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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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Erstaunen wieder aus einer grünen zur rothen.
Kaum hatte Wehrfritz die wunderbare Geschich¬
te, wie Schoppe jene Wunderdinge überkam,
zu geben angefangen: so unterbrach Albano,
der daraus die Auflösung der väterlichen Pro¬
phezeiung abnahm, vor Erwartung den Bericht
mit der Bitte, ihn zu der nahen Kreuzkapelle
zu begleiten, um welche mehrere Laternen stan¬
den. Er hatte beide Medaillons immer bei
sich, und war jetzt so begierig, das Angesicht
seiner Mutter durch das Objektivglas zu sehen
so wie das Papier zu lesen.

Bei der äussersten Laterne hielten sie, Al¬
bano nahm das Medaillon der veralteten Ge¬
stalt hervor, worunter stand: nous nous ver¬
rons un jour, mon frere
, er besah es durch
das Okularglas: siehe, das alte Gesicht war
das junge seiner Julienne. Vertrauend und
ungestüm hielt er das altmachende Glas ans
junge Bild, worunter stand: nous ne nous
verrons jamais. mon fils
, -- ein freundliches
aus einem langen Leben herüberlächelndes al¬
tes Gesicht erschien, dessen erblicktes Urbild ihm
in einer tiefen, dunkeln Erinnerung lag aber

Erſtaunen wieder aus einer grünen zur rothen.
Kaum hatte Wehrfritz die wunderbare Geſchich¬
te, wie Schoppe jene Wunderdinge überkam,
zu geben angefangen: ſo unterbrach Albano,
der daraus die Auflöſung der väterlichen Pro¬
phezeiung abnahm, vor Erwartung den Bericht
mit der Bitte, ihn zu der nahen Kreuzkapelle
zu begleiten, um welche mehrere Laternen ſtan¬
den. Er hatte beide Medaillons immer bei
ſich, und war jetzt ſo begierig, das Angeſicht
ſeiner Mutter durch das Objektivglas zu ſehen
ſo wie das Papier zu leſen.

Bei der äuſſerſten Laterne hielten ſie, Al¬
bano nahm das Medaillon der veralteten Ge¬
ſtalt hervor, worunter ſtand: nous nous ver¬
rons un jour, mon frère
, er beſah es durch
das Okularglas: ſiehe, das alte Geſicht war
das junge ſeiner Julienne. Vertrauend und
ungeſtüm hielt er das altmachende Glas ans
junge Bild, worunter ſtand: nous ne nous
verrons jamais. mon fils
, — ein freundliches
aus einem langen Leben herüberlächelndes al¬
tes Geſicht erſchien, deſſen erblicktes Urbild ihm
in einer tiefen, dunkeln Erinnerung lag aber

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[498/0510] Erſtaunen wieder aus einer grünen zur rothen. Kaum hatte Wehrfritz die wunderbare Geſchich¬ te, wie Schoppe jene Wunderdinge überkam, zu geben angefangen: ſo unterbrach Albano, der daraus die Auflöſung der väterlichen Pro¬ phezeiung abnahm, vor Erwartung den Bericht mit der Bitte, ihn zu der nahen Kreuzkapelle zu begleiten, um welche mehrere Laternen ſtan¬ den. Er hatte beide Medaillons immer bei ſich, und war jetzt ſo begierig, das Angeſicht ſeiner Mutter durch das Objektivglas zu ſehen ſo wie das Papier zu leſen. Bei der äuſſerſten Laterne hielten ſie, Al¬ bano nahm das Medaillon der veralteten Ge¬ ſtalt hervor, worunter ſtand: nous nous ver¬ rons un jour, mon frère, er beſah es durch das Okularglas: ſiehe, das alte Geſicht war das junge ſeiner Julienne. Vertrauend und ungeſtüm hielt er das altmachende Glas ans junge Bild, worunter ſtand: nous ne nous verrons jamais. mon fils, — ein freundliches aus einem langen Leben herüberlächelndes al¬ tes Geſicht erſchien, deſſen erblicktes Urbild ihm in einer tiefen, dunkeln Erinnerung lag aber

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/510>, abgerufen am 16.05.2024.