Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

trennte uns -- ich bin unschuldig, und sie ist
groß -- o Gott, sey heute damit zufrieden!"
Nie konnt' er seinen Freunden Schmerzen kla¬
gen; noch weniger jetzt das Unglück einer Ge¬
liebten entblößen. "Noch länger, (versetzte
Schoppe,) nur sage, setzt es neues Elend,
wenn ich die Beweise für eure Schwester- und
Bruderschaft aus Spanien mitbringe und aus¬
packe?" -- "Nein, (sagte Albano,) ich brau¬
che über keine Vergangenheit zu erschrecken."
-- "Du gehst noch nach Frankreich?" fragte
Schoppe. "Morgen, wenn Du mitgehst," ver¬
setzte Albano.

"Allerdings als Deine Feldpredigerei --
Nicht aus Mangel an Kunstgeist, wie Du aus
Rom schreibst, sondern aus Überfluß daran
gehst Du unter die Soldaten. Ich säh' es
gern, wenn Du bedächtest, daß auch Dante,
Zäsar, Cervantes, Horaz vorher dienten, eh
sie kostbar schrieben -- nur Studenten kehrens
um und dichten etwas Kurzes und Gutes und
nehmen später Dienste. -- Auf meine Reise zu
kommen, so kostet's mich schon viel, nämlich
Zeit, wenn ich Dir erzähle, daß ich Deinen

trennte uns — ich bin unſchuldig, und ſie iſt
groß — o Gott, ſey heute damit zufrieden!“
Nie konnt' er ſeinen Freunden Schmerzen kla¬
gen; noch weniger jetzt das Unglück einer Ge¬
liebten entblößen. „Noch länger, (verſetzte
Schoppe,) nur ſage, ſetzt es neues Elend,
wenn ich die Beweiſe für eure Schweſter- und
Bruderſchaft aus Spanien mitbringe und aus¬
packe?“ — „Nein, (ſagte Albano,) ich brau¬
che über keine Vergangenheit zu erſchrecken.“
— „Du gehſt noch nach Frankreich?“ fragte
Schoppe. „Morgen, wenn Du mitgehſt,“ ver¬
ſetzte Albano.

„Allerdings als Deine Feldpredigerei —
Nicht aus Mangel an Kunſtgeiſt, wie Du aus
Rom ſchreibſt, ſondern aus Überfluß daran
gehſt Du unter die Soldaten. Ich ſäh' es
gern, wenn Du bedächteſt, daß auch Dante,
Zäſar, Cervantes, Horaz vorher dienten, eh
ſie koſtbar ſchrieben — nur Studenten kehrens
um und dichten etwas Kurzes und Gutes und
nehmen ſpäter Dienſte. — Auf meine Reiſe zu
kommen, ſo koſtet's mich ſchon viel, nämlich
Zeit, wenn ich Dir erzähle, daß ich Deinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0440" n="428"/>
trennte uns &#x2014; ich bin un&#x017F;chuldig, und &#x017F;ie i&#x017F;t<lb/>
groß &#x2014; o Gott, &#x017F;ey heute damit zufrieden!&#x201C;<lb/>
Nie konnt' er &#x017F;einen Freunden Schmerzen kla¬<lb/>
gen; noch weniger jetzt das Unglück einer Ge¬<lb/>
liebten entblößen. &#x201E;Noch länger, (ver&#x017F;etzte<lb/>
Schoppe,) nur &#x017F;age, &#x017F;etzt es neues Elend,<lb/>
wenn ich die Bewei&#x017F;e für eure Schwe&#x017F;ter- und<lb/>
Bruder&#x017F;chaft aus Spanien mitbringe und aus¬<lb/>
packe?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Nein, (&#x017F;agte Albano,) ich brau¬<lb/>
che über keine Vergangenheit zu er&#x017F;chrecken.&#x201C;<lb/>
&#x2014; &#x201E;Du geh&#x017F;t noch nach Frankreich?&#x201C; fragte<lb/>
Schoppe. &#x201E;Morgen, wenn Du mitgeh&#x017F;t,&#x201C; ver¬<lb/>
&#x017F;etzte Albano.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Allerdings als Deine Feldpredigerei &#x2014;<lb/>
Nicht aus Mangel an Kun&#x017F;tgei&#x017F;t, wie Du aus<lb/>
Rom &#x017F;chreib&#x017F;t, &#x017F;ondern aus Überfluß daran<lb/>
geh&#x017F;t Du unter die Soldaten. Ich &#x017F;äh' es<lb/>
gern, wenn Du bedächte&#x017F;t, daß auch Dante,<lb/>&#x017F;ar, Cervantes, Horaz vorher dienten, eh<lb/>
&#x017F;ie ko&#x017F;tbar &#x017F;chrieben &#x2014; nur Studenten kehrens<lb/>
um und dichten etwas Kurzes und Gutes und<lb/>
nehmen &#x017F;päter Dien&#x017F;te. &#x2014; Auf meine Rei&#x017F;e zu<lb/>
kommen, &#x017F;o ko&#x017F;tet's mich &#x017F;chon viel, nämlich<lb/>
Zeit, wenn ich Dir erzähle, daß ich Deinen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0440] trennte uns — ich bin unſchuldig, und ſie iſt groß — o Gott, ſey heute damit zufrieden!“ Nie konnt' er ſeinen Freunden Schmerzen kla¬ gen; noch weniger jetzt das Unglück einer Ge¬ liebten entblößen. „Noch länger, (verſetzte Schoppe,) nur ſage, ſetzt es neues Elend, wenn ich die Beweiſe für eure Schweſter- und Bruderſchaft aus Spanien mitbringe und aus¬ packe?“ — „Nein, (ſagte Albano,) ich brau¬ che über keine Vergangenheit zu erſchrecken.“ — „Du gehſt noch nach Frankreich?“ fragte Schoppe. „Morgen, wenn Du mitgehſt,“ ver¬ ſetzte Albano. „Allerdings als Deine Feldpredigerei — Nicht aus Mangel an Kunſtgeiſt, wie Du aus Rom ſchreibſt, ſondern aus Überfluß daran gehſt Du unter die Soldaten. Ich ſäh' es gern, wenn Du bedächteſt, daß auch Dante, Zäſar, Cervantes, Horaz vorher dienten, eh ſie koſtbar ſchrieben — nur Studenten kehrens um und dichten etwas Kurzes und Gutes und nehmen ſpäter Dienſte. — Auf meine Reiſe zu kommen, ſo koſtet's mich ſchon viel, nämlich Zeit, wenn ich Dir erzähle, daß ich Deinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/440
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/440>, abgerufen am 16.05.2024.