Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

ker für die neuen Bazen danken. Sie stuhnden
denn alle von ihren Räderen auf und giengen
mit dem Heirlj zu ihm hervor: aber da sie da
stuhnden, dorfte keines reden.

Der Junker sagte zu ihnen: was machet
ihr da, Kinder, was wollet ihr?

Und Gertrud zum Heirlj: Kannst du jezt
nicht reden: da stuhnd er an ihn zu und sagte;
wir wollen dir für die schönen Bazen danken:

Es freute den Junker: Er gab einem nach
dem andern die Hand und sagte: Kinder! euer
Vater und euere Mutter sind mir lieb: und
wenn ihr recht thut, so seyt ihr mir auch lieb
euer Lebtag.

Denn nahm er den guten Heirlj vom
Boden auf seinen Arm, sah' ihm eine Weile
ins Gesicht, und sagte ihm dann, gäll, (gelt's)
du giebst einmal auch ein braver Bub?

Ja gewiß, sagte der Heirlj; und gäll ich
bin dir auch dann dein Lebtag lieb?

Er war im Augenblik auf seinem Arm wie
daheim -- sah' ihm beständig in die Augen,
und streichelte ihm mit der Hand über die
Baken.

Arner sagte ihm da: Sag, bin ich dir auch
lieb?

Das denk ich, sagte der Bub; du bist ja
noch mehr gut als die Mutter gesagt hat.

Arner. Wie gut hat die Mutter gesagt
daß ich seye?


ker fuͤr die neuen Bazen danken. Sie ſtuhnden
denn alle von ihren Raͤderen auf und giengen
mit dem Heirlj zu ihm hervor: aber da ſie da
ſtuhnden, dorfte keines reden.

Der Junker ſagte zu ihnen: was machet
ihr da, Kinder, was wollet ihr?

Und Gertrud zum Heirlj: Kannſt du jezt
nicht reden: da ſtuhnd er an ihn zu und ſagte;
wir wollen dir fuͤr die ſchoͤnen Bazen danken:

Es freute den Junker: Er gab einem nach
dem andern die Hand und ſagte: Kinder! euer
Vater und euere Mutter ſind mir lieb: und
wenn ihr recht thut, ſo ſeyt ihr mir auch lieb
euer Lebtag.

Denn nahm er den guten Heirlj vom
Boden auf ſeinen Arm, ſah’ ihm eine Weile
ins Geſicht, und ſagte ihm dann, gaͤll, (gelt’s)
du giebſt einmal auch ein braver Bub?

Ja gewiß, ſagte der Heirlj; und gaͤll ich
bin dir auch dann dein Lebtag lieb?

Er war im Augenblik auf ſeinem Arm wie
daheim — ſah’ ihm beſtaͤndig in die Augen,
und ſtreichelte ihm mit der Hand uͤber die
Baken.

Arner ſagte ihm da: Sag, bin ich dir auch
lieb?

Das denk ich, ſagte der Bub; du biſt ja
noch mehr gut als die Mutter geſagt hat.

Arner. Wie gut hat die Mutter geſagt
daß ich ſeye?


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="93"/>
ker fu&#x0364;r die neuen Bazen danken. Sie &#x017F;tuhnden<lb/>
denn alle von ihren Ra&#x0364;deren auf und giengen<lb/>
mit dem Heirlj zu ihm hervor: aber da &#x017F;ie da<lb/>
&#x017F;tuhnden, dorfte keines reden.</p><lb/>
        <p>Der Junker &#x017F;agte zu ihnen: was machet<lb/>
ihr da, Kinder, was wollet ihr?</p><lb/>
        <p>Und Gertrud zum Heirlj: Kann&#x017F;t du jezt<lb/>
nicht reden: da &#x017F;tuhnd er an ihn zu und &#x017F;agte;<lb/>
wir wollen dir fu&#x0364;r die &#x017F;cho&#x0364;nen Bazen danken:</p><lb/>
        <p>Es freute den Junker: Er gab einem nach<lb/>
dem andern die Hand und &#x017F;agte: Kinder! euer<lb/>
Vater und euere Mutter &#x017F;ind mir lieb: und<lb/>
wenn ihr recht thut, &#x017F;o &#x017F;eyt ihr mir auch lieb<lb/>
euer Lebtag.</p><lb/>
        <p>Denn nahm er den guten Heirlj vom<lb/>
Boden auf &#x017F;einen Arm, &#x017F;ah&#x2019; ihm eine Weile<lb/>
ins Ge&#x017F;icht, und &#x017F;agte ihm dann, ga&#x0364;ll, (gelt&#x2019;s)<lb/>
du gieb&#x017F;t einmal auch ein braver Bub?</p><lb/>
        <p>Ja gewiß, &#x017F;agte der Heirlj; und ga&#x0364;ll ich<lb/>
bin dir auch dann dein Lebtag lieb?</p><lb/>
        <p>Er war im Augenblik auf &#x017F;einem Arm wie<lb/>
daheim &#x2014; &#x017F;ah&#x2019; ihm be&#x017F;ta&#x0364;ndig in die Augen,<lb/>
und &#x017F;treichelte ihm mit der Hand u&#x0364;ber die<lb/>
Baken.</p><lb/>
        <p>Arner &#x017F;agte ihm da: Sag, bin ich dir auch<lb/>
lieb?</p><lb/>
        <p>Das denk ich, &#x017F;agte der Bub; du bi&#x017F;t ja<lb/>
noch mehr gut als die Mutter ge&#x017F;agt hat.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Arner</hi>. Wie gut hat die Mutter ge&#x017F;agt<lb/>
daß ich &#x017F;eye?</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0115] ker fuͤr die neuen Bazen danken. Sie ſtuhnden denn alle von ihren Raͤderen auf und giengen mit dem Heirlj zu ihm hervor: aber da ſie da ſtuhnden, dorfte keines reden. Der Junker ſagte zu ihnen: was machet ihr da, Kinder, was wollet ihr? Und Gertrud zum Heirlj: Kannſt du jezt nicht reden: da ſtuhnd er an ihn zu und ſagte; wir wollen dir fuͤr die ſchoͤnen Bazen danken: Es freute den Junker: Er gab einem nach dem andern die Hand und ſagte: Kinder! euer Vater und euere Mutter ſind mir lieb: und wenn ihr recht thut, ſo ſeyt ihr mir auch lieb euer Lebtag. Denn nahm er den guten Heirlj vom Boden auf ſeinen Arm, ſah’ ihm eine Weile ins Geſicht, und ſagte ihm dann, gaͤll, (gelt’s) du giebſt einmal auch ein braver Bub? Ja gewiß, ſagte der Heirlj; und gaͤll ich bin dir auch dann dein Lebtag lieb? Er war im Augenblik auf ſeinem Arm wie daheim — ſah’ ihm beſtaͤndig in die Augen, und ſtreichelte ihm mit der Hand uͤber die Baken. Arner ſagte ihm da: Sag, bin ich dir auch lieb? Das denk ich, ſagte der Bub; du biſt ja noch mehr gut als die Mutter geſagt hat. Arner. Wie gut hat die Mutter geſagt daß ich ſeye?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/115
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/115>, abgerufen am 11.12.2024.