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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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einer jungen Zauberinn. Daß ich Dich in dem
was Du mit ganzer Seele und auf immer er¬
greifest, niemals stöhre, das weißt Du noch
vom vorigen Jahre aus einem ähnlichen Fall."
Albano wurde über die bittere Erwähnung sei¬
ner ersten Liebe roth, hatte aber seit einem hal¬
ben Jahre die Kraft gewonnen, da männlich
zu schweigen, wo er sonst jugendlich sprach.
Gaspard, heute froher und gegen ihn wärmer
als sonst, fuhr doch, als er dessen Empfindlich¬
keit bemerkte, fort: "Ich heiss' es gut! Wie
der Siegelgräber das Wappen anfangs in
Wachs, und erst dann in den Edelstein sticht,
so versucht der Mann das seinige in mehr als
ein Herz zu graben, bis er endlich das festeste
hält. Man muß bekennen, Du hast nicht am
schlimmsten ausgewählt in meiner Mündel und
ich gebe gern mein Wort dazu." --

Albano drückte die Hand, die den süßen
Knoten der Liebe noch fester zog und sagte im
Rausche des Danks: "auch meine Schwester
fand ich, die Prinzessinn, aber ich thue an Sie
keine Frage wie neulich, sondern rechne auf
die Zeit." -- "Spötter! (sagte Gaspard und

einer jungen Zauberinn. Daß ich Dich in dem
was Du mit ganzer Seele und auf immer er¬
greifeſt, niemals ſtöhre, das weißt Du noch
vom vorigen Jahre aus einem ähnlichen Fall.“
Albano wurde über die bittere Erwähnung ſei¬
ner erſten Liebe roth, hatte aber ſeit einem hal¬
ben Jahre die Kraft gewonnen, da männlich
zu ſchweigen, wo er ſonſt jugendlich ſprach.
Gaſpard, heute froher und gegen ihn wärmer
als ſonſt, fuhr doch, als er deſſen Empfindlich¬
keit bemerkte, fort: „Ich heiſſ' es gut! Wie
der Siegelgräber das Wappen anfangs in
Wachs, und erſt dann in den Edelſtein ſticht,
ſo verſucht der Mann das ſeinige in mehr als
ein Herz zu graben, bis er endlich das feſteſte
hält. Man muß bekennen, Du haſt nicht am
ſchlimmſten ausgewählt in meiner Mündel und
ich gebe gern mein Wort dazu.“ —

Albano drückte die Hand, die den ſüßen
Knoten der Liebe noch feſter zog und ſagte im
Rauſche des Danks: „auch meine Schweſter
fand ich, die Prinzeſſinn, aber ich thue an Sie
keine Frage wie neulich, ſondern rechne auf
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[258/0270] einer jungen Zauberinn. Daß ich Dich in dem was Du mit ganzer Seele und auf immer er¬ greifeſt, niemals ſtöhre, das weißt Du noch vom vorigen Jahre aus einem ähnlichen Fall.“ Albano wurde über die bittere Erwähnung ſei¬ ner erſten Liebe roth, hatte aber ſeit einem hal¬ ben Jahre die Kraft gewonnen, da männlich zu ſchweigen, wo er ſonſt jugendlich ſprach. Gaſpard, heute froher und gegen ihn wärmer als ſonſt, fuhr doch, als er deſſen Empfindlich¬ keit bemerkte, fort: „Ich heiſſ' es gut! Wie der Siegelgräber das Wappen anfangs in Wachs, und erſt dann in den Edelſtein ſticht, ſo verſucht der Mann das ſeinige in mehr als ein Herz zu graben, bis er endlich das feſteſte hält. Man muß bekennen, Du haſt nicht am ſchlimmſten ausgewählt in meiner Mündel und ich gebe gern mein Wort dazu.“ — Albano drückte die Hand, die den ſüßen Knoten der Liebe noch feſter zog und ſagte im Rauſche des Danks: „auch meine Schweſter fand ich, die Prinzeſſinn, aber ich thue an Sie keine Frage wie neulich, ſondern rechne auf die Zeit.“ — „Spötter! (ſagte Gaſpard und

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/270>, abgerufen am 02.05.2024.