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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Beicht-Pfennig.
und verlästerte solche Gast-Mahle gar sehr/ dahero die
Christen sich hierwieder zu verschiedenen mahlen verthei-
digten. Minucius Felix schreibet b): Wir halten uns bey
unsern Gast-Mahlen nicht allein keusch, sondern bleiben auch
nüchtern, denn wir bereiten nicht viele Speisen zu, oder trin-
cken dabey übermäßig Wein, sondern die Freude wird durch
die Erbarkeit gemäßiget.
Das Verbot aber/ ferner keine
Liebes-Mahle zu halten/ scheinet die Ursache zu seyn/ daß
das Abendmahl von denen Liebes-Mahlen abgesondert wor-
den.
Man hielte solches nachmahls vor Auffgang der
Sonnen/ und zwar schon im andern Seculo/ wie aus Ju-
stino Martyre
erhellet. Nichts ware daran Ursache/ als
daß ihre Zusammenkünffte verboten waren. Denn da
der Käyser solche in Bythinien nicht einmahl zugelassen/ wer
will sich einbilden/ daß dieselben in der Stadt erlaubet ge-
wesen. Es waren alle Gesellschafften/ welche die Gesetze
nicht gebilliget/ als etwas unzuläßiges anzusehen c). End-

lich
um. Von diesen Gesellschafften findet man weitere Nachricht bey
Stuckio iu antiq. conuiuat. Lib. I. c. 31. Gvilielm. Budaeo in annot. ad
tit. ff de colleg. & corpor.
b) Minutius Felix in Octauio. Conuiuia non tantum pudica colimus,Vertheibigung
der Liebesmah-
le.

sed & sobria, nec enim indulgemus epulis, aut conuiuium mero
ducimus, sed grauitate hilaritatem temperamus: Tertullianus
und
Athenagoras haben auch das ihrige zu Vertheidigung der Lie-
besmahle beygetragen.
c) Jch bilde mir darum die Sache kürtzlich so ein. Wenn manMeine Mei-
nung von Hal-
tung der Liebes.
Mahle.

Gelegenheit gehabt, die Liebesmahle zu halten, so ist bey solchen
auch das Abendmahl celebriret worden. Ereignete sich aber sol-
che nicht, so hielte man des HErren Nachtmahl vor Aufgang der
Sonnen. Denn die Christen waren der Meinung, es sey besser,
die Liebesmahle eine Zeitlang zu unterlassen, oder doch nicht so
offt anzustellen, als das Abendmahl auszusetzen. Dieses ware
von dem Heyland als ein großes Geheimniß eingesetzet und an-
be-
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Beicht-Pfennig.
und verlaͤſterte ſolche Gaſt-Mahle gar ſehr/ dahero die
Chriſten ſich hierwieder zu verſchiedenen mahlen verthei-
digten. Minucius Felix ſchreibet b): Wir halten uns bey
unſern Gaſt-Mahlen nicht allein keuſch, ſondern bleiben auch
nuͤchtern, denn wir bereiten nicht viele Speiſen zu, oder trin-
cken dabey uͤbermaͤßig Wein, ſondern die Freude wird durch
die Erbarkeit gemaͤßiget.
Das Verbot aber/ ferner keine
Liebes-Mahle zu halten/ ſcheinet die Urſache zu ſeyn/ daß
das Abendmahl von denen Liebes-Mahlen abgeſondert wor-
den.
Man hielte ſolches nachmahls vor Auffgang der
Sonnen/ und zwar ſchon im andern Seculo/ wie aus Ju-
ſtino Martyre
erhellet. Nichts ware daran Urſache/ als
daß ihre Zuſammenkuͤnffte verboten waren. Denn da
der Kaͤyſer ſolche in Bythinien nicht einmahl zugelaſſen/ wer
will ſich einbilden/ daß dieſelben in der Stadt erlaubet ge-
weſen. Es waren alle Geſellſchafften/ welche die Geſetze
nicht gebilliget/ als etwas unzulaͤßiges anzuſehen c). End-

lich
um. Von dieſen Geſellſchafften findet man weitere Nachricht bey
Stuckio iu antiq. conuiuat. Lib. I. c. 31. Gvilielm. Budæo in annot. ad
tit. ff de colleg. & corpor.
b) Minutius Felix in Octauio. Conuiuia non tantum pudica colimus,Vertheibigung
der Liebesmah-
le.

ſed & ſobria, nec enim indulgemus epulis, aut conuiuium mero
ducimus, ſed grauitate hilaritatem temperamus: Tertullianus
und
Athenagoras haben auch das ihrige zu Vertheidigung der Lie-
besmahle beygetragen.
c) Jch bilde mir darum die Sache kuͤrtzlich ſo ein. Wenn manMeine Mei-
nung von Hal-
tung der Liebes.
Mahle.

Gelegenheit gehabt, die Liebesmahle zu halten, ſo iſt bey ſolchen
auch das Abendmahl celebriret worden. Ereignete ſich aber ſol-
che nicht, ſo hielte man des HErren Nachtmahl vor Aufgang der
Sonnen. Denn die Chriſten waren der Meinung, es ſey beſſer,
die Liebesmahle eine Zeitlang zu unterlaſſen, oder doch nicht ſo
offt anzuſtellen, als das Abendmahl auszuſetzen. Dieſes ware
von dem Heyland als ein großes Geheimniß eingeſetzet und an-
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[261/0280] Beicht-Pfennig. und verlaͤſterte ſolche Gaſt-Mahle gar ſehr/ dahero die Chriſten ſich hierwieder zu verſchiedenen mahlen verthei- digten. Minucius Felix ſchreibet b): Wir halten uns bey unſern Gaſt-Mahlen nicht allein keuſch, ſondern bleiben auch nuͤchtern, denn wir bereiten nicht viele Speiſen zu, oder trin- cken dabey uͤbermaͤßig Wein, ſondern die Freude wird durch die Erbarkeit gemaͤßiget. Das Verbot aber/ ferner keine Liebes-Mahle zu halten/ ſcheinet die Urſache zu ſeyn/ daß das Abendmahl von denen Liebes-Mahlen abgeſondert wor- den. Man hielte ſolches nachmahls vor Auffgang der Sonnen/ und zwar ſchon im andern Seculo/ wie aus Ju- ſtino Martyre erhellet. Nichts ware daran Urſache/ als daß ihre Zuſammenkuͤnffte verboten waren. Denn da der Kaͤyſer ſolche in Bythinien nicht einmahl zugelaſſen/ wer will ſich einbilden/ daß dieſelben in der Stadt erlaubet ge- weſen. Es waren alle Geſellſchafften/ welche die Geſetze nicht gebilliget/ als etwas unzulaͤßiges anzuſehen c). End- lich (a) b) Minutius Felix in Octauio. Conuiuia non tantum pudica colimus, ſed & ſobria, nec enim indulgemus epulis, aut conuiuium mero ducimus, ſed grauitate hilaritatem temperamus: Tertullianus und Athenagoras haben auch das ihrige zu Vertheidigung der Lie- besmahle beygetragen. c) Jch bilde mir darum die Sache kuͤrtzlich ſo ein. Wenn man Gelegenheit gehabt, die Liebesmahle zu halten, ſo iſt bey ſolchen auch das Abendmahl celebriret worden. Ereignete ſich aber ſol- che nicht, ſo hielte man des HErren Nachtmahl vor Aufgang der Sonnen. Denn die Chriſten waren der Meinung, es ſey beſſer, die Liebesmahle eine Zeitlang zu unterlaſſen, oder doch nicht ſo offt anzuſtellen, als das Abendmahl auszuſetzen. Dieſes ware von dem Heyland als ein großes Geheimniß eingeſetzet und an- be- (a) um. Von dieſen Geſellſchafften findet man weitere Nachricht bey Stuckio iu antiq. conuiuat. Lib. I. c. 31. Gvilielm. Budæo in annot. ad tit. ff de colleg. & corpor. k k 3

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/280>, abgerufen am 29.04.2024.