Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.eines Sclaven gegenüber dem robotpflichtigen Bauer mag zum Theil heirin liegen, daß der Ankauf und Unterhalt des ersteren kostspielig ist, während man für den letzteren nichts auszulegen hat. Die Einrichtung der Herrenhäuser auf den Fazenden ist höchst einfach. Die Fenster sind ohne Glas und werden des Nachts mit hölzernen Laden geschlossen. Oft wölbt sich über alle Zimmer das Dach als gemeinschaftliche Decke, und die einzelnen Zimmer sind nur durch niedere Wände von einander getrennt, so daß man jedes Wort des Nachbars, ja beinahe den Athemzug jedes Schlafenden deutlich vernimmt. Die Möbels sind eben so einfach -- ein großer Speisetisch, einige Divans mit Stroh durchflochten und einige Stühle. Die Kleider hängen gewöhnlich an den Wänden, und nur die Wäsche wird in blecherne Koffer gelegt, um sie vor dem Benagen der Ameisen und Baraten zu bewahren. Die Kinder, selbst der reichen Leute, gehen auf dem Lande häufig ohne Schuhe und Strümpfe. Vor dem Schlafengehen untersucht man ihre Füßchen, ob sich Sandflöhe eingenistet haben, die dann mittelst einer Stecknadel von den ältern schwarzen Kindern herausgenommen werden. 9. Oktober. Zeitlich des Morgens nahm ich von meinen gütigen Wirthen Abschied. Die sorgsame Hausfrau packte mir noch ein gebratenes Huhn, Maniokmehl und Käse ein, und so trat ich wohl ausgerüstet die fernere Reise an. Die nächste Station, Aldeo de Pedro, an dem Ufer des Parahyby, war vier Leguas entfernt. Man reitet durch herrliche Waldungen und kommt bereits auf halbem eines Sclaven gegenüber dem robotpflichtigen Bauer mag zum Theil heirin liegen, daß der Ankauf und Unterhalt des ersteren kostspielig ist, während man für den letzteren nichts auszulegen hat. Die Einrichtung der Herrenhäuser auf den Fazenden ist höchst einfach. Die Fenster sind ohne Glas und werden des Nachts mit hölzernen Laden geschlossen. Oft wölbt sich über alle Zimmer das Dach als gemeinschaftliche Decke, und die einzelnen Zimmer sind nur durch niedere Wände von einander getrennt, so daß man jedes Wort des Nachbars, ja beinahe den Athemzug jedes Schlafenden deutlich vernimmt. Die Möbels sind eben so einfach — ein großer Speisetisch, einige Divans mit Stroh durchflochten und einige Stühle. Die Kleider hängen gewöhnlich an den Wänden, und nur die Wäsche wird in blecherne Koffer gelegt, um sie vor dem Benagen der Ameisen und Baraten zu bewahren. Die Kinder, selbst der reichen Leute, gehen auf dem Lande häufig ohne Schuhe und Strümpfe. Vor dem Schlafengehen untersucht man ihre Füßchen, ob sich Sandflöhe eingenistet haben, die dann mittelst einer Stecknadel von den ältern schwarzen Kindern herausgenommen werden. 9. Oktober. Zeitlich des Morgens nahm ich von meinen gütigen Wirthen Abschied. Die sorgsame Hausfrau packte mir noch ein gebratenes Huhn, Maniokmehl und Käse ein, und so trat ich wohl ausgerüstet die fernere Reise an. Die nächste Station, Aldeo de Pedro, an dem Ufer des Parahyby, war vier Leguas entfernt. Man reitet durch herrliche Waldungen und kommt bereits auf halbem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0100" n="93"/> eines Sclaven gegenüber dem robotpflichtigen Bauer mag zum Theil heirin liegen, daß der Ankauf und Unterhalt des ersteren kostspielig ist, während man für den letzteren nichts auszulegen hat.</p> <p> Die Einrichtung der Herrenhäuser auf den Fazenden ist höchst einfach. Die Fenster sind ohne Glas und werden des Nachts mit hölzernen Laden geschlossen. Oft wölbt sich über alle Zimmer das Dach als gemeinschaftliche Decke, und die einzelnen Zimmer sind nur durch niedere Wände von einander getrennt, so daß man jedes Wort des Nachbars, ja beinahe den Athemzug jedes Schlafenden deutlich vernimmt. Die Möbels sind eben so einfach — ein großer Speisetisch, einige Divans mit Stroh durchflochten und einige Stühle. Die Kleider hängen gewöhnlich an den Wänden, und nur die Wäsche wird in blecherne Koffer gelegt, um sie vor dem Benagen der Ameisen und Baraten zu bewahren.</p> <p> Die Kinder, selbst der reichen Leute, gehen auf dem Lande häufig ohne Schuhe und Strümpfe. Vor dem Schlafengehen untersucht man ihre Füßchen, ob sich Sandflöhe eingenistet haben, die dann mittelst einer Stecknadel von den ältern schwarzen Kindern herausgenommen werden.</p> <p> 9. Oktober. Zeitlich des Morgens nahm ich von meinen gütigen Wirthen Abschied. Die sorgsame Hausfrau packte mir noch ein gebratenes Huhn, Maniokmehl und Käse ein, und so trat ich wohl ausgerüstet die fernere Reise an.</p> <p> Die nächste Station, <hi rendition="#aq">Aldeo de Pedro</hi>, an dem Ufer des <hi rendition="#aq">Parahyby</hi>, war vier Leguas entfernt. Man reitet durch herrliche Waldungen und kommt bereits auf halbem </p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0100]
eines Sclaven gegenüber dem robotpflichtigen Bauer mag zum Theil heirin liegen, daß der Ankauf und Unterhalt des ersteren kostspielig ist, während man für den letzteren nichts auszulegen hat.
Die Einrichtung der Herrenhäuser auf den Fazenden ist höchst einfach. Die Fenster sind ohne Glas und werden des Nachts mit hölzernen Laden geschlossen. Oft wölbt sich über alle Zimmer das Dach als gemeinschaftliche Decke, und die einzelnen Zimmer sind nur durch niedere Wände von einander getrennt, so daß man jedes Wort des Nachbars, ja beinahe den Athemzug jedes Schlafenden deutlich vernimmt. Die Möbels sind eben so einfach — ein großer Speisetisch, einige Divans mit Stroh durchflochten und einige Stühle. Die Kleider hängen gewöhnlich an den Wänden, und nur die Wäsche wird in blecherne Koffer gelegt, um sie vor dem Benagen der Ameisen und Baraten zu bewahren.
Die Kinder, selbst der reichen Leute, gehen auf dem Lande häufig ohne Schuhe und Strümpfe. Vor dem Schlafengehen untersucht man ihre Füßchen, ob sich Sandflöhe eingenistet haben, die dann mittelst einer Stecknadel von den ältern schwarzen Kindern herausgenommen werden.
9. Oktober. Zeitlich des Morgens nahm ich von meinen gütigen Wirthen Abschied. Die sorgsame Hausfrau packte mir noch ein gebratenes Huhn, Maniokmehl und Käse ein, und so trat ich wohl ausgerüstet die fernere Reise an.
Die nächste Station, Aldeo de Pedro, an dem Ufer des Parahyby, war vier Leguas entfernt. Man reitet durch herrliche Waldungen und kommt bereits auf halbem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/100 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/100>, abgerufen am 17.06.2024. |