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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. III. Cap. Von dem
meine nicht allzu starck/ kunte die gantze Menge zu solchen
Mahlen kommen. Ja wenn auch an einigen Orten die
Liebes-Mahle öffentlich angestellet gewesen/ so unterliesse
man doch auch nicht in Privat-Wohnungen solche zuzu-
bereiten. Es scheinet/ daß Paulus selbst auf den Unter-
scheid der öffentlichen und besondern Gast-Mahle ziele b).
Weil man aber/ wie bereits gezeiget worden/ dabey auch des
HErrn Abendmahl gehalten/ so schliessen einige/ daß auch
bey denen Liebes-Mahlen in Privat-Häusern der Aeltesten
und Bischöffe Gegenwart vonnöthen gewesen c).

§. XII.
setzet, und nach diesen die ihrigen eingerichtet. Jch schliesse auch
nicht unbillig, daß solche Liebesmahle in denen Häusern der rei-
chen, die solche anzurichten pflegten, gehalten worden.
b) Paulus erweh-
net zweyerley
Liebesmahlen.
1. Cor. XI. 22. Habt ihr nicht Häuser, da ihr essen und trin-
cken möget, oder verachtet ihr die Gemeine GOttes, und
beschämet, die so da nichts haben.
Meinem Erachten nach will
Paulus so viel sagen: Es reime sich nicht in denen öffentlichen
Liebesmahlen
die Armen auszuschliessen und solche alleine zu
verzehren. Wenn man aber nicht alle und jede dabey haben
wolte, solte man solche ins besondere in der priuat-Wohnung zu-
bereiten. Darum saget er auch vers. 34. Hungert jemand,
der esse daheime,
womit er andeuten wollen, wenn jemand mei-
nete, er müste essen, und wolte doch die Armen nicht dabey haben,
solte er in seiner Wohnung nach Gefallen ein Mahl zubereiten.
c) Ob der Bischof
bey privat-a-
gapis
zugegen
seyn müssen.
Die also urtheilen, beruffen sich auf die Epistel Ignatii ad Smyr-
naeos,
da geschrieben ist, es zieme sich nicht ein Liebesmahl ohne
den Bischof zu halten. Denn dieses wäre nur GOtt angenehm,
was dieser sagte. Non licitum est sine Episcopo agapen facere,
sed quod vtique ille probauerit, hoc est Deo bene placitum, vt
stabile sit & firmum omne, quod agitur.
Von denen öffentli-
chen Liebesmahlen
kan ich diese Worte nicht nehmen. Bey
solchen waren ohnehin die Bischöffe und Aeltesten zugegen. Man
muste also dieselben auf die priuat- und besondere Mahle ziehen.
Allein mich bedüncket, daß dieses nicht angegangen, und sich auch
auf

II. Abth. III. Cap. Von dem
meine nicht allzu ſtarck/ kunte die gantze Menge zu ſolchen
Mahlen kommen. Ja wenn auch an einigen Orten die
Liebes-Mahle oͤffentlich angeſtellet geweſen/ ſo unterlieſſe
man doch auch nicht in Privat-Wohnungen ſolche zuzu-
bereiten. Es ſcheinet/ daß Paulus ſelbſt auf den Unter-
ſcheid der oͤffentlichen und beſondern Gaſt-Mahle ziele b).
Weil man aber/ wie bereits gezeiget worden/ dabey auch des
HErrn Abendmahl gehalten/ ſo ſchlieſſen einige/ daß auch
bey denen Liebes-Mahlen in Privat-Haͤuſern der Aelteſten
und Biſchoͤffe Gegenwart vonnoͤthen geweſen c).

§. XII.
ſetzet, und nach dieſen die ihrigen eingerichtet. Jch ſchlieſſe auch
nicht unbillig, daß ſolche Liebesmahle in denen Haͤuſern der rei-
chen, die ſolche anzurichten pflegten, gehalten worden.
b) Paulus erweh-
net zweyerley
Liebesmahlen.
1. Cor. XI. 22. Habt ihr nicht Haͤuſer, da ihr eſſen und trin-
cken moͤget, oder verachtet ihr die Gemeine GOttes, und
beſchaͤmet, die ſo da nichts haben.
Meinem Erachten nach will
Paulus ſo viel ſagen: Es reime ſich nicht in denen oͤffentlichen
Liebesmahlen
die Armen auszuſchlieſſen und ſolche alleine zu
verzehren. Wenn man aber nicht alle und jede dabey haben
wolte, ſolte man ſolche ins beſondere in der priuat-Wohnung zu-
bereiten. Darum ſaget er auch vers. 34. Hungert jemand,
der eſſe daheime,
womit er andeuten wollen, wenn jemand mei-
nete, er muͤſte eſſen, und wolte doch die Armen nicht dabey haben,
ſolte er in ſeiner Wohnung nach Gefallen ein Mahl zubereiten.
c) Ob der Biſchof
bey privat-a-
gapis
zugegen
ſeyn muͤſſen.
Die alſo urtheilen, beruffen ſich auf die Epiſtel Ignatii ad Smyr-
næos,
da geſchrieben iſt, es zieme ſich nicht ein Liebesmahl ohne
den Biſchof zu halten. Denn dieſes waͤre nur GOtt angenehm,
was dieſer ſagte. Non licitum eſt ſine Epiſcopo agapen facere,
ſed quod vtique ille probauerit, hoc eſt Deo bene placitum, vt
ſtabile ſit & firmum omne, quod agitur.
Von denen oͤffentli-
chen Liebesmahlen
kan ich dieſe Worte nicht nehmen. Bey
ſolchen waren ohnehin die Biſchoͤffe und Aelteſten zugegen. Man
muſte alſo dieſelben auf die priuat- und beſondere Mahle ziehen.
Allein mich beduͤncket, daß dieſes nicht angegangen, und ſich auch
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[254/0273] II. Abth. III. Cap. Von dem meine nicht allzu ſtarck/ kunte die gantze Menge zu ſolchen Mahlen kommen. Ja wenn auch an einigen Orten die Liebes-Mahle oͤffentlich angeſtellet geweſen/ ſo unterlieſſe man doch auch nicht in Privat-Wohnungen ſolche zuzu- bereiten. Es ſcheinet/ daß Paulus ſelbſt auf den Unter- ſcheid der oͤffentlichen und beſondern Gaſt-Mahle ziele b). Weil man aber/ wie bereits gezeiget worden/ dabey auch des HErrn Abendmahl gehalten/ ſo ſchlieſſen einige/ daß auch bey denen Liebes-Mahlen in Privat-Haͤuſern der Aelteſten und Biſchoͤffe Gegenwart vonnoͤthen geweſen c). §. XII. (a) b) 1. Cor. XI. 22. Habt ihr nicht Haͤuſer, da ihr eſſen und trin- cken moͤget, oder verachtet ihr die Gemeine GOttes, und beſchaͤmet, die ſo da nichts haben. Meinem Erachten nach will Paulus ſo viel ſagen: Es reime ſich nicht in denen oͤffentlichen Liebesmahlen die Armen auszuſchlieſſen und ſolche alleine zu verzehren. Wenn man aber nicht alle und jede dabey haben wolte, ſolte man ſolche ins beſondere in der priuat-Wohnung zu- bereiten. Darum ſaget er auch vers. 34. Hungert jemand, der eſſe daheime, womit er andeuten wollen, wenn jemand mei- nete, er muͤſte eſſen, und wolte doch die Armen nicht dabey haben, ſolte er in ſeiner Wohnung nach Gefallen ein Mahl zubereiten. c) Die alſo urtheilen, beruffen ſich auf die Epiſtel Ignatii ad Smyr- næos, da geſchrieben iſt, es zieme ſich nicht ein Liebesmahl ohne den Biſchof zu halten. Denn dieſes waͤre nur GOtt angenehm, was dieſer ſagte. Non licitum eſt ſine Epiſcopo agapen facere, ſed quod vtique ille probauerit, hoc eſt Deo bene placitum, vt ſtabile ſit & firmum omne, quod agitur. Von denen oͤffentli- chen Liebesmahlen kan ich dieſe Worte nicht nehmen. Bey ſolchen waren ohnehin die Biſchoͤffe und Aelteſten zugegen. Man muſte alſo dieſelben auf die priuat- und beſondere Mahle ziehen. Allein mich beduͤncket, daß dieſes nicht angegangen, und ſich auch auf (a) ſetzet, und nach dieſen die ihrigen eingerichtet. Jch ſchlieſſe auch nicht unbillig, daß ſolche Liebesmahle in denen Haͤuſern der rei- chen, die ſolche anzurichten pflegten, gehalten worden.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/273>, abgerufen am 28.04.2024.