Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

die Grazien und die Sirenen." Er sah den
seltenen schönen feurigen Jüngling mit innig¬
ster Liebe an; aber Albano, der nur wenig
geliebt zu seyn voraussetzte und den die Feuer¬
zeichen eines Dians und Roquairol's verwöhnt,
wußt' es nicht, wie sehr er das ruhigere Herz
gewonnen hatte.

141. Zykel.

Am Morgen kehrte mehr Sonne und Kraft
in Albano's Brust zurück. Er mußte nun in
der plattgedrückten Ebene seines Lebens sich
den Berg selber vorheben. Nur Pestiz wieder
zu sehen, wo alle Turnirgenossen seiner glän¬
zenden Tage verschwunden waren, den einzi¬
gen Dian ausgenommen, verabscheuete er; "hat
dieser sein Grab auf der Brust, so zieh ich und
scheide von niemand" sagte er.

Da langte der verhaßte Oheim mit den
Wagen voll Zauberstäbe an und sagte weiner¬
lich, er geh' ins Karthäuser-Kloster, büße für
viele Sünden, und er wolle vorher dem Nef¬
fen gern alles erklären, sowohl mit Worten als
mit den Wagen, was er begehre. "Ich glaub'

die Grazien und die Sirenen.“ Er ſah den
ſeltenen ſchönen feurigen Jüngling mit innig¬
ſter Liebe an; aber Albano, der nur wenig
geliebt zu ſeyn vorausſetzte und den die Feuer¬
zeichen eines Dians und Roquairol's verwöhnt,
wußt' es nicht, wie ſehr er das ruhigere Herz
gewonnen hatte.

141. Zykel.

Am Morgen kehrte mehr Sonne und Kraft
in Albano's Bruſt zurück. Er mußte nun in
der plattgedrückten Ebene ſeines Lebens ſich
den Berg ſelber vorheben. Nur Peſtiz wieder
zu ſehen, wo alle Turnirgenoſſen ſeiner glän¬
zenden Tage verſchwunden waren, den einzi¬
gen Dian ausgenommen, verabſcheuete er; „hat
dieſer ſein Grab auf der Bruſt, ſo zieh ich und
ſcheide von niemand“ ſagte er.

Da langte der verhaßte Oheim mit den
Wagen voll Zauberſtäbe an und ſagte weiner¬
lich, er geh' ins Karthäuſer-Kloſter, büße für
viele Sünden, und er wolle vorher dem Nef¬
fen gern alles erklären, ſowohl mit Worten als
mit den Wagen, was er begehre. „Ich glaub'

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0529" n="517"/>
die Grazien und die Sirenen.&#x201C; Er &#x017F;ah den<lb/>
&#x017F;eltenen &#x017F;chönen feurigen Jüngling mit innig¬<lb/>
&#x017F;ter Liebe an; aber Albano, der nur wenig<lb/>
geliebt zu &#x017F;eyn voraus&#x017F;etzte und den die Feuer¬<lb/>
zeichen eines Dians und Roquairol's verwöhnt,<lb/>
wußt' es nicht, wie &#x017F;ehr er das ruhigere Herz<lb/>
gewonnen hatte.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>141. <hi rendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head>
          <p>Am Morgen kehrte mehr Sonne und Kraft<lb/>
in Albano's Bru&#x017F;t zurück. Er mußte nun in<lb/>
der plattgedrückten Ebene &#x017F;eines Lebens &#x017F;ich<lb/>
den Berg &#x017F;elber vorheben. Nur Pe&#x017F;tiz wieder<lb/>
zu &#x017F;ehen, wo alle Turnirgeno&#x017F;&#x017F;en &#x017F;einer glän¬<lb/>
zenden Tage ver&#x017F;chwunden waren, den einzi¬<lb/>
gen Dian ausgenommen, verab&#x017F;cheuete er; &#x201E;hat<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;ein Grab auf der Bru&#x017F;t, &#x017F;o zieh ich und<lb/>
&#x017F;cheide von niemand&#x201C; &#x017F;agte er.</p><lb/>
          <p>Da langte der verhaßte Oheim mit den<lb/>
Wagen voll Zauber&#x017F;täbe an und &#x017F;agte weiner¬<lb/>
lich, er geh' ins Karthäu&#x017F;er-Klo&#x017F;ter, büße für<lb/>
viele Sünden, und er wolle vorher dem Nef¬<lb/>
fen gern alles erklären, &#x017F;owohl mit Worten als<lb/>
mit den Wagen, was er begehre. &#x201E;Ich glaub'<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[517/0529] die Grazien und die Sirenen.“ Er ſah den ſeltenen ſchönen feurigen Jüngling mit innig¬ ſter Liebe an; aber Albano, der nur wenig geliebt zu ſeyn vorausſetzte und den die Feuer¬ zeichen eines Dians und Roquairol's verwöhnt, wußt' es nicht, wie ſehr er das ruhigere Herz gewonnen hatte. 141. Zykel. Am Morgen kehrte mehr Sonne und Kraft in Albano's Bruſt zurück. Er mußte nun in der plattgedrückten Ebene ſeines Lebens ſich den Berg ſelber vorheben. Nur Peſtiz wieder zu ſehen, wo alle Turnirgenoſſen ſeiner glän¬ zenden Tage verſchwunden waren, den einzi¬ gen Dian ausgenommen, verabſcheuete er; „hat dieſer ſein Grab auf der Bruſt, ſo zieh ich und ſcheide von niemand“ ſagte er. Da langte der verhaßte Oheim mit den Wagen voll Zauberſtäbe an und ſagte weiner¬ lich, er geh' ins Karthäuſer-Kloſter, büße für viele Sünden, und er wolle vorher dem Nef¬ fen gern alles erklären, ſowohl mit Worten als mit den Wagen, was er begehre. „Ich glaub'

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/529
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/529>, abgerufen am 15.05.2024.