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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Der Herr ist da!
Auf den ihr hoffet --
Der Herr ist da!

Glaubet und trauet auf ihn; und die Frucht
eurer Trübsal und eurer Leiden wird euch zum
Segen werden.

Glaubet und trauet dem Herrn euerm Gott,
und fürchtet euch nicht vor den Gottlosen; aber
hütet euch vor ihnen, geduldet euch lieber, traget
lieber allen Mangel, leidet lieber Schaden, als
daß ihr Hülfe bey dem Hartherzigen suchet; denn
die Worte eines harten Mannes sind Lügen, und
seine Hülfe ist eine Lockspeise, womit er den Armen
fange, daß er ihn töde. Darum fliehet den Gott-
losen, wenn er euch lächelnd grüsset, wenn er sei-
ne Hand euch bietet und die eure schüttelt und
drücket. Wenn er euch alle seine Hülfe anträgt,
so fliehet, denn der Gottlose verstrickt den Armen.
Fliehet vor ihm, und bindet nicht mit ihm an;
aber fürchtet ihn nicht, wenn ihr ihn sehet stehen
fest und groß -- wie die hohe Eiche fest und groß!
fürchtet ihn nicht.

Gehet hin, ihr Lieben! in euern Wald, an
den Ort, wo die hohen alten Eichen standen, und
und sehet, wie die kleinen Bäume, die unter ihrem
Schatten serbten, jezt zugenommen haben, wie sie
grünen und blühen. Die Sonne scheint jezt wie-
der auf die jungen Bäume, und der Tau des Him-

mels
N 5
Der Herr iſt da!
Auf den ihr hoffet —
Der Herr iſt da!

Glaubet und trauet auf ihn; und die Frucht
eurer Truͤbſal und eurer Leiden wird euch zum
Segen werden.

Glaubet und trauet dem Herrn euerm Gott,
und fuͤrchtet euch nicht vor den Gottloſen; aber
huͤtet euch vor ihnen, geduldet euch lieber, traget
lieber allen Mangel, leidet lieber Schaden, als
daß ihr Huͤlfe bey dem Hartherzigen ſuchet; denn
die Worte eines harten Mannes ſind Luͤgen, und
ſeine Huͤlfe iſt eine Lockſpeiſe, womit er den Armen
fange, daß er ihn toͤde. Darum fliehet den Gott-
loſen, wenn er euch laͤchelnd gruͤſſet, wenn er ſei-
ne Hand euch bietet und die eure ſchuͤttelt und
druͤcket. Wenn er euch alle ſeine Huͤlfe antraͤgt,
ſo fliehet, denn der Gottloſe verſtrickt den Armen.
Fliehet vor ihm, und bindet nicht mit ihm an;
aber fuͤrchtet ihn nicht, wenn ihr ihn ſehet ſtehen
feſt und groß — wie die hohe Eiche feſt und groß!
fuͤrchtet ihn nicht.

Gehet hin, ihr Lieben! in euern Wald, an
den Ort, wo die hohen alten Eichen ſtanden, und
und ſehet, wie die kleinen Baͤume, die unter ihrem
Schatten ſerbten, jezt zugenommen haben, wie ſie
gruͤnen und bluͤhen. Die Sonne ſcheint jezt wie-
der auf die jungen Baͤume, und der Tau des Him-

mels
N 5
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[201/0226] Der Herr iſt da! Auf den ihr hoffet — Der Herr iſt da! Glaubet und trauet auf ihn; und die Frucht eurer Truͤbſal und eurer Leiden wird euch zum Segen werden. Glaubet und trauet dem Herrn euerm Gott, und fuͤrchtet euch nicht vor den Gottloſen; aber huͤtet euch vor ihnen, geduldet euch lieber, traget lieber allen Mangel, leidet lieber Schaden, als daß ihr Huͤlfe bey dem Hartherzigen ſuchet; denn die Worte eines harten Mannes ſind Luͤgen, und ſeine Huͤlfe iſt eine Lockſpeiſe, womit er den Armen fange, daß er ihn toͤde. Darum fliehet den Gott- loſen, wenn er euch laͤchelnd gruͤſſet, wenn er ſei- ne Hand euch bietet und die eure ſchuͤttelt und druͤcket. Wenn er euch alle ſeine Huͤlfe antraͤgt, ſo fliehet, denn der Gottloſe verſtrickt den Armen. Fliehet vor ihm, und bindet nicht mit ihm an; aber fuͤrchtet ihn nicht, wenn ihr ihn ſehet ſtehen feſt und groß — wie die hohe Eiche feſt und groß! fuͤrchtet ihn nicht. Gehet hin, ihr Lieben! in euern Wald, an den Ort, wo die hohen alten Eichen ſtanden, und und ſehet, wie die kleinen Baͤume, die unter ihrem Schatten ſerbten, jezt zugenommen haben, wie ſie gruͤnen und bluͤhen. Die Sonne ſcheint jezt wie- der auf die jungen Baͤume, und der Tau des Him- mels N 5

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/226>, abgerufen am 30.04.2024.