Comment avés-vous pu
— —“ Sie ſag¬
te Alles, vielleicht um die deutſche Zeugin zu blen¬
den, mit zornigem Akzente. Der Altgevatter
— der ſich nach allen bisherigen Genüſſen ſo
fühlte wie ein Hahn, der viele lebendige Käfer
verſchluckte und dem ſie nun im geängſtigten
Kropfe Lebensgefahr drohen — ſchwieg nicht,
ſondern verſetzte deutſch, indem er die Tapeten¬
thüre aufmachte, er habe eben wie ſie befohlen
die Bücher aus der Bibliothek in das helle Zim¬
mer gelegt und ſey im Herweg begriffen ge¬
weſen. Er gieng ſogleich durch die Tapete hin¬
durch, ſie aber konnte vor Schrecken ſchwer ſich
erhalten, ließ am Morgen den Arzt kommen und
ſchickte ihr Gefolge zurück. Froulay, — ſo ſehr,
er ihre Romane den ſpaniſchen ähnlich fand,
worunter nach Fiſchers Behauptung, die beſten
die Gauner-Romane ſind — wußte zuletzt
ſelber nicht, woran er war.

Die Kammerfrau mußte mit dem Gelübde
des Schweigens Profeß thun, das ſie hielt ſo

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[324/0336] se! — Quelle méprise! — Vous vous êtes trom¬ pé de chambres! — Pardonnés, Monsieur que je sauve les déhors de mon sexe et de mon rang. Comment avés-vous pu — —“ Sie ſag¬ te Alles, vielleicht um die deutſche Zeugin zu blen¬ den, mit zornigem Akzente. Der Altgevatter — der ſich nach allen bisherigen Genüſſen ſo fühlte wie ein Hahn, der viele lebendige Käfer verſchluckte und dem ſie nun im geängſtigten Kropfe Lebensgefahr drohen — ſchwieg nicht, ſondern verſetzte deutſch, indem er die Tapeten¬ thüre aufmachte, er habe eben wie ſie befohlen die Bücher aus der Bibliothek in das helle Zim¬ mer gelegt und ſey im Herweg begriffen ge¬ weſen. Er gieng ſogleich durch die Tapete hin¬ durch, ſie aber konnte vor Schrecken ſchwer ſich erhalten, ließ am Morgen den Arzt kommen und ſchickte ihr Gefolge zurück. Froulay, — ſo ſehr, er ihre Romane den ſpaniſchen ähnlich fand, worunter nach Fiſchers Behauptung, die beſten die Gauner-Romane ſind — wußte zuletzt ſelber nicht, woran er war. Die Kammerfrau mußte mit dem Gelübde des Schweigens Profeß thun, das ſie hielt ſo

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/336>, abgerufen am 28.04.2024.