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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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die des Bruders Luigi als eben so viele bewaff¬
nete Wachen zeigen konnte, die sie aus dem
Siegesthore wieder rückwärts trieben. Man
erstaunte mitleidig, gieng auf nichts ein, Al¬
bano war weder dem Lande noch Reiche vorge¬
stellt. Gaspard trug sehr ruhig eine frühe Aner¬
kennung von Joseph II. nach. Auch dieses wurde
außer der Regel und als ungültig gefunden.
Darauf gestand er mit dem entschlossenen Zorn,
mit dessen Blitzfunken er so oft plötzlich Men¬
schen und Verhältnisse durchbohrte, daß er
ohne Weiteres das ganze Betragen des Hofs
gegen Luigi's achtes Jahr und dessen Reise-
Jahre allen Höfen entschleiern werde.

Hier brach man erschrocken die vormittägi¬
gen Unterhandlungen ab, um sich zu neuen
nachmittägigen zu rüsten. In diesen -- welche
der Lektor Albano zu verheimlichen beordert
war -- wurde von weitem der Wunsch eines
fortdauernden nähern Bandes zwischen beiden
Häusern gezeigt. Unter dem Bande wurde
Idoine verstanden, deren Ähnlichkeit mit Lia¬
nen und dadurch Albano's Liebe gegen letztere
längst als Anekdote bekannt gewesen. Aber

Titan IV. M m

die des Bruders Luigi als eben ſo viele bewaff¬
nete Wachen zeigen konnte, die ſie aus dem
Siegesthore wieder rückwärts trieben. Man
erſtaunte mitleidig, gieng auf nichts ein, Al¬
bano war weder dem Lande noch Reiche vorge¬
ſtellt. Gaſpard trug ſehr ruhig eine frühe Aner¬
kennung von Joſeph II. nach. Auch dieſes wurde
außer der Regel und als ungültig gefunden.
Darauf geſtand er mit dem entſchloſſenen Zorn,
mit deſſen Blitzfunken er ſo oft plötzlich Men¬
ſchen und Verhältniſſe durchbohrte, daß er
ohne Weiteres das ganze Betragen des Hofs
gegen Luigi's achtes Jahr und deſſen Reiſe-
Jahre allen Höfen entſchleiern werde.

Hier brach man erſchrocken die vormittägi¬
gen Unterhandlungen ab, um ſich zu neuen
nachmittägigen zu rüſten. In dieſen — welche
der Lektor Albano zu verheimlichen beordert
war — wurde von weitem der Wunſch eines
fortdauernden nähern Bandes zwiſchen beiden
Häuſern gezeigt. Unter dem Bande wurde
Idoine verſtanden, deren Ähnlichkeit mit Lia¬
nen und dadurch Albano's Liebe gegen letztere
längſt als Anekdote bekannt geweſen. Aber

Titan IV. M m
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[545/0557] die des Bruders Luigi als eben ſo viele bewaff¬ nete Wachen zeigen konnte, die ſie aus dem Siegesthore wieder rückwärts trieben. Man erſtaunte mitleidig, gieng auf nichts ein, Al¬ bano war weder dem Lande noch Reiche vorge¬ ſtellt. Gaſpard trug ſehr ruhig eine frühe Aner¬ kennung von Joſeph II. nach. Auch dieſes wurde außer der Regel und als ungültig gefunden. Darauf geſtand er mit dem entſchloſſenen Zorn, mit deſſen Blitzfunken er ſo oft plötzlich Men¬ ſchen und Verhältniſſe durchbohrte, daß er ohne Weiteres das ganze Betragen des Hofs gegen Luigi's achtes Jahr und deſſen Reiſe- Jahre allen Höfen entſchleiern werde. Hier brach man erſchrocken die vormittägi¬ gen Unterhandlungen ab, um ſich zu neuen nachmittägigen zu rüſten. In dieſen — welche der Lektor Albano zu verheimlichen beordert war — wurde von weitem der Wunſch eines fortdauernden nähern Bandes zwiſchen beiden Häuſern gezeigt. Unter dem Bande wurde Idoine verſtanden, deren Ähnlichkeit mit Lia¬ nen und dadurch Albano's Liebe gegen letztere längſt als Anekdote bekannt geweſen. Aber Titan IV. M m

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/557>, abgerufen am 29.04.2024.